Rudi Völler soll als Nachfolger von Oliver Bierhoff beim DFB bis 2024 den Sportdirektor geben. Wird Völler die Fußballnationalmannschaft wieder auf Kurs bringen?

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Richtet’s Rudi?
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Rudi Völler soll als Nachfolger von Oliver Bierhoff beim DFB bis 2024 den Sportdirektor geben. Wird Völler die Fußballnationalmannschaft wieder auf Kurs bringen?
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Von 29. Januar bis 12. Februar öffnet die Esslinger Vesperkirche im Gemeindehaus am Blarerplatz ihre Pforten
Gutes Essen ist für alle wichtig. Und wenn die Mahlzeit in angenehmer Gesellschaft und in geheizten Räumen eingenommen wird, schmeckt sie noch besser. Damit auch Menschen mit kleinem Geldbeutel gut satt werden können, starten am 29. Januar die Vesperkirchen in Esslingen und Kirchheim. In Nürtingen werden die Speisen bereits seit Sonntag kredenzt.
In Esslingen läuft die Vesperkirche in diesem Jahr bis 12. Februar und anders als gewohnt ab. Zum ersten Mal werden die Tische nicht mehr in der Frauenkirche, sondern im Gemeindehaus am Blarerplatz gedeckt. Für den Wandel gebe es viele Gründe, sagen Dekan Bernd Weißenborn und Projektleiter Bernd Schwemm. Diese hingen mit der Coronapandemie und der Energiekrise zusammen. Als die Planungen begannen, sei nicht absehbar gewesen, wie es mit den Coronaauflagen weitergehen würde. Deshalb habe sich der Große Saal im Gemeindezentrum am Blarerplatz, dem „Neuen Blarer“, angeboten. Hier ist vieles möglich. Nach Bedarf können die Stühle auf Abstand gestellt und der Raum gut durchgelüftet werden. Zum ersten Mal seit der Pandemie können die Gäste wieder gemeinsam essen, das ist Weißenborn und Schwemm wichtig.
Immerhin steht die Vesperkirche unter dem Motto „Begegnung, Beratung, Zuspruch“ und löst den Auftrag der Kirche ein, Menschen nicht alleine zu lassen. Die Akteure rechnen allerdings mit weniger Zulauf als in den Jahren vor der Pandemie. Diesmal sollen 170 Essen pro Tag auf den Tisch kommen, während es vor Corona bis zu 550 waren. Das frische Essen wird bei dem Esslinger Altenhilfeträger Dienste für Menschen geordert und im Blarer-Gemeindehaus nur noch warm gemacht. Auf diese Weise sei die Esslinger Vesperkirche autark. Es sei gut, die Vesperkirche diesmal bereits Ende Januar in der kalten Jahreszeit zu starten und eine gemütliche Mittagspause im geheizten Gebäude anzubieten, so Weißenborn. Damit lasse sich auch der Anspruch vom „Neuen Blarer“ einlösen, wonach das kirchliche Gebäude das Haus der Esslinger Stadtgesellschaft sein soll.
Abhängig sei die Zahl der Gäste außerdem von der Zahl der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, und da diese drastisch von 600 auf jetzt nur noch 170 Menschen zurückgegangen ist, können nicht so viele Gäste wie gewohnt versorgt werden. Auch dieser Umstand habe gegen die Frauenkirche gesprochen, wo früher bis zu 70 Menschen pro Tag für den Betrieb der Vesperkirche gebraucht wurden. Im Blarer sei dafür vieles einfacher zu organisieren, weil unter einem Dach: „Es gibt hier allein drei Küchen, und die Sanitäranlagen sind auch vorhanden“, lobt Schwemm. Im Vergleich zu dem hohen Kirchenraum sei der Gemeindesaal mit deutlich weniger Energieaufwand warm zu kriegen.
Für den Rückgang der Ehrenamtlichen zeigen Weißenborn und Schwemm Verständnis. Viele hätten sich im Laufe der Pandemie in der Geflüchtetenarbeit oder bei den Tafeln engagiert, zumal die Vesperkirche 2021 ganz ausfiel und 2022 nur ein Mitnahmeessen anbieten konnte.
