Sport und Spiel im Fokus

Der TSV Köngen feiert sein 125-jähriges Bestehen – Sport- und Familientag mit Party am 25. Juni

Vor 125 Jahren wurde der Turnverein Köngen als erster Sportverein im Ort gegründet, der nach seiner Vereinigung mit dem Gesangverein Eintracht und den Fußballspielern des Sportvereins 1924 zum Turn- und Sportverein Köngen wurde. Aus Anlass dieses Jubiläums schaut der TSV-Vorstand in die Vergangenheit zurück und hat zudem die Zukunft des Vereins im Blick. Trotz der Pandemie will man das 125-jährige Bestehen das Jahr über mit unterschiedlichen Veranstaltungen feiern.
29 junge Männer gründeten am 29. Juni 1897 im Gasthaus zum Hirsch mit dem Turnverein Köngen den ersten Sportverein am Ort. Wirt August Wisst stellte Garten, Scheuer, Schafstall und Lagerschuppen fürs Training zur Verfügung und spendete einen Barren. 1905 wurde feierlich die mit einem Siegerkranz und dem Turner-Wahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ von Hand bestickte Vereinsfahne geweiht. Der Verein wuchs: 1919 taten sich die Turner mit den Sängern zum „Turn- und Gesangverein Eintracht“ zusammen, ab 1924 wurde mit den Fußballspielern des Sportvereins im Turn- und Sportverein 1924 gemeinsame Sache gemacht. Ab 1946 leistete man in der Nachkriegszeit mit neuer Satzung und unter neuem Namen Wiederaufbauarbeit.
In den folgenden Jahrzehnten erweiterte der Turn- und Sportverein Köngen sein Angebot stetig: Turner, Fuß- und Handballspieler, Kraftsportler und Ringer, Tischtennisspieler, Leichtathleten und Skifahrer, sogar ein Spielmannszug wurde gegründet. Breitensport wird groß geschrieben, eine Radsportgruppe bildete sich, immer mehr Frauen- und Mädchengruppen wurden aktiv.
1928 wurde mit der Lindenturnhalle eine vereinseigene Sporthalle gebaut, seit 1973 gibt es die Sportanlagen an der Fuchsgrube, durch eine weitere Sporthalle, einen Kunstrasenplatz und ein Vereinsheim ergänzt, für das derzeit ein Pächter gesucht wird.
Nach einer angespannten finanziellen Situation ist es dem Verein gelungen, sich eine solide Position zu erwirtschaften. „Das beruht auf den Mitgliedsbeiträgen und der Unterstützung durch Sponsoren, die uns auch während der Coronazeit massiv geholfen haben“, so Markus Baum, der im dreiköpfigen Vorstandsteam für die Finanzen des 1550 Mitglieder zählenden Vereins zuständig ist. Die Vorstandsvorsitzenden Gerhard Mettenleiter und Peter Hilss sind überzeugt, dass die 250 coronabedingt ausgetretenen Mitglieder nach Ende der Pandemie zurückkehren. Das Trio hat die Zukunft im Blick: „Die sich ändernde Altersstruktur in der Gesellschaft, der Leistungsdruck, der Kindern immer weniger Zeit für Freizeitaktivitäten lässt, sowie die stetig abnehmende Lust, sich an einen Verein zu binden, sind Themen, die uns beschäftigen“, betont Gerhard Mettenleiter.
Die sieben aktuellen TSV-Sport-Abteilungen Fußball, Handball, Leichtathletik, Ringen, Volleyball, Tischtennis und Breitensport, die „Sau-Glogg-Gugga“-Musiktruppe und die Kindersportschule verantworten ihre Arbeit weitgehend selbstständig. Das funktioniert nur dank vieler ehrenamtlichen Funktionäre, Trainer, Übungsleiter und Betreuer. Mettenleiter: „Sie machen das Vereinsleben und das abwechslungsreiche Sport-, Spiel- und Freizeitangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene erst möglich.“
Ein Erfolgsmodell ist die Kindersportschule Kiss, die der TSV 2013, unterstützt durch die Bürgerstiftung, ins Leben rief. Hier erhalten 110 Kinder zwischen drei und zehn Jahren eine sportartenunabhängige motorische Grundlagenausbildung. Neben der Kinder- und Jugendarbeit ist im TSV die aktive Freizeitgestaltung wichtig. Gut die Hälfte der Mitglieder ist breitensportlich aktiv, es gibt Trendsportarten wie Line-Dance und Zumba. Spaß, Kameradschaft und Geselligkeit werden gepflegt. 

