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Esslingen leistet seit Kriegsbeginn Hilfe für die Ukraine – Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt Kamianets-Podilskyi
Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Herbst die Ukraine besuchte, hat er den Menschen dort versprochen: „Ihr könnt euch auf Deutschland verlassen. Wir werden die Ukraine weiter unterstützen: militärisch, politisch, finanziell und humanitär. Und eben auch ganz konkret vor Ort – durch viele zwischenmenschliche und kommunale Verbindungen.“ Um dieses Bekenntnis mit Leben zu erfüllen, ließ die örtliche SPD-Gemeinderatsfraktion prüfen, „ob und in welcher Form und mit was für Inhalten Esslingen eine partnerschaftliche Beziehung zu einer Stadt in der Ukraine aufbauen kann“. Zunächst solle eine Partnerschaft „vor allem helfenden Charakter“ haben. Auf Vorschlag des Rathauses hat der Verwaltungsausschuss nun beschlossen, eine Solidaritätspartnerschaft mit der westukrainischen Stadt Kamianets-Podilskyi anzustreben.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hatten die Stadt Esslingen und einige örtliche Initiativen rasch Hilfe auf den Weg gebracht. Oberstes Ziel war, „Ukrainerinnen und Ukrainer zu unterstützen, die entweder in Esslingen ankommen oder zum Zwischenaufenthalt oder dauerhaften Bleiben in Esslingens Partnerstädten Eger in Ungarn und Piotrków Trybunalski in Polen sind“, betonte Katrin Radtke, die Leiterin der Abteilung Städtepartnerschaften im Rathaus. Und natürlich wolle man auch den Menschen in der Ukraine helfen – ganz im Geiste des Esslinger Anspruchs, sich für ein friedliches Europa zu engagieren und den Zusammenhalt zu stärken.
Eine klassische Städtepartnerschaft ist nach Radtkes Einschätzung derzeit nicht der hilfreichste Weg: Der Aufbau regulärer Kontakte zu einer ukrainischen Stadt werde in der aktuellen Situation Monate dauern, persönliche Begegnungen seien kaum möglich – wichtiger seien derzeit konkrete Hilfen etwa durch die Lieferung von Generatoren, Lebensmitteln oder medizinischen Produkten. Deshalb empfahlen Katrin Radtke und OB Matthias Klopfer zunächst eine Solidaritätspartnerschaft mit einer Stadt, die noch keine deutsche Städtepartnerschaft pflegt.
Unterstützt durch die gemeinnützige Gesellschaft Engagement Global hat Esslingen drei ukrainische Kommunen genauer in den Blick genommen. Weil Melitopol im Osten der Ukraine und die Hafenstadt Tschornomorsk bei Odessa mehrere Partnerschaften haben, fiel die Wahl auf Kamianets-Podilskyi – eine der ältesten Städte der Ukraine mit etwa 100 000 Einwohnern. Dort gibt es bereits eine Strategie für die Zeit nach dem Krieg. Katrin Radtkes Vorschläge für den weiteren Weg zu einer Solidaritätspartnerschaft haben im Verwaltungsausschuss viel Beifall gefunden: Verlaufen die ersten Kontakte positiv, wollen die Esslinger zunächst Hilfsgüter bereitstellen und dabei auch Förderprogramme des Bundes nutzen. Nach Kriegsende soll dann der Wiederaufbau unterstützt werden – etwa durch einen inhaltlichen Austausch von Fachleuten. Später könnten dann konkretere Kontakte in Bereichen wie Kultur, Sport, Wirtschaft oder Politik angeknüpft werden. Ob sich daraus eine klassische Städtepartnerschaft entwickeln kann, muss die Zeit zeigen.
OB Klopfer betonte, dass eine Solidaritätspartnerschaft nur ein weiterer Schritt sei: „Wir werden in den nächsten Jahren noch über viele Solidaritätsaktionen für die Ukraine reden müssen.“ Für ein Gelingen sei das Engagement vieler Menschen nötig. Im Verwaltungsausschuss stießen die Initiative und die angestrebte Solidaritätspartnerschaft auf breite Unterstützung.
Hilfe: Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat Esslingen auf vielfältige Weise Solidarität gezeigt. Unter anderem hat die Stadt ein Spendenkonto eingerichtet, im März 2022 gab es einen Hilfstransport in die ungarische Partnerstadt Eger zur Unterstützung der aus der Ukraine dorthin Geflüchteten. Die West-Ost-Gesellschaft und die Aktion „Ukrainische Engel“ wurden bei Hilfstransporten in die polnische Partnerstadt Piotrków Trybunalski und deren ukrainische Partnerstadt Riwne unterstützt.
