Abgestimmt!

Innerhalb weniger Tage zerstört das US-Militär mehrere Flugobjekte und verdächtigt China. Haben Sie Sorgen vor einer Eskalation?

Foto: dpa

Angst vor Eskalation?

  • Nein! (80% )
  • Ja! (20% )
Loading ... Loading ...

Ringen um Radtrasse geht weiter

Stadt Esslingen schließt Streckenführung durch Weilstraße aus – Bürgerausschüsse verbünden sich

Das zähe Ringen um eine Route für den Radschnellweg zwischen Esslingen und Stuttgart geht weiter. Erneut schalten sich die Bürgerausschüsse in die Debatte ein. Diesmal mit vereinten Kräften von beiden Seiten des Neckars. Mitglieder der Gremien aus der Innenstadt und der Pliensauvorstadt haben sich gemeinsam beraten und lehnen alle bisher veröffentlichten Trassenvorschläge ab. Im Widerstand gegen deren Realisierung wollen sie sich gegenseitig unterstützen.
„Für die beiden Bürgerausschüsse ist es nicht vorstellbar, dass der Radschnellweg mit den vorgegebenen Standards wie mindestens vier Meter Breite, weitgehende Kreuzungsfreiheit und Trennung von anderen Verkehrsarten auf einer der bisher vorgesehenen Trassen realisiert werden kann, ohne den betreffenden Stadtteil und seine Bewohner erheblich und dauerhaft zu schädigen“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Stattdessen schlagen die Beteiligten vor, einen neuen Ansatz zu verfolgen, der die Bereiche rund um die B 10 mit einbezieht. Außerdem fordern sie eine deutliche Verbesserung für Radler unterhalb des Radschnellwegstandards in den Stadtteilen.
In den vergangenen Wochen hatte die neuerdings von Stadt und Land favorisierte Trasse durch die Pliensauvorstadt für Aufruhr gesorgt. Wo genau sie verlaufen könnte, ist zwar noch nicht festgelegt worden. Allerdings ist im Erläuterungsbericht einer Arbeitsgruppe mit Vertretern von Stadt und Regierungspräsidium Stuttgart eine Variante durch die Weilstraße genannt und auch in einer dazu veröffentlichten Karte eingezeichnet. Das hat in der Pliensauvorstadt heftige Kritik hervorgerufen. In der vergangenen Woche ruderte die Stadtverwaltung allerdings zurück. „Die Weilstraße in der Pliensauvorstadt werden wir in den laufenden Planungen zum Radschnellweg nicht weiterverfolgen“, sagte Baubürgermeister Hans-Georg Sigel.
Während Vertreter von Radverbänden sich zwar positiv zu einer möglichen Radverbindung im Süden geäußert haben, den Radschnellweg am Nordufer aber für die bessere Variante halten, regte sich angesichts der neuen Pläne in der Pliensauvorstadt Widerstand. Unter anderem in einer öffentlichen Sitzung des Bürgerausschusses im Januar führten Bürgerinnen und Bürger eine hitzige Diskussion. Hauptkritikpunkt war die Trassenführung durch die verkehrsberuhigte Weilstraße, die unter anderem in einer Karte in einem Erläuterungsbericht von Stadt und Regierungspräsidium eingezeichnet und veröffentlicht worden war. Die Anwohnerinnen und Anwohner brachten vor allem die Sorge um die Sicherheit von Fußgängern zum Ausdruck. Zudem wird moniert, dass eine solche „Rad-Autobahn“ Veranstaltungen auf dem Roten Platz unmöglich machen, den Stadtteil zerschneiden und in der Fortführung Richtung Weil zu Problemen für die Landwirtschaft führen würde.
Auch im Gemeinderat wird eine Streckenführung südlich des Neckars kritisch gesehen. Vertreter aus den Fraktionen von Grünen, Freien Wählern, FDP, CDU und Linken sprachen sich zweifelnd aus, bei der SPD wollte man sich erst nach weiterer Beratung und einer Bürgerbeteiligung eine Meinung bilden. Ursprünglich stand das Thema vergangene Woche im Mobilitätsausschuss zum Beschluss an, wurde aber wieder von der Tagesordnung genommen. Es liefen nach wie vor Gespräche zwischen dem Verkehrsministerium, dem Regierungspräsidium und der Stadtverwaltung, heißt es zur Begründung. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir bis Anfang März umfassend informieren können“, schreibt die Pressesprecherin der Stadt, Nicole Amolsch. Daher plane man für Montag, 6. März, einen außerordentlichen Mobilitätsausschuss.

gg/dan / Foto: Roberto Bulgrin


Baugebiet statt Feuerwehrareal

Alte Einrichtungen in Baltmannsweiler und Hohengehren sollen lebendige neue Quartiere werden

