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Neue Klinik wie aus dem Baukasten

Auf Gelände des einstigen Patientengartens entsteht am Esslinger Krankenhaus für 26 Millionen Euro ein neues Gebäude

Das Klinikum Esslingen stellt sich der größten baulichen Herausforderung seiner 160-jährigen Geschichte. Mehr als 270 Millionen Euro sollen in den kommenden eineinhalb Jahrzehnten investiert werden, um die Voraussetzungen für einen Klinikbetrieb der Zukunft zu schaffen. In mehreren Bauabschnitten sind der Neubau aller wesentlichen Klinikfunktionen und eine Sanierung der übrigen Gebäude geplant. Damit bestehende Bauten ersetzt oder modernisiert werden können, muss zunächst neuer Platz geschaffen werden, denn der Klinikbetrieb wird in vollem Umfang weitergeführt.
Der Clou am ersten Baustein des Masterplans: Das vierstöckige Gebäude, das Platz für rund 150 Patientenbetten bieten wird, entsteht im Baukastensystem. Mehr als 140 Module fügen sich zu einem Gebäude zusammen, das sich wesentlich rascher realisieren lässt als ein konventionell errichteter Klinikbau, aber dennoch alle technischen und energetischen Anforderungen erfüllt. Die Arbeiten gehen zügig voran – Mitte Juni soll der Neubau vorgestellt werden. Und das ist erst der Anfang.
Projektstart war im Mai 2022. Seither geht es Schlag auf Schlag: Während noch der Baugrund in Esslingen vorbereitet wurde, konnte bereits die Fertigung der mehr als 140 Gebäudemodule in einem Werk des Generalunternehmers Kleusberg bei Leipzig anlaufen. Mit Schwerlasttransportern wurden die fertigen Bauteile dann nach Esslingen gebracht und an Ort und Stelle wie aus einem riesengroßen Baukasten per Kran auf- und nebeneinander gestapelt. Fest miteinander verbunden und aufwendig wärmegedämmt, ergeben sie einen Baukörper, der sich später rein äußerlich von keinem anderen modernen Klinikbau unterscheidet.
Was Laien zum Staunen bringt, ist für den Projektleiter Gabriel Rudolph fast schon Routine. Er schätzt die Modulbauweise vor allem wegen der immensen Zeitersparnis – je nach Projekt rechnet er mit Bauzeiten, die um 30 bis 70 Prozent kürzer ausfallen. Aktuell sind durchschnittlich 50 bis 60 Handwerker auf den vier Etagen zugange.
Bislang der einzige Wermutstropfen: Das Klinikum ist mit diesem Projekt ausgerechnet in eine Phase steigender Baupreise geraten. Die zunächst anvisierten 19 Millionen Euro werden sich nicht halten lassen – aktuell bewegt man sich eher im Bereich von 26 Millionen Euro.
Doch das Geld ist nach Einschätzung von Klinikum-Geschäftsführer Matthias Ziegler gut angelegt: „Mit dem Modulbau bringen wir die große Kugel unserer Masterplanung für die Klinikentwicklung ins Rollen.“ Von einem Provisorium könne nicht die Rede sein: „Das neue Gebäude ist auf mindestens 17 Jahre angelegt – vermutlich werden wir es länger brauchen.“ Denn die Kliniklandschaft und die Anforderungen an ein Klinikum wie das in Esslingen haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten rasant verändert – und werden dies auch künftig. Künftige Entwicklungen werden bei der Planung daher so weit wie möglich mitgedacht oder zumindest offengehalten. Gesetzt sind hohe Funktionalität und Energieeffizienz: Haus 0 soll 45 Prozent weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Gebäude und so mehr als 18 Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Platz finden unter anderem die Geriatrische Station und die Neurologie mit Schlaganfalleinheit – über Verbindungsgänge werden die angrenzenden Gebäude angeschlossen.
Die Arbeitsbereiche sind volldigital ausgestattet, die Patienten werden in Zweibettzimmern mit Nasszellen untergebracht – ein deutlicher Fortschritt gegenüber den älteren Gebäuden, die nach der Fertigstellung des Modulgebäudes stillgelegt werden können. Behindertengerechte Zimmer sind ebenso vorgesehen wie Zimmer, die mit Schleuse neuesten Hygienestandards entsprechen. Wenn alles fertig ist, wartet aufs Klinikpersonal jedoch die größte Herausforderung: Dann wird Station für Station von ihrem alten ins neue Domizil umziehen, in wenigen Stunden soll alles über die Bühne gehen. Und dann warten auch schon die nächsten Herausforderungen, denn die Erneuerung der teils mehr als 50 Jahre alten Bausubstanz bedeutet einen Kraftakt.