Gedenken: „Ein Jahr russischer Angriffskrieg auf die Ukraine – Gedanken und Gebet“ ist eine Gedenkveranstaltung überschrieben, die am 24. Februar ab 17.30 Uhr in der Esslinger Stadtkirche St. Dionys beginnt. Anschließend soll es eine Gedenkminute auf dem Marktplatz geben.
adi / Foto: Roberto Bulgrin
Mit der Jubiläumswiese wirbt der Obst- und Gartenbauverein Neuhausen zum 100-jährigen Bestehen um Mitglieder
Eine Jubiläumswiese legen die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Neuhausen zum 100-jährigen Bestehen an. Unterhalb der Josefskapelle wird die Wiese im Frühjahr mit den ersten Bäumen bepflanzt. „Da dürfen unsere Mitglieder und solche, die es werden wollen, zu besonderen Anlässen wie Geburten oder Hochzeiten Bäume pflanzen“, sagt Corinna Jaron-Theiler. Die 50-Jährige kümmert sich in dem Verein um die Öffentlichkeitsarbeit. Die Idee stammte von den Obst- und Gartenbauern, die Wiese stellt die Gemeinde bereit. „Ein schönes Projekt, um den Streuobst-Anbau zu pflegen“, sagt Neuhausens Ortsbaumeister Rainer Däschler, der selbst auf der Schwäbischen Alb Wiesen mit Apfel- und Kirschbäumen hat.
Das Konzept lässt den Baumbesitzern Freiraum. „Jede und jeder kümmert sich selbst um den gepflanzten Baum“, sagt Jaron-Theiler. Wer damit aber erst mal nicht klar kommt, darf sich an die Experten wenden. „So wollen wir gerade junge Familien für den Obstanbau begeistern“, sagt Jaron-Theiler – zumal Natur, Klimaschutz und Nachhaltigkeit für die junge Generation zentrale Themen seien. Zwar könne der OGV nicht über Nachwuchssorgen klagen, „aber es könnten noch mehr junge Menschen sein“.
„Man muss keinen großen Garten haben, um sich im Jahresprogramm wiederzufinden“, sagt Thomas Weber. Der zweite Vorsitzende ist überzeugt, „dass man auch auf dem Balkon einen wunderschönen Mini-Garten anlegen kann“. Wie das gelingen kann, vermitteln die Gartenfreunde mit Kursen oder im persönlichen Gespräch. Aus Webers Sicht hat sich die Arbeit in den vergangenen 20 Jahren deutlich gewandelt: „Wir wollen gerade auch die Single-Haushalte für unsere naturnahen Projekte interessieren, also Leute, die keinen großen Garten haben.“ Seit 27 Jahren ist Dietmar Maier Vorsitzender der Obst- und Gartenbauer, er verweist darauf, dass neben den klassischen Baumschnitt-Kursen verstärkt Themen angeboten werden, die auch junge Leute interessieren.
Als der Obst- und Gartenbauverein am 18. Februar 1923 gegründet wurde, hatte der Anbau vor der eigenen Haustür noch einen sehr viel höheren Stellenwert. Da versorgten sich viele Familien über ihr eigenes Wiesle selbst – gerade in der großen Not nach dem Zweiten Weltkrieg. „Uns ist es wichtig, das Wissen früherer Generationen an die jungen Leute weiterzugeben“, sagt Dietmar Maier. Damit es auch in kleineren Gärten richtig grünt und blüht, ist zum Beispiel der richtige Rosenschnitt wichtig. Da hat Philipp Flaig wertvolle Tipps, der auch der Kassier des Vereins ist.
Corinna Jaron-Theiler überzeugt möchte gerade jungen Familien „Impulse geben, ihre Gärten so zu bepflanzen, dass sich auch Insekten und Vögel dort wohlfühlen“. Das sei die wichtigste Aufgabe einer zukunftsweisenden Vereinsarbeit. Dass durch Wohnungsnot und Geschosswohnungsbau immer weniger Menschen eigene Gärten haben, sieht Jaron-Theiler als Chance. „Den Menschen Lust machen, sich in der Natur zu bewegen und deren Gaben zu nutzen“, das findet sie einfach schön.