Zwei Baustellen werden die Menschen in Baltmannsweiler in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen: Denn sobald Feuerwehr und DRK in den Neubau, der gerade an der Landesstraße entsteht, umgezogen sind, können die beiden bisherigen Feuerwehrareale neu überplant werden. Lebendige Quartiere sollen dort entstehen. Das Land fördert die angestrebte Neuordnung, die nun Schritt für Schritt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden soll. Der Gemeinderat hat jetzt grünes Licht gegeben, damit die Verwaltung ein Beratungsbüro suchen kann.
Die zwei Flächen in zentraler Lage, die neu bebaut werden sollen, stellen das Schurwalddorf vor große Herausforderungen, denn dort geht es nicht um irgendein Neubaugebiet am Rande des Ortes. Stattdessen liegt der Baugrund jeweils mitten im Ort. In Baltmannsweiler befindet sich das 800 Quadratmeter große Areal in Nachbarschaft zur Aegidiuskirche aus dem 15. Jahrhundert, in Hohengehren liegt die Feuerwehr direkt hinter dem Rathaus aus den 1960er-Jahren. Hier sind die Möglichkeiten besonders groß, da immerhin 2000 Quadratmeter überplant werden sollen.
Alle Flächen befinden sich im kommunalen Besitz, sagt Bürgermeister Simon Schmid: „Das ist die große Chance.“ Da drängt sich das Thema Innenentwicklung und Lückenschluss auf, zwei Themenfelder, die sich auch die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg auf die Fahnen geschrieben und für die Baltmannsweiler im vergangenen Oktober einen Förderbescheid bekommen hat. Dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen gefiel, dass mitten in der 5600-Einwohner-Kommune zwei lebendige Quartiere mit am Gemeinwohl orientiertem Wohnraum geschaffen werden sollen.
Von einem enormen und einmaligen Entwicklungspotenzial in Hohengehren spricht Carlo Schlienz. Dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat ist es wichtig, dort Mehrgenerationenwohnen möglich zu machen; auch Pflegebedürftige sollen dort einen Platz haben. Auf dem Wunschzettel stehen ferner Dienstleistungen wie eine Kinderarzt- oder Rehapraxis. Zu den Vorschlägen zählt außerdem ein Lebensmittelgeschäft, um dem „weiteren Ausbluten der Einzelhändler in der Ortsmitte von Hohengehren entgegenzuwirken“.
Gemeinderat und Verwaltung ist es wichtig, bei der Fülle an Fragen und Möglichkeiten die Bürgerschaft zu beteiligen. Dafür sollen die 2022 beschlossenen Leitlinien zur Bürgerbeteiligung angewendet werden, erklärt Schlienz. Außerdem solle der gesamte Prozess wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Herauskommen soll ein Instrumentenkasten, der auch auf andere Kommunen angewandt werden könne.
Der Entwicklungsprozess ist komplex. Deshalb wurden mehrere Aufgabenpakete geschnürt, die als Phasen bezeichnet werden. In der ersten Phase geht es um die Bedarfserhebung sowie ein Betreiber- und Nutzerkonzept. Das Beratungsbüro, das jetzt gesucht wird, soll die zentralen Projektbüros der ersten Aufgabenphase in Absprache mit der Verwaltung und dem Gemeinderat auswählen. Dabei geht es um Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sowie um eine Machbarkeitsstudie mit Blick auf die städtebaulichen Herausforderungen.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse wird danach der Investorenwettbewerb ausgeschrieben. Der Ablauf soll von einem ganzheitlichen Blick auf die Gemeindeentwicklung begleitet werden. Vorgesehen sei ein integrierter Prozess, heißt es in der Vorlage des Gemeinderats. Es sei gut möglich, dass diese konzeptionelle Grundlage in der Umsetzung für die Beantragung weitere Fördermittel genutzt werden kann.
Das Motto der Wohnraumoffensive des Landes lautet „Lücken nutzen“, berichtet Schmid. „Mit den Mitteln und der Unterstützung des Landes haben wir nun auch als kleinere Kommune die Möglichkeiten, das Thema der Nachnutzung und gemeinwohlorientierten Wohnraumschaffung ganzheitlich anzugehen.“ Außerdem sollen Themenfelder wie Verkehr und Mobilität, Kultur, Freizeit und Nahversorgung verzahnt werden. Das Projekt wird vom Land mit bis zu 370 000 Euro gefördert, wobei die tatsächliche Fördersumme erst später festgelegt wird.

com / Foto: Roberto Bulgrin


Derzeit wird die Säge angesetzt

Im Wald ist im Winter Baumfällsaison – Wie wichtig der Rohstoff ist, zeigt die enorme Nachfrage nach Holz