Info: Um Sport und Spaß geht es beim Sport- und Familientag, am Samstag, 25. Juni, ab 13 Uhr. Jubiläumsspiele, Mitmachaktionen und Workshops stehen auf dem Programm. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Abends gibt es Kabarett mit Kathi Wolf und ab 22 Uhr eine Jubiläumsparty.

gw/red / Foto: Gaby Weiß


Schweinepest-Risiko durch Müll

Wälder im Landkreis werden als Müllkippen missbraucht – Wenn Tiere die Abfälle fressen, können sie krank werden

Wenn sich der Ohmdener Revierförster Markus König auf seinem Smartphone das Foto jenes Tages anschaut, kann er nur ungläubig den Kopf schütteln. Es zeigt ein ganzes Spanferkel, halb roh, in einem Gestrüpp liegend. Einfach in den Wald geworfen. Zugeschickt hat ihm das Bild einer seiner Jagdkollegen, der den Tierkadaver zufällig bei einem Spaziergang Anfang März gefunden hat. „Das ist mir völlig unbegreiflich“, sagt König. Zum einen ärgert ihn das rücksichtslose Verhalten, das hinter dieser Aktion steckt. Zum anderen birgt illegal abgeladener Müll wie dieser eine ernsthafte Gefahr für Tiere und Pflanzen.

Kein Kavaliersdelikt
Mindestens gleichwertig, teilweise sogar schlimmer, ist der kleinteilige Müll. Förster Markus König erklärt: Auf Waldparkplätzen, die gut angefahren werden können, passiere es laufend, dass Menschen dort ihren Unrat abladen. Davon abgesehen, dass dies kein Kavaliersdelikt ist – können besonders Lebensmittel und deren Verpackungen verheerende Folgen haben. Denn wenn beispielsweise Wildschweine eine Wurst- oder Fleischpackung finden, könnten sie sich darüber mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizieren. Je nachdem wo das Fleisch herkommt, könnte es mit dem Virus kontaminiert sein. In den Medien fällt deshalb immer wieder der Begriff „Wurstbrot-Seuche“.
Für den Menschen ist ASP ungefährlich. Wer kontaminierte Fleischprodukte zu sich nimmt, merkt dies nicht. Aber für Schweine und Wildschweine endet eine Infektion mit dem Virus in der Regel tödlich. Besonders in Osteuropa und den östlichen Bundesländern breitet sich die Seuche aus, in Sachsen und Brandenburg gibt es zahlreiche Fälle – auch unter Wildsauen. Baden-Württemberg war lange Zeit verschont geblieben. Kürzlich wurde ASP erstmals in einem Mastbetrieb im Landkreis Emmendingen festgestellt. 16 von 32 Schweinen verendeten dort qualvoll. Fatal wäre eine Ausbreitung hierzulande nicht nur für die Gesundheit der Tiere, sondern auch für die Landwirtschaft.

Alles mit nach Hause nehmen
Königs Aufforderung an die Waldbesucher ist deshalb klar: „Was ich in den Wald mitnehme, das nehme ich auch wieder mit nach Hause.“ Selbst die vereinzelt aufgestellten Abfallkörbe an den Park- und Grillplätzen sollten möglichst nicht genutzt werden. Auch dort könnte es passieren, dass Tiere an die Abfälle gelangen. Wer also nach dem gemütlichen Grillnachmittag nicht alle Würstchen gegessen hat, der sollte sie wieder einpacken und zuhause im Hausmüll entsorgen. Das gilt auch für alle Verpackungen – besonders für ganze, rohe Spanferkel.
Der Müll bringt aber noch eine weitere große Gefahr mit sich. Man stelle sich vor, ein Spaziergänger schnippt einen Zigarettenstumpen weg, dieser glüht noch leicht und landet in trockenem Gras – gerade in den heißen und trockenen Sommermonaten ist die Waldbrandgefahr hoch. „Was viele nicht wissen“, sagt König, „von März bis einschließlich September herrscht generell Rauchverbot im Wald.“ Selbstverständlich sollte man aber auch in den ausgenommenen Monaten nicht rauchen und schon gar keine Zigarettenkippen in die Natur werfen. Gleiches gilt für Glasflaschen und Scherben. Denn durch den sogenannten Brennglaseffekt könnten sich trockenes Laub oder Reisig entzünden. Zuletzt sei es über die Ostertage sehr trocken gewesen, sagt König. Das hätte dazu geführt, dass im Sauhag bei Denkendorf zwei kleinere Waldbrände entstanden sind.

Teure Entsorgung
Eine Frage, die sich König zudem stellt: „Was denken die Leute, wer den Abfall wegräumt?“ Es sind nämlich die Waldbesitzer und Kommunen, die für die Beseitigung des umweltschädlichen Mülls sorgen müssen. Sie bleiben in der Regel auf den Kosten sitzen. Wie eine Sprecherin des Landratsamtes erklärt, kostet das mehrere Tausend Euro.
Im Jahr 2020 gab es im Kreis etwa 60 gemeldete Fälle illegaler Müllentsorgung in der Natur. 2021 stieg die Zahl auf 90 Fälle.

dcb / Foto: Pixabay


Abgestimmt!

Angesichts steigender Preise treten laut einer Umfrage 47 Prozent der Deutschen kürzer – und das stark bis sehr stark. Schränken auch Sie sich im Alltag ein?

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Günstige Mieten sind Mangelware

Wohin entwickelt sich der Wohnungsmarkt in Reichenbach  angesichts  rund 220 neuer Wohneinheiten?

