Bundespräsident Steinmeier hat eine Debatte über einen sozialen Pflichtdienst für junge Menschen angestoßen. Was meinen Sie, sollte ein Pflichtdienst eingeführt werden?

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Pflichtdienst sinnvoll?
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Bundespräsident Steinmeier hat eine Debatte über einen sozialen Pflichtdienst für junge Menschen angestoßen. Was meinen Sie, sollte ein Pflichtdienst eingeführt werden?
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Pflichtdienst sinnvoll?
Am Esslinger Bürgerfest vom 1. bis 3. Juli beteiligen sich rund 100 Vereine und Gruppen – Mit Schwörtag und EZ-Lauf
Nach zwei Jahren Zwangspause findet am ersten Juli-Wochenende das Esslinger Bürgerfest wieder statt. Rund 100 Vereine und Gruppen präsentieren ihre Arbeit und gestalten das Programm. Am Freitag wird wieder die Tradition des Schwörtags gepflegt, am Sonntag wird der Eßlinger Zeitung Lauf gestartet.
Für Matthias Klopfer ist das 47. Bürgerfest die Premierenveranstaltung als Oberbürgermeister. Als Schwörtagsrednerin wurde Barbara Bosch, ehrenamtliche Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, gewonnen. Die ehemalige Oberbürgermeisterin von Reutlingen und Präsidentin des baden-württembergischen Städtetags wird am 1. Juli ab 18 Uhr im Schwörhof (bei schlechtem Wetter im Gemeindehaus am Blarerplatz) vor der Verpflichtung von Bürgermeistern und Gemeinderat über das Thema „Kommunale Demokratie in der Bewährungsprobe“ reden.
Das Organisationsteam im Rathaus hat Schwörtag und Bürgerfest noch enger verzahnt. Daher wird nach der Schwörtagszeremonie die Festbühne auf dem Marktplatz bereits am Freitagabend ab 20 Uhr bespielt – von der Bigband der Musikschule sowie „Gitze & Band“. Bereits um 19 Uhr öffnen die Stände auf dem Marktplatz: Wie in den Vorjahren werden zahlreiche Vereine und Gruppierungen entlang der Stadtkirche für internationale Kulinarik sorgen.
„Die Vereine freuen sich, dass sie sich jetzt endlich wieder öffentlich zeigen können“, berichtet Leonhard Hell vom Kulturamt. Nur drei haben in Anbetracht der erschwerten Planungsbedingungen die Segel gestrichen – weitaus mehr neue haben ihre Teilnahme zugesagt. Ergebnis: Mit 100 Vereinen und Gruppen beteiligen sich zehn mehr als beim bislang letzten Bürgerfest 2019.
Am 2. Juli (ab 10 Uhr) und 3. Juli (ab 11 Uhr/erster Start EZ-Lauf 9 Uhr) gibt es wieder das volle Programm: Mit dem samstäglichen Flohmarkt rund ums Rathaus und in der östlichen Altstadt, mit Musik und Grillgut, Tanzeinlagen und sportlichen Vorführungen. In Esslingens ältester Fußgängerzone werden aus Sicherheitsgründen keine Stände mehr aufgebaut. „Das Sicherheitskonzept für das Bürgerfest bringt es auf 19 Seiten“, erzählt Hell. Stattdessen werden Maille und Ritterstraße dichter bestückt. Auf der innerstädtischen Grünfläche ballen sich die Angebote und Infostände für Familien. Auf dem Hafenmarkt tanzen und bewirten die Zwieblinger-Narren.
In der Stadt sind wieder diverse Bühnen aufgebaut, die von Live-Bands unterschiedlichster Couleur beschallt werden. Zudem haben die Organisatoren in diesem Jahr auch explizit die Kultureinrichtungen mit ins Boot geholt, die vor allem abends für Unterhaltung sorgen. Die Museen sind bei kostenlosem Eintritt geöffnet.
Am Sonntag, 3. Juli, bereichert der Eßlinger Zeitung Lauf wieder das Bürgerfestwochenende. Nach der Pause 2020 und dem Lauf im November 2021 findet der EZ-Lauf wieder in seiner gewohnten Form statt, mit Bambini- und Schülerläufen sowie dem Hauptlauf über vier Runden und zehn Kilometer. Erster Start ist um 9 Uhr, der Hauptlauf wird um 11 Uhr auf die Strecke geschickt. Wer noch mitlaufen will: Nachmeldemöglichkeiten bestehen in der Schelztorhalle am Samstag von 11 bis 14 Uhr und am Sonntag ab 8 Uhr bis eine Stunde vor Start des jeweiligen Laufs.