Info: Am 25. Februar findet eine Winterschnittunterweisung statt, am 11. März ein Rosenschnittkurs. Am 16. März ist die OGV-Jahreshauptversammlung. Am 6. Mai ist eine Kräuterwanderung geplant. Der Jahresausflug auf die Insel Mainau steht am 24. Juni auf dem Plan. In Zusammenarbeit mit dem Albverein ist am 15. und 16. Juli eine Wanderung an der Gemarkungsgrenze geplant. Am Jubiläumswochenende (23. und 24. September) gibt es einen Festakt und das Mostfest. Wer sich für einen Baum auf der Jubiläumswiese oder für die Mitgliedschaft im Verein interessiert, meldet sich bei Dietmar Maier (Telefon 0 71 58/614 91).
eli / Foto: Horst Rudel
Flächen an Bundes- und Landesstraßen können für Solarparks genutzt werden – Auch Standorte im Kreis Esslingen möglich
In Baden-Württemberg gibt es bislang kaum Solaranlagen entlang von Bundes- und Landesstraßen. Das soll sich ändern: Die Landesregierung stellt dafür insgesamt 260 mögliche Flächen bereit. Auch in der Region Stuttgart könnten schon bald etliche Photovoltaikmodule an zentralen Verkehrsachsen aufgebaut werden.
Im Landkreis Esslingen zum Beispiel hat das Land 15 potenzielle Standorte für Solarparks ausfindig gemacht. Diese liegen nach Angaben des Verkehrsministeriums an den zwei Bundesstraßen 312 und 313 sowie an drei Landesstraßen und betreffen die Gemeinden Ostfildern, Denkendorf, Wernau, Wendlingen, Köngen, Neckartenzlingen, Neckartailfingen und Aichtal.
Zum Großteil handelt es sich um bisher ungenutzte Flächen in den sogenannten Innenohren, gemeint sind damit die kreisrunden Areale an den Zu- und Abfahrten zur Schnellstraße. Aber auch etliche Lärmschutzwände und Straßenböschungen bieten sich für das Aufstellen von Solarpaneelen an. Die 15 möglichen Photovoltaikanlagen könnten nach Angaben einer Sprecherin des Verkehrsministeriums insgesamt rund 6,5 Gigawattstunden Ökostrom pro Jahr liefern. Fünf potenzielle Betreiber hätten Interesse an Flächen im Kreis Esslingen bekundet. Welche das sind, will man „aus Datenschutzgründen“ allerdings nicht sagen.
Außer in der Landeshauptstadt selbst, wo es aus Sicht des Landes keine geeigneten Flächen gibt, könnten im Ballungsraum Stuttgart zahlreiche Solarparks am Straßenrand entstehen. Fündig wurde man nämlich auch im Rems-Murr-Kreis (30 Flächen, vorwiegend an der B 14 und der B 29), im Kreis Böblingen (14 Flächen entlang der Bundesstraßen 14, 28 und 464) sowie im Kreis Ludwigsburg (zwei Flächen, eine davon an der B 27).
Insgesamt hat das Land 260 potenzielle Standorte für Solarparks lokalisiert. Die meisten liegen im Regierungsbezirk Stuttgart (85), gefolgt von den Regierungsbezirken Karlsruhe (74), Tübingen (71) und Freiburg (26). „Wenn alle Flächen genutzt werden, liegt der mögliche Jahresertrag auf diesen Flächen bei rund 122 Gigawattstunden“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Vorstellung der Ergebnisse des Interessenbekundungsverfahrens. Das entspreche dem Jahresverbrauch von rund 35 000 Drei-Personen-Haushalten.
Doch ob die Freiflächenanlagen tatsächlich alle errichtet werden, ist noch unklar. Die Landesregierung hat zwar den Weg dafür geebnet, den Betreibern stehe es aber frei, ob sie ihre Projekte unter den vorgegebenen Bedingungen umsetzen wollen, heißt es aus dem Verkehrsministerium. Die Energieversorger hätten nun die Möglichkeit, auf die jeweilige Straßenbauverwaltung zuzugehen, um genauere Informationen zu den straßenbautechnischen und den rechtlichen Rahmenbedingungen zu erhalten. In den meisten Fällen braucht es vermutlich einen Bebauungsplan, um das Baurecht für eine Photovoltaikanlage zu schaffen.