Richtig teuer dürfte das Wohnen auf dem früheren Starmix-Gelände werden. Dort hat eine Tochtergesellschaft  der Frankfurter Phoenix Real Estate Development  unter der Überschrift „Das Domizil“ den alten  Querbau kernsaniert und zu 44 Wohnungen umgewandelt sowie weitere 22 Wohnungen in zwei vorgelagerten Neubauten errichtet. Innerhalb kürzester Zeit gingen die Wohnungen weg. Käuferin  ist eine Esslinger Investorengruppe. Nun geht es an die Vermietung, um die sich die Immobilienmaklerin Senta Hoffmann kümmert. „Ich bin sehr zufrieden. 60 Prozent sind bereits vermietet,“ sagt die Fachfrau, die von ihrem Reichenbacher Büro an der Ecke Schiller- und Stuttgarter Straße direkt auf die Immobilie  blickt. 

Mit rund  14 Euro pro Quadratmeter seien die Mieten teuer, räumt Hoffmann ein. Die Nachfrage sei trotzdem da, nicht nur bei Besserverdienern. Auch Zugführer und Zahnarzthelferinnen zählten zu ihren Kunden. Manche entschieden sich  für kleinere Grundrisse. Neben Neubaustandard und  Aufzug sprächen die zentrale Lage und die Nähe zum Bahnhof fürs  Domizil.

Noch ist unklar, was mit den übrigen, weit größeren  Starmix-Flächen geschieht. „Die Fabrik kommt weg“, sagt Bernhard Richter nur. Ansonsten  gibt sich der Reichenbacher Bürgermeister zugeknöpft. Schwierig seien die Verhandlungen mit dem Eigentümer, das lässt er durchblicken. Man sei noch ganz am Anfang des Weges zum modernen Wohnareal. Attraktiv, nicht zu sehr verdichtet, aber dennoch bezahlbar soll das Wohnen dort einmal sein. Ein Spagat, so  hatte es Richter im Zuge der Haushaltsberatungen erklärt.

Doch zurück zum Querbau und seiner hohen Anziehungskraft  auf  Investoren. Gleich gegenüber steht ein interessanter Gegenentwurf. Maklerin Senta Hoffmann logiert hier in einer   Gewerbeeinheit, deren Besitzer   deutlich      andere Ziele verfolgen als Hoffmanns Auftraggeber. Das Gebäude gehört der Siedlungsbau Neckar-Fils. Die  Nürtinger Bau- und Wohnungsgenossenschaft  hat 2018 erstmals in Reichenbach gebaut. 18 Mietwohnungen, eine Arztpraxis und besagtes Immobilienbüro sind so entstanden. Pro Quadratmeter zahlen die Mieter hier im Schnitt 8,50 Euro. Dafür gibt es Fußbodenheizung, bodengleiche Duschen, elektrische Rollläden und   einen Aufzug. Die Einstiegsmiete im Erdgeschoss beträgt acht Euro. Im beliebten Dachgeschoss würden zehn Euro fällig, sagt Carsten Martini, der als geschäftsführendes Vorstandsmitglied für mehr als 1000 Wohneinheiten zuständig ist.

„Wir betrachten es als unsere Hauptaufgabe, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagt der Wohnbaufachmann. Deshalb wolle man   rund zehn Prozent unter dem örtlichen Mietspiegel bleiben. Allerdings seien solch relativ günstige Neubaumieten nur auf Basis einer Mischkalkulation möglich.  Dabei handle es sich um eine Querfinanzierung der Solidargemeinschaft aller Genossen und Genossinnen, die sich 2020 über eine Dividende von vier Prozent freuen konnten.

  Auch der richtige Standort spielt eine Rolle. Der Reichenbacher Gemeinderat und Bürgermeister Richter hätten den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum erkannt und  beim Grundstücksverkauf keine überzogenen Forderungen gestellt, lobt Martini.„Wir wollen nicht möglichst viel Kohle“, sagt Richter. Die Kommune mache unterschiedliche Preise. „Wir machen seit mehr als 20 Jahren Innenentwicklung. Dafür haben wir konsequent Grundstücke aufgekauft“, erläutert der Rathauschef. Reichenbach habe  seine Einwohnerzahl seit 1990 um rund 1000 Köpfe  gesteigert. Ohne Neubaugebiete auf der grünen Wiese habe man den Generationenwechsel im Ort geschafft. „Die Leute verkaufen auf dem Siegenberg ihre Häuser und ziehen ins Zentrum. So schaffen wir den Werterhalt,“ erläutert Richter den Wandel.

Die im Bau befindlichen innerörtlichen Areale Wilhelmsquartier und Paulinengarten seien gute Beispiele, denn  die zugegebenermaßen hochpreisigen Eigentumswohnungen mit   Quadratmeterpreisen  von rund  5500 Euro gingen meist an Einheimische. Für Menschen mit kleinem Geldbeutel bleiben Mietwohnungen auf dem Siegenberg. Dort verwaltet die  Baugenossenschaft Reichenbach einen  Wohnungsbestand  aus den Nachkriegsjahren. 

com / Fotograf: Roberto Bulgrin


Ideales Umfeld für Lernen, Lehren, Leben

Das Rohräckerschulzentrum in Esslingen ist für 55,8 Millionen Euro grundlegend saniert und erweitert worden