adi / Foto: Roberto Bulgrin


Innovativ und etwas widerspenstig

Vor 25 Jahren wurde der Trägerverein für das Umweltzentrum Neckar-Fils in Plochingen gegründet

Ein gemeinsames Projekt von Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen: Man kann sich ausmalen, dass das keine einfache Sache wird. Tatsächlich stand das auf dem Plochinger Bruckenwasen angesiedelte Umweltzentrum Neckar-Fils in seiner 25-jährigen Geschichte einige Male auf der Kippe. Aber im Jubiläumsjahr ist es kerngesund.
„Es war von Anfang an nicht einfach, die verschiedenen Gruppierungen unter einen Hut zu bringen“, sagt Hubert Arnold. Er war als Vertreter der Plochinger Grünen schon in der Bauzeit für das Umweltzentrum aktiv. Schnell hatte er die Aufgabe übernommen, die Ehrenamtlichen zu koordinieren. Später wurde Arnold in Nachfolge von Reiner Schurr Vorsitzender des Trägervereins. Die Bauzeit war geprägt von engagierten Menschen, großzügigen Sponsoren, aber auch von finanziellen Turbulenzen. „Auf alle Fälle liefen die Zahlen davon“, sagt Hubert Arnold. Zur Gartenschau-Eröffnung im Bruckenwasen eröffnete dann auch das Umweltzentrum. Das Haus wurde später für seine Architektur und für seine innovative, nachhaltige Haustechnik ausgezeichnet. Aber neben den finanziellen Problemen zogen sich auch die strukturellen durch. Im Trägerverein trafen unter anderem mehrere Nabu-Ortsgruppen und ihr Kreisverband, der BUND, die Naturfreunde, der VCD, der Landesnaturschutzverband und Einzelpersonen zusammen, zeitweise auch der Plochinger Hafen. Aber der Gedanke, dass die Vereine das Haus nutzen und beleben würden, sei „ein Trugbild“ gewesen, sagt Arnold im Rückblick.
Die Mitgliedsvereine blieben in ihren angestammten Domizilen. Einnahmen brachten die festen Mieter wie der Nabu-Kreisverband oder ein Planungsbüro, aber auch die Vermietungen für Privatfeiern am Wochenende – auch wenn Letztere mitunter Probleme nach sich zogen. Dann kam noch eine schwierige Personalie hinzu, die die Stimmung im Haus drückte. So zog Hubert Arnold schließlich 2007/2008 als Vorsitzender, in Absprache mit dem gesamten Vorstand, die Reißleine: Er stellte den Verkauf des Hauses zur Diskussion. Damit kam Bewegung in die Sache, auch ohne Verkauf. Der damalige Vorstand trat geschlossen zurück, es folgten weitere personelle Wechsel, bevor das Umweltzentrum vor rund 15 Jahren wieder auf ruhigeren Kurs kam. Kredite wurden umgeschuldet, was eine große Entlastung brachte. „Wir haben ziemlich viele Vorstände gehabt“, sagt Matthias Weigert, der seit zwei Jahren Vorsitzender des Trägervereins ist.
Die finanzielle Lage blieb schwierig, auch Mieterwechsel waren noch einige zu verzeichnen. „Vor acht Jahren hatten wir einen Investitionsstau und noch 200 000 Euro mehr Schulden als jetzt“, sagt Weigert. Inzwischen sind die Restschulden auf 60 000 Euro geschrumpft. In den Corona-Jahren wurden mit viel Eigenleistung unter anderem das Flachdach, die Fassade und der Balkon saniert.
Das Jahresprogramm wird mit jeder Runde umfangreicher und findet großen Zuspruch. Weigerts Frau Brigitte Beier, selbst Biologin, koordiniert es. Immer ist eine Jahresausstellung dabei und gibt das Gesamtmotto vor. Die Kurse sprechen Kinder, Familien oder die breite Öffentlichkeit an. Weigert und Beier sind stolz, dass das Programm dieses Jahr keine roten Zahlen mehr schreibt. Der Landkreis und die Kreissparkassen-Stiftung zählen zu den regelmäßigen Geldgebern; die Stadt Plochingen bezahlt für die Vorlandpflege am Neckarufer, die Ehrenamtliche übernehmen. Die Stadt habe das Haus ohnehin von Anfang an wohlwollend begleitet, sagt Hubert Arnold.