Insbesondere Unternehmen waren im vergangenen Jahr aufgefordert, ihr Interesse zu signalisieren, wenn sie auf einer Fläche in der Nähe einer Bundes- oder Landesstraße ein Sonnenkraftwerk betreiben wollen. Der Aufruf des Landes stieß auf große Resonanz: 28 Betreiber meldeten insgesamt rund 650 Flächen zur Prüfung an, teilt das Verkehrsministerium mit. Doch nicht jedem Wunsch konnte entsprochen werden. Viele Flächen kommen nicht infrage, weil sie sich nicht im Eigentum von Bund oder Land befinden, weil ein Um- oder Ausbau ansteht oder Artenschutzgründe dagegensprechen. Im Kreis Esslingen beispielsweise erwies sich gut die Hälfte der angemeldeten 33 Flächen als ungeeignet für Solaranlagen, in den Kreisen Ludwigsburg, Böblingen und im Rems-Murr fielen insgesamt 27 Flächen durchs Raster.
Die knapp 260 möglichen Standorte sind laut Verkehrsminister Hermann „ein erster, aber wichtiger Schritt“. Weitere Solarparks am Straßenrand sollen folgen. Als Vorbild dafür könnten die „Lustnauer Ohren“ an der B 27 in Tübingen dienen. An den Zu- und Abfahrten haben die Stadtwerke 2880 Photovoltaikmodule auf zwei Innenohren aufgestellt. Kostenpunkt: rund 800 000 Euro. Der Solarpark ist im vergangenen Jahr ans Netz gegangen. Mit der jährlich erwarteten Strommenge von etwa 1157 Megawattstunden können rund 260 Vier-Personen-Haushalte mit Sonnenstrom versorgt werden.
eh / Foto: Manfred Grohe
Innerhalb weniger Tage zerstört das US-Militär mehrere Flugobjekte und verdächtigt China. Haben Sie Sorgen vor einer Eskalation?
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Stadt Esslingen schließt Streckenführung durch Weilstraße aus – Bürgerausschüsse verbünden sich
Das zähe Ringen um eine Route für den Radschnellweg zwischen Esslingen und Stuttgart geht weiter. Erneut schalten sich die Bürgerausschüsse in die Debatte ein. Diesmal mit vereinten Kräften von beiden Seiten des Neckars. Mitglieder der Gremien aus der Innenstadt und der Pliensauvorstadt haben sich gemeinsam beraten und lehnen alle bisher veröffentlichten Trassenvorschläge ab. Im Widerstand gegen deren Realisierung wollen sie sich gegenseitig unterstützen.
„Für die beiden Bürgerausschüsse ist es nicht vorstellbar, dass der Radschnellweg mit den vorgegebenen Standards wie mindestens vier Meter Breite, weitgehende Kreuzungsfreiheit und Trennung von anderen Verkehrsarten auf einer der bisher vorgesehenen Trassen realisiert werden kann, ohne den betreffenden Stadtteil und seine Bewohner erheblich und dauerhaft zu schädigen“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Stattdessen schlagen die Beteiligten vor, einen neuen Ansatz zu verfolgen, der die Bereiche rund um die B 10 mit einbezieht. Außerdem fordern sie eine deutliche Verbesserung für Radler unterhalb des Radschnellwegstandards in den Stadtteilen.
In den vergangenen Wochen hatte die neuerdings von Stadt und Land favorisierte Trasse durch die Pliensauvorstadt für Aufruhr gesorgt. Wo genau sie verlaufen könnte, ist zwar noch nicht festgelegt worden. Allerdings ist im Erläuterungsbericht einer Arbeitsgruppe mit Vertretern von Stadt und Regierungspräsidium Stuttgart eine Variante durch die Weilstraße genannt und auch in einer dazu veröffentlichten Karte eingezeichnet. Das hat in der Pliensauvorstadt heftige Kritik hervorgerufen. In der vergangenen Woche ruderte die Stadtverwaltung allerdings zurück. „Die Weilstraße in der Pliensauvorstadt werden wir in den laufenden Planungen zum Radschnellweg nicht weiterverfolgen“, sagte Baubürgermeister Hans-Georg Sigel.
