Mit einer Mitmachaktion soll in Esslingen „mit kleinen Dingen die Stadt jeden Tag etwas lebenswerter“ gemacht werden

Die Stadt Esslingen will ihre Bürger sesshaft machen: In den kommenden Jahren sollen 100 neue Bänke im Stadtgebiet aufgestellt werden. Das Besondere dabei: Die Bürger haben einen Einfluss darauf, wo die Bänke hingestellt werden.
„Eine Stadt ohne Bänke ist nicht besonders einladend“, sagte der Vorsitzende des Stadtseniorenrates in Esslingen, Josef Birk, der die Aktion begrüßt. Insbesondere für ältere Bürger sei dies wichtig, sollten sie nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs sein. „Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, für den bringen Sitzgelegenheiten mehr Möglichkeiten zur Teilhabe.“ Es gebe Orte wie den Marktplatz mit ausreichend Sitzgelegenheiten, „aber es gibt viele Wege, wo es daran mangelt“, etwa auf dem Weg zum Bahnhof. Für den Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer bedeutet die Aktion, dass auf diese Weise „mit kleinen Dingen die Stadt jeden Tag etwas lebenswerter gemacht wird.“
Angekündigt wurde das Vorhaben auf dem Neujahrsempfang der Stadt Esslingen vergangene Woche. Dort erklärte Burkhard Nolte, der Leiter des Grünflächenamtes, wie die Bürger der Stadt in die Suche nach dem optimalen Standort einbezogen werden sollen. Über das Onlineportal der Stadt könne ein Ort angegeben werden, wo man gerne eine Bank sehen würde, dazu eventuell ein Foto hochladen sowie seinen Namen und seine E-Mail-Adresse nennen.
Danach fängt die Arbeit der Verwaltung an, wie Christine Clement-Wiegand, die Leiterin der Wirtschaftsförderung, beschrieb. Denn auch eine einfache Bank aus Holz kann sich zu einem kleinen bürokratischen Monster auswachsen, weil viele Prüfungen anstehen: „Eigentumsverhältnisse der Fläche, was meint die Feuerwehr dazu, besteht eventuell eine Gefährdung durch parkende Fahrzeuge, aber auch: inwieweit muss die Denkmalpflege berücksichtigt werden?“ Auch die Sichtachse spiele eine Rolle, ebenso der Bauuntergrund und nicht zuletzt die Barrierefreiheit. Das klingt nach einer langwierigen Prüfung, doch Clement-Wiegand verspricht: „Alles soll so schnell wie möglich gehen.“
Eine Bank in der Stadt kann schon einmal schnell 2000 Euro kosten, eine einfache robuste Bank im Wald ist etwas preisgünstiger zu haben. Wie also will die Stadt die Bänke finanzieren? „Wir hoffen auf Unterstützung“, sagte Clement-Wiegand. Sobald die ersten Standorte fest stünden, werde eine Liste im Internet veröffentlicht. Sponsoren hätten dann die Möglichkeit, sich eine Bank beziehungsweise einen Standort auszusuchen. Wenn sie eine Bank finanzieren, bekommen sie als Dank eine Plakette auf der Bank.
Erste Bänke wurden auf dem Neujahrsempfang vergeben. Klopfer will aus seiner privaten Schatulle eine Bank in der Nähe seines Lieblingsplatzes, der Katharinenlinde, sponsern. Auch das Klinikum, die Wohnungsbaugesellschaft EWB und die Stadt selbst scheinen nicht abgeneigt, Bänke zu finanzieren. Der 100-Bänke-Plan ist nicht die erste Bank-Idee in Esslingen. Im Mai des vergangenen Jahres wurde bei einem Innenstadtforum die Idee eines Schwätzbänkles vorgestellt. Es sollte – auch im Zuge der Bemühungen zur Aufwertung der Innenstadt an gut frequentierten Plätzen und Orten zum Treffpunkt für Menschen werden, die einen Gesprächspartner suchen. Im Juni wurde dann das erste Bänkle an der Inneren Brücke aufgestellt.
Info: Anmeldung von möglichen Plätzen ist online unter: www.esslingen.de/lieblingsplatz möglich.
jmf/Foto: Roberto Bulgrin