Gleich bleibt in diesem Jahr der günstige Preis von 1,50 Euro pro Mittagessen. Es gibt Suppe, Hauptgang, Salat, Kaffee und Kuchen – „und nette Menschen, die Sie bedienen“, heißt es auf dem Informationsblatt. Die Aktion wird erneut getragen von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen und dem Kreisdiakonieverband, die mit der katholischen Kirche Esslingen, der evangelisch-methodistischen Kirche sowie der Caritas Fils-Neckar-Alb kooperieren. Da das Essen stark subventioniert wird, müssen in diesem Jahr rund 40 000 Euro Spenden eingeworben werden.
Info: Das „Neue Blarer“ ist während der Vesperkirchenzeit von 11.30 bis 14.30 Uhr geöffnet. Die Essensausgabe ist von 12 bis 14 Uhr. Infos auch für Kuchenspenden bei Bernd Schwemm unter Telefon 01 51/54 40 00 98 oder E-Mail: bernd.schwemm@elkw.de.
com / Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger
Nach dem Aus für den „Wurstkessel“ im November macht in Baltmannsweiler nun die Familie Stegmaier ihren Laden zu
Am 11. Februar ist endgültig Schluss. Dann schließt auch der letzte „Stegi“ seine Türen für immer. Die Rede ist vom Fachgeschäft für Schreib-, Spiel- und Haushaltswaren, das die Familie Stegmaier 60 Jahre lang in Baltmannsweiler betrieben hat. Damit geht auch das Stegmaier-Stammgeschäft vom Markt. Alle Filialen waren bereits geschlossen worden. In Baltmannsweiler ist das die zweite Schließung eines Einzelhandelsgeschäfts in wenigen Monaten, nachdem bereits Ende November Torsten und Verena Scharpf ihren Lebensmittelladen mit Metzgerei, bekannt als „Wurstkessel“, aufgegeben hatten.
„Seit ein paar Jahren ist der Laden nicht mehr profitabel“, begründet Manfred Stegmaier die Entscheidung, die er gemeinsam mit seinem Bruder Stefan getroffen habe. Die Frage, ob die Schließung typisch für den Niedergang des stationären Einzelhandels sei, bejaht der Betriebswirt zunächst, korrigiert dann aber seine Bewertung. Er wolle das Ganze eher positiv beschreiben und von einem Wandel sprechen, erklärt Manfred Stegmaier, der für den Familienbetrieb bis heute die Bücher führt, während sein Bruder Stefan als Einzelhandelskaufmann und Inhaber für das operative Geschäft zuständig ist. Manfred Stegmaier spricht vom veränderten Kaufverhalten der Kundschaft. Das habe sich seit Ende der 1980er-Jahre abgezeichnet, als die Ladenöffnungszeiten abends verlängert wurden. Auf einmal war es für Familien möglich, nach Feierabend freitags gemeinsam zum Erlebniseinkauf in die Stadt loszuziehen.
In Baltmannsweiler habe sich die Bewegung der Kundschaft weg vom Ortszentrum aber erst mit dem Bau des neuen Edekas an der Landesstraße vor elf Jahren abgezeichnet. Bis dahin habe ihr Laden in der Reichenbacher Straße an einer Art kleinem Marktplatz gelegen. Doch auch das ist längst Geschichte: der Metzger nebenan verstarb ohne Nachfolger, im ehemaligen „Rössle“ machte der kleine Lebensmittelladen dicht, Jahre zuvor schon zog der kleine Edeka einige Hundert Meter weiter und musste als „Wurstkessel“ nun – wie erwähnt – aufgeben.
Auch für die Stegmaiers ist der große Einzelhändler zum Problem geworden. „Edeka verkauft zu unseren Einkaufspreisen“, erläutert Manfred Stegmaier. Während früher das Ortszentrum wie ein Magnet gewirkt habe, ziehe es die Kundschaft nun an den Ortsrand. „Warum soll der Kunde nach Baltmannsweiler reinfahren, wenn er den Kochlöffel auch bei Edeka bekommt“, fragt Stegmaier, der als Geschäftsführer eines internationalen Konzerns arbeitet. Ohne Laufkundschaft könne man aber nicht existieren. Wegen der guten Stammkundschaft und des Teams, das sich „für den Laden zerreiße“, sei ihnen die Schließung nicht leicht gefallen.
