Abgestimmt!

Angesichts steigender Preise treten laut einer Umfrage 47 Prozent der Deutschen kürzer – und das stark bis sehr stark. Schränken auch Sie sich im Alltag ein?

Foto: dpa

Schränken Sie sich ein?

  • Ja! (71% )
  • Nein! (29% )
Loading ... Loading ...

Günstige Mieten sind Mangelware

Wohin entwickelt sich der Wohnungsmarkt in Reichenbach  angesichts  rund 220 neuer Wohneinheiten?

Richtig teuer dürfte das Wohnen auf dem früheren Starmix-Gelände werden. Dort hat eine Tochtergesellschaft  der Frankfurter Phoenix Real Estate Development  unter der Überschrift „Das Domizil“ den alten  Querbau kernsaniert und zu 44 Wohnungen umgewandelt sowie weitere 22 Wohnungen in zwei vorgelagerten Neubauten errichtet. Innerhalb kürzester Zeit gingen die Wohnungen weg. Käuferin  ist eine Esslinger Investorengruppe. Nun geht es an die Vermietung, um die sich die Immobilienmaklerin Senta Hoffmann kümmert. „Ich bin sehr zufrieden. 60 Prozent sind bereits vermietet,“ sagt die Fachfrau, die von ihrem Reichenbacher Büro an der Ecke Schiller- und Stuttgarter Straße direkt auf die Immobilie  blickt. 

Mit rund  14 Euro pro Quadratmeter seien die Mieten teuer, räumt Hoffmann ein. Die Nachfrage sei trotzdem da, nicht nur bei Besserverdienern. Auch Zugführer und Zahnarzthelferinnen zählten zu ihren Kunden. Manche entschieden sich  für kleinere Grundrisse. Neben Neubaustandard und  Aufzug sprächen die zentrale Lage und die Nähe zum Bahnhof fürs  Domizil.

Noch ist unklar, was mit den übrigen, weit größeren  Starmix-Flächen geschieht. „Die Fabrik kommt weg“, sagt Bernhard Richter nur. Ansonsten  gibt sich der Reichenbacher Bürgermeister zugeknöpft. Schwierig seien die Verhandlungen mit dem Eigentümer, das lässt er durchblicken. Man sei noch ganz am Anfang des Weges zum modernen Wohnareal. Attraktiv, nicht zu sehr verdichtet, aber dennoch bezahlbar soll das Wohnen dort einmal sein. Ein Spagat, so  hatte es Richter im Zuge der Haushaltsberatungen erklärt.

Doch zurück zum Querbau und seiner hohen Anziehungskraft  auf  Investoren. Gleich gegenüber steht ein interessanter Gegenentwurf. Maklerin Senta Hoffmann logiert hier in einer   Gewerbeeinheit, deren Besitzer   deutlich      andere Ziele verfolgen als Hoffmanns Auftraggeber. Das Gebäude gehört der Siedlungsbau Neckar-Fils. Die  Nürtinger Bau- und Wohnungsgenossenschaft  hat 2018 erstmals in Reichenbach gebaut. 18 Mietwohnungen, eine Arztpraxis und besagtes Immobilienbüro sind so entstanden. Pro Quadratmeter zahlen die Mieter hier im Schnitt 8,50 Euro. Dafür gibt es Fußbodenheizung, bodengleiche Duschen, elektrische Rollläden und   einen Aufzug. Die Einstiegsmiete im Erdgeschoss beträgt acht Euro. Im beliebten Dachgeschoss würden zehn Euro fällig, sagt Carsten Martini, der als geschäftsführendes Vorstandsmitglied für mehr als 1000 Wohneinheiten zuständig ist.

„Wir betrachten es als unsere Hauptaufgabe, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagt der Wohnbaufachmann. Deshalb wolle man   rund zehn Prozent unter dem örtlichen Mietspiegel bleiben. Allerdings seien solch relativ günstige Neubaumieten nur auf Basis einer Mischkalkulation möglich.  Dabei handle es sich um eine Querfinanzierung der Solidargemeinschaft aller Genossen und Genossinnen, die sich 2020 über eine Dividende von vier Prozent freuen konnten.