Was lange währt, wird endlich gut: Die grundlegenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am  Rohräckerschulzentrum in Esslingen haben nach rund 13 Jahren ihren Abschluss gefunden. „Endlich“, sprach Landrat Heinz Eininger den Schülern, Lehrern und Eltern bei der feierlichen Einweihung Ende Mai aus dem Herzen. Ursprünglich war die Fertigstellung für das Schuljahr 2017/2018 geplant gewesen.  Die umfangreichen Arbeiten haben  aber deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Der Landrat  blickte weit in die Vergangenheit  zurück: Weil die Anlage auf dem Esslinger Zollberg weder den pädagogischen Ansprüchen  noch den baulichen Anforderungen der Zeit  entsprach, entschied sich der Landkreis als Träger des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ) für eine Generalsanierung des mehr als 40 Jahre alten Schulzentrums für  Kinder mit Handicap. Diese wurden seither  auf einer Baustelle unterrichtet, was  laut Eininger „einer Operation am offenen Herzen“ glich. Die  Beeinträchtigungen des Schulbetriebes  während der Bauzeit seien eine enorme  Belastung für alle gewesen,   die betroffenen Klassen mussten zeitweise in eigens geschaffenen Interimsklassenräumen untergebracht werden.

Mensa mit Vollküche

20 Planungsbüros und rund 100 Unternehmen waren  am Großprojekt beteiligt. Die Arbeiten umfassten im Wesentlichen die Ertüchtigung des Brandschutzes, energetische Baumaßnahmen wie die Wärmedämmung der Gebäudehülle sowie  die Erneuerung der kompletten Gebäudetechnik inklusive der Anbindung an eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung und ein Holzhackschnitzheizwerk der Stadtwerke Esslingen. Zudem wurden eine Mensa mit Vollküche für die Zubereitung von täglich bis zu 480 Essen gebaut, der Sport- und Schwimmbereich saniert, das Foyer  aufgewertet, die Spiel- und Bewegungsflächen im Außenbereich auf Vordermann gebracht und die Medientechnik erneuert.   Schüler und Lehrkräfte würden in dem  modernen  Schulzentrum  nun ein „ideales Umfeld  für Lernen, Lehren und Leben“ vorfinden, hob der Landrat hervor.

Das alles hat freilich seinen Preis: Unterm Strich kostet der Umbau des Rohräckerschulzentrums rund 55,8 Millionen Euro – 13,1 Millionen Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Den Großteil der Summe stemmt der  Kreis,  das Land Baden-Württemberg steuert 11,2 Millionen Euro bei, von der Stadt Esslingen kommen knapp 3,1 Millionen Euro. Das sei „gut investiertes Geld“, betonte Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der die „wunderbaren Bedingungen“ im Schulzentrum lobte. Anerkennend stellte er fest:  „Die SBBZ im Kreis sind in einem Top-Zustand. Das würde ich mir auch für die eigenen Schulen wünschen.“

Mit einer beispielhaften Kooperation haben die Landkreise Esslingen und Göppingen sowie die Stadt Esslingen im Jahr 1975 dieses Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum geschaffen.  Es ist laut Eininger  noch heute „eine außergewöhnliche Einrichtung“. Derzeit werden im Rohräckerschulzentrum in fünf Förderschwerpunkten etwa 800 Schülerinnen und Schüler in 96 Klassen unterrichtet. Hinzu kommt die Betreuung von etwa 50 Kindern in den drei Schulkindergärten.   Rund 350 Mitarbeitende haben dort ihren Arbeitsplatz.

Weiterer Raumbedarf

Doch in Einingers  Freude mischte sich auch Sorge. Denn schon heute zeichnet  sich weiterer Raumbedarf ab, die Interimsbauten auf dem Parkdeck werden auch  nach Abschluss der Bauarbeiten noch benötigt.   Die Gesamtschülerzahlen am Rohräckerschulzentrum haben sich  nach Angaben des Landrats seit Beginn des Schulbetriebes  verdoppelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien sie deutlich angestiegen:  Waren es im Schuljahr 2017/2018 noch 789 Schüler, sind es jetzt  856 –  19 mehr als im Vorjahr.

Die Kinder und Jugendlichen  besuchen  die Einrichtung auf dem Esslinger Zollberg  aber sehr gern,  zitierten die beiden Sprecher des Rohräckerschulzentrums, Christoph Schmitt-Stephan und Claudia Schmidt, Aussagen von   Schülern: Diese würden zum Bespiel die hellen Räume, die gute Ausstattung, das offene Foyer und das   Trampolin toll finden. „Im sanierten Haus fühlen wir uns richtig wohl“, steht auf einer der vielen Sprechblasen, die an den Wänden im gesamten Gebäude hängen. 

Sonderpädagoische Zentren des Landkreises

Angebot: Der Landkreis Esslingen ist Träger mehrerer Sonderpädagogischer Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) samt Schulkindergärten. Dazu gehören neben dem Rohräckerschulzentrum in Esslingen die Bodelschwinghschule in Nürtingen sowie die Verbundschule (Schule für Sprach- und Körperbehinderte)  in Dettingen.

Schülerzahlen: Im Schuljahr 2021/2022 werden nach Angaben des Landkreises Esslingen insgesamt 1158 Schülerinnen und Schüler in den SBBZ betreut, darunter 856 Kinder und Jugendliche  am Rohräckerschulzentrum, 175 Schüler an der  Bodelschwinghschule und 127 an der Verbundschule.

