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Bundespräsident Steinmeier hat eine Debatte über einen sozialen Pflichtdienst für junge Menschen angestoßen. Was meinen Sie, sollte ein Pflichtdienst eingeführt werden?

Foto: dpa

Pflichtdienst sinnvoll?

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Stadtsause nimmt neuen Anlauf

Am Esslinger Bürgerfest vom 1. bis 3. Juli beteiligen sich rund 100 Vereine und Gruppen – Mit Schwörtag und EZ-Lauf

Nach zwei Jahren Zwangspause findet am ersten Juli-Wochenende das Esslinger Bürgerfest wieder statt. Rund 100 Vereine und Gruppen präsentieren ihre Arbeit und gestalten das Programm. Am Freitag wird wieder die Tradition des Schwörtags gepflegt, am Sonntag wird der Eßlinger Zeitung Lauf gestartet.
Für Matthias Klopfer ist das 47. Bürgerfest die Premierenveranstaltung als Oberbürgermeister. Als Schwörtagsrednerin wurde Barbara Bosch, ehrenamtliche Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, gewonnen. Die ehemalige Oberbürgermeisterin von Reutlingen und Präsidentin des baden-württembergischen Städtetags wird am 1. Juli ab 18 Uhr im Schwörhof (bei schlechtem Wetter im Gemeindehaus am Blarerplatz) vor der Verpflichtung von Bürgermeistern und Gemeinderat über das Thema „Kommunale Demokratie in der Bewährungsprobe“ reden.
Das Organisationsteam im Rathaus hat Schwörtag und Bürgerfest noch enger verzahnt. Daher wird nach der Schwörtagszeremonie die Festbühne auf dem Marktplatz bereits am Freitagabend ab 20 Uhr bespielt – von der Bigband der Musikschule sowie „Gitze & Band“. Bereits um 19 Uhr öffnen die Stände auf dem Marktplatz: Wie in den Vorjahren werden zahlreiche Vereine und Gruppierungen entlang der Stadtkirche für internationale Kulinarik sorgen.
„Die Vereine freuen sich, dass sie sich jetzt endlich wieder öffentlich zeigen können“, berichtet Leonhard Hell vom Kulturamt. Nur drei haben in Anbetracht der erschwerten Planungsbedingungen die Segel gestrichen – weitaus mehr neue haben ihre Teilnahme zugesagt. Ergebnis: Mit 100 Vereinen und Gruppen beteiligen sich zehn mehr als beim bislang letzten Bürgerfest 2019.
Am 2. Juli (ab 10 Uhr) und 3. Juli (ab 11 Uhr/erster Start EZ-Lauf 9 Uhr) gibt es wieder das volle Programm: Mit dem samstäglichen Flohmarkt rund ums Rathaus und in der östlichen Altstadt, mit Musik und Grillgut, Tanzeinlagen und sportlichen Vorführungen. In Esslingens ältester Fußgängerzone werden aus Sicherheitsgründen keine Stände mehr aufgebaut. „Das Sicherheitskonzept für das Bürgerfest bringt es auf 19 Seiten“, erzählt Hell. Stattdessen werden Maille und Ritterstraße dichter bestückt. Auf der innerstädtischen Grünfläche ballen sich die Angebote und Infostände für Familien. Auf dem Hafenmarkt tanzen und bewirten die Zwieblinger-Narren.
In der Stadt sind wieder diverse Bühnen aufgebaut, die von Live-Bands unterschiedlichster Couleur beschallt werden. Zudem haben die Organisatoren in diesem Jahr auch explizit die Kultureinrichtungen mit ins Boot geholt, die vor allem abends für Unterhaltung sorgen. Die Museen sind bei kostenlosem Eintritt geöffnet.
Am Sonntag, 3. Juli, bereichert der Eßlinger Zeitung Lauf wieder das Bürgerfestwochenende. Nach der Pause 2020 und dem Lauf im November 2021 findet der EZ-Lauf wieder in seiner gewohnten Form statt, mit Bambini- und Schülerläufen sowie dem Hauptlauf über vier Runden und zehn Kilometer. Erster Start ist um 9 Uhr, der Hauptlauf wird um 11 Uhr auf die Strecke geschickt. Wer noch mitlaufen will: Nachmeldemöglichkeiten bestehen in der Schelztorhalle am Samstag von 11 bis 14 Uhr und am Sonntag ab 8 Uhr bis eine Stunde vor Start des jeweiligen Laufs.
Das Fest führt zu außergewöhnlichen Verkehrsregeln. Das Areal innerhalb des Altstadtrings wird von Samstag (6 Uhr) bis Sonntag (21 Uhr) zur autofreien Zone. Die Parkplätze am Marktplatz stehen schon ab Donnerstag 18 Uhr nicht mehr zur Verfügung, die Tiefgarage Kleiner Markt ist ab Freitag (17 Uhr) gesperrt. Auch für Bewohner treten Park- und Halteverbote in Kraft, während des gesamten Fests, erweitert am Sonntag auf der gesamten Strecke des EZ-Laufs. Die Stadt kündigt an, dass die Fahrzeuge bei Nichtbeachtung abgeschleppt werden. Der Wochenmarkt am Samstag wird vom Marktplatz in die Bahnhofstraße verlegt.

biz/hin / Foto: Herbert Rudel


Fallen die alten Schornsteine?