Kurz bevor sich Steffen Grätsch hinter die Absperrung der Gefahrenzone begibt, versichert er sich per Funkgerät bei seinen Kollegen, ob das gerade möglich ist. Aus dem Gerät knistert eine schwer verständliche Antwort. Das heißt wohl: alles okay. Der 34 Jahre alte Förster leitet das Revier Lichtenwald. Kurz hinter der Barriere stellt er seinen Geländewagen ab und macht sich auf den Weg zu „seinen Forstwirten“. Die sind zurzeit damit beschäftigt, Bäume zu fällen. Der Winter ist Hochsaison. Es sei ein Problem, meint Grätsch, dass viele Spaziergänger sich nicht an die Absperrungen im Wald hielten. Nicht nur, weil es gefährlich ist, es erschwert den Arbeitern die Arbeit. „Es gibt nichts Schlimmeres, als einen Baum fällen zu wollen, und dann sieht man im letzten Moment, da kommt jemand.“
Zusammen mit seiner Begleiterin auf vier Pfoten, der Schwarzwildbracke Frieda, stapft der Förster durch den verschneiten Wald zwischen Reichenbach und Hegenlohe. Das Holzmachen hat derzeit besondere Bedeutung. Aus dem Holz, das die Männer schlagen, entstehen Tische, Kommoden, Dachlatten und Verpackungen. Ein Teil wird als Brennholz verkauft. Das ist momentan so beliebt wie nie.
„Der Bedarf ist seit einem Jahr extrem gestiegen“, sagt der 34-Jährige. Noch nie habe das landeseigene Unternehmen Forst BW, bei dem Grätsch angestellt ist, so viele Anfragen bekommen.

Kunden hamstern Brennholz
Der Grund für die hohe Nachfrage ist klar: die Energiekrise. Wer zu Hause einen Holzofen hat, nutzt lieber diesen und lässt die Heizung aus. Für Grätsch ist allerdings fraglich, ob man zu Hause wirklich so viel mehr Holz verbraucht, wie bestellt wird. Teilweise hätten Kunden statt der fünf Kubikmeter, die normalerweise anfallen, 20 Kubikmeter geordert. So viel mehr könne man in einem Jahr gar nicht verfeuern. Es werde gehamstert. „Diese Kunden kaufen jetzt vier Jahre lang nichts mehr bei mir“, meint er.
In der Ferne ist ein halbes Dutzend Forstwirte zu sehen. Wie Grätsch tragen sie zur besseren Sichtbarkeit knallorangene Kleidung, auf den Köpfen sitzen Schutzhelme. Zwar ist der 34-Jährige nicht mehr selbst an den Baumfällungen beteiligt, aber er sieht täglich nach seinen Mitarbeitern. „Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie arbeiten können“, meint der studierte Forstwirt. Er bereitet alles vor, kümmert sich um Ausstattung und Gehälter, typische Managementaufgaben eben. Regelmäßig ist er selbst im Wald unterwegs. Zum Beispiel, wenn er die gefällten Bäume aufnimmt. Dann trägt er mithilfe eines Tabletcomputers den Bestand in Formulare ein und markiert die Hölzer mit Sprühfarbe.
Die Holzsaison beginnt im Oktober. In der kalten Jahreszeit tragen viele Baumarten kein Laub mehr, sind dadurch etwas leichter. Außerdem ist der Boden härter – und dadurch besser zu befahren. Um die vier bis fünf Tonnen schweren Stämme aus dem Dickicht zu zerren, werden spezielle Schlepper eingesetzt. Diese Rückemaschinen, die wie eine Kreuzung aus Bagger und Traktor aussehen, haben einen Greifarm, mit dem sie den geschlagenen Baum packen und zum Weg befördern. Wenn es zu warm und matschig ist, haben die riesigen Räder keinen Halt. Trockene Kälte ist deshalb gut.
Ein speziell ausgebildeter Rücker stapelt mit der Maschine die Stämme zu Haufen, den Sortimenten. Sortiert werden sie nach Qualität und Kunden. So landen die oberen Astabschnitte, das Gipfelholz, in der Industrie, werden zu Papier verarbeitet oder als Brennholz verkauft. Sechs verschiedene Sortimente an Buchen sind an diesem Tag zum Abtransport vorbereitet worden.
Für Forstwirt Grätsch hat Holz eine besondere Bedeutung: „Mich fasziniert die Vielseitigkeit, das Verwendungsspektrum.“ Und das trifft auch auf seinen Job zu. „Ich kann in meinem Beruf selbst gestalten.“ Noch ist der Beruf des Forstwirts einer für Idealisten. Damit sich das ändert, müsse sich an der Bezahlung etwas tun, sagt Grätsch. Der Job ist körperlich anstrengend. Seine Kollegen und er sind Naturschützer, brauchen technische Fähigkeiten, und sie müssen sich mit Tieren und Pflanzen auskennen.

dcb / Foto: Roberto Bulgrin