Rohräckerschule: Die  Rohräckerschule   im Esslinger Stadtteil Zollberg ist mit dem Förderschwerpunkt Lernen die größte Einrichtung ihrer Art im Kreis.  Ihr  angeschlossen sind  Schwerpunkt-Beratungszentren mit den Themen Lernen, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Sprache sowie Schüler während längerer Krankenhausbehandlungen. 

eh / Fotograf: Roberto Bulgrin


Teurer Naturerlebnispfad

Denkendorf plant einen spielerischen Rundkurs zwischen Körschtal und Autobahn – Kosten liegen wohl bei 350 000 Euro

Gut  200 000 Euro hatte die Gemeinde Denkendorf für die Errichtung eines Naturerlebnispfads kalkuliert. Die aktuelle Kostenschätzung beläuft sich nun auf grob 350 000 Euro. Gründe seien Kostensteigerungen angesichts der geopolitischen Lage, aber auch die nun konkretisierte Gestaltung und Ausstattung, sagte der Bürgermeister Ralf Barth. Diese Summe, so machte der Gemeinderat klar, müsse reduziert werden. Zumal der bewilligte Zuschuss des Verbands Region Stuttgart auf 70 000 Euro gedeckelt ist.

Der Ostfilderner Landschaftsarchitekt Tobias von Kortzfleisch erläuterte Ende Mai im Gemeinderat das Konzept des Naturerlebnispfads, der für alle Generationen gleichermaßen attraktiv sein soll. Die knapp drei Kilometer lange Strecke führt durch die Streuobstwiesen im Körschtal. Der Verlauf orientiert sich an bestehenden Wegen. An elf Stationen können sich die Besucher informieren, rasten und sich spielerisch oder sportlich betätigen. Vor allem Kugelbahnen in verschiedener Ausprägung und Gestaltung sollen den Spaziergang für Jung und Alt unterhaltsam machen. Wiederkehrende Elemente wie Infotafeln unter anderem zu Fauna, Flora und zur Geschichte Denkendorfs gehören ebenso dazu wie Wegweiser, Sitzbänke oder Stationen mit einem Quiz zu Themen wie Tiere und Bäume.

Der Start ist beim CVJM-Vereinshaus vorgesehen, dort kann man sich an einem Automaten Holzkugeln für die Bahnen kaufen. Auch Fahrradabstellplätze sieht das Konzept vor. In den  Wiesen soll in Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein und dem Naturschutzbund ein „Naschgarten“ mit heimischen Früchten und einem Insektenhotel entstehen.

 Wer die Steigung über das „Schneckengässle“ abenteuerlich bewältigen will, kann dies über einen Kletterwald, bestehend aus liegenden und stehenden Baumstämmen, Plattformen, Netzen und Balancierstämmen, tun. An den weiteren Stationen sind unter anderem eine Himmelsschaukel, eine große Holzliege, ein Barfußpfad sowie eine kleine Beobachtungsplattform geplant. Auch kann sich von Kortzfleisch unterwegs Balanciermöglichkeiten oder eine Rutsche vorstellen. Schließlich geht es wieder bergab um den Klostersee, durch den Klosterhof und in den Maierhof. Entlang der renaturierten Körsch führt der Erlebnispfad schließlich zurück zum Ausgangspunkt.

Die Kosten für das ambitionierte Projekt haben nicht nur den Bürgermeister erschreckt: „Sehr ansprechend, aber auch sehr teuer“, so das Urteil von CDU-Fraktionschef Peter Nester. „Wir sollten von dieser Summe deutlich runterkommen“, meinte  Frank Obergöker von der FWV. Johannes Henzler (SPD) befürchtet zudem  einen großen Unterhaltungsaufwand für die Anlagen. Um die Kosten zu reduzieren, will man nun weitere Partner ins Boot holen, die sich an der Herstellung wie auch der Finanzierung beteiligen.

 Barth ist überzeugt, dass  der Eigenanteil der Gemeinde deutlich reduziert werden kann, auf einige Elemente habe man schon verzichtet. Allerdings macht der Rathauschef  auch klar, dass man  die qualitative Grundausstattung des Erlebnispfads erhalten wolle. Eigenleistungen bei den Kugelbahnen oder bei Pflanzarbeiten könnten durch Vereine oder den Bauhof erbracht werden. Auch durch Patenschaften für einzelne Elemente, Spenden und Sponsoring-Aktionen soll ein Teil des Pfads finanziert werden.  Bis zum Herbst will man nun ausloten, in welchem Umfang Eigenleistungen und auch Co-Finanzierungen realisierbar sind. Einen konkreten Beschluss zur Umsetzung des Naturerlebnispfads soll es  im Dezember geben. Dann könnte die Umsetzung wohl im Frühjahr 2023 erfolgen. 

urh / Fotograf: Ulrike Rapp-Hirrlinger


Abgestimmt!

Das „Klimageld“, ein Ausgleich für gestiegene Energiepreise, soll an Erwerbstätige gehen, nicht an Rentner und Studenten. Ist das gerecht?