Die EnBW plant fürs Altbacher Kraftwerk eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe bis 2035 – Fragezeichen wegen Ukraine-Krieg

Zurzeit werden die beiden Kohleblöcke im Kraftwerk Altbach/Deizisau noch genutzt. Darüber hinaus gibt es an dem Standort drei Gasturbinenanlagen, die mit Öl und Erdgas befeuert werden. Doch das Verbrennen der fossilen Brennstoffe ist klimaschädlich. Beim Gas stand zuletzt darüber hinaus die Abhängigkeit von Russland im Fokus der Kritik. In den kommenden Jahren will die EnBW daher nach eigenen Angaben zunächst ihren Kohleverbrauch sukzessive bis auf Null senken. Schon Ende 2026 könnten die Steinkohleblöcke in Altbach/Deizisau stillgelegt werden, teilte die Unternehmenssprecherin Dagmar Jordan mit. Ob die weithin sichtbaren Schornsteine der Kohleblöcke dann noch eine Zukunft haben, ist ungewiss.
Bis ausreichend „grüner“ Wasserstoff zur Verfügung steht, soll Gas für die nötige Energie sorgen. In vier Jahren soll eine neue Gas- und Dampfturbinenanlage in Betrieb sein. „Wasserstoff kann derzeit nicht als Brennstoff genutzt werden“, erläutert Jordan. Eine Nachrüstung der bestehenden Anlagen sei nicht möglich. Kürzlich wurde deshalb ein Auftrag für drei sogenannte Fuel-Switch-Projekte vergeben. Neben Altbach/Deizisau sollen auch die Kraftwerke Stuttgart-Münster und Heilbronn umgestellt werden. „Moderne Gaskraftwerke sollen den Ausbau der erneuerbaren Energien flankieren“, sagt Jordan. Der Plan der EnBW ist es, die neuen Turbinen Ende 2026 in Betrieb zu nehmen. Je Standort werde ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag investiert. Sobald alles reibungslos funktioniert, werden die Kohleblöcke abgeschaltet.
Angesicht stark zurückgefahrener Gaslieferungen aus Russland hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck jüngst angekündigt, dass man Gas einsparen wolle, aber auch Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen könnten. Die EnBW überrascht diese Nachricht nicht: „Die Überlegungen des Bundeswirtschaftsministeriums sind ja schon einige Zeit bekannt. Insofern laufen auch die Vorüberlegungen auf unserer Seite bereits“, so Jordan. Dazu gehörten Kohlebeschaffung und -transport, aber auch der Flächenbedarf für die im Gesetzentwurf genannte Bevorratung. Darüber hinaus beschäftige das Unternehmen sich mit der Frage, wie viele Arbeitskräfte benötigt werden, da die langfristige Personalplanung ja von den Prämissen des ursprünglichen Kohleausstiegs ausging. Auch werden die unterschiedlichen technischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Steinkohle-Anlagen geprüft. „Unabhängig davon halten wir an unseren Fuel-Switch-Plänen, auch am Standort Altbach/Deizisau, weiterhin fest“, betonte Jordan.
Unklar ist bisher, wann ausreichend mit regenerativer Energie hergestellter Wasserstoff zur Verfügung steht. „Momentan gehen wir davon aus, dass eine Umstellung auf Wasserstoff in den 30er-Jahren durchgeführt werden kann“, meint die Sprecherin. Bis dahin soll Gas zur Energieerzeugung genutzt werden. Der Energieversorger geht davon aus, dass sich eine Wasserstoffinfrastruktur in den kommenden Jahren entwickelt. Der Wasserstoff könne mittels Wasserelektrolyse mit Wind- oder Sonnenenergie hergestellt werden. Deutschland werde aber auf Importe angewiesen sein. Zum Kraftwerk Altbach/Deizisau werde der Wasserstoff dann über eine Leitung angeliefert.
Damit während der Übergangszeit von der Kohle zum Wasserstoff das Gas nicht ausgeht, wird derzeit an neuen Verträgen gearbeitet. Die EnBW bemühe sich um eine Diversifizierung der Erdgasbeschaffung, die Belieferung des Standortes Altbach/Deizisau stehe jedoch erst in vier Jahren an. Bis dahin gehe man davon aus, dass die Lieferungen gesichert seien.
Für den Betrieb der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage werden weniger Mitarbeiter benötigt als für den Betrieb der Kohleanlagen. Zurzeit arbeiten rund 200 Menschen im Kraftwerk Altbach/Deizisau. In welchem Umfang die Mitarbeiterzahl reduziert wird, sei noch ungewiss. Allerdings betont die Sprecherin, dass die neue Anlage nach den Diskussionen um den Kohleausstieg nun wieder eine langfristige Perspektive für die Belegschaft biete. Wie es nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage mit den beiden großen Schornsteinen weitergeht, steht bisher nicht fest. Klar ist, dass die Gas- und Dampfturbinenanlage neue Schornsteine erhält.