„Die Kundschaft ist hier sehr treu“, bestätigt Brigitte Schreiter. Sie stand mehr als 30 Jahre für die Stegmaiers hinter der Ladentheke und zählte genauso wie Carmelo Burtone zur Stammbelegschaft im Wernauer Stegmaier am Stadtplatz, bevor die Konkurrenz der Discounter und Drogeriemärkte die Filiale 2020 unrentabel machte. Bereits ein Jahr zuvor war der Plochinger Betrieb eingestellt worden. Ihr kürzestes Gastspiel gaben die Stegmaiers in den 1990er-Jahren in Reichenbach, wo sich ihr Spielwarengeschäft nach drei Jahren nicht mehr lohnte. Dabei seien die 80er- und 90er-Jahre die beste Zeit gewesen, erinnern sich die beiden Brüder. 1994 habe die Mutter, die noch bis ins hohe Alter mitarbeitete, den Laden übergeben. Immer größer sei der bürokratische Aufwand geworden. Als kleiner Einzelhändler müsse man wegen der digitalen Kassensysteme gleichzeitig EDV-Fachmann sein. Das zermürbe zusätzlich.
Aber flexibel wollen die beiden Brüder auch künftig bleiben, betont Stefan Stegmaier. Er will nicht nur den Abverkauf der Waren aus Baltmannsweiler über seinen Onlineshop organisieren, sondern auch den Verkauf von Schulbüchern ins Netz verlagern und dabei den individuellen Service, den man als kleiner Betrieb bieten könne, beibehalten. Über die Jahre hätten sich enge Kontakte zu Schulen entwickelt. Was mit dem Laden passiert, ist unklar. Eilig haben es die Brüder in dieser Frage nicht, denn das Gebäude ist Familieneigentum.
com/hin / Foto: Roberto Bulgrin
Insolvenz von Hello Fiber hat sieben Gemeinden kalt erwischt – Erneute Ausschreibung für Glasfaserausbau kostet Zeit
Die Firma Hello Fiber ist nach gut einem Jahr auf dem Markt schon wieder Geschichte: Das Unternehmen Liberty Networks Germany hat für sein Tochterunternehmen Insolvenz angemeldet – die Glasfaseraktivitäten wurden deshalb bundesweit eingestellt. Als Gründe für das Aus werden veränderte gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen wie Inflation, Zinsniveau und steigende Ausbaukosten genannt. Die Pleite von Hello Fiber hat sechs Kommunen im Landkreis Esslingen und eine Gemeinde im Kreis Reutlingen kalt erwischt: Sie werden so schnell keine Anschlüsse ans schnelle Internet bekommen.
Der noch vor wenigen Monaten vollmundig angekündigte Ausbau des Glasfasernetzes in Beuren, Frickenhausen, Erkenbrechtsweiler, Großbettlingen, Kohlberg und Neuffen sowie Grafenberg liegt auf Eis. Bis Ende 2024 sollten den ursprünglichen Plänen von Hello Fiber zufolge dort rund 15 300 Haushalte Zugang zu einem der schnellsten Netze Deutschlands mit Downloadgeschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde erhalten. Für die Erschließung der Wohn- und Gewerbegebiete in dieser Region wollte das Unternehmen insgesamt rund 236 Kilometer Glasfaserleitungen verlegen. Der Aufbau der Infrastruktur, so hieß es noch im vergangenen Mai bei Liberty Networks Germany, werde unabhängig von der Vermarktung und rein privatwirtschaftlich erfolgen. Doch dazu kommt es jetzt nicht mehr.
Der überraschende Rückzug von Hello Fiber ist laut Frickenhausens Bürgermeister Simon Blessing eine herbe Enttäuschung, schließlich bemüht man sich seit Jahren um eine Verbesserung der unzureichenden Breitbandversorgung im Ort. „Noch in der letzten Sitzung des Gemeinderates im Dezember 2022 bestätigten Vertreter des Unternehmens, dass mit der technischen Umsetzung Anfang dieses Jahres begonnen wird und erste Kunden im Sommer 2023 schnelles Internet bekommen werden“, teilt er der Bürgerschaft auf der Internetseite der Gemeinde mit. Anfang des Jahres dann habe das Rathaus die Mitteilung erreicht, dass Hello Fiber den Ausbau des Glasfasernetzes komplett stoppt.