Jahresthema „Blühende Heuwiesen“

Jahresausstellung: Die Ausstellung widmet sich dem Thema „Blühende Heuwiesen“. Sie hat am 1. Mai sowie an den darauffolgenden Sonntagen geöffnet, begleitend dazu finden verschiedene Vorträge zu Blumenwiesen, Insekten und Vögeln statt.

Kurse: Sensen- und Dengelkurse passen zum Thema der Ausstellung ebenso wie die Kurse zur Kräuterküche, die am 5. April mit „Heilendes und Leckeres aus der Streuobstwiese“ beginnen und danach unterschiedliche Themenbereiche aufgreifen.

Workshop: No-Waste-Workshops sind ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr. Speziell für Kinder und Familien werden Workshops zu Kunst in der Natur, zum Löwenzahn oder auch zum Thema Feuer angeboten.

Info: mehr im Netz unter www. umweltzentrum-neckar-fils.de.

aia / Foto: Karin Ait Atmane


Stress am Feldrand

Für Landwirte beginnt im Frühling die Arbeit auf den Äckern – Auch Radfahrer, Jogger und Spaziergänger nutzen Feldwege

Der Frühling ist da, für die Landwirte beginnt nun eine stressige Zeit. Und zwar nicht nur auf den Äckern, sondern auch am Feldrand. Dort ist bei schönem Wetter viel los: Große Traktoren mit sperrigem Spezialgerät müssen sich die landwirtschaftlichen Wege mit Radfahrern, Joggern und Spaziergängern teilen. Nicht selten kommt es dabei zu Konflikten, weil jeder auf seinem Nutzungsrecht beharrt. „Wir appellieren an die Bevölkerung, gewisse Regeln zu berücksichtigen. Das gilt ebenfalls für uns Landwirte“, wirbt Hans-Benno Wichert, der Vizepräsident des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg, für einen respektvollen Umgang miteinander.
Dass manche Erholungssuchende den Weg nicht gern freigeben und mitunter gar aggressiv werden, sei Alltag für die Bauern, weiß der Agraringenieur Arne Fiedler aus eigener Erfahrung in der Landwirtschaft. Als ausgebildeter Mediator kennt er ihre Probleme zugleich aus vielen Gesprächen. Den Satz, „Es macht oft keinen Spaß mehr“, hat er auch bei einem Workshop zu hören bekommen, zu dem das Landwirtschaftsamt Esslingen Landwirte aus dem Kreis erstmals eingeladen hatte. Jeder der 27 Teilnehmenden berichtete von unangenehmen Situationen.
Ob sie die Gülle ausbringen oder Pflanzenschutzmittel spritzen: „Landwirte werden immer öfter beschimpft“, erzählt der aus Eschach (Ostalbkreis) stammende Experte. Anfeindungen sehen sie sich bereits ausgesetzt, wenn sie mit dem Schlepper zu ihren Äckern fahren – und dabei Staub aufwirbeln. Zudem kann es schnell mal eng werden auf den schmalen Wirtschaftswegen, die vor Jahrzehnten angelegt wurden, als die Arbeitsmaschinen noch deutlich kleiner waren. Inzwischen nehmen die Fahrzeuge durch ihre Breite fast den gesamten Weg ein. „So mancher Radfahrer fühlt sich bedrängt, wenn hinter ihm ein Traktor fährt und vermeintlich drängelt“, sagt Arne Fiedler. „Für den Landwirt wiederum ist Zeit ein kostbares Gut. Er ärgert sich, wenn er ewig nicht an dem Radler vorbeikommt, weil dieser nicht auf den Randstreifen ausweicht.“
Streitpotenzial zwischen Landwirten und Freizeitaktivisten gibt es reichlich. Für Ärger sorgen zum Beispiel Spaziergänger, die ihre Hunde frei herumlaufen lassen, sich nicht um deren Hinterlassenschaften auf den Futterwiesen kümmern oder die Kotbeutel einfach in der Landschaft entsorgen. Aber auch Mountainbiker, die ohne Rücksicht auf Saat und Pflanzen querfeldein über die bestellten Äcker fahren, parkende Autos auf Feldwegen, die den Landwirten das Durchkommen erschweren, und Familien, die über einen Bauernhof laufen, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein: Hier handelt es sich um eine Betriebsfläche, auf der fast immer gearbeitet wird.
Was aber tun, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält? Ganz wichtig ist hier laut Arne Fiedler, dass die Landwirte in solchen Fällen nicht stur dagegenhalten. Sie sollten vielmehr den Dialog suchen und erläutern, warum sie beispielsweise Feldarbeiten auch am Abend noch oder an den Sonntagen verrichten müssen, empfiehlt der Schlichter. Radfahrer und Spaziergänger wüssten zudem meist nicht, was auf den Feldwegen eigentlich erlaubt ist und was nicht – beispielsweise, dass der landwirtschaftliche Verkehr dort Vorrang hat. Und von einem Betretungsverbot für Feld und Flur von März bis Oktober haben wohl nur die wenigsten schon mal etwas gehört.
Der fehlende Bezug vieler Menschen zur Landwirtschaft sei das Kernproblem der Landwirte, meint Arne Fiedler. „Sie haben ein Idealbild im Kopf, das hat aber wenig mit der Realität zu tun.“ Deshalb könne so ein Gespräch am Feldrand durchaus herausfordernd sein. „Manche Menschen erreicht man einfach nicht“, sagt der erfahrene Mediator. Doch auch wenn es Zeit und Überwindung koste: „Reden statt zu streiten kann sehr viel bewirken“, ist er überzeugt.
Die oberste Regel dabei heißt laut Arne Fiedler: „Nicht provozieren lassen.“ Wenn ein Gespräch schwierig werde, sollte er versuchen, möglichst ruhig und sachlich zu bleiben. „Meist sind die Angriffe eigentlich nicht persönlich gemeint.“ Und wenn er das Gefühl habe, gegen eine Wand zu reden, müsse er das Gespräch auch nicht künstlich in die Länge ziehen. Manchmal würden schon kleine Gesten helfen: ein Lächeln oder ein freundlicher Gruß. 