Während Vertreter von Radverbänden sich zwar positiv zu einer möglichen Radverbindung im Süden geäußert haben, den Radschnellweg am Nordufer aber für die bessere Variante halten, regte sich angesichts der neuen Pläne in der Pliensauvorstadt Widerstand. Unter anderem in einer öffentlichen Sitzung des Bürgerausschusses im Januar führten Bürgerinnen und Bürger eine hitzige Diskussion. Hauptkritikpunkt war die Trassenführung durch die verkehrsberuhigte Weilstraße, die unter anderem in einer Karte in einem Erläuterungsbericht von Stadt und Regierungspräsidium eingezeichnet und veröffentlicht worden war. Die Anwohnerinnen und Anwohner brachten vor allem die Sorge um die Sicherheit von Fußgängern zum Ausdruck. Zudem wird moniert, dass eine solche „Rad-Autobahn“ Veranstaltungen auf dem Roten Platz unmöglich machen, den Stadtteil zerschneiden und in der Fortführung Richtung Weil zu Problemen für die Landwirtschaft führen würde.
Auch im Gemeinderat wird eine Streckenführung südlich des Neckars kritisch gesehen. Vertreter aus den Fraktionen von Grünen, Freien Wählern, FDP, CDU und Linken sprachen sich zweifelnd aus, bei der SPD wollte man sich erst nach weiterer Beratung und einer Bürgerbeteiligung eine Meinung bilden. Ursprünglich stand das Thema vergangene Woche im Mobilitätsausschuss zum Beschluss an, wurde aber wieder von der Tagesordnung genommen. Es liefen nach wie vor Gespräche zwischen dem Verkehrsministerium, dem Regierungspräsidium und der Stadtverwaltung, heißt es zur Begründung. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir bis Anfang März umfassend informieren können“, schreibt die Pressesprecherin der Stadt, Nicole Amolsch. Daher plane man für Montag, 6. März, einen außerordentlichen Mobilitätsausschuss.
gg/dan / Foto: Roberto Bulgrin
Alte Einrichtungen in Baltmannsweiler und Hohengehren sollen lebendige neue Quartiere werden
Zwei Baustellen werden die Menschen in Baltmannsweiler in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen: Denn sobald Feuerwehr und DRK in den Neubau, der gerade an der Landesstraße entsteht, umgezogen sind, können die beiden bisherigen Feuerwehrareale neu überplant werden. Lebendige Quartiere sollen dort entstehen. Das Land fördert die angestrebte Neuordnung, die nun Schritt für Schritt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden soll. Der Gemeinderat hat jetzt grünes Licht gegeben, damit die Verwaltung ein Beratungsbüro suchen kann.
Die zwei Flächen in zentraler Lage, die neu bebaut werden sollen, stellen das Schurwalddorf vor große Herausforderungen, denn dort geht es nicht um irgendein Neubaugebiet am Rande des Ortes. Stattdessen liegt der Baugrund jeweils mitten im Ort. In Baltmannsweiler befindet sich das 800 Quadratmeter große Areal in Nachbarschaft zur Aegidiuskirche aus dem 15. Jahrhundert, in Hohengehren liegt die Feuerwehr direkt hinter dem Rathaus aus den 1960er-Jahren. Hier sind die Möglichkeiten besonders groß, da immerhin 2000 Quadratmeter überplant werden sollen.
Alle Flächen befinden sich im kommunalen Besitz, sagt Bürgermeister Simon Schmid: „Das ist die große Chance.“ Da drängt sich das Thema Innenentwicklung und Lückenschluss auf, zwei Themenfelder, die sich auch die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg auf die Fahnen geschrieben und für die Baltmannsweiler im vergangenen Oktober einen Förderbescheid bekommen hat. Dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen gefiel, dass mitten in der 5600-Einwohner-Kommune zwei lebendige Quartiere mit am Gemeinwohl orientiertem Wohnraum geschaffen werden sollen.
Von einem enormen und einmaligen Entwicklungspotenzial in Hohengehren spricht Carlo Schlienz. Dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat ist es wichtig, dort Mehrgenerationenwohnen möglich zu machen; auch Pflegebedürftige sollen dort einen Platz haben. Auf dem Wunschzettel stehen ferner Dienstleistungen wie eine Kinderarzt- oder Rehapraxis. Zu den Vorschlägen zählt außerdem ein Lebensmittelgeschäft, um dem „weiteren Ausbluten der Einzelhändler in der Ortsmitte von Hohengehren entgegenzuwirken“.
Gemeinderat und Verwaltung ist es wichtig, bei der Fülle an Fragen und Möglichkeiten die Bürgerschaft zu beteiligen. Dafür sollen die 2022 beschlossenen Leitlinien zur Bürgerbeteiligung angewendet werden, erklärt Schlienz. Außerdem solle der gesamte Prozess wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Herauskommen soll ein Instrumentenkasten, der auch auf andere Kommunen angewandt werden könne.
