„Bildung ist wie Licht“

IG Metall Esslingen fördert Ausbildungsprojekt in Ägypten – Infoabend am 10. Juni


Seit drei Jahren betreibt die IG Metall Esslingen mit Partnern aus der Industrie ein Ausbildungsprojekt für Jugendliche in der ägyptischen Provinz Luxor. In der Kleinstadt Thoth werden derzeit 20 junge Männer zu Elektrikern ausgebildet. Künftig soll es auch eine Klasse für angehende Sanitärfachleute geben. Dazu veranstaltet die IG Metall einen Infoabend am Mittwoch, 10. Juni.

Die heute 16- bis 18-jährigen jungen Männer werden nach ihrem Berufsabschluss gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, denn in Ägypten werden gut ausgebildete Handwerker benötigt. Doch genau daran mangelt es in dem Land sehr oft. Denn die Baunebengewerke und die Handwerksleistungen sind oft nur von mangelhafter Qualität.

Das hat Sieghard Bender, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, bei einem Besuch in Ägypten festgestellt. Mit dem Projekt wollte er die Ausbildung benötigter Fachkräfte voranbringen sowie Jugendlichen ein Chance durch eine fundierte Berufsausbildung geben. Mehr als Dreiviertel der Arbeitslosen in Ägypten sind junge Leute zwischen 15 und 29 Jahren.

Mit einem Kooperationsvertrag mit dem Gouverneur von Luxor ging die Ausbildungswerkstatt für Elektriker an der Odaisat Industrial  Secondary School in Thoth 2013 an den Start. Unterstützung gab es von zahlreichen Firmen aus dem Kreis Esslingen wie Index oder Metabo, die bei der Ausrüstung der Klassen mit Maschinen und Werkbänken geholfen haben.

Partner sind außerdem die Max-Eyth-Berufsschule in Kirchheim und die Kinderhilfsorganisation Kleine Pyramide in Luxor. Zwischenzeitlich haben Ausbilder aus Thoth die Lehrerfortbildungsakademie in Esslingen besucht und sich über das duale Ausbildungssystem in Deutschland informiert. Die IHK Esslingen hat sich in die Zertifizierung des Berufsabschlusses eingeklinkt.

Finanziert wird die Fachausbildung über Patenschaften für die Azubis. Die Paten zahlen zwei Jahre lang 25 Euro im Monat. Das Interesse der Schüler war von Anfang an groß, so dass immer ein Eignungstest über die Aufnahme ins Ausbildungsprojekt entscheidet.

Nach dem plötzlichen Tod von Sieghard Bender vor zwei Jahren hat der Verein Grussi das Projekt übernommen; die Abkürzung steht für Gewerkschaftliche Gruppe für internationale Solidarität. Die Vereinsvorsitzende ist Gesa von Leesen.

„Das Projekt funktioniert“, stellt Leesen fest. Sie war kürzlich in Thoth. „Es ist einfach großartig, in der Werkstatt zu sehen, wie engagiert die Schüler und Ausbilder sind“, sagt Leesen weiter. Eine andere Ausbildungsklasse, die Malklasse für Mädchen, habe die Klassenräume mit einem neuen dekorativen Anstrich versehen. Auch andere berufsbildende Schulen aus der Umgebung haben in der Zwischenzeit das Projekt besucht.

Die Ausbildung geht jetzt in die Zielgerade. Bis Herbst haben die ersten 20 Elektriker ihre Ausbildung beendet. Im Patenschaftsbeitrag ist auch die Anschaffung eines Werkzeugkastens mit eingerechnet – als erste Ausstattung für einen künftigen selbstständigen Handwerksbetrieb. Von Leesen spricht begeistert über Taie Mohammed, den Ausbilder der Elektrikerklasse. Er habe die Schüler motivieren können. Und nicht nur das: Es sei ihm gelungen, auch die Eltern für die Ausbildung ihrer Kinder zu begeistern, wie Leesen berichtet. Zu den Elternabenden kämen mittlerweile fast alle Väter und Mütter der Schüler. Und sie begreifen, dass ihre Kinder eine Chance fürs Leben bekommen. „Bildung ist wie Licht, und ohne Licht kann man nicht leben“, habe Ausbilder Taie Mohammed einen der Väter zitiert.

Leesen und Grussi wollen ab Herbst eine Ausbildungsklasse zum Sanitärfachmann etablieren. Einige Vorbereitungen sind schon angelaufen. Unter anderem haben die Projektplaner einen Ehrenamtlichen, einen Sanitärfachmann im Ruhestand aus Lichtenwald, für die ersten Schritte gewonnen. Er wird beim nächsten Besuch in Thoth das Materialangebot vor Ort sichten. Denn während der Ausbildung soll nur Ware verwendet werden, die man in Thoth auch kaufen kann. Weitere ehrenamtliche Mitmacher und auch Spenden sind willkommen. Und Leesen will sich künftig um die Einrichtung einer Schneiderklasse für Mädchen kümmern.

In naher Zukunft will die IG Metall auch mit hiesigen Azubis nach Thoth fahren, denn auch den kulturellen Austausch hatte Projektgründer Sieghard Bender als ein Ziel im Visier.      bob / Foto: gvl

 

Info: Am Mittwoch, 10. Juni, 18 Uhr, informiert der Verein im Gewerkschaftshaus in der Julius-Motteler-Straße 12 über das Projekt. Mehr, auch zu den Patenschaften, gibt es unter www.esslingen.igm.de/wir/ausbildungswerkstatt.html


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