Feldwege sind für alle da – mit Einschränkungen

Rechtsgrundlage: „Das Betreten der freien Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung ist allen gestattet“, so steht es im Bundesnaturschutzgesetz.

Betretungs- und Fahrverbot: Laut Landesnaturschutzgesetz dürfen landwirtschaftlich genutzte Flächen zwischen Saat und Ernte (Anfang März bis Ende Oktober) nicht betreten werden. Laut Straßenverkehrsgesetz ist auf Wirtschaftswegen nur land- und forstwirtschaftlicher Verkehr zugelassen.

Verhaltensregeln: Der Landesbauernverband bittet, Hunde anzuleinen, Kot und Müll korrekt zu entsorgen, auf den Wegen zu bleiben und Rücksicht auf Flora und Fauna zu nehmen.

eh / Foto: dpa


Abgestimmt!

Arbeitskämpfe in vielen Bereichen, aktuell im Öffentlichen Dienst. In deren Folge könnten Streiks vielfach das öffentliche Leben lahmlegen. Sind Streiks die richtigen Mittel?

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Die richtigen Mittel?

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Esslinger Karstadt-Filiale schließt

Der Galeria Karstadt Kaufhof Konzern gibt den Standort in der Bahnhofstraße auf – Diskussion um Pläne für das Areal