Der Entwicklungsprozess ist komplex. Deshalb wurden mehrere Aufgabenpakete geschnürt, die als Phasen bezeichnet werden. In der ersten Phase geht es um die Bedarfserhebung sowie ein Betreiber- und Nutzerkonzept. Das Beratungsbüro, das jetzt gesucht wird, soll die zentralen Projektbüros der ersten Aufgabenphase in Absprache mit der Verwaltung und dem Gemeinderat auswählen. Dabei geht es um Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sowie um eine Machbarkeitsstudie mit Blick auf die städtebaulichen Herausforderungen.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse wird danach der Investorenwettbewerb ausgeschrieben. Der Ablauf soll von einem ganzheitlichen Blick auf die Gemeindeentwicklung begleitet werden. Vorgesehen sei ein integrierter Prozess, heißt es in der Vorlage des Gemeinderats. Es sei gut möglich, dass diese konzeptionelle Grundlage in der Umsetzung für die Beantragung weitere Fördermittel genutzt werden kann.
Das Motto der Wohnraumoffensive des Landes lautet „Lücken nutzen“, berichtet Schmid. „Mit den Mitteln und der Unterstützung des Landes haben wir nun auch als kleinere Kommune die Möglichkeiten, das Thema der Nachnutzung und gemeinwohlorientierten Wohnraumschaffung ganzheitlich anzugehen.“ Außerdem sollen Themenfelder wie Verkehr und Mobilität, Kultur, Freizeit und Nahversorgung verzahnt werden. Das Projekt wird vom Land mit bis zu 370 000 Euro gefördert, wobei die tatsächliche Fördersumme erst später festgelegt wird.
com / Foto: Roberto Bulgrin
Im Wald ist im Winter Baumfällsaison – Wie wichtig der Rohstoff ist, zeigt die enorme Nachfrage nach Holz
Kurz bevor sich Steffen Grätsch hinter die Absperrung der Gefahrenzone begibt, versichert er sich per Funkgerät bei seinen Kollegen, ob das gerade möglich ist. Aus dem Gerät knistert eine schwer verständliche Antwort. Das heißt wohl: alles okay. Der 34 Jahre alte Förster leitet das Revier Lichtenwald. Kurz hinter der Barriere stellt er seinen Geländewagen ab und macht sich auf den Weg zu „seinen Forstwirten“. Die sind zurzeit damit beschäftigt, Bäume zu fällen. Der Winter ist Hochsaison. Es sei ein Problem, meint Grätsch, dass viele Spaziergänger sich nicht an die Absperrungen im Wald hielten. Nicht nur, weil es gefährlich ist, es erschwert den Arbeitern die Arbeit. „Es gibt nichts Schlimmeres, als einen Baum fällen zu wollen, und dann sieht man im letzten Moment, da kommt jemand.“
Zusammen mit seiner Begleiterin auf vier Pfoten, der Schwarzwildbracke Frieda, stapft der Förster durch den verschneiten Wald zwischen Reichenbach und Hegenlohe. Das Holzmachen hat derzeit besondere Bedeutung. Aus dem Holz, das die Männer schlagen, entstehen Tische, Kommoden, Dachlatten und Verpackungen. Ein Teil wird als Brennholz verkauft. Das ist momentan so beliebt wie nie.
„Der Bedarf ist seit einem Jahr extrem gestiegen“, sagt der 34-Jährige. Noch nie habe das landeseigene Unternehmen Forst BW, bei dem Grätsch angestellt ist, so viele Anfragen bekommen.
Kunden hamstern Brennholz
Der Grund für die hohe Nachfrage ist klar: die Energiekrise. Wer zu Hause einen Holzofen hat, nutzt lieber diesen und lässt die Heizung aus. Für Grätsch ist allerdings fraglich, ob man zu Hause wirklich so viel mehr Holz verbraucht, wie bestellt wird. Teilweise hätten Kunden statt der fünf Kubikmeter, die normalerweise anfallen, 20 Kubikmeter geordert. So viel mehr könne man in einem Jahr gar nicht verfeuern. Es werde gehamstert. „Diese Kunden kaufen jetzt vier Jahre lang nichts mehr bei mir“, meint er.