Die Nachricht hat auch den Zweckverband Breitbandversorgung Landkreis Esslingen überrascht. „Wir haben sie mit großem Bedauern aufgenommen“, sagt Geschäftsführer Markus Grupp. Beim Blick zurück ist jedoch eine gewisse Ernüchterung festzustellen: „Wir haben im Laufe des vergangenen Jahres bei verschiedenen Themen festgestellt, dass die Prozesse noch nicht so eingespielt sind wie bei etablierten Unternehmen, die schon seit Jahren im Ausbau tätig sind.“ Sowohl der Zweckverband als auch die Kommunen hätten das junge Unternehmen „in vielen Punkten daher umso mehr unterstützt, um die Prozesse zu optimieren“.
Die Pleite von Hello Fiber reißt laut Grupp zunächst eine Lücke in die ambitionierten Ausbauplanungen und -aktivitäten im Landkreis Esslingen: „Sie verursacht vor allem auch einen zeitlichen Versatz.“ Jetzt heißt es, alles zurück auf Anfang: Es müssten erneut Förderanträge gestellt werden, „die Suche und die Bewertung neuer Angebote beginnen von Neuem“. Die Firmen müssen sich dann mit ihrem Ausbaukonzept den jeweiligen Gemeinderäten vorstellen, die wiederum über die Vergabe zu entscheiden haben, erklärt der Geschäftsführer das Prozedere. Der gesamte Prozess dauerte bei Hello Fiber in Frickenhausen zum Beispiel mehr als zehn Monate. Der Zweckverband Breitbandversorgung befindet sich nun im engen Austausch mit den betroffenen Kommunen. „Dabei verfolgen wir zwei Lösungsansätze“, erläutert Markus Grupp. Zum einen werde man die zurückgestellten Förderanträge für Schulen, Gewerbegebiete und die sogenannten weißen Flecken, also Gebiete mit weniger als 30 Mbit pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit, „wieder aktivieren und schnellstmöglich zur Ausschreibung bringen“. Zum anderen sei der eigenwirtschaftliche Wettbewerb für diese Kommunen wieder eröffnet, teilt Markus Grupp mit.
Der wichtigste Akteur im Glasfaserausbau in der Region Stuttgart ist die Telekom. Im Landkreis Esslingen will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge in diesem Jahr Glasfaser in 17 Kommunen verlegen, um Schulen, Gewerbegebiete und Haushalte in bislang unterversorgten Gebieten mit modernen Internetanschlüssen zu versorgen.
eh / Foto: dpa
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Vom 23. Februar an werden auf neuer Route pro Stunde höchstens zwei Flüge nach Süden geführt – Klagen werden erwogen
Der Probebetrieb auf der neuen Route für Flüge in den Süden beginnt am 23. Februar. Damit wird die umstrittene Änderung umgesetzt, für welche sich die für den Flughafen Stuttgart zuständige Fluglärmkommission mehrheitlich ausgesprochen hatte. Die Genehmigung zur Publikation sei vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) bereits erteilt, sagt Arved Saur, der Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS).
Durch den steileren Steigwinkel der abfliegenden Maschinen in östliche Richtung werden die Kommunen Denkendorf, Neuhausen, Wolfschlugen, Nürtingen-Hardt, Aichtal und mit Abstrichen auch Köngen neu von Lärm betroffen sein. Dort hatten sich Gegner in Bürgerinitiativen formiert und mehr als 15 000 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt. Höchstens zwei Flüge pro Stunde dürfen über die neue Route geführt werden – ob das überhaupt möglich ist, hängt allerdings von der Wetterlage ab. Damit sollen stark vom Lärm betroffene Kommunen im Neckartal wie Deizisau, Altbach und Plochingen entlastet werden.
Gegner der neuen Route hatten ein unabhängiges Gutachten gefordert. Die Expertise ergab, dass bei der Belastung nur „Verschiebungen im Promillebereich“ zu erwarten seien, wie es der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Ostfilderns Rathauschef Christof Bolay, formulierte.
