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Arbeitskämpfe in vielen Bereichen, aktuell im Öffentlichen Dienst. In deren Folge könnten Streiks vielfach das öffentliche Leben lahmlegen. Sind Streiks die richtigen Mittel?

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Esslinger Karstadt-Filiale schließt

Der Galeria Karstadt Kaufhof Konzern gibt den Standort in der Bahnhofstraße auf – Diskussion um Pläne für das Areal

Schon seit Jahren wird über die Zukunft der Karstadt-Filiale in der Esslinger Innenstadt diskutiert und gerungen. Zuletzt war der Standort wiederholt wegen eines komplizierten Rechtsstreits mit dem Immobilieneigner BPI in die Schlagzeilen geraten. Seit vergangener Woche und nach langem Bangen herrscht nun Gewissheit: Das einzige große Warenhaus der Stadt wird geschlossen. Der Galeria Karstadt Kaufhof Konzern will die Esslinger Filiale bis Ende Januar 2024 dicht machen.
Damit gehört der Standort zu den bundesweit 52 Warenhäusern, die der Konzern nach der Insolvenz im Jahr 2020 schließen will – betroffen sind unter anderem auch die Standorte in der Stuttgarter Eberhardstraße, in Leonberg, Reutlingen und Pforzheim. Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer sagt: „Dies ist ein herber Schlag für unsere Innenstadt. Vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 52 Warenhäusern in ganz Deutschland ist dies eine bittere Situation.“ Während im Gemeinderat nun eine Diskussion über die Zukunft des Areals einsetzt, teilt der Investor mit: „Was die Planung angeht, verweist BPI darauf, dass der Bebauungsplan steht.“ Es handele sich um eine vorausschauend langfristige Lösung. Und es habe stets eine Planung mit Karstadt als Mieter und eine Variante mit einer anderen Bespielung der Warenhausfläche gegeben.
Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat den Bebauungsplan für die Weiterentwicklung des Areals auf den Weg gebracht – und dabei so manche Kröte geschluckt in der Hoffnung, damit die Zukunft der Karstadt-Filiale sichern zu können. Dabei ging es nicht nur um die Modernisierung des Warenhauses, sondern vor allem auch um ein großes Neubauprojekt auf dem Karstadt-Parkplatz. Dieser soll schon lange bebaut werden – realisiert wurden die Pläne, die sich im Lauf der Jahre immer wieder änderten, aber nie. Nachdem dort lange vor allem Verkaufsflächen für den Einzelhandel in einer neu zu bauenden Passage angedacht waren, verschob sich der Schwerpunkt der Planungen immer mehr in Richtung Wohnungen. Zuletzt sollten in vier neuen Baukörpern neben Verkaufs-, Gewerbe- und Büroflächen insgesamt 160 Wohnungen entstehen, zudem eine Tiefgarage mit 220 Plätzen.
Im Mai des vergangenen Jahres wurde dann bekannt, dass der Immobilieninvestor BPI dem Warenhaus gekündigt hatte. Und das, obwohl die Mietverträge laut Gabriele Post, der Leiterin der Esslinger Karstadt-Filiale, bis Mitte 2026 gelaufen wären – mit der Option auf Verlängerung bis 2036. Nachdem BPI Gespräche mit Karstadt für gescheitert erklärt hatte, hatten sich beide Parteien gegenseitig verklagt. Seither läuft ein Rechtsstreit vor dem Stuttgarter Landgericht. Erst Ende Februar hatten die Streitparteien ein Ruhen des Verfahrens beantragt, weil sie eine außergerichtliche Einigung anstrebten. Wie es in der Sache weitergeht, ist noch unklar. Laut dem Gerichtssprecher Sebastian Sonn ist es durchaus denkbar, dass das Verfahren damit für erledigt erklärt wird – sicher ist das aber nicht.
Im Esslinger Gemeinderat wird nicht nur der Verlust der Arbeitsplätze und eines Frequenzbringers für den Einzelhandel bedauert, auch die Pläne für das Karstadt-Areal wurden wieder infrage gestellt. Laut Carmen Tittel, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, muss eine Nachfolgelösung für das gesamte Quartier gefunden werden, statt nur mit Insellösungen zu arbeiten. Der SPD-Fraktionschef Nicolas Fink verweist darauf, dass man bei der Zustimmung zur Bebauung des Parkplatzes an die städtebaulichen Grenzen und darüber hinausgegangen sei. Vom Investor BPI erwartet er nun ein Nachfolgekonzept. Verheerend für die Beschäftigten und eine Katastrophe für die Innenstadt: So bezeichnet die FDP-Fraktionschefin Rena Farquhar die Entwicklung. CDU-Fraktionschef Tim Hauser betont, um „diese Lücke wieder zu füllen“, bedürfe es „Kreativität, keine Scheuklappen“. Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, steht weiter zur Bebauung des Areals – ob die bisherigen Pläne dafür weiter die beste Lösung darstellten, solle aber neu bewertet werden. Tobias Hardt, Fraktionsvorsitzender der Linken, sagt, dass es ein Fehler gewesen sei, Zugeständnisse beim Bebauungsplan zu machen. Laut Dilek Toy protestiert die Gruppe FÜR entschieden gegen die Schließung der Karstadt-Filiale.