In der Ferne ist ein halbes Dutzend Forstwirte zu sehen. Wie Grätsch tragen sie zur besseren Sichtbarkeit knallorangene Kleidung, auf den Köpfen sitzen Schutzhelme. Zwar ist der 34-Jährige nicht mehr selbst an den Baumfällungen beteiligt, aber er sieht täglich nach seinen Mitarbeitern. „Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie arbeiten können“, meint der studierte Forstwirt. Er bereitet alles vor, kümmert sich um Ausstattung und Gehälter, typische Managementaufgaben eben. Regelmäßig ist er selbst im Wald unterwegs. Zum Beispiel, wenn er die gefällten Bäume aufnimmt. Dann trägt er mithilfe eines Tabletcomputers den Bestand in Formulare ein und markiert die Hölzer mit Sprühfarbe.
Die Holzsaison beginnt im Oktober. In der kalten Jahreszeit tragen viele Baumarten kein Laub mehr, sind dadurch etwas leichter. Außerdem ist der Boden härter – und dadurch besser zu befahren. Um die vier bis fünf Tonnen schweren Stämme aus dem Dickicht zu zerren, werden spezielle Schlepper eingesetzt. Diese Rückemaschinen, die wie eine Kreuzung aus Bagger und Traktor aussehen, haben einen Greifarm, mit dem sie den geschlagenen Baum packen und zum Weg befördern. Wenn es zu warm und matschig ist, haben die riesigen Räder keinen Halt. Trockene Kälte ist deshalb gut.
Ein speziell ausgebildeter Rücker stapelt mit der Maschine die Stämme zu Haufen, den Sortimenten. Sortiert werden sie nach Qualität und Kunden. So landen die oberen Astabschnitte, das Gipfelholz, in der Industrie, werden zu Papier verarbeitet oder als Brennholz verkauft. Sechs verschiedene Sortimente an Buchen sind an diesem Tag zum Abtransport vorbereitet worden.
Für Forstwirt Grätsch hat Holz eine besondere Bedeutung: „Mich fasziniert die Vielseitigkeit, das Verwendungsspektrum.“ Und das trifft auch auf seinen Job zu. „Ich kann in meinem Beruf selbst gestalten.“ Noch ist der Beruf des Forstwirts einer für Idealisten. Damit sich das ändert, müsse sich an der Bezahlung etwas tun, sagt Grätsch. Der Job ist körperlich anstrengend. Seine Kollegen und er sind Naturschützer, brauchen technische Fähigkeiten, und sie müssen sich mit Tieren und Pflanzen auskennen.
dcb / Foto: Roberto Bulgrin
Der Klimawandel schreitet voran, von Schnee kann man in unserer Region nur träumen. Fahren Sie dennoch guten Gewissens Ski?
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Jetzt noch Skifahren?
Nürtingen und vier Gemeinden gehen auf dem Rechtsweg gegen die neue Flugroute am Stuttgarter Airport vor
Fünf Kommunen aus dem Landkreis Esslingen haben eine Klage beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg gegen die neue Route für Abflüge vom Stuttgarter Flughafen in Richtung Süden auf den Weg gebracht. Die neue Strecke soll vom 23. Februar an ein- bis zweimal pro Stunde geflogen werden. Den Klägern Nürtingen, Wolfschlugen und Aichtal schließen sich nun auch die Gemeinden Denkendorf und Neuhausen an. „Diese breite Basis ist ein positives Zeichen“, sagt Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich. Die Hölderlinstadt wird eine sogenannte Musterklage für die anderen Kommunen mit führen.
Nach dem monatelangen politischen Streit sollen nun also die Mannheimer Richter das letzte Wort haben – sofern die sogenannte Feststellungsklage zugelassen wird. Der Rechtsanwalt Stephan Spilok von der Stuttgarter Kanzlei Kasper Knacke bereitet die Klage vor. Die neue Route, für die die Fluglärmkommission im Juli 2022 mit denkbar knapper Mehrheit votiert hatte, bleibt umstritten. Initiativen haben 15 000 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt. Dass „mitten im laufenden Verfahren“ die schwer betroffenen Neckartal-Gemeinden Altbach und Deizisau in die Fluglärmkommission berufen wurden, löste Ärger aus. Sie hatten sich seit Jahren um die Aufnahme bemüht. Zunächst war die Rede davon, dass durch die neue Route bis zu 90 000 Menschen entlastet würden. Ein unabhängiges Gutachten ergab, dass es sich um „Verschiebungen im Promillebereich“ handele, wie es Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay, der Vorsitzende der Fluglärmkommission, ausdrückte.