Foto: dpa

Klimageld gerecht?

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Durchgangsverkehr rückt an Gleise

Die Plochinger Eisenbahnstraße wird bis zur Lammkreuzung in beide Fahrtrichtungen ausgebaut – Zweifel an Wirkung

Der Plochinger Gemeinderat hat Ende April die Weichen für die größte Verkehrsveränderung in der Plochinger Innenstadt seit den 1970er-Jahren gestellt: CDU und SPD wollen die Esslinger Straße vom Durchgangsverkehr entlasten, indem die Eisenbahnstraße entlang der Bahngleise zur Hauptverkehrsachse für die Ost-West-Verbindung werden soll. Das Vorhaben ist eingebettet in ein umfassendes Maßnahmenbündel, wie sich Verkehr und Mobilität bis 2035 in Plochingen entwickeln sollen. Das hat die damit beauftragte Bernard-Gruppe nach einem mehrstufigen Prozess und zwei Bürgerbeteiligungen im Rahmen ihres Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungskonzept MOVE 2035 entwickelt. Mit dem knapp 40 Bausteine umfassenden Katalog will die Stadt den Umweltverbund – also ÖPNV, Radler und Fußgänger – stärken. „Wir erreichen aber trotz großer Anstrengungen nur minimale Veränderungen“, bedauerte nicht nur Reiner Nußbaum (CDU). Laut den Berechnungen des Büros würde der Pkw-Gesamtverkehr in Plochingen bis 2035 um rund 16 Prozent zulegen, wenn man nicht steuernd eingreife. Ziel ist es folglich, diese Steigerungsrate auf den Umweltverbund zu verlagern.
Da die Stadt den Bahnhofsbereich so schnell wie möglich zu einer multimodalen Verkehrsdrehscheibe umbauen und den Busbahnhof aufwerten will, drängte vor allem die Frage, wie der innerstädtische Durchgangsverkehr künftig geführt werden soll. CDU und SPD wollten sich wie der Bürgermeister Frank Buß an die Empfehlungen des Büros halten, ihn künftig komplett an die Bahngleise zu rücken. Dafür muss im Westen der Anschluss der Eisenbahnstraße an die Esslinger Straße ausgebaut werden. Und in Richtung Osten soll die bisherige Einbahnstraßenregelung der Eisenbahnstraße zwischen Bahnhof und Lamm-Kreuzung für beide Fahrtrichtungen geöffnet werden. Die Esslinger Straße soll stattdessen verkehrsberuhigt werden.
Der Offenen Grünen Liste (OGL) war es indessen ein Rätsel, wie man mit noch mehr Verkehr vor dem Bahnhof das von allen beschworene Ziel erreichen wolle, Bahnhof samt Vorplatz zur Mobilitätsdrehscheibe zu machen. Wo solle dort noch Platz für Leihräder, Lasten-E-Bikes, Carsharingangebote, zusätzliche Busplätze, Taxis oder eine Fahrradwerkstatt sein, fragte Peter Blitz. Würde man sich hingegen für einen Einbahnstraßenring entscheiden, gäbe es genug Raum für die künftigen Aufgaben und einen attraktiven Bahnhofsplatz. Er plädierte dafür, den Teilnehmern des geplanten städtebaulichen Wettbewerbs zwei Varianten ins Aufgabenbuch zu schreiben. Eine mit der Vorgabe einer Einbahnstraße vor dem Bahnhof und eine mit beiden Fahrtrichtungen. Zudem hatte er erhebliche Zweifel, ob der Platz für eine zweite Fahrbahn in der östlichen Eisenbahnstraße ausreicht, wenn die Stadt nicht für teures Geld das Gebäude Eisenbahnstraße 39 dazu kaufe, das in privater Hand ist.
„Kein seriöser Planer würde sich auf so eine duale Ausschreibung einlassen“, entgegnete indessen der Bürgermeister. Er versicherte, dass die künftige Verkehrsführung nicht am Erwerb der Immobilie hänge. „Persönlich glaube ich, dass wir alle wichtigen Funktionen auf dem Bahnhofsplatz unterbekommen.“ Dass vor dem Bahnhof eine „Stadtautobahn“ entstehen könnte, wie Harald Schmidt (ULP) die geplante neue Straßenführung geißelte, könne er sich bei „überwiegend Tempo 30“, die dort vorgeschrieben werden sollen, nicht vorstellen.
Der von der OGL favorisierte große Einbahnstraßenring würde jeden Tag zu 10 500 Mehr-Kilometern führen, die die Autofahrer dann an Umwegen zurücklegen müssten, argumentierte die CDU. Joachim Hahn (SPD) sah eine große Chance darin, mit der Bündelung des Verkehrs entlang der Bahn in der Esslinger Straße eine durchgängige Fahrradstraße einrichten zu können – vom Fischbrunnen bis zum Ortsausgang Richtung Altbach.
CDU und SPD setzten sich am Ende mit ihrer Stimmenmehrheit gegen OGL, ULP und Solist Klaus Hink durch.

biz / Fotograf: Roberto Bulgrin


Fitnesskur fürs Krankenhaus

Das Klinikum Esslingen wird in den nächsten Jahren für 270 Millio­nen Euro modernisiert – Ausweich-Bau macht den Anfang