meb/gg / Foto: Roberto Bulgrin


S-Bahn-Arbeiten schreiten voran

Weiterer Bauabschnitt für Verlängerung bis Neuhausen beschlossen – Ab Ende 2027 sollen die Züge rollen

Bald geht es auch in Neuhausen ans Eingemachte: Während die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) seit einigen Monaten entlang der künftigen Trasse der verlängerten S-Bahn-Linie 2 den Weg frei räumt, sollen in der Fildergemeinde im Juli dieses Jahres die Bauarbeiten für die künftige Endstation beginnen. Ein Mammutprojekt für alle Beteiligten und erst recht für die Gemeinde mit noch nicht ganz 13 000 Einwohnern. Vor Kurzem hat der Neuhausener Gemeinderat einen weiteren Baubeschluss für das Areal rund um den künftigen Endbahnhof getroffen, mit dem noch mal Millionen-Investitionen einhergehen.
Einstimmig hat das Gremium zugestimmt, voraussichtlich 7,3 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um den neben dem S-Bahn-Gleis angedachten Busbahnhof mit Standplätzen für vier Gelenkbusse und ein kleineres Fahrzeug sowie Kurzzeitparkplätze zu bauen. Auch sollen damit die umliegenden Straßen und die Kanalisation erneuert und ein Kreisel an der Zufahrt zu den Bussteigen erstellt werden.
Das sind allerdings längst nicht alle Investitionskosten, die die Gemeinde im Zusammenhang mit dem lang ersehnten S-Bahn-Anschluss zu schultern hat. Hinzu kommen voraussichtlich weitere 3,4 Millionen Euro für die geplante Überdachung des Bussteigs und die weitere Bus- und Bahnsteigausstattung sowie 2,6 Millionen Euro für eine Unterführung, die das künftige Gleis und die angrenzenden Wohngebiete Weiheräcker und Weiherwiesen verbinden soll. Bislang stehen so schon 13,3 Millionen Euro auf der Rechnung. Noch nicht eingepreist sind unter anderem ein Fahrradturm und eine WC-Anlage, für die bislang nur ein Grundsatzbeschluss gefasst wurde, aber noch keine Kostenschätzung vorliegt. Und das ist der Teil, der nur die Gemeinde Neuhausen betrifft, die damit das brach liegende Areal der früheren Filderbahn-Endstation städtebaulich aufwerten will.
Hinzu kommen noch die Investitionen, mit denen sich die Gemeinde gemeinsam mit Bund, Land, Verband Region Stuttgart, Kreis Esslingen und der Stadt Filderstadt am Gesamtprojekt beteiligt. Von diesen insgesamt auf 210 Millionen Euro geschätzten Bau-, Planungs- und Infrastrukturkosten entfallen auf die Gemeinde wie auch auf die Stadt Filderstadt voraussichtlich je zwei Millionen Euro, wie die Gemeindeverwaltung vor drei Wochen im Gemeinderat Neuhausen mitgeteilt hat. Voraussichtlich weitere drei Millionen stehen für den Kauf dreier neuer S-Bahn-Fahrzeuge und den Ausgleich eines möglichen Betriebskostendefizits in den ersten zehn Jahren nach Start der Streckenverlängerung an.
Baubeginn für den Bahnhof in Neuhausen soll im Juli 2023 sein, wie Thomas Zeltwanger, Geschäftsführer der beauftragten ISTW Planungsgesellschaft, im Gemeinderat erklärte. Begonnen wird mit dem Rohbau der geplanten Fußgängerunterführung und Kanalarbeiten, wofür die Ausschreibungen in den letzten Zügen lägen. Anschließend erfolgen ab April 2024 unter anderem die Bauarbeiten der Bahnsteige und der Gleisunterbau. Die Bernhäuser und die Bahnhofstraße werden ab 2026 erneuert, dann wird auch der Busbahnhof gebaut. „Es ist geplant, Ende 2027 in Betrieb zu gehen“, so Zeltwanger.
Derweil bereitet die SSB seit einigen Monaten das Baufeld für die Verlängerung der S-Bahn aus Richtung Bernhausen vor. Unter anderem werden alte Gebäude zurückgebaut, Bäume gefällt und gerodet. Nach Angaben der SSB ist der Beginn der Rohbauarbeiten für August geplant.