Das Fest führt zu außergewöhnlichen Verkehrsregeln. Das Areal innerhalb des Altstadtrings wird von Samstag (6 Uhr) bis Sonntag (21 Uhr) zur autofreien Zone. Die Parkplätze am Marktplatz stehen schon ab Donnerstag 18 Uhr nicht mehr zur Verfügung, die Tiefgarage Kleiner Markt ist ab Freitag (17 Uhr) gesperrt. Auch für Bewohner treten Park- und Halteverbote in Kraft, während des gesamten Fests, erweitert am Sonntag auf der gesamten Strecke des EZ-Laufs. Die Stadt kündigt an, dass die Fahrzeuge bei Nichtbeachtung abgeschleppt werden. Der Wochenmarkt am Samstag wird vom Marktplatz in die Bahnhofstraße verlegt.
biz/hin / Foto: Herbert Rudel
Die EnBW plant fürs Altbacher Kraftwerk eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe bis 2035 – Fragezeichen wegen Ukraine-Krieg
Zurzeit werden die beiden Kohleblöcke im Kraftwerk Altbach/Deizisau noch genutzt. Darüber hinaus gibt es an dem Standort drei Gasturbinenanlagen, die mit Öl und Erdgas befeuert werden. Doch das Verbrennen der fossilen Brennstoffe ist klimaschädlich. Beim Gas stand zuletzt darüber hinaus die Abhängigkeit von Russland im Fokus der Kritik. In den kommenden Jahren will die EnBW daher nach eigenen Angaben zunächst ihren Kohleverbrauch sukzessive bis auf Null senken. Schon Ende 2026 könnten die Steinkohleblöcke in Altbach/Deizisau stillgelegt werden, teilte die Unternehmenssprecherin Dagmar Jordan mit. Ob die weithin sichtbaren Schornsteine der Kohleblöcke dann noch eine Zukunft haben, ist ungewiss.
Bis ausreichend „grüner“ Wasserstoff zur Verfügung steht, soll Gas für die nötige Energie sorgen. In vier Jahren soll eine neue Gas- und Dampfturbinenanlage in Betrieb sein. „Wasserstoff kann derzeit nicht als Brennstoff genutzt werden“, erläutert Jordan. Eine Nachrüstung der bestehenden Anlagen sei nicht möglich. Kürzlich wurde deshalb ein Auftrag für drei sogenannte Fuel-Switch-Projekte vergeben. Neben Altbach/Deizisau sollen auch die Kraftwerke Stuttgart-Münster und Heilbronn umgestellt werden. „Moderne Gaskraftwerke sollen den Ausbau der erneuerbaren Energien flankieren“, sagt Jordan. Der Plan der EnBW ist es, die neuen Turbinen Ende 2026 in Betrieb zu nehmen. Je Standort werde ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag investiert. Sobald alles reibungslos funktioniert, werden die Kohleblöcke abgeschaltet.
Angesicht stark zurückgefahrener Gaslieferungen aus Russland hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck jüngst angekündigt, dass man Gas einsparen wolle, aber auch Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen könnten. Die EnBW überrascht diese Nachricht nicht: „Die Überlegungen des Bundeswirtschaftsministeriums sind ja schon einige Zeit bekannt. Insofern laufen auch die Vorüberlegungen auf unserer Seite bereits“, so Jordan. Dazu gehörten Kohlebeschaffung und -transport, aber auch der Flächenbedarf für die im Gesetzentwurf genannte Bevorratung. Darüber hinaus beschäftige das Unternehmen sich mit der Frage, wie viele Arbeitskräfte benötigt werden, da die langfristige Personalplanung ja von den Prämissen des ursprünglichen Kohleausstiegs ausging. Auch werden die unterschiedlichen technischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Steinkohle-Anlagen geprüft. „Unabhängig davon halten wir an unseren Fuel-Switch-Plänen, auch am Standort Altbach/Deizisau, weiterhin fest“, betonte Jordan.
Unklar ist bisher, wann ausreichend mit regenerativer Energie hergestellter Wasserstoff zur Verfügung steht. „Momentan gehen wir davon aus, dass eine Umstellung auf Wasserstoff in den 30er-Jahren durchgeführt werden kann“, meint die Sprecherin. Bis dahin soll Gas zur Energieerzeugung genutzt werden. Der Energieversorger geht davon aus, dass sich eine Wasserstoffinfrastruktur in den kommenden Jahren entwickelt. Der Wasserstoff könne mittels Wasserelektrolyse mit Wind- oder Sonnenenergie hergestellt werden. Deutschland werde aber auf Importe angewiesen sein. Zum Kraftwerk Altbach/Deizisau werde der Wasserstoff dann über eine Leitung angeliefert.