Um die tatsächlichen Auswirkungen für die neu betroffenen Gebiete zu evaluieren, hatte Bolay den einjährigen Probebetrieb angeregt, der nun im Frühjahr beginnen soll. „Es ist durchaus üblich, solche Verfahren zunächst in einem Probebetrieb zu testen“, sagt Arved Saur von der DFS. Am Ende des Probebetriebs werden die Erkenntnisse ausgewertet und in der Fluglärmkommission beraten.
Mobile Messstation im Einsatz
Noch vor dem eigentlichen Start beschäftigt der Probebetrieb die betroffenen Kommunen. Die Fluglärmkommission wird den Testlauf mit einer Arbeitsgruppe begleiten. Dabei werden auch die Kommunen gehört, die nicht als feste Mitglieder in dem Gremium vertreten sind. „Es ist wichtig, dass wir am Ende belastbare Ergebnisse unter realen Bedingungen bekommen“, sagt Wolfschlugens Bürgermeister Matthias Ruckh, der wie Nürtingen und Aichtal keinen festen Sitz in der Kommission hat. Seine Kommune wird verhältnismäßig stark betroffen sein. Ihm ist es wichtig, dass bei den Auswertungen die Einzelschallereignisse berücksichtigt werden, „gerade dann, wenn es um Flüge in den Morgenstunden geht“.
Um die tatsächliche Verschiebung der Lärmbelastung bewerten zu können, haben die Kommunen ein Messkonzept ausgearbeitet, das der Flughafen Stuttgart umsetzt. Neben den fest stationierten Lärmmessstationen in den Anrainerkommunen ist auch eine mobile Messstation im Einsatz. Das Konzept sehe vor, die Lärmwerte vor und nach Inbetriebnahme der neuen Route zu messen. Auf dieser Grundlage wird die Fluglärmkommission dann die Ergebnisse nach einem Jahr betrachten und entscheiden, ob die Flugroute in den Dauerbetrieb geht.
In den kommunalen Gremien wird die Einreichung einer Feststellungsklage gegen die neue Route diskutiert. Wolfschlugens Kommunalpolitiker hatten sich im Vorfeld für den Klageweg ausgesprochen. Auch die Mehrheit des Nürtinger Gemeinderats hat sich dafür ausgesprochen, Oberbürgermeister Johannes Fridrich zu beauftragen, eine Klage auf Feststellung der Rechtswidrigkeit für die neue Flugroute zu beantragen. Zusammen mit Aichtal und Wolfschlugen wolle man sich die Kosten für dieses Verfahren teilen. „Wir werden den Probebetrieb kritisch begleiten“, sagt indes Rolf Keck, der Sprecher der Bürgerinitiativen gegen die neue Route.
Unmut in den Kommunen
Die Fluglärmkommission hatte die Routenänderung im stark lärmbelasteten Umfeld des Flughafens vorgeschlagen – hinter verschlossenen Türen war sie bereits seit 2018 geplant worden. Gemeinsam mit Experten der Flugsicherung haben die Piloten Oliver Hasenbein von Eurowings und Valentin Reinhardt von der Lufthansa die alternative Streckenführung ausgearbeitet. In den Kommunen hatte Unmut ausgelöst, dass ausgerechnet Vertreter der Fluggesellschaften die Pläne in den Gemeinden vorstellten. Nach dem knappen Votum der Fluglärmkommission mit sechs Ja-, fünf Neinstimmen und fünf Enthaltungen lag die endgültige Genehmigung in Händen des BAF.
eli/Foto: Horst Rudel
Teilstück zwischen dem Wanderparkplatz Drei Linden und Aichelberg schließt Lücke zwischen dem Remstal und Plochingen
In diesem Jahr möchte die Gemeinde Aichwald den Radweg zwischen dem Wanderparkplatz Drei Linden und dem Ortsteil Aichelberg auf einer Länge von 660 Metern ausbauen. Etwa zeitgleich soll auf der anderen Seite der Schurwaldkommune der Radweg zwischen dem Weißen Stein und dem Aichwalder Ortsteil Aichschieß fertig werden, der gerade vom Landkreis Esslingen nach jahrelanger Vorplanung neu gebaut wird. Sind beide Arbeiten abgeschlossen, wird es im nächsten Jahr eine durchgehende Radwegeverbindung zwischen Weinstadt im Remstal über den Schurwald nach Plochingen geben.