Schon seit Jahren wird über die Zukunft der Karstadt-Filiale in der Esslinger Innenstadt diskutiert und gerungen. Zuletzt war der Standort wiederholt wegen eines komplizierten Rechtsstreits mit dem Immobilieneigner BPI in die Schlagzeilen geraten. Seit vergangener Woche und nach langem Bangen herrscht nun Gewissheit: Das einzige große Warenhaus der Stadt wird geschlossen. Der Galeria Karstadt Kaufhof Konzern will die Esslinger Filiale bis Ende Januar 2024 dicht machen.
Damit gehört der Standort zu den bundesweit 52 Warenhäusern, die der Konzern nach der Insolvenz im Jahr 2020 schließen will – betroffen sind unter anderem auch die Standorte in der Stuttgarter Eberhardstraße, in Leonberg, Reutlingen und Pforzheim. Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer sagt: „Dies ist ein herber Schlag für unsere Innenstadt. Vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 52 Warenhäusern in ganz Deutschland ist dies eine bittere Situation.“ Während im Gemeinderat nun eine Diskussion über die Zukunft des Areals einsetzt, teilt der Investor mit: „Was die Planung angeht, verweist BPI darauf, dass der Bebauungsplan steht.“ Es handele sich um eine vorausschauend langfristige Lösung. Und es habe stets eine Planung mit Karstadt als Mieter und eine Variante mit einer anderen Bespielung der Warenhausfläche gegeben.
Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat den Bebauungsplan für die Weiterentwicklung des Areals auf den Weg gebracht – und dabei so manche Kröte geschluckt in der Hoffnung, damit die Zukunft der Karstadt-Filiale sichern zu können. Dabei ging es nicht nur um die Modernisierung des Warenhauses, sondern vor allem auch um ein großes Neubauprojekt auf dem Karstadt-Parkplatz. Dieser soll schon lange bebaut werden – realisiert wurden die Pläne, die sich im Lauf der Jahre immer wieder änderten, aber nie. Nachdem dort lange vor allem Verkaufsflächen für den Einzelhandel in einer neu zu bauenden Passage angedacht waren, verschob sich der Schwerpunkt der Planungen immer mehr in Richtung Wohnungen. Zuletzt sollten in vier neuen Baukörpern neben Verkaufs-, Gewerbe- und Büroflächen insgesamt 160 Wohnungen entstehen, zudem eine Tiefgarage mit 220 Plätzen.
Im Mai des vergangenen Jahres wurde dann bekannt, dass der Immobilieninvestor BPI dem Warenhaus gekündigt hatte. Und das, obwohl die Mietverträge laut Gabriele Post, der Leiterin der Esslinger Karstadt-Filiale, bis Mitte 2026 gelaufen wären – mit der Option auf Verlängerung bis 2036. Nachdem BPI Gespräche mit Karstadt für gescheitert erklärt hatte, hatten sich beide Parteien gegenseitig verklagt. Seither läuft ein Rechtsstreit vor dem Stuttgarter Landgericht. Erst Ende Februar hatten die Streitparteien ein Ruhen des Verfahrens beantragt, weil sie eine außergerichtliche Einigung anstrebten. Wie es in der Sache weitergeht, ist noch unklar. Laut dem Gerichtssprecher Sebastian Sonn ist es durchaus denkbar, dass das Verfahren damit für erledigt erklärt wird – sicher ist das aber nicht.
Im Esslinger Gemeinderat wird nicht nur der Verlust der Arbeitsplätze und eines Frequenzbringers für den Einzelhandel bedauert, auch die Pläne für das Karstadt-Areal wurden wieder infrage gestellt. Laut Carmen Tittel, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, muss eine Nachfolgelösung für das gesamte Quartier gefunden werden, statt nur mit Insellösungen zu arbeiten. Der SPD-Fraktionschef Nicolas Fink verweist darauf, dass man bei der Zustimmung zur Bebauung des Parkplatzes an die städtebaulichen Grenzen und darüber hinausgegangen sei. Vom Investor BPI erwartet er nun ein Nachfolgekonzept. Verheerend für die Beschäftigten und eine Katastrophe für die Innenstadt: So bezeichnet die FDP-Fraktionschefin Rena Farquhar die Entwicklung. CDU-Fraktionschef Tim Hauser betont, um „diese Lücke wieder zu füllen“, bedürfe es „Kreativität, keine Scheuklappen“. Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, steht weiter zur Bebauung des Areals – ob die bisherigen Pläne dafür weiter die beste Lösung darstellten, solle aber neu bewertet werden. Tobias Hardt, Fraktionsvorsitzender der Linken, sagt, dass es ein Fehler gewesen sei, Zugeständnisse beim Bebauungsplan zu machen. Laut Dilek Toy protestiert die Gruppe FÜR entschieden gegen die Schließung der Karstadt-Filiale.

meb/gg / Foto: Roberto Bulgrin


S-Bahn-Arbeiten schreiten voran

Weiterer Bauabschnitt für Verlängerung bis Neuhausen beschlossen – Ab Ende 2027 sollen die Züge rollen