Damit während der Übergangszeit von der Kohle zum Wasserstoff das Gas nicht ausgeht, wird derzeit an neuen Verträgen gearbeitet. Die EnBW bemühe sich um eine Diversifizierung der Erdgasbeschaffung, die Belieferung des Standortes Altbach/Deizisau stehe jedoch erst in vier Jahren an. Bis dahin gehe man davon aus, dass die Lieferungen gesichert seien.
Für den Betrieb der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage werden weniger Mitarbeiter benötigt als für den Betrieb der Kohleanlagen. Zurzeit arbeiten rund 200 Menschen im Kraftwerk Altbach/Deizisau. In welchem Umfang die Mitarbeiterzahl reduziert wird, sei noch ungewiss. Allerdings betont die Sprecherin, dass die neue Anlage nach den Diskussionen um den Kohleausstieg nun wieder eine langfristige Perspektive für die Belegschaft biete. Wie es nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage mit den beiden großen Schornsteinen weitergeht, steht bisher nicht fest. Klar ist, dass die Gas- und Dampfturbinenanlage neue Schornsteine erhält.
bra / Foto: Philipp Braitinger
Immer mehr Menschen im Kreis Esslingen fühlen sich wegen des Lärms am und um den Stuttgarter Flughafen gestört
Nachtflüge machen den Menschen im Kreis Esslingen zu schaffen. Beim Lärmschutzbeauftragten für den Flughafen Stuttgart gingen 2021 über laute Maschinen in der Nacht 97 Beschwerden ein, im Vorjahr waren es 76. Probleme bereiten nach der Statistik von Stefan Köhler auch vermeintliche Abweichungen von der Flugroute und der allgemeine Fluglärm auf den Fildern und im Neckartal. Der Flugbetrieb nahm nach dem Coronatief wieder zu. Die Beschwerden haben sich mehr als verdoppelt.
Nach der langen Zeit von Reisebeschränkungen wegen der Pandemie erholt sich der Flugbetrieb langsam wieder. Das bedeutet offenbar auch, dass wieder mehr Menschen in den Kommunen rund um den Flughafen von Fluglärm betroffen sind. Wie sehr das Thema die Menschen in der Region beschäftigt, zeigt sich auch an der hitzigen Debatte über die geplante neue Flugroute in Richtung Süden, die die Menschen in den Kommunen rund um den Flughafen spaltet. Ihre Empfehlung dazu gibt die Fluglärmkommission für den Flughafen Stuttgart am 4. Juli ab. Die Debatte zeigt, dass das Thema Fluglärm wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt.
Die Zahl der Gesamtflugbewegungen in Stuttgart stieg im Jahr 2021 leicht auf 63 775 (Vorjahr 60 302). Die Zahl der beförderten Passagiere erhöhte sich im Vergleich zu 2020 um elf Prozent auf 3,582 Millionen.
Das macht sich bei dem unabhängigen Lärmschutzbeauftragten, dessen Stelle beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelt ist, bemerkbar. 488 Beschwerden landeten 2021 bei ihm. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 238. „Die Zahlen liegen jedoch immer noch weit unter dem Niveau vor Corona.“ 2019 gingen 853 Beschwerden über Flugzeuge rund um Stuttgart bei ihm ein. Köhler gibt zu bedenken, dass es Beschwerdeführer gibt, die sich immer wieder beklagen. 149 Personen haben sich bei ihm beschwert.
Ein Kernproblem sind und bleiben die Nachtflüge, die immer wieder Anwohner des Flughafens aus dem Schlaf reißen. Da verzeichnet Köhlers Statistik eine Steigerung. 1132 Nachtflugbewegungen gab es 2021, im Vorjahr waren es 947. Die Flüge der Nachtluftpost machten mit 995 Flügen – das entspricht 88 Prozent – den Hauptanteil aller Nachtflüge aus. „Diese dürfen seit dem 19. September 2014 ausschließlich mit Flugzeugen durchgeführt werden, die die Anforderungen des besonders leisen Lärmkapitels 4 des Anhangs 16 zum Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt (ICAO) erfüllen“, sagt Köhler, der selbst ausgebildeter Berufspilot ist.