Laut Ansgar Voorwold, dem Leiter des Aichwalder Bau- und Umweltamts, teilen sich der Landkreis Esslingen und die Gemeinde Aichwald die Aufgaben beim Ausbau des Radwegs nach Aichelberg. „Das Landratsamt hat sich um die Genehmigungsplanung gekümmert und darum, das Projekt in die Förderung aufzunehmen. Wir werden die Bauarbeiten umsetzen“, erklärt Voorwold. „Das haben wir so gemacht, weil wir das Projekt für sinnvoll halten“.
Zwar stand im Dezember die konkrete Zusage für die Fördermittel noch aus, doch rechnet Voorwold damit, dass er diese im Januar oder Februar bekommt. Unterm Strich wird der Ausbau des 660 Meter langen Teilstücks zwischen dem Wanderparkplatz und dem Ortseingang von Aichelberg 400 000 Euro kosten, 20 000 Euro davon muss die Schurwaldgemeinde selbst finanzieren. Den größten Brocken der Kosten übernehmen das Land Baden-Württemberg und der Landkreis Esslingen.
Die Diskussion um den Ausbau des Radwegs währt schon länger. Ursprünglich war geplant, den zwischen 1,20 bis 1,50 Meter breiten Weg neben der Schurwaldstraße, der heute schon als Radweg dient, auf eine Breite von 2,50 Meter auszubauen. Nur dann kommen zwei Fahrräder sicher und bequem aneinander vorbei, wenn sie sich begegnen. Doch war eine einfache Verbreiterung des zu schmalen Radwegs wegen der schwierigen Topografie nicht möglich. Gleich neben dem bestehenden Weg geht es eine Böschung steil hinunter auf einen geschotterten Feldweg, der parallel verläuft. „Doch um den ausbauen und asphaltieren zu können, haben wir eine naturschutzrechtliche Genehmigung gebraucht“, erläutert Voorwold. Der Naturschutz ist auch der Grund, weshalb der Radweg vorerst nicht beleuchtet werden kann.
Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim ist froh, „dass das mit dem Ausbau nun doch relativ schnell klappen wird und die Kosten für die Gemeinde überschaubar bleiben“. Er spricht von einer „wichtigen Verbindung ohne Unterbrechungen“. Sobald die Förderzusage im Aichwalder Rathaus ankommt, rechnet Voorwold mit einer Bauzeit von etwa acht Wochen. Geplant sei, den Radweg auf jeden Fall in diesem Jahr zu realisieren, versichert der Leiter des Aichwalder Bauamts. Ist die Lücke in der Radwegeverbindung vom Remstal nach Plochingen geschlossen, ist die Schurwaldgemeinde, „was die innerörtlichen Verbindungen angeht, durch“, wie Voorwold sagt. Als nächstes möglichstes Radwegeprojekt nennt er die Verbindung von Aichwald nach Esslingen. „Aber das müssen wir gemeinsam mit der Stadt Esslingen angehen“, sagt Voorwold.
kai/Foto: Andreas Kaier
Mit einer Mitmachaktion soll in Esslingen „mit kleinen Dingen die Stadt jeden Tag etwas lebenswerter“ gemacht werden
Die Stadt Esslingen will ihre Bürger sesshaft machen: In den kommenden Jahren sollen 100 neue Bänke im Stadtgebiet aufgestellt werden. Das Besondere dabei: Die Bürger haben einen Einfluss darauf, wo die Bänke hingestellt werden.