gg / Foto: Ines Rudel


Wasserturm ohne Antennen

Zweckverband kündigt Verträge mit Mastbetreibern in Aichwald – Temporärer Funkmast am Neuwieshof

Der Wasserhochbehälter am Rande von Krummhardt versorgt nicht nur ganz Aichwald mit Trinkwasser, er ist auch ein wichtiger Standort für die Mobilfunkbetreiber. Bislang hatten auf dem Dach des weithin sichtbaren Wasserturms vier verschiedene Netzanbieter ihre Funkantennen installiert. Seit kurzem sind es nur noch drei. Der Grund: Vodafone musste seine Antenne nach 28 Jahren abbauen. Der Zweckverband Landeswasserversorgung hatte den Vertrag mit dem zuständigen Unternehmen Vantage Towers, einem der größten Betreiber von Sendemasten in Europa, Ende vergangenen Jahres fristgerecht gekündigt. Das Unternehmen gehört zur Vodafone Group und betreibt 82 000 Funkmasten in zehn Ländern Europas.
Die Verträge der drei noch verbliebenen Anbieter, die vom Krummhardter Wasserturm aus funken, haben eine längere Laufzeit, sollen aber laut Bernhard Röhrle, dem Sprecher der Landeswasserversorgung, ebenfalls nicht mehr verlängert werden. Bis zum Jahr 2035 sollen alle Antennen vom Dach des Turms verschwunden sein. Um jedoch auch künftig den Vodafone-Kunden eine größtmögliche Netzabdeckung in Aichwald zu garantieren, hat Vantage Towers inzwischen auf dem Privatgelände des Neuwieshofs der Familie Fetzer einen mobilen Funkmast aufgebaut. Wie Robin Hagenmüller, der Sprecher des Mastbetreibers betont, handelt es sich dabei nur „um eine Übergangslösung, bis wir eine dauerhafte Alternative an einem stationären Funkmast gefunden haben“. Anschließend soll der mobile Mast wieder entfernt werden.
Als Grund, weshalb auch die restlichen Mobilfunkanbieter ihre Antennen in den nächsten Jahren abbauen müssen, nennt Röhrle vor allem Sicherheitsaspekte: „Das hat etwas mit dem Schutz des Trinkwassers zu tun.“ Um die Funkanlagen zu warten, müssen nämlich immer wieder Techniker auf den Hochbehälter. „Wir wollen aber alle Leute raus haben, die nicht unbedingt dort sein müssen“, sagt Röhrle.
Gefragt, weshalb das für die Landeswasserversorgung in den vergangenen 28 Jahren kein Thema war, verweist er auf die veränderte Sicherheitslage in Deutschland und ganz Europa. Röhrle nennt beispielsweise den Krieg in der Ukraine, die Anschläge auf die Gaspipeline Nord Stream II oder die zunehmenden Anschläge auf Anlagen der Deutschen Bahn. Deshalb verschärfe die Landeswasserversorgung sukzessive ihre Sicherheitsanforderungen. „Bislang waren wir da sehr großzügig“, so Röhrler. Die Versorgung mit Trinkwasser zähle aber zur systemrelevanten Infrastruktur.
Laut Robin Hagenmüller ist das Unternehmen Vantage Towers bereits intensiv auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung. „Aktuell beabsichtigen wir jedoch keinen neuen Funkmast zu errichten, sondern die bestehende Infrastruktur eines anderen Funkmastbetreibers in der Nähe zu nutzen“, sagt er. Im Auge hat sein Unternehmen den Funkmast in Schanbach, der von der Firma Deutsche Funkturm betrieben wird. Zwar gebe es bereits einen Austausch mit diesem Betreiber, jedoch könne noch keine Prognose abgegeben werden, bis wann der dauerhafte Ersatzstandort realisiert werden könne. Einen weiteren Funkmast gibt es in Aichwald bislang nicht, lediglich eine Antenne auf einem privaten Hausdach. „Dachstandorte lassen sich jedoch nicht ohne weiteres mit zusätzlichen Antennen ausrüsten, da hier mehrere Faktoren, wie beispielsweise die Statik oder Emissionsgrenzwerte, berücksichtigt werden müssen“, erläutert Hagenmüller.
Laut Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim war der mobile Funkmast am Neuwieshof Ende vergangenen Jahres als sogenannter fliegender Bau und damit genehmigungsfrei errichtet worden. Weil sich die Suche nach einer dauerhaften Lösung jedoch hinzieht und der mobile Mast nun doch länger als erwartet genutzt wird, musste sich der Technische Ausschuss mit dem Thema befassen. Während seiner jüngsten Sitzung stimmte das Gremium notwendig gewordenen Bauantrag zu. Laut Ansgar Voorwold, dem Bauamtsleiter der Gemeinde Aichwald, gilt diese Baugenehmigung für die nächsten vier Jahre.