Am Flughafen Stuttgart gibt es eine sogenannte Nachtflugbeschränkung – das ist kein komplettes Verbot. Zwischen 23.30 und 6 Uhr dürfen demnach keine zivilen Flugzeuge mit Jetantrieb am Flughafen Stuttgart landen. Immer wieder gibt es jedoch Ausnahmegenehmigungen. Sie werden allerdings sehr streng abgewogen. Die Zahl der verspäteten Landungen stieg von 30 auf 102. 2021 wurden 18 Nachtflüge aufgrund von Einzelfall-Ausnahmegenehmigungen erlaubt. Das entspricht einer Steigerung um sechs Flüge zum Vorjahr; 2020 waren es noch zwölf Flüge gewesen. Elf Anträge wurden abgelehnt.
Regional sind die Beschwerden im Landkreis Esslingen zwischen Filder und Neckartal verteilt. Demnach liegt Denkendorf mit 31 Beschwerden ganz vorne – im Vorjahr waren es dort nur zehn Beschwerden. Aus den Neckartal-Kommunen Altbach, Deizisau und Plochingen gingen 22 Beschwerden ein (2022: fünf Beschwerden). In Neuhausen beschwerten sich 15 Betroffene, und damit zwei mehr als im Vorjahr. Bei den Stadtteilen Ostfilderns liegt Nellingen mit 18 Beschwerden vorne (2021: sieben Beschwerden). Der Scharnhauser Park war 2020 mit 23 Beschwerden Spitzenreiter; jetzt brachten nur noch neun Anwohner ihre Einwände vor. In Leinfelden-Echterdingen stieg die Zahl der Beschwerden von sechs auf 27. In Esslingen liegen die Stadtteile Zell, Sirnau und Oberesslingen mit acht Beschwerden (2020: sieben Beschwerden) vorne.
eli / Foto: FSG/Maks Richter
Politik und Wirtschaft diskutieren angesichts der Energiekrise, die Temperatur-Vorgaben für beheizte Wohnungen zu reduzieren. Werden Sie im Winter die Heizung ein paar Grad runterdrehen?
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Runterdrehen?
Nach zweijähriger Coronapause findet das Open-Air-Kino auf der Esslinger Burg vom 28. Juli bis 6. August statt
Das Freiluft-Kino auf der Esslinger Burg erfreut sich großer Beliebtheit. Vor 30 Jahren hat das Kommunale Kino (Koki) den malerischen Platz über den Dächern der Altstadt erstmals in einen Filmpalast im Freien verwandelt. Doch in den vergangenen beiden Jahren hat Corona das Koki-Team ausgebremst. Nun wird wieder durchgestartet. Das Programm für die Zeit vom 28. Juli bis 6. August steht inzwischen, der Vorverkauf startet am 1. Juli.
Nach den pandemiebedingten Absagen 2020 und 2021 wollen die Koki-Geschäftsführer Sibylle Tejkl und Stefan Hart die lieb gewonnene Tradition nun fortführen. Wenn Corona mit zwei fürs Open-Air-Kino verlorenen Jahren nicht wäre, könnte das Koki jetzt sein 30. Festival feiern. Im Rahmen des Kultursommers 1993 hatte es die erste Ausgabe des Freilichtkinos gegeben. Das Koki hat sein Konzept jedes Jahr weiter verfeinert, zum Beispiel durch ein aufwendiges Lichtkonzept. Auf der Esslinger Burg können bis zu 3000 Zuschauerinnen und Zuschauer Abend für Abend auf bequemen Hochlehner-Stühlen oder mit Isomatte und Decke auf dem Rasen Platz nehmen, sich schon lange vor Einbruch der Dunkelheit bei verschiedenen gastronomischen Angeboten bedienen – und sich mit Livemusik auf das Filmprogramm des Abends einstimmen, das traditionell mit einem originellen Kurzfilm beginnt. Stefan Hart verweist darauf, dass alle Jobs vor Ort ehrenamtlich gestemmt werden.