Bald geht es auch in Neuhausen ans Eingemachte: Während die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) seit einigen Monaten entlang der künftigen Trasse der verlängerten S-Bahn-Linie 2 den Weg frei räumt, sollen in der Fildergemeinde im Juli dieses Jahres die Bauarbeiten für die künftige Endstation beginnen. Ein Mammutprojekt für alle Beteiligten und erst recht für die Gemeinde mit noch nicht ganz 13 000 Einwohnern. Vor Kurzem hat der Neuhausener Gemeinderat einen weiteren Baubeschluss für das Areal rund um den künftigen Endbahnhof getroffen, mit dem noch mal Millionen-Investitionen einhergehen.
Einstimmig hat das Gremium zugestimmt, voraussichtlich 7,3 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um den neben dem S-Bahn-Gleis angedachten Busbahnhof mit Standplätzen für vier Gelenkbusse und ein kleineres Fahrzeug sowie Kurzzeitparkplätze zu bauen. Auch sollen damit die umliegenden Straßen und die Kanalisation erneuert und ein Kreisel an der Zufahrt zu den Bussteigen erstellt werden.
Das sind allerdings längst nicht alle Investitionskosten, die die Gemeinde im Zusammenhang mit dem lang ersehnten S-Bahn-Anschluss zu schultern hat. Hinzu kommen voraussichtlich weitere 3,4 Millionen Euro für die geplante Überdachung des Bussteigs und die weitere Bus- und Bahnsteigausstattung sowie 2,6 Millionen Euro für eine Unterführung, die das künftige Gleis und die angrenzenden Wohngebiete Weiheräcker und Weiherwiesen verbinden soll. Bislang stehen so schon 13,3 Millionen Euro auf der Rechnung. Noch nicht eingepreist sind unter anderem ein Fahrradturm und eine WC-Anlage, für die bislang nur ein Grundsatzbeschluss gefasst wurde, aber noch keine Kostenschätzung vorliegt. Und das ist der Teil, der nur die Gemeinde Neuhausen betrifft, die damit das brach liegende Areal der früheren Filderbahn-Endstation städtebaulich aufwerten will.
Hinzu kommen noch die Investitionen, mit denen sich die Gemeinde gemeinsam mit Bund, Land, Verband Region Stuttgart, Kreis Esslingen und der Stadt Filderstadt am Gesamtprojekt beteiligt. Von diesen insgesamt auf 210 Millionen Euro geschätzten Bau-, Planungs- und Infrastrukturkosten entfallen auf die Gemeinde wie auch auf die Stadt Filderstadt voraussichtlich je zwei Millionen Euro, wie die Gemeindeverwaltung vor drei Wochen im Gemeinderat Neuhausen mitgeteilt hat. Voraussichtlich weitere drei Millionen stehen für den Kauf dreier neuer S-Bahn-Fahrzeuge und den Ausgleich eines möglichen Betriebskostendefizits in den ersten zehn Jahren nach Start der Streckenverlängerung an.
Baubeginn für den Bahnhof in Neuhausen soll im Juli 2023 sein, wie Thomas Zeltwanger, Geschäftsführer der beauftragten ISTW Planungsgesellschaft, im Gemeinderat erklärte. Begonnen wird mit dem Rohbau der geplanten Fußgängerunterführung und Kanalarbeiten, wofür die Ausschreibungen in den letzten Zügen lägen. Anschließend erfolgen ab April 2024 unter anderem die Bauarbeiten der Bahnsteige und der Gleisunterbau. Die Bernhäuser und die Bahnhofstraße werden ab 2026 erneuert, dann wird auch der Busbahnhof gebaut. „Es ist geplant, Ende 2027 in Betrieb zu gehen“, so Zeltwanger.
Derweil bereitet die SSB seit einigen Monaten das Baufeld für die Verlängerung der S-Bahn aus Richtung Bernhausen vor. Unter anderem werden alte Gebäude zurückgebaut, Bäume gefällt und gerodet. Nach Angaben der SSB ist der Beginn der Rohbauarbeiten für August geplant.

gg / Foto: Ines Rudel


Wasserturm ohne Antennen

Zweckverband kündigt Verträge mit Mastbetreibern in Aichwald – Temporärer Funkmast am Neuwieshof