kai / Foto: Andreas Kaier


Abgestimmt!

Bundesinnenministerin Nancy Faeser will nach der Bluttat von Hamburg eine Änderung beziehungsweise Verschärfung des Waffengesetzes prüfen. Richtig so?

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Waffengesetz ändern?

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Adenauerbrücke erhält Notstütze

Die marode Neckarquerung ist Esslingens nächste Großbaustelle – Entscheidung über Erneuerung fällt erst später

Vor einigen Tagen ist schweres Gerät in der Eberspächerstraße in Oberesslingen angerückt. Dort wird eine Notunterstützung für die marode Adenauerbrücke gebaut. Damit soll erreicht werden, dass das Bauwerk aus den 1960ern noch acht bis zehn Jahre durchhält, bis der große Neuaufschlag gelungen ist.
Nun erhält die in die Jahre gekommene Adenauerbrücke aber erst mal ihre Krücke. Geplant ist eine Stahlkonstruktion, die im Bereich eines sogenannten Gerbergelenks errichtet wird, an dem zwei Teile der Brücke aufeinandertreffen. Sie soll verhindern, dass die Brücke absackt, sollte das marode Gelenk versagen. Eine so lange Brücke wird unter anderem aus statischen Gründen in der Regel nicht aus einem Guss gebaut. Das Gelenk sei dazu da, dass die Brücke Verformungen vor allem durch Temperaturschwankungen, aber auch Schwingungen durch darüber fahrende Fahrzeuge ausgleichen könne, erklärt der Esslinger Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann. Würde es versagen, würde ein Teil der Brücke absacken – und auf die Stützkonstruktion fallen.
Das besagte Gelenk befindet sich in Oberesslingen im Bereich eines Parkplatzes in der Eberspächerstraße, neben dem Gelände des Autozulieferers Eberspächer. Dort sind vor allem Wohnmobile abgestellt. „Die Arbeiten finden auf dem Parkplatz statt, nicht auf der Straße. Das beeinflusst den Verkehr also gar nicht“, erklärt Heinemann. Der angrenzende Skaterpark sei von den Arbeiten nicht betroffen. Und auch auf der Brücke sind Heinemann zufolge keine Einschränkungen zu erwarten.
Die Sicherung erfolgt mittels zweier Stahltürme. Bevor diese errichtet werden könnten, müssten allerdings erst Fundamente erstellt werden. Dies erfolge mithilfe von Bohrgeräten. Auch für die Montage der Stahltürme sei schweres Gerät erforderlich. Insgesamt rechnen die Planer mit zwei Monaten Bauzeit. Es werden nach Angaben des Tiefbauamtsleiters 400 000 Euro investiert.
Das ist allerdings gar nichts gegen das, was in den Folgejahren ansteht: Die umfassende Instandsetzung oder ein Neubau der Adenauerbrücke wird nach Einschätzung der Stadt, die schon Unsummen für ihre anderen Neckarquerungen ausgegeben hat, wohl alles übersteigen. Von einem dreistelligen Millionenbetrag ging man im Rathaus im vergangenen Herbst aus, als das Thema im Mobilitätsausschuss behandelt wurde. Eine Machbarkeitsstudie soll die verschiedenen Optionen ausloten. Sie reichen von einer Sanierung im Bestand über einen Abriss und Neubau an gleicher Stelle bis zum Neubau unmittelbar neben der bestehenden Brücke.
Die Adenauerbrücke ist eine der wichtigsten und meistbefahrenen Neckarquerungen in Esslingen. Täglich fahren 35 000 Fahrzeuge über das 950 Meter lange Bauwerk, das die Stadtteile Berkheim und Sirnau mit Oberesslingen verbindet und dabei die B 10, den Neckar, die Gleisanlagen der Bahn, die Ulmer Straße, die Eberspächerstraße und die Rennstraße überquert. Seit 2020 wird die zulässige Geschwindigkeit auf der Brücke auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert, weil der Fahrbahnbelag Schäden aufweist.
Zwar beeinträchtigt der Aufbau der Notunterstützung den Verkehrsfluss nicht. Es könnten in den nächsten Jahren aber weitere zeitweise Einschränkungen kommen, weil die alte Brücke bis zum großen Neuaufschlag noch durchhalten und dafür ertüchtigt werden muss. „Wir gehen davon aus, dass wir möglicherweise am Belag und am Brückengeländer etwas machen müssen“, sagt Heinemann. Es werde nun geschaut, was dringend notwendig sei. Mutmaßlich nach der Sommerpause soll es eine Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat geben.