Die Stadt Esslingen und ihr Klinikum machen Ernst mit ihren ehrgeizigen Zukunftsplänen: Rund 270 Millionen Euro will die Kommune in den kommenden 15 Jahren investieren, um auch auf lange Sicht eine vorzügliche medizinische Versorgung zu garantieren. Anfang 2021 hatten das Sozialministerium und der Esslinger Gemeinderat ein umfassendes Neubaukonzept abgesegnet. Dieser „Masterplan“ sieht den Neubau aller wesentlichen Klinikfunktionen und eine Sanierung der verbleibenden Gebäude in mehreren Bauabschnitten vor.
In einem ersten Schritt soll nun bis Mai 2023 ein vierstöckiges Modul-Gebäude entstehen, das die nötigen Ausweichflächen bietet, damit bestehende Gebäude nach und nach durch Neubauten ersetzt oder grundlegend modernisiert werden können. Mit einem symbolischen Spatenstich im Patientengarten des Klinikums gaben Vertreter von Stadtverwaltung, Geschäftsführung und Projektpartnern vor wenigen Tagen den Startschuss zu diesem Zukunftsprojekt.
Trotz knapper Kassen und der von ihm wiederholt beklagten Kostenexplosion gerade in der Baubranche ist OB Matthias Klopfer überzeugt, dass die Stadt mit dem größten Neubauvorhaben der kommenden 15 Jahre auf dem richtigen Weg ist: „Dieses Projekt ist ganz zentral für die Gesundheitsversorgung in unserer Stadt und auch darüber hinaus. Mit der Umsetzung der Masterplanung werden die räumlichen Voraussetzungen geschaffen, damit das Klinikum auch in Zukunft moderne, innovative Medizin und patientenorientierte Pflege so erfolgreich umsetzen kann wie bisher.“ Außerdem biete die Aufwertung der Infrastruktur dem Klinikum die Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu profilieren und damit bei den dringend gesuchten Fachkräften zu punkten.
Insgesamt gilt es, bis in die 2030er-Jahre mehr als 30 000 Quadratmeter Nutzfläche neu zu bauen oder grundlegend zu modernisieren. In einem ersten Schritt wird nun das vierstöckige Modul-Gebäude entstehen, das sich später „Haus 0“ nennen soll und auf rund 4600 Quadratmetern Platz für 150 Betten bieten wird. So wird Platz geschaffen, damit die nötigen Kapazitäten auch während der Neu- und Umbauzeit zur Verfügung stehen. „Vom neuen Gebäude werden Patienten und Mitarbeitende gleichermaßen profitieren“, ist Klinikums-Geschäftsführer Matthias Ziegler sicher. „Die Arbeitsplätze werden allesamt modern und voll digital ausgestattet, und die Patientenzimmer bieten eine sehr ansprechende Unterbringung mit einer zeitgemäßen Ausstattung. Wenn das Modul-Gebäude steht, wird es keine Dreibettzimmer ohne eigene Nasszelle mehr geben.“
Die Patienten werden weitgehend in Zweibettzimmern untergebracht, ebenso sind behindertengerechte Zimmer vorgesehen und Zimmer, die mit Schleuse neuesten Hygienestandards entsprechen. Untergebracht werden in dem neuen Gebäude unter anderem die Geriatrische Station und die Neurologie mit Schlaganfalleinheit. Und Haus 0 soll auch aus energetischer Sicht eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Gebäude soll den Standard der Energieeffizienzgebäude 55 erfüllen und 45 Prozent weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Gebäude.
Dass Bauprojekte dieser Größe aktuell mit manchen Unwägbarkeiten behaftet sind, wissen OB und Klinik-Chef nur zu gut. So mussten die kalkulierten Kosten für das Modul-Gebäude bereits von zunächst rund 20 auf knapp 25 Millionen Euro nach oben korrigiert werden.
Damit das neue Gebäude möglichst rasch zur Verfügung steht, haben sich Stadtverwaltung und Klinikum auf eine sogenannte Modul-Bauweise verständigt: Wie in einem riesengroßen Baukasten werden im kommenden Herbst 140 komplett vorgefertigte Module angeliefert und auf dem Gelände des Klinikums zu einem hochmodernen Gebäude verschmolzen. Klappt alles wie geplant, sollen die neuen Räume bereits im Mai 2023 in Betrieb gehen. „Das Klinikum bleibt während der gesamten Bauphase vollumfänglich für die Patientenversorgung geöffnet“, versichert die Klinikleitung.

adi / Fotograf: Roberto Bulgrin


Beseitigung der Hindernisse

Bahn plant barrierefreien Umbau der S-Bahn-Stationen entlang der Linie S 1 – Mancherorts wird dies einige Jahre dauern