Damit das Festival gelingt, muss allerdings nicht nur der Rahmen stimmen. Mindestens ebenso wichtig wie das Ambiente ist ein interessantes Filmprogramm. Das Open-Air-Team des Kommunalen Kinos sichtet dafür zahlreiche Filme, irgendwann steht dann ein Programm. Sibylle Tejkl: „Liebhaber des spektakulären Hollywood-Überwältigungskinos, Romantiker und Komödien-Fans kommen ebenso auf ihre Kosten wie diejenigen, die die leiseren Töne oder den subtileren Witz des europäischen Arthouse-Kinos bevorzugen.“
Das Kino auf der Burg 2022 startet am 28. Juli mit Marcus H. Rosenmüllers Komödie „Beckenrand Sheriff“ – der Geschichte eines schrulligen Bademeisters, der in einem heruntergewirtschafteten Dorf-Schwimmbad unverdrossen für Ordnung sorgt. Karoline Herfurths Tragikomödie „Wunderschön“ erzählt am 29. Juli die Geschichte von fünf denkbar unterschiedlichen Frauen, deren Wege sich kreuzen. Großes Hollywood-Kino bietet am 30. Juli Ridley Scotts „House of Gucci“, ein opulentes Werk, das die oft gar nicht so schillernden Abgründe der internationalen Modewelt zeigt. Mit Erik Haffners hochkarätig besetztem satirischem Episodenfilm „Die Geschichte der Menschheit“ endet am 31. Juli die erste Woche im Kino auf der Burg.
Denis Villeneuves Science-Fiction-Epos „Dune“ eröffnet am 1. August die zweite Festivalwoche. „Ein überwältigender Film von großer Schönheit“, findet das Koki-Team. In seinem Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ (2. August) erzählt der Regisseur Andreas Dresen die Geschichte einer Frau, deren Sohn zu Unrecht als „deutscher Taliban“ in Guantanamo inhaftiert wurde. Weiter geht es am 3. August mit Baz Luhrmanns „Elvis“, der die Geschichte des King of Rock ‘n‘ Roll erzählt. Publikumsliebling Elyas M’Barek spielt in Anika Deckers romantischer Komödie „Liebesdings“ (4. August) einen Filmstar, der um seinen guten Ruf kämpft. Sönke Wortmann hat die französische Komödie „Die brillante Mademoiselle Neila“ unter dem Titel „Contra“ neu verfilmt (5. August). Und mit Simon Curtis‘ Historienfilm „Downton Abbey II: Eine neue Ära“ geht das Festival am 6. August zu Ende.
Info: Eintrittskarten für das Kino auf der Burg kosten 12,50 Euro, ermäßigt 9,50 Euro. Der Vorverkauf für alle Vorstellungen beginnt am 1. Juli. Karten unter www.kinoaufderburg.de, bei Provinzbuch in Esslingen und während des Festivals am Koki-Infostand auf der Burg. Kartenreservierungen sind nicht möglich.
gw / Foto: Ines Rudel
Die schlauen Vögel richten erhebliche Schäden auf Feldern an – Manch Landwirt hat schon mehrfach nachsäen müssen
Da hinten“, stellt Frank Schober entsetzt fest, „ist schon wieder alles weg.“ Er zeigt auf eine große braune Stelle im Maisfeld, wo nichts mehr zu sehen ist als nackter Boden. Und kleine Löcher. „Jetzt mache ich da nichts mehr“, sagt der Landwirt aus Wolfschlugen resigniert. Seit Mitte April habe er auf insgesamt sieben Hektar Fläche schon zwei Mal, stellenweise sogar drei Mal Mais nachsäen müssen – weil Krähen nicht nur die Samen, sondern auch die Sprösslinge aus dem Boden pickten.
So schlimm wie in diesem Jahr sei es noch nie gewesen, meint Schober. Früher, erinnert er sich, da hätten sich kleine Gruppen von zehn bis zwanzig Vögeln über die Felder hergemacht. „Heute sind es riesige Schwärme mit über hundert Vögeln.“ Während der Bauer mit seinem Sohn Marcel den Acker inspiziert, lässt sich freilich keines der schwarzgefiederten Tiere blicken. Aber ihr markantes Krächzen ist aus den nahen Bäumen zu hören.
Schreckschüsse ohne Wirkung
Es seien ziemlich clevere und lernfähige Vögel, weiß Schober aus leidiger Erfahrung. Von Vogelscheuchen, raschelnden Flatterbändern, blinkenden Reflektoren, Windspielen oder Luftballonen am Holzpflock ließen sie sich nicht beeindrucken. „Nach zwei, drei Tagen haben die raus, dass davon keine Gefahr ausgeht.“ Auch mit Schreckschüssen, die von der Bevölkerung wegen Lärmbelästigung kritisiert werden, hat er es versucht. Vergeblich: „Die drehen eine Runde und sind kurz darauf wieder da.“
Selbst gut geschützter Mais sei vor den Krähen nicht sicher, fügt Marcel Schober hinzu. „Sie hocken auf den Siloballen und picken Löcher in die Folie, um sich was rauszuholen.“ Die Gefahr dabei sei, dass eintretende Luft das Tierfutter verfaulen lasse. Noch halte sich der Schaden mit mehreren hundert Euro in Grenzen, räumen die Landwirte ein. Doch ihre Sorge wächst. Der Maisanbau ist für sie enorm wichtig. Sie bauen die Kulturpflanze auf immerhin 45 Hektar Fläche auf den Fildern an – vorwiegend, um damit ihre 130 Mastrinder und die 340 Hühner zu füttern, aber auch für die Produktion von Strom und Wärme in einer Biogasanlage.