  Auch der richtige Standort spielt eine Rolle. Der Reichenbacher Gemeinderat und Bürgermeister Richter hätten den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum erkannt und  beim Grundstücksverkauf keine überzogenen Forderungen gestellt, lobt Martini.„Wir wollen nicht möglichst viel Kohle“, sagt Richter. Die Kommune mache unterschiedliche Preise. „Wir machen seit mehr als 20 Jahren Innenentwicklung. Dafür haben wir konsequent Grundstücke aufgekauft“, erläutert der Rathauschef. Reichenbach habe  seine Einwohnerzahl seit 1990 um rund 1000 Köpfe  gesteigert. Ohne Neubaugebiete auf der grünen Wiese habe man den Generationenwechsel im Ort geschafft. „Die Leute verkaufen auf dem Siegenberg ihre Häuser und ziehen ins Zentrum. So schaffen wir den Werterhalt,“ erläutert Richter den Wandel.

Die im Bau befindlichen innerörtlichen Areale Wilhelmsquartier und Paulinengarten seien gute Beispiele, denn  die zugegebenermaßen hochpreisigen Eigentumswohnungen mit   Quadratmeterpreisen  von rund  5500 Euro gingen meist an Einheimische. Für Menschen mit kleinem Geldbeutel bleiben Mietwohnungen auf dem Siegenberg. Dort verwaltet die  Baugenossenschaft Reichenbach einen  Wohnungsbestand  aus den Nachkriegsjahren. 

com / Fotograf: Roberto Bulgrin


Ideales Umfeld für Lernen, Lehren, Leben

Das Rohräckerschulzentrum in Esslingen ist für 55,8 Millionen Euro grundlegend saniert und erweitert worden

Was lange währt, wird endlich gut: Die grundlegenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am  Rohräckerschulzentrum in Esslingen haben nach rund 13 Jahren ihren Abschluss gefunden. „Endlich“, sprach Landrat Heinz Eininger den Schülern, Lehrern und Eltern bei der feierlichen Einweihung Ende Mai aus dem Herzen. Ursprünglich war die Fertigstellung für das Schuljahr 2017/2018 geplant gewesen.  Die umfangreichen Arbeiten haben  aber deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Der Landrat  blickte weit in die Vergangenheit  zurück: Weil die Anlage auf dem Esslinger Zollberg weder den pädagogischen Ansprüchen  noch den baulichen Anforderungen der Zeit  entsprach, entschied sich der Landkreis als Träger des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ) für eine Generalsanierung des mehr als 40 Jahre alten Schulzentrums für  Kinder mit Handicap. Diese wurden seither  auf einer Baustelle unterrichtet, was  laut Eininger „einer Operation am offenen Herzen“ glich. Die  Beeinträchtigungen des Schulbetriebes  während der Bauzeit seien eine enorme  Belastung für alle gewesen,   die betroffenen Klassen mussten zeitweise in eigens geschaffenen Interimsklassenräumen untergebracht werden.

Mensa mit Vollküche

20 Planungsbüros und rund 100 Unternehmen waren  am Großprojekt beteiligt. Die Arbeiten umfassten im Wesentlichen die Ertüchtigung des Brandschutzes, energetische Baumaßnahmen wie die Wärmedämmung der Gebäudehülle sowie  die Erneuerung der kompletten Gebäudetechnik inklusive der Anbindung an eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung und ein Holzhackschnitzheizwerk der Stadtwerke Esslingen. Zudem wurden eine Mensa mit Vollküche für die Zubereitung von täglich bis zu 480 Essen gebaut, der Sport- und Schwimmbereich saniert, das Foyer  aufgewertet, die Spiel- und Bewegungsflächen im Außenbereich auf Vordermann gebracht und die Medientechnik erneuert.   Schüler und Lehrkräfte würden in dem  modernen  Schulzentrum  nun ein „ideales Umfeld  für Lernen, Lehren und Leben“ vorfinden, hob der Landrat hervor.