Alle Kommunen im Blick
Bolay sagte nun, ihm sei wichtig, „dass jeder das Recht hat, gegen Entscheidungen zu klagen“. Er wolle weiter für eine gute und konstruktive Arbeitsatmosphäre in der Kommission sorgen. Als Vorsitzender des Gremiums habe er die Lärmsituation in allen Kreiskommunen im Blick. „Die neue Strecke ist eine Chance, Menschen zu entlasten.“ Was die Klage betrifft, will Bolay das Verfahren abwarten. Da die Fluglärmkommission nur eine beratende Funktion habe, sieht er sich künftig außen vor. Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung lege die Flugrouten final fest. Geklagt werden müsse daher gegen die Bundesrepublik.
Zwei rechtliche Angriffspunkte sieht der Nürtinger Rathauschef Fridrich, selbst promovierter Jurist und früherer Richter am Stuttgarter Landgericht, für die Feststellungsklage. „Wir in Nürtingen hatten im Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen Stuttgart nie die Möglichkeit, uns zu äußern, da die Pläne nie ausgelegt waren.“ Von der neuen Route sind die Stadtteile Hardt und Oberensingen stark betroffen. Ein weiterer Angriffspunkt ist für Fridrich die Sicherheit. Zwar steht für ihn außer Frage, dass die neue Route sicher ist. Dennoch habe man von Vorschriften der International Civil Aviation Organization (ICAO) abweichen müssen, um sie realisieren zu können: „Darf man eine Flugroute ändern, die definitiv nicht sicherer ist als die alte?“ Der Jurist fragt sich, ob eine Route nicht ausschließlich aus Sicherheitsgründen geändert werden dürfe. Die betroffenen Kommunen mutmaßen, es könnten wirtschaftliche Gründe hinter der Änderung stehen.
Interessen der Menschen vertreten
Die Feststellungsklage sei jetzt „die einzige Möglichkeit“, noch gegen die Rechtsverordnung anzugehen, die seit Mitte Dezember in Kraft ist, so Fridrich. Der Ausgang sei offen, und es gebe hohe Hürden. Aber er sieht es als die Pflicht der Kommunalpolitiker an, „die Interessen der Menschen zu vertreten“. Dass die Flugroutendebatte und die knappe Entscheidung in der Kommission „die kommunale Familie derart gespalten haben“, empfindet Fridrich als bitter. Ihm ist es wichtig, weiter öffentlich zu diskutieren. Fridrich geht davon aus, dass der Streit über Jahre nicht zur Ruhe kommt.
Der Jurist legt Wert darauf, dass die Kommunen den Probebetrieb auf der neuen Route mit Messungen begleiten. Die Fluglärmkommission hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, der auch Wolfschlugens Bürgermeister Matthias Ruckh angehört. Die Gemeinde ist nicht Mitglied der Kommission. „Es ist wichtig, die Messwerte vor und nach der Änderung zu dokumentieren und die Erfahrungen der betroffenen Bürger in den Blick zu nehmen“, sagt Ruckh. Nach einem Jahr soll der Probebetrieb ausgewertet werden – dann wird erneut entschieden. Ruckh hatte dafür votiert, dass in den neu betroffenen Nürtinger Stadtteilen Messstationen aufgestellt werden. Eine Anlage im Oberensinger Gänsackerweg wurde jedoch abgelehnt.
Kommunen teilen sich Anwaltskosten
Welche Kosten kommen durch den Rechtsstreit auf die Kommunen zu? „Der größte Teil entfällt auf die Anwaltskosten“, sagt Fridrich. Insgesamt geht er von Kosten um die 40 000 Euro aus, die aus den öffentlichen Haushalten finanziert würden. Diese Kosten teilen sich die Kommunen. Die Klage einzureichen koste pro Kommune 2500 Euro. Zwar sind Neckartailfingen und Walddorfhäslach nicht direkt von den Änderungen betroffen, aber sie beteiligen sich an den Kosten. „Uns ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen“, sagt Neckartailfingens Bürgermeister Wolfgang Gogel. Er kritisiert das Verfahren der Flugroutenänderung scharf.
Verständnis für die Belastung in den Neckartal-Kommunen hat Fridrich durchaus. Aber: „Durch die Routenänderung werden sie nicht wirklich entlastet, denn die meisten Flüge werden weiter über die alte Strecke geführt.“ Um den Lärm zu mindern, wünscht er sich größere Maschinen und weniger Flüge.
eli / Foto: Horst Rudel