Die Schäden durch Saat- und Rabenkrähen, beklagt der Landesbauernverband (LBV) Baden-Württemberg, werden von Jahr zu Jahr größer. Gemeinsam mit dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband hat er die Mitgliedsbetriebe Anfang dieses Jahres zu ihren Erfahrungen im Jahr 2021 befragt. Insgesamt 166 Meldungen aus 21 Landkreisen gingen ein.
Schäden vor allem bei Mais
Fast jeder zweite Landwirt, der an der Umfrage teilnahm, hatte demnach Probleme mit Rabenvögeln. In den Regionen Stuttgart-Filder, Esslingen, Heilbronn, Ludwigsburg, Rhein-Neckar, Biberach, Karlsruhe und Hohenlohe sind offenbar besonders viele Betriebe betroffen.
Vor allem bei Mais sind die Schäden dem Bericht zufolge beträchtlich. „Das Ausmaß reicht bis zum Totalausfall“, sagt Jürgen Maurer, der Vorsitzende des Fachausschusses Pflanzliche Produktion im LBV. Die Liste der Pflanzen ist aber lang, sie reicht von Zuckerrüben, Gurken und Kohlrabi über Kürbis, Brokkoli und Möhren, hin zu Winterweizen, Sonnenblumen und Kirschen. Insgesamt sind es 24 unterschiedliche Pflanzenarten, die meist angepickt oder – nicht immer nur zum Futtern – aus der Erde herausgerissen werden. Die Höhe des Schadens variiert, liegt laut LBV im drei- bis fünfstelligen Bereich: bei Roter Bete sind es bis zu 10 500 Euro pro Betrieb, bei Salat bis zu 15 000 Euro, bei Erdbeeren bis zu 25 000 Euro.
Die Politik solle die Probleme „endlich ernst nehmen und zusammen mit der Landwirtschaft effektive und praxistaugliche Lösungen finden“, fordert der LBV, der eigenen Angaben zufolge 33 000 Landwirte in Baden-Württemberg vertritt. Denn die durch Saat- und Rabenkrähen verursachten Schäden hätten ein „nicht mehr tolerierbares Niveau erreicht“, meint Maurer. Die Kosten für Ernteverluste, Qualitätseinbußen, aber auch für Abwehrmaßnahmen würden die landwirtschaftlichen Betriebe erheblich belasten. Deshalb sei „eine effektive Bestandsregulierung zwingend erforderlich“. Gemeint ist damit die Jagd auf die geschützten Vögel.
Bejagung nicht erlaubt
In den 1950er-Jahren war die Saatkrähe in Baden-Württemberg fast ausgestorben, seither hat sich die Population erholt. Trotzdem dürfe sie – abgesehen von Einzelfällen – nicht bejagt werden, moniert der LBV. „Die Bestände beider Arten rechtfertigen diese Maßnahme“, ist Maurer überzeugt. Die Forderung des Landesbauernverbandes, sogenannte Vergrämungsabschüsse ganzjährig zu erlauben, kontert der Nabu: Die Krähen würden sich nur noch schneller vermehren, je höher die Abschussrate wäre. Das Ausmaß der Schäden durch Saatkrähen ist aus seiner Sicht noch nicht ausreichend erforscht.
Frank und Marcel Schober sehen „leider keine andere Möglichkeit“, als die Krähenbestände zu dezimieren. Auch, weil sie ein bewährtes Pflanzenschutzmittel nicht mehr einsetzen dürfen. Die Maisbeize wurde bis 2020 auf Saatgut und Pflanzen aufgetragen, damit es den Krähen nicht schmeckt. Die Alternativmittel aber zeigen keine Wirkung.
eh / Foto: Horst Rudel
Der Aileswasensee in Neckartailfingen ist mit Blaualgen belastet – Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen
Die Prognosen für eine ungetrübte Badesaison standen günstig. Die meisten Badeseen im Land waren mit der Note „Ausgezeichnet“, der Aileswasensee in Neckartailfingen mit der Note „Gut“ eingestuft worden. Doch kürzlich hat das Kreisgesundheitsamt Alarm geschlagen. Im Aileswasensee breiten sich Blaualgen aus, die für Menschen eine Gesundheitsgefahr darstellen können.