Der Wasserhochbehälter am Rande von Krummhardt versorgt nicht nur ganz Aichwald mit Trinkwasser, er ist auch ein wichtiger Standort für die Mobilfunkbetreiber. Bislang hatten auf dem Dach des weithin sichtbaren Wasserturms vier verschiedene Netzanbieter ihre Funkantennen installiert. Seit kurzem sind es nur noch drei. Der Grund: Vodafone musste seine Antenne nach 28 Jahren abbauen. Der Zweckverband Landeswasserversorgung hatte den Vertrag mit dem zuständigen Unternehmen Vantage Towers, einem der größten Betreiber von Sendemasten in Europa, Ende vergangenen Jahres fristgerecht gekündigt. Das Unternehmen gehört zur Vodafone Group und betreibt 82 000 Funkmasten in zehn Ländern Europas.
Die Verträge der drei noch verbliebenen Anbieter, die vom Krummhardter Wasserturm aus funken, haben eine längere Laufzeit, sollen aber laut Bernhard Röhrle, dem Sprecher der Landeswasserversorgung, ebenfalls nicht mehr verlängert werden. Bis zum Jahr 2035 sollen alle Antennen vom Dach des Turms verschwunden sein. Um jedoch auch künftig den Vodafone-Kunden eine größtmögliche Netzabdeckung in Aichwald zu garantieren, hat Vantage Towers inzwischen auf dem Privatgelände des Neuwieshofs der Familie Fetzer einen mobilen Funkmast aufgebaut. Wie Robin Hagenmüller, der Sprecher des Mastbetreibers betont, handelt es sich dabei nur „um eine Übergangslösung, bis wir eine dauerhafte Alternative an einem stationären Funkmast gefunden haben“. Anschließend soll der mobile Mast wieder entfernt werden.
Als Grund, weshalb auch die restlichen Mobilfunkanbieter ihre Antennen in den nächsten Jahren abbauen müssen, nennt Röhrle vor allem Sicherheitsaspekte: „Das hat etwas mit dem Schutz des Trinkwassers zu tun.“ Um die Funkanlagen zu warten, müssen nämlich immer wieder Techniker auf den Hochbehälter. „Wir wollen aber alle Leute raus haben, die nicht unbedingt dort sein müssen“, sagt Röhrle.
Gefragt, weshalb das für die Landeswasserversorgung in den vergangenen 28 Jahren kein Thema war, verweist er auf die veränderte Sicherheitslage in Deutschland und ganz Europa. Röhrle nennt beispielsweise den Krieg in der Ukraine, die Anschläge auf die Gaspipeline Nord Stream II oder die zunehmenden Anschläge auf Anlagen der Deutschen Bahn. Deshalb verschärfe die Landeswasserversorgung sukzessive ihre Sicherheitsanforderungen. „Bislang waren wir da sehr großzügig“, so Röhrler. Die Versorgung mit Trinkwasser zähle aber zur systemrelevanten Infrastruktur.
Laut Robin Hagenmüller ist das Unternehmen Vantage Towers bereits intensiv auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung. „Aktuell beabsichtigen wir jedoch keinen neuen Funkmast zu errichten, sondern die bestehende Infrastruktur eines anderen Funkmastbetreibers in der Nähe zu nutzen“, sagt er. Im Auge hat sein Unternehmen den Funkmast in Schanbach, der von der Firma Deutsche Funkturm betrieben wird. Zwar gebe es bereits einen Austausch mit diesem Betreiber, jedoch könne noch keine Prognose abgegeben werden, bis wann der dauerhafte Ersatzstandort realisiert werden könne. Einen weiteren Funkmast gibt es in Aichwald bislang nicht, lediglich eine Antenne auf einem privaten Hausdach. „Dachstandorte lassen sich jedoch nicht ohne weiteres mit zusätzlichen Antennen ausrüsten, da hier mehrere Faktoren, wie beispielsweise die Statik oder Emissionsgrenzwerte, berücksichtigt werden müssen“, erläutert Hagenmüller.
Laut Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim war der mobile Funkmast am Neuwieshof Ende vergangenen Jahres als sogenannter fliegender Bau und damit genehmigungsfrei errichtet worden. Weil sich die Suche nach einer dauerhaften Lösung jedoch hinzieht und der mobile Mast nun doch länger als erwartet genutzt wird, musste sich der Technische Ausschuss mit dem Thema befassen. Während seiner jüngsten Sitzung stimmte das Gremium notwendig gewordenen Bauantrag zu. Laut Ansgar Voorwold, dem Bauamtsleiter der Gemeinde Aichwald, gilt diese Baugenehmigung für die nächsten vier Jahre.

kai / Foto: Andreas Kaier


Abgestimmt!

Bundesinnenministerin Nancy Faeser will nach der Bluttat von Hamburg eine Änderung beziehungsweise Verschärfung des Waffengesetzes prüfen. Richtig so?