bra / Foto: Philipp Braitinger


Ärgernis Nachtflüge

Immer mehr Menschen im Kreis Esslingen fühlen sich wegen des Lärms am und um den Stuttgarter Flughafen gestört

Nachtflüge machen den Menschen im Kreis Esslingen zu schaffen. Beim Lärmschutzbeauftragten für den Flughafen Stuttgart gingen 2021 über laute Maschinen in der Nacht 97 Beschwerden ein, im Vorjahr waren es 76. Probleme bereiten nach der Statistik von Stefan Köhler auch vermeintliche Abweichungen von der Flugroute und der allgemeine Fluglärm auf den Fildern und im Neckartal. Der Flugbetrieb nahm nach dem Coronatief wieder zu. Die Beschwerden haben sich mehr als verdoppelt.
Nach der langen Zeit von Reisebeschränkungen wegen der Pandemie erholt sich der Flugbetrieb langsam wieder. Das bedeutet offenbar auch, dass wieder mehr Menschen in den Kommunen rund um den Flughafen von Fluglärm betroffen sind. Wie sehr das Thema die Menschen in der Region beschäftigt, zeigt sich auch an der hitzigen Debatte über die geplante neue Flugroute in Richtung Süden, die die Menschen in den Kommunen rund um den Flughafen spaltet. Ihre Empfehlung dazu gibt die Fluglärmkommission für den Flughafen Stuttgart am 4. Juli ab. Die Debatte zeigt, dass das Thema Fluglärm wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt.
Die Zahl der Gesamtflugbewegungen in Stuttgart stieg im Jahr 2021 leicht auf 63 775 (Vorjahr 60 302). Die Zahl der beförderten Passagiere erhöhte sich im Vergleich zu 2020 um elf Prozent auf 3,582 Millionen.
Das macht sich bei dem unabhängigen Lärmschutzbeauftragten, dessen Stelle beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelt ist, bemerkbar. 488 Beschwerden landeten 2021 bei ihm. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 238. „Die Zahlen liegen jedoch immer noch weit unter dem Niveau vor Corona.“ 2019 gingen 853 Beschwerden über Flugzeuge rund um Stuttgart bei ihm ein. Köhler gibt zu bedenken, dass es Beschwerdeführer gibt, die sich immer wieder beklagen. 149 Personen haben sich bei ihm beschwert.
Ein Kernproblem sind und bleiben die Nachtflüge, die immer wieder Anwohner des Flughafens aus dem Schlaf reißen. Da verzeichnet Köhlers Statistik eine Steigerung. 1132 Nachtflugbewegungen gab es 2021, im Vorjahr waren es 947. Die Flüge der Nachtluftpost machten mit 995 Flügen – das entspricht 88 Prozent – den Hauptanteil aller Nachtflüge aus. „Diese dürfen seit dem 19. September 2014 ausschließlich mit Flugzeugen durchgeführt werden, die die Anforderungen des besonders leisen Lärmkapitels 4 des Anhangs 16 zum Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt (ICAO) erfüllen“, sagt Köhler, der selbst ausgebildeter Berufspilot ist.
Am Flughafen Stuttgart gibt es eine sogenannte Nachtflugbeschränkung – das ist kein komplettes Verbot. Zwischen 23.30 und 6 Uhr dürfen demnach keine zivilen Flugzeuge mit Jetantrieb am Flughafen Stuttgart landen. Immer wieder gibt es jedoch Ausnahmegenehmigungen. Sie werden allerdings sehr streng abgewogen. Die Zahl der verspäteten Landungen stieg von 30 auf 102. 2021 wurden 18 Nachtflüge aufgrund von Einzelfall-Ausnahmegenehmigungen erlaubt. Das entspricht einer Steigerung um sechs Flüge zum Vorjahr; 2020 waren es noch zwölf Flüge gewesen. Elf Anträge wurden abgelehnt.
Regional sind die Beschwerden im Landkreis Esslingen zwischen Filder und Neckartal verteilt. Demnach liegt Denkendorf mit 31 Beschwerden ganz vorne – im Vorjahr waren es dort nur zehn Beschwerden. Aus den Neckartal-Kommunen Altbach, Deizisau und Plochingen gingen 22 Beschwerden ein (2022: fünf Beschwerden). In Neuhausen beschwerten sich 15 Betroffene, und damit zwei mehr als im Vorjahr. Bei den Stadtteilen Ostfilderns liegt Nellingen mit 18 Beschwerden vorne (2021: sieben Beschwerden). Der Scharnhauser Park war 2020 mit 23 Beschwerden Spitzenreiter; jetzt brachten nur noch neun Anwohner ihre Einwände vor. In Leinfelden-Echterdingen stieg die Zahl der Beschwerden von sechs auf 27. In Esslingen liegen die Stadtteile Zell, Sirnau und Oberesslingen mit acht Beschwerden (2020: sieben Beschwerden) vorne.

eli / Foto: FSG/Maks Richter