Das alles hat freilich seinen Preis: Unterm Strich kostet der Umbau des Rohräckerschulzentrums rund 55,8 Millionen Euro – 13,1 Millionen Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Den Großteil der Summe stemmt der  Kreis,  das Land Baden-Württemberg steuert 11,2 Millionen Euro bei, von der Stadt Esslingen kommen knapp 3,1 Millionen Euro. Das sei „gut investiertes Geld“, betonte Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der die „wunderbaren Bedingungen“ im Schulzentrum lobte. Anerkennend stellte er fest:  „Die SBBZ im Kreis sind in einem Top-Zustand. Das würde ich mir auch für die eigenen Schulen wünschen.“

Mit einer beispielhaften Kooperation haben die Landkreise Esslingen und Göppingen sowie die Stadt Esslingen im Jahr 1975 dieses Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum geschaffen.  Es ist laut Eininger  noch heute „eine außergewöhnliche Einrichtung“. Derzeit werden im Rohräckerschulzentrum in fünf Förderschwerpunkten etwa 800 Schülerinnen und Schüler in 96 Klassen unterrichtet. Hinzu kommt die Betreuung von etwa 50 Kindern in den drei Schulkindergärten.   Rund 350 Mitarbeitende haben dort ihren Arbeitsplatz.

Weiterer Raumbedarf

Doch in Einingers  Freude mischte sich auch Sorge. Denn schon heute zeichnet  sich weiterer Raumbedarf ab, die Interimsbauten auf dem Parkdeck werden auch  nach Abschluss der Bauarbeiten noch benötigt.   Die Gesamtschülerzahlen am Rohräckerschulzentrum haben sich  nach Angaben des Landrats seit Beginn des Schulbetriebes  verdoppelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien sie deutlich angestiegen:  Waren es im Schuljahr 2017/2018 noch 789 Schüler, sind es jetzt  856 –  19 mehr als im Vorjahr.

Die Kinder und Jugendlichen  besuchen  die Einrichtung auf dem Esslinger Zollberg  aber sehr gern,  zitierten die beiden Sprecher des Rohräckerschulzentrums, Christoph Schmitt-Stephan und Claudia Schmidt, Aussagen von   Schülern: Diese würden zum Bespiel die hellen Räume, die gute Ausstattung, das offene Foyer und das   Trampolin toll finden. „Im sanierten Haus fühlen wir uns richtig wohl“, steht auf einer der vielen Sprechblasen, die an den Wänden im gesamten Gebäude hängen. 

Sonderpädagoische Zentren des Landkreises

Angebot: Der Landkreis Esslingen ist Träger mehrerer Sonderpädagogischer Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) samt Schulkindergärten. Dazu gehören neben dem Rohräckerschulzentrum in Esslingen die Bodelschwinghschule in Nürtingen sowie die Verbundschule (Schule für Sprach- und Körperbehinderte)  in Dettingen.

Schülerzahlen: Im Schuljahr 2021/2022 werden nach Angaben des Landkreises Esslingen insgesamt 1158 Schülerinnen und Schüler in den SBBZ betreut, darunter 856 Kinder und Jugendliche  am Rohräckerschulzentrum, 175 Schüler an der  Bodelschwinghschule und 127 an der Verbundschule.

Rohräckerschule: Die  Rohräckerschule   im Esslinger Stadtteil Zollberg ist mit dem Förderschwerpunkt Lernen die größte Einrichtung ihrer Art im Kreis.  Ihr  angeschlossen sind  Schwerpunkt-Beratungszentren mit den Themen Lernen, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Sprache sowie Schüler während längerer Krankenhausbehandlungen. 

eh / Fotograf: Roberto Bulgrin


Teurer Naturerlebnispfad

Denkendorf plant einen spielerischen Rundkurs zwischen Körschtal und Autobahn – Kosten liegen wohl bei 350 000 Euro

Gut  200 000 Euro hatte die Gemeinde Denkendorf für die Errichtung eines Naturerlebnispfads kalkuliert. Die aktuelle Kostenschätzung beläuft sich nun auf grob 350 000 Euro. Gründe seien Kostensteigerungen angesichts der geopolitischen Lage, aber auch die nun konkretisierte Gestaltung und Ausstattung, sagte der Bürgermeister Ralf Barth. Diese Summe, so machte der Gemeinderat klar, müsse reduziert werden. Zumal der bewilligte Zuschuss des Verbands Region Stuttgart auf 70 000 Euro gedeckelt ist.