Aufgefallen ist die Belastung zuerst am Kinderstrand, wo die grünen Schlieren auf der Wasseroberfläche schwimmen. Mittlerweile seien jedoch an allen Uferbereichen abgesunkene Algen festgestellt worden, teilt Andrea Wangner, die Sprecherin der Kreisverwaltung Esslingen mit.
Die Gesundheitsämter der Landkreise untersuchen die Qualität der Badegewässer im Land regelmäßig. Das Ergebnis einer Wasserprobe, die vor rund zwei Wochen im Aileswasensee gezogen worden war, ließ das Kreisgesundheitsamt aufhorchen. Bei der Untersuchung wurde eine Belastung des Gewässers mit den Darmbakterien Escherichia coli und Intestinale Enterokokken festgestellt. Die Konzentration dieser Cyanobakterien liegt zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt im Jahr hoch. Üblicherweise treten Blaualgen erst im Spätsommer auf.
An sich sind sie harmlos und kommen in allen Gewässern vor. Zum Problem werden sie erst, wenn sie sich massenhaft vermehren. Ursache dafür ist ein hoher Nährstoffgehalt im Wasser, vor allem der Phosphatgehalt ist problematisch. Da die angrenzenden Ackerflächen regelmäßig gedüngt werden, besteht für den knapp neun Hektar großen Aileswasensee eine Verschmutzungsgefahr durch den Eintrag von Phosphat des Grundwassers. Wärme und Licht gelten als Wachstumsbeschleuniger. Das frühsommerliche Wetter dürfte also ein wesentlicher Grund für die Ausbreitung sein. Angesichts der hohen Temperaturen in den vergangenen Tagen sei ein weiteres Algenwachstum nicht auszuschließen, heißt es im Landratsamt.
Nachdem die Probenwerte bekannt waren, hatte das Gesundheitsamt die Gemeinde Neckartailfingen angewiesen, eine Warnung zu veröffentlichen. „In sichtbar belasteten Bereichen wird vom Baden abgeraten“, ist nun auf Schildern entlang des Wegs zum See und auch im Internet zu lesen. „Es gibt viele Leute, die trotzdem im See baden. Aber das sollte man wirklich ernst nehmen“, sagt Christina Gombold, der Leiterin des Ordnungsamts der Gemeinde Neckartalfingen. Vor allem sollte darauf geachtet werden, dass Kinder nicht mit den Schlieren spielen oder sie gar verschlucken. Denn Blaualgen produzieren Giftstoffe. Und wenn Badegäste belastetes Wasser schlucken, könnte dies zu Durchfall, Übelkeit und Ausschlägen führen.
Wie stark der Aileswasensee belastet ist, könne nicht eingeschätzt werden. Die Werte aus einer weiteren Wasserprobe liegen laut Gombold erst im Verlauf dieser Woche vor. „Deshalb bleib zunächst einmal alles so, wie es ist. Die Warnung vor dem Baden in sichtlich belasteten Bereichen gilt weiterhin“, sagt Gombold. Der See werde nicht abgesperrt und bleibe zugänglich, auch weil er ein Naherholungsgebiet darstellt. Auch ein Badeverbot stehe nicht an. Allerdings rate die Gemeinde momentan davon ab, ins Wasser zu gehen, da die Grundwasserströmung die Belastung auf weitere Seebereiche verteilen könne. „Wir wollen deshalb zunächst die neuen Werte abwarten“, sagt Gombold. Wer trotz der Warnung im See bade, mache dies auf eigene Verantwortung, erklärt sie.
eh/pst / Foto: Horst Rudel
Fast jeden Abend laufen auf mehreren Fernsehkanälen Kriminalfilme. Was sagen Sie? Sind es zu viele Krimis?
Foto: dpa
Zu viele Krimis?