gg / Foto: Roberto Bulgrin


Streit der Sportvereine eskaliert

Der in Wernau geplante Zusammenschluss ist vorerst gescheitert – Eine nun erhobene Platzmiete sorgt für Zündstoff

Dass sich der Streit zwischen dem TSV Wernau und den Wernauer Sportfreunden (WSF) beruhigt, dafür gibt es keine Anzeichen. Im Gegenteil. Denn nun sorgt eine neue Forderung der WSF für Unmut. Es geht um die Sportanlagen im Neckartal, die zwar der Stadt gehören, aber von den Sportfreunden gepachtet, von ihnen betrieben und gepflegt werden. Neben den drei Fußball-Teams der Sportfreunde trainieren dort auch einige TSV-Jugendmannschaften – bisher kostenlos. Seit kurzem sollen die TSVler aber eine Gebühr entrichten. Dafür haben die Gäste keinerlei Verständnis.
Vor einigen Tagen hat der TSV an seine Jugendspieler und deren Eltern einen Brief verschickt. Hans-Jürgen Tix, der Fußball-Abteilungsleiter, erklärt darin, dass der Klub seine Nachwuchskicker zurück auf den heimischen Kehlenberg beordert hat. Demnach sei der TSV von den WSF darüber informiert worden, dass „aufgrund der zerschlagenen Hoffnung auf einen Zusammenschluss der Wernauer Vereine“ im Neckartal künftig eine Platzmiete verlangt werde, schreibt Tix. Diese Kosten würden sich auf mehrere tausend Euro pro Jahr belaufen und seien für die Abteilung nicht zu stemmen. Eine Gebühr für den Strom der Flutlichter, schreibt Tix, sei akzeptabel. Allerdings sei es „nicht nachvollziehbar“, warum ein Wernauer Verein auf städtischem Grund für Wernauer Jugendliche eine Platzmiete bezahlen solle, heißt es weiter.
Aus Sicht von Manfred Leutz, dem Vorsitzenden des TSV, sind die Gebühren nicht förderlich für die Beziehungen zwischen den beiden Klubs. Die sind nämlich ohnehin angespannt, weil ein längst beschlossener Zusammenschluss der Wernauer Sportvereine – auch der HC und der TC wären im Boot – wegen eines Namensstreits bisher nicht zustande kam. „Die städtischen Sportplätze im Neckartal sind für alle da“, sagt Leutz, „zumal die WSF seit Jahren keine Mannschaften im Fußball beim Württembergischen Fußballverband gemeldet haben, weder in der Jugend noch bei den Aktiven.“
Die WSF beteuern, hinter den Gebühren stecke keine böse Absicht. „Das hat nichts damit zu tun, dass wir dem TSV eins auswischen oder giftig sein wollen“, sagt der Pressebeauftragte Hagen Stegmüller. Hintergrund seien eher die Kosten der beiden Fußballplätze im Neckartal. Vor einiger Zeit, als die Vereinsfusion in trockenen Tüchern schien, ließen die Sportfreunde die TSV-Kicker auf ihren Anlagen kostenlos spielen, sagt Stegmüller. Weil der Zusammenschluss nun aber vorerst auf Eis liegt, gebe es keinen Grund, die Plätze gratis anzubieten. „Wir tragen die Kosten für die Anlage – und der TSV kassiert die Mitgliedsbeiträge für diejenigen, die unsere Plätze benutzen. Das geht auf Dauer nicht“, sagt Stegmüller. „Deshalb ist es das Normalste der Welt, dass wir dafür etwas verlangen.“
Und die Kosten hielten sich in Grenzen, meint der WSF-Pressewart. Für beide Plätze zusammen verlangen die Sportfreunde pro Abend 50 Euro Miete. Rechnet man das auf die Stunde herunter, dann sind das – je nachdem, wie lange man die Anlage nutzt – zwischen fünf und zehn Euro pro Stunde und Platz. Laut Stegmüller ein günstiger Preis. Auf das Jahr gesehen kann ein niedriger fünfstelliger Betrag zusammenkommen. Doch dürfen die WSF überhaupt auf einem städtischen Platz Nutzungsgebühren verlangen?
Grundsätzlich ist die Situation eine Besondere. Als es den WSF vor einigen Jahren finanziell schlecht ging, verkauften sie die vereinseigenen Sportplätze, um die es nun geht, an die Stadt. Es wurde ein Vertrag abgeschlossen, der es den WSF bis 2029 ermöglicht, das Areal zurückzukaufen. Auf Nachfrage erklärt es der Wernauer Bürgermeister Armin Elbl so: „Im Pachtvertrag zwischen der Stadt und den Wernauer Sportfreunden wird diesen ermöglicht, die Flächen an andere Sportvereine zu überlassen. Allerdings ist nichts über eine Nutzungsgebühr hierin geregelt, die diese dann an die WSF zu bezahlen haben.“ Es ist also nicht ausdrücklich verboten.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Nach eigenen Angaben liegt den beiden Konfliktvereinen viel daran, dass der Sportpark im Neckartal gebaut wird. Das Projekt sei noch lange nicht vom Tisch, sagt Elbl. In seinen letzten Monaten im Amt würde er das Projekt gerne noch auf den Weg bringen. Die größte Hürde dabei: Die Klubs müssen sich einigen.