„Eine Stadt ohne Bänke ist nicht besonders einladend“, sagte der Vorsitzende des Stadtseniorenrates in Esslingen, Josef Birk, der die Aktion begrüßt. Insbesondere für ältere Bürger sei dies wichtig, sollten sie nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs sein. „Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, für den bringen Sitzgelegenheiten mehr Möglichkeiten zur Teilhabe.“ Es gebe Orte wie den Marktplatz mit ausreichend Sitzgelegenheiten, „aber es gibt viele Wege, wo es daran mangelt“, etwa auf dem Weg zum Bahnhof. Für den Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer bedeutet die Aktion, dass auf diese Weise „mit kleinen Dingen die Stadt jeden Tag etwas lebenswerter gemacht wird.“
Angekündigt wurde das Vorhaben auf dem Neujahrsempfang der Stadt Esslingen vergangene Woche. Dort erklärte Burkhard Nolte, der Leiter des Grünflächenamtes, wie die Bürger der Stadt in die Suche nach dem optimalen Standort einbezogen werden sollen. Über das Onlineportal der Stadt könne ein Ort angegeben werden, wo man gerne eine Bank sehen würde, dazu eventuell ein Foto hochladen sowie seinen Namen und seine E-Mail-Adresse nennen.
Danach fängt die Arbeit der Verwaltung an, wie Christine Clement-Wiegand, die Leiterin der Wirtschaftsförderung, beschrieb. Denn auch eine einfache Bank aus Holz kann sich zu einem kleinen bürokratischen Monster auswachsen, weil viele Prüfungen anstehen: „Eigentumsverhältnisse der Fläche, was meint die Feuerwehr dazu, besteht eventuell eine Gefährdung durch parkende Fahrzeuge, aber auch: inwieweit muss die Denkmalpflege berücksichtigt werden?“ Auch die Sichtachse spiele eine Rolle, ebenso der Bauuntergrund und nicht zuletzt die Barrierefreiheit. Das klingt nach einer langwierigen Prüfung, doch Clement-Wiegand verspricht: „Alles soll so schnell wie möglich gehen.“
Eine Bank in der Stadt kann schon einmal schnell 2000 Euro kosten, eine einfache robuste Bank im Wald ist etwas preisgünstiger zu haben. Wie also will die Stadt die Bänke finanzieren? „Wir hoffen auf Unterstützung“, sagte Clement-Wiegand. Sobald die ersten Standorte fest stünden, werde eine Liste im Internet veröffentlicht. Sponsoren hätten dann die Möglichkeit, sich eine Bank beziehungsweise einen Standort auszusuchen. Wenn sie eine Bank finanzieren, bekommen sie als Dank eine Plakette auf der Bank.
Erste Bänke wurden auf dem Neujahrsempfang vergeben. Klopfer will aus seiner privaten Schatulle eine Bank in der Nähe seines Lieblingsplatzes, der Katharinenlinde, sponsern. Auch das Klinikum, die Wohnungsbaugesellschaft EWB und die Stadt selbst scheinen nicht abgeneigt, Bänke zu finanzieren. Der 100-Bänke-Plan ist nicht die erste Bank-Idee in Esslingen. Im Mai des vergangenen Jahres wurde bei einem Innenstadtforum die Idee eines Schwätzbänkles vorgestellt. Es sollte – auch im Zuge der Bemühungen zur Aufwertung der Innenstadt an gut frequentierten Plätzen und Orten zum Treffpunkt für Menschen werden, die einen Gesprächspartner suchen. Im Juni wurde dann das erste Bänkle an der Inneren Brücke aufgestellt.
Info: Anmeldung von möglichen Plätzen ist online unter: www.esslingen.de/lieblingsplatz möglich.
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Agrarminister Cem Özdemir will bei gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse die Mehrwertsteuer streichen, Sozialverbände und Verbraucherschützer unterstützen ihn. Sind auch Sie dafür?
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Steuer streichen?
Auf dem Gelände Altbach/Deizisau werden künftig weniger Flächen benötigt – Heizkraftwerk I ist Kulturdenkmal
Über viele Jahre hinweg war es die Kohle, die in Altbach und Deizisau zur Erzeugung von Energie für die weitere Umgebung genutzt wurde. Die Tage des fossilen Energieträgers sind allerdings gezählt. Zukünftig wird das Kraftwerk Gas, später Wasserstoff als Energiequelle nutzen. Zumindest ein Teil des alten Kraftwerks, das Heizkraftwerk I, muss aber erhalten bleiben. Es wurde als Kulturdenkmal eingestuft. Insbesondere die Architektur der Anlage ist aus Sicht des Landesamts für Denkmalpflege erhaltenswert.