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Waffengesetz ändern?

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Adenauerbrücke erhält Notstütze

Die marode Neckarquerung ist Esslingens nächste Großbaustelle – Entscheidung über Erneuerung fällt erst später

Vor einigen Tagen ist schweres Gerät in der Eberspächerstraße in Oberesslingen angerückt. Dort wird eine Notunterstützung für die marode Adenauerbrücke gebaut. Damit soll erreicht werden, dass das Bauwerk aus den 1960ern noch acht bis zehn Jahre durchhält, bis der große Neuaufschlag gelungen ist.
Nun erhält die in die Jahre gekommene Adenauerbrücke aber erst mal ihre Krücke. Geplant ist eine Stahlkonstruktion, die im Bereich eines sogenannten Gerbergelenks errichtet wird, an dem zwei Teile der Brücke aufeinandertreffen. Sie soll verhindern, dass die Brücke absackt, sollte das marode Gelenk versagen. Eine so lange Brücke wird unter anderem aus statischen Gründen in der Regel nicht aus einem Guss gebaut. Das Gelenk sei dazu da, dass die Brücke Verformungen vor allem durch Temperaturschwankungen, aber auch Schwingungen durch darüber fahrende Fahrzeuge ausgleichen könne, erklärt der Esslinger Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann. Würde es versagen, würde ein Teil der Brücke absacken – und auf die Stützkonstruktion fallen.
Das besagte Gelenk befindet sich in Oberesslingen im Bereich eines Parkplatzes in der Eberspächerstraße, neben dem Gelände des Autozulieferers Eberspächer. Dort sind vor allem Wohnmobile abgestellt. „Die Arbeiten finden auf dem Parkplatz statt, nicht auf der Straße. Das beeinflusst den Verkehr also gar nicht“, erklärt Heinemann. Der angrenzende Skaterpark sei von den Arbeiten nicht betroffen. Und auch auf der Brücke sind Heinemann zufolge keine Einschränkungen zu erwarten.
Die Sicherung erfolgt mittels zweier Stahltürme. Bevor diese errichtet werden könnten, müssten allerdings erst Fundamente erstellt werden. Dies erfolge mithilfe von Bohrgeräten. Auch für die Montage der Stahltürme sei schweres Gerät erforderlich. Insgesamt rechnen die Planer mit zwei Monaten Bauzeit. Es werden nach Angaben des Tiefbauamtsleiters 400 000 Euro investiert.
Das ist allerdings gar nichts gegen das, was in den Folgejahren ansteht: Die umfassende Instandsetzung oder ein Neubau der Adenauerbrücke wird nach Einschätzung der Stadt, die schon Unsummen für ihre anderen Neckarquerungen ausgegeben hat, wohl alles übersteigen. Von einem dreistelligen Millionenbetrag ging man im Rathaus im vergangenen Herbst aus, als das Thema im Mobilitätsausschuss behandelt wurde. Eine Machbarkeitsstudie soll die verschiedenen Optionen ausloten. Sie reichen von einer Sanierung im Bestand über einen Abriss und Neubau an gleicher Stelle bis zum Neubau unmittelbar neben der bestehenden Brücke.
Die Adenauerbrücke ist eine der wichtigsten und meistbefahrenen Neckarquerungen in Esslingen. Täglich fahren 35 000 Fahrzeuge über das 950 Meter lange Bauwerk, das die Stadtteile Berkheim und Sirnau mit Oberesslingen verbindet und dabei die B 10, den Neckar, die Gleisanlagen der Bahn, die Ulmer Straße, die Eberspächerstraße und die Rennstraße überquert. Seit 2020 wird die zulässige Geschwindigkeit auf der Brücke auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert, weil der Fahrbahnbelag Schäden aufweist.
Zwar beeinträchtigt der Aufbau der Notunterstützung den Verkehrsfluss nicht. Es könnten in den nächsten Jahren aber weitere zeitweise Einschränkungen kommen, weil die alte Brücke bis zum großen Neuaufschlag noch durchhalten und dafür ertüchtigt werden muss. „Wir gehen davon aus, dass wir möglicherweise am Belag und am Brückengeländer etwas machen müssen“, sagt Heinemann. Es werde nun geschaut, was dringend notwendig sei. Mutmaßlich nach der Sommerpause soll es eine Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat geben.

gg / Foto: Roberto Bulgrin