dcb / Ines Rudel


Erfolgsrezept hält Senioren fit

Bewegungstreffs in Stadt und Kreis Esslingen bieten Fitnesstraining im Freien an – Auch andere Regionen ziehen mit

Zu einem echten Renner haben sich die „Fünf Esslinger“ entwickelt – und das nicht nur am Herkunftsort. Insgesamt 58 Gruppen trainieren kreisweit, darunter 15 in Esslingen selbst. Dazu kommen viele weitere in der Region Stuttgart, aber auch in Heilbronn, Rastatt und Ulm. In die Tausende dürfte die Zahl der Seniorinnen und Senioren gehen, die sich auf diese Weise fit halten.
Das Programm kommt so gut an, dass manche Teilnehmer sogar auf mehreren Hochzeiten tanzen. „Donnerstags fahren wir hierher mit dem Bus, und dienstags sind wir in der Maille, da können wir zu Fuß hingehen “, berichtet Renate Bentel, die mit Nachbarin Gerti Bareth den Bewegungstreff im Esslinger Schillerpark besucht. Sich gegenseitig zu motivieren, sei einfach wichtig, meint Bentel, die mit dem Fitnessprogramm ihre Schwindelprobleme bekämpft und auch ihre Beweglichkeit nach einem Schlaganfall auf das regelmäßige Training zurückführt.
Dass es zu regnen aufgehört hat, ist egal. „Wir trainieren eigentlich bei jedem Wetter, notfalls sogar mit Regenschirm“, sagt Beate Latendorf und ruft den Frauen und Männer im Schillerpark zu: „Schaut, dass ihr Platz habt.“ Und schon geht es los mit dem Armkreisen, dann wird auf der Stelle marschiert – und so fort. Zusammen mit Robert Peter leitet die frühere Esslinger Frauenbeauftragte den Bewegungstreff im Schillerpark
Rund 20 Frauen und Männer stehen auf den asphaltierten Wegen verteilt. Ihre nach vorne gestreckten Arme machen schnelle Hackbewegungen in der Luft. Eine Frau hat ihre beiden Enkel mitgebracht, die sich genauso anstrengen wie die Senioren. Die mit 92 Jahren älteste Teilnehmerin ist diesmal zwar nicht dabei, doch dafür einige Senioren, die den 80. Geburtstag ebenfalls schon hinter sich haben.
Helga Zimmer zählt mit ihren 77 Jahren zum Mittelfeld. Seit ihrer Hüft-Operation samt Reha kommt sie gerne mit ihrem Mann zum Bewegungstreff, denn hier gebe es auch immer jemand zum Reden. Nette Kontakte hätten sich auf diese Weise entwickelt, und man treffe sich auch gerne zum Wandern auf dem Schurwald.
Insgesamt gibt es 15 solcher Treffs im Stadtgebiet, die der verstorbene Esslinger Mediziner Martin Runge unter dem Titel „Fünf Esslinger“ entwickelt hat. Die Übungen zielen auf Balance, Kraft, Dehnung und Schnelligkeit, also die Fitnesskomponenten, die im Alltag besonders gebraucht werden.