Hellhörig wurde das Denkmalamt im Zuge des Genehmigungsverfahrens für das neue Heizkraftwerk III, mit welchem der Energieversorger EnBW den geplanten Umstieg auf Wasserstoff, den sogenannten Fuel Switch, bewerkstelligen möchte. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens für die neue Anlage wurde das Denkmalamt als Träger öffentlicher Belange gehört. Daraufhin sah man sich das Kraftwerksgelände einmal genauer an – im Archiv und vor Ort. Angetan hat es den Denkmalschützern vor allem die Architektur: Am Heizkraftwerk I zeigten die Architekten Fred Angerer und Gerhard Feuser Anfang der 1980er-Jahre erstmals, wie mit einer qualitätvollen, einbindenden Architektur die Akzeptanz großer Kraftwerksbauten in der Bevölkerung erhöht werden konnte. So begründet das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart, zu welchem das Denkmalamt gehört, die Einordnung des Kraftwerks als Kulturdenkmal. Es habe für die Architekturgeschichte in Deutschland einen exemplarischen Wert. Denn genau dieses Kraftwerk sei vielen später gebauten Kraftwerken ein Vorbild gewesen. Nach dem Bau im Neckartal wurden von den genannten Architekten weitere Kraftwerke im selben architektonischen Stil errichtet, beispielsweise in München oder in Karlsruhe.
Der Hybridkühlturm ist niedriger als die sonst üblichen, sogenannten Nasszugkühltürme. Auch das sei eine Besonderheit. Außerdem sei er so konstruiert, dass er weniger Schwaden zulässt. „Die Schwaden werden durch ein Gebläse vermieden“, teilt das Denkmalamt mit. Der Hybridkühlturm in Altbach sei der erste seiner Art gewesen: „Daher ist er spannend.“ In den Bemühungen um eine Vermeidung der Schwadenbildung sieht das Denkmalamt einen Hinweis auf die Umweltdebatte der späten 70er- und frühen 80er- Jahre. Darüber hinaus zeigen die umfangreichen Anlagen zur Rauchgasbehandlung, für die einst ein Drittel der Investitionskosten aufgebracht wurden, wie sehr die Umweltgesetzgebung seit den 70er-Jahren die Konzeption und Gestaltung von industrieller Infrastruktur beeinflusste.
Unterm Strich besteht also für die Denkmalschützer kein Zweifel daran, dass das Heizkraftwerk I erhaltenswert ist. Technisch seien vor allem der Schornstein, der Hybridkühlturm und die Entstickungsanlage, mit der das Rauchgas von Stickoxiden befreit wird, bedeutsam. Der Schornstein sei zumindest in seiner Dimension so spannend gewesen, dass er im Jahr 1984 in der Zeitschrift „Beton“ besprochen und (zusammen mit dem ganzen Kraftwerk) im Jahr 1999 erstmals im Ingenieurbauführer Baden-Württemberg erwähnt worden sei. Ebenfalls zur Kulturdenkmalanlage gehört die offene Kohlelagerfläche. Beim Heizkraftwerk II sei das Prinzip des ersten Baus lediglich fortgesetzt worden. Deshalb sei es kein Kulturdenkmal. Die weitere Entwicklung auf dem Kraftwerksgelände soll durch die Einordnung aber nicht verhindert werden, betont das Regierungspräsidium. Dem geplanten Fuel Switch sollen keine Steine in den Weg gelegt werden.
Was aus dem Heizkraftwerk I werden soll, darüber muss sich die EnBW Gedanken machen. Klar ist bislang nur, dass die Gebäude nicht abgerissen und die Fläche nicht neu genutzt werden dürfen. Derzeit sei man aber mit dem Fuel Switch beschäftigt, erklärt der Kraftwerksbetreiber. Eine Prüfung der Möglichkeiten einer etwaigen Nutzung des Kulturbereichs werde zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Später geklärt wird auch die Zukunft des Kraftwerks II. Denn die kohlegefeuerte Strom- und Wärmeerzeugung der Anlage werde, sobald das Fuel-Switch-Vorhaben sicher umgesetzt ist, ebenfalls stillgelegt.
bra / Foto: Philipp Braitinger