Insgesamt 83 S-Bahnhöfe gibt es in der Region Stuttgart, 31 davon sind bislang nicht barrierefrei. Das heißt, sie sind nicht oder nur eingeschränkt für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte und Menschen mit Kinderwagen zugänglich. Das soll sich jedoch bald ändern: Nachdem die Deutsche Bahn zusammen mit dem Verband Region Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg bereits alle S-Bahnhöfe in der Region Stuttgart stufenfrei zugänglich gemacht hat, beginnt nun die zweite Halbzeit für einen vollständigen barrierefreien Ausbau. Das hat Michael Groh, der Leiter des Regionalbereichs Südwest der Deutschen Bahn (DB), jüngst verkündet. Unter anderem sollen die Bahnsteige für einen niveaugleichen Zugang in die S-Bahn angepasst werden.
In den kommenden Jahren werden also an den S-Bahn-Haltestellen der Linie S 1 in Mettingen, Esslingen, Oberesslingen, Zell, Altbach und Plochingen die letzten Hindernisse für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste ausgeräumt. Dort können die Fahrgäste zwar dank der Aufzüge auf die Bahnsteige gelangen, der Ein- und Ausstieg in oder aus S-Bahnen ist bislang aber ein Problem. Denn die Automatiktüren der Züge liegen deutlich über dem Niveau der Bahnsteigkante – und diesen Höhenunterschied von 20 Zentimetern kann auch der ausfahrbare Schiebetritt nicht überbrücken, weshalb er an diesen Stationen erst gar nicht zum Einsatz kommt.

Auf 96 Zentimeter erhöhen
Den baulichen Missstand will die Bahn beseitigen, indem sie die S-Bahnsteige von derzeit 76 Zentimetern auf 96 Zentimeter erhöht oder sie entsprechend neu baut. Allerdings werden die Fahrgäste noch eine ganze Weile auf diese Verbesserung warten müssen. „Der Abschluss aller Maßnahmen an den S-Bahn-Stationen der Region liegt nach 2030“, räumt ein Sprecher der Deutschen Bahn ein. Schwierig sei der Umbau insbesondere an Stationen, an denen die Bahnsteige der S-Bahn auch von den Zügen des Regionalverkehrs genutzt würden. Denn die monatelangen Bauarbeiten sollen „unter rollendem Rad“ ausgeführt werden, der S-Bahnsteig stehe während der langen Umbauphase nicht zur Verfügung.
Laut dem Sprecher der Bahn gibt es eine Prioritätenliste, die sich unter anderem am Fahrgastaufkommen und der Zahl der Linien orientiert. Demnach startet die zweite Phase des barrierefreien Ausbaus der Stuttgarter S-Bahn-Stationen im zweiten Halbjahr dieses Jahres mit der Bahnsteigerhöhung in Rommelshausen (Rems-Murr-Kreis), die Fertigstellung dort ist im nächsten Jahr geplant. Der weitere Zeitplan sieht die Inbetriebnahme des höheren Bahnsteigs in Mettingen voraussichtlich Anfang 2026 vor, die Planungen dafür sind laut dem Bahnsprecher bereits in Angriff genommen worden. Entlang der S-Bahnlinie S 1 sollen dann die Fertigstellungen in Esslingen gegen Ende 2027, in Oberesslingen Mitte 2028 sowie in Zell und in Altbach Ende 2028 folgen. „Für den Bahnsteig in Plochingen gibt es noch keine zeitliche Planung“, räumt der DB-Sprecher ein. Die Inbetriebnahme des umgebauten Bahnsteigs in Obertürkheim sei im Übrigen für Ende 2028 vorgesehen. „Alle weiteren Stationen auf der S 1 sind schon komplett barrierefrei ausgebaut.“
Warum das eigentlich alles so lange dauert? „Der Zeitraum von den ersten Planungsüberlegungen bis zur Inbetriebnahme umfasst mehrere Jahre“, erläutert der Konzernsprecher und fügt hinzu: Die Bahn prüfe bei den einzelnen Vorhaben, ob das seit Dezember 2020 geltende Investitionsbeschleunigungsgesetz in Anspruch genommen werden könne. „Dieses sieht bei Umbaumaßnahmen zur Barrierefreiheit, insbesondere der Erhöhung von Bahnsteigen, vor, dass auf behördliche Verfahren wie Planfeststellung oder Plangenehmigung verzichtet werden kann.“ Davon erhofft man sich eine schnellere Umsetzung.

Mehrere Komponenten
Neben der Anpassung der Bahnsteighöhe sehen die Pläne der Bahn eine spezielle Wegemarkierung für Sehbehinderte, die Montage von akustischen und optischen Reiseinformation an den Bahnsteigen, Stufenmarkierungen, Handlaufschilder an Treppen und Rampen sowie Wetterschutzeinrichtungen vor. „In Mettingen soll gegebenenfalls auch die Personenunterführung saniert werden“, berichtet der DB-Sprecher. In Altbach sei angedacht, gleichzeitig den Peoplemover zu erneuern oder eine neue Aufzuganlage einzurichten.
Die konkreten Investitionssummen für den barrierefreien Ausbau der S-Bahnstationen kann die Bahn noch nicht beziffern. Bislang liegen eigenen Angaben zufolge nur grobe Schätzungen vor. Und die sehen derzeit 2,5 Millionen Euro für Mettingen, 7,2 Millionen Euro für Esslingen, 5,3 Millionen für Oberesslingen, 7,5 Millionen Euro für Zell sowie 7,3 Millionen für Altbach vor.

eh / Foto: Roberto Bulgrin