„Die Gruppe hilft mir, den inneren Schweinehund zu überwinden“, erklärt eine 82-jährige Teilnehmerin den wichtigen Motivationsschub. Seit zehn Jahren ist die Esslingerin dabei und sportelt neben dem Treff donnerstags im Schillerpark auch dienstags regelmäßig in der Gartenstadt. „Das Leben ist zu kurz, um traurig zu sein, man muss einfach etwas tun“, begründet Gerti Bareth ihre Einstellung. Sie kommt mit dem Rollator zum Training. Manche Übungen kann sie nur im Sitzen machen, weil ihre Knie vieles nicht mehr mitmachten, erklärt die 71-Jährige, die nicht nur Lebensweisheiten und Witze zu bieten hat, sondern jedem obendrein noch ein strahlendes Lächeln schenkt. Jeder kenne Tage mit mehr oder weniger Lust auf Bewegung, und wenn nur die kleine Lust da sei, erinnere ihre Nachbarin sie an die gemeinsamen guten Vorsätze.
Wie gut Bewegung tut, kann auch eine weitere Teilnehmerin bestätigen. Früher habe sie wegen der Familie keine Zeit für Sport gehabt, aber seit sie am Bewegungstreff teilnimmt, seien ihre Rückenschmerzen verschwunden.
„Hinten muss es ziehen“, fordert Beate Latendorf unterdessen. Alle stehen mehr oder weniger tief im Ausfallschritt da. Dieser Dehnschritt gehört zum zweiten der fünf „Esslinger“, der mit Rumpfbeugungen komplettiert wird. Die Übungen sollen nicht überfordern, und jeder und jede sollen sie nach eigenem Vermögen ausführen, erklärt Beate Latendorf, die die Wirksamkeit vor allem mit der regelmäßigen Wiederholung begründet. Auch deshalb finden die Bewegungstreffs fast bei jedem Wetter und auch in den Ferien statt. Im Winter trage man halt Stiefel statt Turnschuhe, und eine warme Mütze helfe auch bei nasskaltem Wetter.
Gerade in Coronazeiten habe sich das Trainieren im Freien, bei dem man jederzeit einsteigen kann, bewährt. Hier ließen sich Fitnesstraining und Geselligkeit verbinden, während viele Sport- und Kulturangebote, die auf Räume angewiesen sind, einfach ausfielen. Ein großer Vorteil sei zudem der niederschwellige Charakter, denn Mitglied müsse man beim Bewegungstreff nicht werden.
Latendorf, die wie alle Bewegungstreff-Begleiter ehrenamtlich dabei ist, wirbt für das Ziel der jahrzehntelangen Fitness im Alltag. Sie zitiert den Begründer Martin Runge, dem es darum ging, Koordination und Beweglichkeit genauso zu schulen wie die Muskelkraft in Armen und Beinen. Und da noch weitere Begleiter gesucht werden, hofft Latendorf auf Zulauf für den nächsten Grundlehrgang, der ab dem 20. März angeboten wird.

com / Foto: Roberto Bulgrin


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Zur geplanten Cannabis-Legalisierung fordern Pädagogen eine cannabisfreie Zone von fünf Kilometern rund um Schulen. Unterstützen Sie das?

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Cannabis-Bannmeile?