Der Ostfilderner Landschaftsarchitekt Tobias von Kortzfleisch erläuterte Ende Mai im Gemeinderat das Konzept des Naturerlebnispfads, der für alle Generationen gleichermaßen attraktiv sein soll. Die knapp drei Kilometer lange Strecke führt durch die Streuobstwiesen im Körschtal. Der Verlauf orientiert sich an bestehenden Wegen. An elf Stationen können sich die Besucher informieren, rasten und sich spielerisch oder sportlich betätigen. Vor allem Kugelbahnen in verschiedener Ausprägung und Gestaltung sollen den Spaziergang für Jung und Alt unterhaltsam machen. Wiederkehrende Elemente wie Infotafeln unter anderem zu Fauna, Flora und zur Geschichte Denkendorfs gehören ebenso dazu wie Wegweiser, Sitzbänke oder Stationen mit einem Quiz zu Themen wie Tiere und Bäume.

Der Start ist beim CVJM-Vereinshaus vorgesehen, dort kann man sich an einem Automaten Holzkugeln für die Bahnen kaufen. Auch Fahrradabstellplätze sieht das Konzept vor. In den  Wiesen soll in Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein und dem Naturschutzbund ein „Naschgarten“ mit heimischen Früchten und einem Insektenhotel entstehen.

 Wer die Steigung über das „Schneckengässle“ abenteuerlich bewältigen will, kann dies über einen Kletterwald, bestehend aus liegenden und stehenden Baumstämmen, Plattformen, Netzen und Balancierstämmen, tun. An den weiteren Stationen sind unter anderem eine Himmelsschaukel, eine große Holzliege, ein Barfußpfad sowie eine kleine Beobachtungsplattform geplant. Auch kann sich von Kortzfleisch unterwegs Balanciermöglichkeiten oder eine Rutsche vorstellen. Schließlich geht es wieder bergab um den Klostersee, durch den Klosterhof und in den Maierhof. Entlang der renaturierten Körsch führt der Erlebnispfad schließlich zurück zum Ausgangspunkt.

Die Kosten für das ambitionierte Projekt haben nicht nur den Bürgermeister erschreckt: „Sehr ansprechend, aber auch sehr teuer“, so das Urteil von CDU-Fraktionschef Peter Nester. „Wir sollten von dieser Summe deutlich runterkommen“, meinte  Frank Obergöker von der FWV. Johannes Henzler (SPD) befürchtet zudem  einen großen Unterhaltungsaufwand für die Anlagen. Um die Kosten zu reduzieren, will man nun weitere Partner ins Boot holen, die sich an der Herstellung wie auch der Finanzierung beteiligen.

 Barth ist überzeugt, dass  der Eigenanteil der Gemeinde deutlich reduziert werden kann, auf einige Elemente habe man schon verzichtet. Allerdings macht der Rathauschef  auch klar, dass man  die qualitative Grundausstattung des Erlebnispfads erhalten wolle. Eigenleistungen bei den Kugelbahnen oder bei Pflanzarbeiten könnten durch Vereine oder den Bauhof erbracht werden. Auch durch Patenschaften für einzelne Elemente, Spenden und Sponsoring-Aktionen soll ein Teil des Pfads finanziert werden.  Bis zum Herbst will man nun ausloten, in welchem Umfang Eigenleistungen und auch Co-Finanzierungen realisierbar sind. Einen konkreten Beschluss zur Umsetzung des Naturerlebnispfads soll es  im Dezember geben. Dann könnte die Umsetzung wohl im Frühjahr 2023 erfolgen. 

urh / Fotograf: Ulrike Rapp-Hirrlinger