Der Esslinger Bahnhof und sein Umfeld haben keinen guten Ruf – Wissenschaftlerinnen legen die Finger in die Wunde
Modern, aber seelenlos – keine Identität, kein Leben.“ Dieses Zitat aus ihren Experteninterviews bringt für Ines Hohendorf und Ina Hennen, Mitarbeiterinnen der Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement an der Universität Tübingen, die Probleme des Viertels zwischen der Esslinger Schlachthaus-, Martin- und Bahnhofsstraße am besten auf den Punkt. Im Auftrag der Stadt haben die Sozialwissenschaftlerinnen in ihrer Sozialraumanalyse die Probleme des Bahnhofs und seines Umfelds unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten drei Monate lang unter die Lupe genommen: mit Vor-Ort-Begehungen und strukturierten Beobachtungen, Interviews mit Experten, Passanten oder anderweitig Betroffenen und den Sozialstruktur- und Kriminalitätsdaten für das Quartier. Das erste Modul, die Beschreibung der Nutzergruppen, Probleme und Bedarfslagen, haben sie jetzt vorgestellt.
Was jetzt publik wurde, ist eine Bestandsaufnahme, die in den wesentlichen Punkten nicht überrascht, aber manches vielleicht etwas relativiert oder in einen anderen Zusammenhang bringt. Dabei konnten die Wissenschaftlerinnen dem Bahnhof und seinem Umfeld positive Aspekte abgewinnen. Wie der moderne Eindruck, den er auf den ersten Blick hinterlasse, die guten ÖPNV-Anbindungen, die Einkaufs- und Parkmöglichkeiten oder Freizeitangebote.
Ihr Augenmerk sollte sich aber auf das richten, was dort nicht gut läuft. Beispiel Sicherheit: Bei mehr als 100 Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten im Jahr, bei denen Alkohol meist eine große Rolle spielt, haben Polizei und Ordnungsamt den Bahnhof als örtlichen Brennpunkt ausgewiesen. 361 Mal ist die Polizei im vergangenen Jahr an den ZOB gerufen worden, was in 158 Strafanzeigen mündete. In den restlichen Fällen musste sie Streitigkeiten schlichten oder Betrunkene vorübergehend aus dem Verkehr ziehen. „Die Kriminalitätsbelastung hebt sich damit von allen anderen Örtlichkeiten im Stadtgebiet deutlich ab“, heißt es in der Stellungnahme von Polizei und Ordnungsamt. Vor allem hinsichtlich der „höheren Leibesgefährdung“, schreiben die Autorinnen.
2020 seien 145 Straftaten im Bahnhofsumfeld verzeichnet worden, berichtet Ines Hohendorf. Ludwigsburg verzeichne drei Mal so viele an ihrem Bahnhof, empfinde diese Zahl aber bei Weitem nicht so als Bedrohung wie Esslingen. Was, so räumt sie ein, daran liegen könnte, dass in Esslingen mehr Gewalt, Aggression und Körperverletzung im Spiel seien. Zehn Prozent der Straftaten im Esslinger Bahnhofsbereich haben mit Rauschgift zu tun.
Den Wissenschaftlerinnen ist aufgefallen, dass sich das Quartier durch Baustellen, Lärm und Verkehr auszeichne. Tagsüber sei es rund um den Bahnhof belebt, nachts hingegen leer und dunkel. Ina Hennen: „Das Sicherheitsempfinden ändert sich mit der Tageszeit.“ Sexistische und rassistische Belästigungen, eine sehr geringe soziale Kontrolle nach Ladenschluss sowie die Trinkerszene auf dem Bahnhofsplatz und zwischen Rewe und Altem Zollamt beeinträchtigten das Sicherheits- und Wohlgefühl und würden oft zu Vermeidungsstrategien führen – sprich: zu Umwegen für die Betroffenen.
Am massivsten ballt sich die Kritik an der Aufenthaltsqualität des Bahnhofsplatzes. Der umstrittene Charme des Toilettengebäudes, der ungenutzte Infocontainer und das Corona-Testzentrum würden ihn einengen und unübersichtlich machen. Es fehle ihm an Funktionalität, an Grünflächen und Schatten im Sommer, an einer guten Beleuchtung und überhaupt einem guten Design. Müll und Dreck wurden ebenso häufig als Problem genannt – obwohl das den Wissenschaftlerinnen selbst nicht so ins Auge gefallen war. Dazu komme punktuell der Gestank vom öffentlichen Urinieren und der Anblick von Schrottfahrrädern. Der Platz leide darunter, dass man sich kaum irgendwo hinsetzen könne, ohne etwas konsumieren zu müssen.
Seit Mai arbeiten die Wissenschaftlerinnen an Handlungsempfehlungen, wie man das Bahnhofsquartier zum „urbanen Raum für alle“ machen könnte. Die sollen am 20. Juli öffentlich gemacht werden.
biz / Foto: Roberto Bulgrin