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19 Notfalltreffpunkte eingerichtet

Esslingen installiert Anlaufstellen für den Krisenfall – Stadt folgt damit Empfehlung des Landes

Deutschland ist verwundbar. Das zeigen der Ukraine-Krieg samt Energiekrise, der letzte Hitzesommer mit Niedrigwasser auch auf dem Neckar und die Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrtal genauso wie die jüngsten Cyberangriffe auf private Firmen oder die baden-württembergische Polizei. „Wir müssen uns bestmöglich auf kritische Situationen vorbereiten.“ Das hatte Innenminister Thomas Strobl klargemacht, als im vergangenen September die Empfehlungen für die Planung und den Betrieb von sogenannten Notfalltreffpunkten vorgestellt wurden. Mit diesen sollen Kommunen und Landkreise dabei unterstützt werden, sich vor allem gegen die Folgen eines länger andauernden Stromausfalls mit seinen weitreichenden Begleiterscheinungen zu wappnen. Die Stadt Esslingen hat jetzt 19 solcher Notfalltreffpunkte im ganzen Stadtgebiet festgelegt. Vergangenen Woche half der Erste Bürgermeister Ingo Rust öffentlichkeitswirksam mit, das letzte Treffpunktschild gegenüber dem Technischen Rathaus in der Ritterstraße zu montieren.
Die Notfalltreffpunkte seien ein wichtiger Schritt bei der Vorsorge für den Krisenfall, so Andreas Gundl, der Leiter der Stabsstelle Besondere Gefahrenabwehr der Feuerwehr Esslingen. „Hier bekommen sie aktuelle Informationen, es wird Erste Hilfe geleistet und über weitere, für den jeweiligen Krisenfall geplante Maßnahmen informiert.“
Die 19 Esslinger Anlaufstellen, die im Ernstfall mit einem Feuerwehrfahrzeug besetzt und rund um die Uhr in Betrieb sind, befinden sich überwiegend in der Nähe von Schulen, Feuerwehrgerätehäusern der Stadtteile, Sporthallen oder anderen Gebäuden, die über eine gewisse Infrastruktur verfügen. Dass sie für jeden zu Fuß erreichbar sind, war ein weiteres Kriterium für die Wahl der Standorte. „Sie sind im Krisenfall die erste Anlaufstelle für die Esslinger Bevölkerung. Sie werden dann zum lokalen Dreh- und Angelpunkt unseres Krisenmanagements“, betont Ingo Rust.
Die Bevölkerung wird gezielt informiert, sobald sie angesichts eines Katastrophenfalls oder einer Großschadenslage die Treffpunkte aufsuchen kann, um weitere Hilfe zu bekommen oder dort einen Notruf abzusetzen. Wie diese Information erfolgt, hängt vom jeweiligen Ereignis und maßgeblich davon ab, was dann überhaupt noch funktioniert. Denkbar seien etwa Radioansagen, sagt Andreas Gundl, zumindest Kurbelradios könnten auch ohne Strom in Betrieb sein. Aber auch Lautsprecherdurchsagen wären eine Möglichkeit.
In Esslingen gibt es schon länger einen fest etablierten Verwaltungsstab für Krisenfälle jeglicher Art. Zusätzlich gibt es regelmäßig Großübungen, bei denen mögliche Krisen möglichst echt durchgespielt werden. „Wir möchten keine Panik schüren“, betont Rust, aber es gebe ein neues Bewusstsein für die Krisenvorsorge. Die 19 Anlaufstellen sollen nun in die weiteren Überlegungen und bestehenden Notfallpläne des Esslinger Verwaltungsstabes miteinbezogen werden, kündigt Rust an. Bislang stellten die Treffpunkte als kommunikativer Umschlagplatz nur ein Basisangebot dar. Welche zusätzlichen Leistungen – etwa die Verteilung von Trinkwasser oder die Bereitstellung von Notstromaggregaten – es an welchen Plätzen geben wird, sei noch offen.
Auch andere Kommunen im Landkreis Esslingen beginnen unterdessen damit, die Landesempfehlung umzusetzen. Aichtal etwa. Eine Verpflichtung, Notfalltreffpunkte in ihrem Bereich einzurichten, gibt es für die Kommunen indes nicht, wie das Innenministerium mitteilt. „Wir halten es aber für sehr sinnvoll“, sagt eine Sprecherin.

pep / Foto: Roberto Bulgrin