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Freie Fahrt in der Ulmer Straße

Sperrung wegen der Bauarbeiten zur Lärmschutzwand in Esslingen ist Geschichte – Neuer Asphalt auf dem Abschnitt

Seit Freitag vergangener Woche gilt in der Ulmer Straße wieder in beide Richtungen: freie Fahrt. Die Strecke war etwa ein Jahr gesperrt wegen des Baus einer 720 Meter langen Lärmschutzwand entlang der Bahngleise. Betroffen war der Bereich zwischen der Abzweigung zur Merkelstraße und dem Gebäude Hausnummer 32. Zur Freude der Projektverantwortlichen, Verkehrsteilnehmer und Anrainer wurde die Baustelle sogar einen Monat früher fertig als geplant – vorgesehen war eigentlich, die Maßnahmen Ende Juni abzuschließen. Ein optimierter Bauablauf und die milde Witterung über den Winter nennt die Verwaltung als Gründe für den zeitigeren Abschluss.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Im Kreuzungsbereich zwischen Ulmer Straße und Olgastraße sind noch bis etwa Ende Juni Einschränkungen zu erwarten. Grund ist die Lieferung des Ampelmastes, die noch aussteht. Die derzeitige provisorische Ampelanlage bleibt solange in Betrieb. Die Folgen für die Verkehrsteilnehmer: Das Linksabbiegen aus der Ulmer Straße in die Olgastraße und umgekehrt, das Linksabbiegen aus der Olga- in die Ulmer Straße, ist solange nicht möglich.
Die Verwaltung hat im Zuge der Arbeiten für die Lärmschutzwand auch den Fahrbahnbelag auf der gesamten Baustellenlänge durch „lärmreduzierenden Asphalt“ erneuert, sagt Uwe Heinemann, Leiter des Tiefbauamts der Stadt. Außerdem wurde die Ampel an der Kreuzung Olgastraße mit einem Blindenleitsystem und abgesenkten Bordsteinen versehen, was den Übergang mit Rollstühlen und Kinderwagen erleichtert. Die Stadt beziffert die Kosten dafür auf etwa 400 000 Euro. Durch die Lärmschutzwand und die Erneuerung des Straßenbelags gebe es nun doppelten Lärmschutz, sagt Heinemann. Konkret betrage die Lärmreduzierung in den ersten Häuserreihen zehn Dezibel. Angestrebt wird laut Verwaltung eine Lärmreduzierung auf 57 Dezibel in der Nacht. Zum Vergleich: Der Wert von 60 Dezibel entspricht in etwa dem Geräuschpegel in Büros oder Restaurants.
Durch die Maßnahmen werden etwa 340 Wohneinheiten direkt vor Lärm geschützt, indirekt sogar mehr als 1000. Auch die Bewohner der von der Bahnstrecke weiter entfernt liegenden Gebäude profitieren den Verantwortlichen zufolge von der Wirkung des Schallschutzes. „An einigen Gebäuden werden wir noch passive Schallschutzmaßnahmen durchführen“, sagt Hasan Ilhan, Leiter des Bereichs Lärmemission Süd-West bei der DB Netz. Unter passiven Schallschutzmaßnahmen versteht man das Dämmen von Rollladenkästen, Türen oder Fassaden. Die Kosten in Höhe von etwa 3,9 Millionen Euro trägt die DB Netz. Die Lärmschutzwand ist Teil eines Investitionsprogramms des Bundes, das lärmbelastete Bahnstrecken mit Schallschutz ausstattet.
Aber auch der Spruch „Des einen Freud, des anderen Leid“ traf im Fall der Lärmschutzwand zu. Denn der Bau, die damit verbundene Sperrung und die Umleitung hatten vor allem in den ersten Wochen bei einigen Händlern und Betrieben in der Ulmer Straße für Unmut gesorgt. So mancher klagte über die unzureichende Beschilderung, eine geringere Kundenfrequenz und infolgedessen Umsatzeinbußen. Zu Beginn hätten vor allem Ortsunkundige Probleme gehabt, die dort ansässigen Läden zu finden, sagt Markus Ender vom Fachbaumarkt Profi Ernst. Er gibt an, dass man bis zu 50 Prozent weniger Kunden gehabt habe. Benachbarte Händler klagten über ähnliche Folgen. Aus diesem Grund hatte die Verwaltung vergangenes Jahr bei der Beschilderung nachjustiert.
Dennoch kamen weniger Kunden als üblich. Darum wurde man bei Profi Ernst kreativ und hat Postkarten mit einer Anfahrtsskizze verteilt. Markus Ender: Die Maßnahme an sich ist „richtig und wichtig für die Anwohner“. Nur bei der Umleitung hätte er sich eine Variante gewünscht, die für weniger Verwirrung hätte sorgen können.

jas / Foto: Roberto Bulgrin


Kohlelager in Altbach geplant

Transnet BW will neben dem Kraftwerk eine Bevorratung einrichten – „Zeit mit Blick auf kommenden Winter drängt“

Der Klimawandel gefährdet offenbar indirekt die Energiesicherheit im Südwesten. Weil Frachtschiffe infolge niedriger Pegelstände im Rhein teilweise nicht an ihr Ziel kommen, will der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW am Standort Altbach ein neues Kohlelager bauen. So sollen Kraftwerke der EnBW in der Region in Zeiten von Lieferschwierigkeiten dennoch Strom produzieren können. Die Projektbeteiligten werben um Zustimmung der Kommunen und Grundstückseigner.
„Seit 2015 hatten wir fast jedes Jahr Niedrigwasser, was die Betriebsbereitschaft der Kraftwerke gefährdet“, sagte Volker Dütsch von Transnet BW in einer Sitzung des Esslinger Ausschusses für Technik und Umwelt. Zwar ist der Kohleausstieg politisch beschlossen, derzeit sind aber Kraftwerke wie das in Altbach noch in Betrieb, um in Zeiten ohne Wind und Sonne Energiesicherheit zu gewährleisten – in Altbach ist der neuere Steinkohleblock 2 der EnBW noch am Markt, der ältere in der sogenannten Netzreserve.
Altbach werde bislang zwar vor allem über die Schiene mit Kohle beliefert, das aber habe sich auch als störanfällig erwiesen. Das einzige was wirklich helfe, sei vereinfacht ausgedrückt ein Kohlehaufen vor der Haustüre, so Dütsch. Aktuell besteht bereits ein Kohlelager auf dem Gelände der EnBW für 20 000 Tonnen Vorrat. Die Fläche wird durch den geplanten Bau eines Gaskraftwerks aber verringert – ein Grund, weshalb Transnet BW nun das Projekt anstößt.

Platz für 80 000 Tonnen Kohle
Das Lager soll auf einer derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche von 10 400 Quadratmetern am Neckar entstehen, zwischen Block 1 sowie der Entsorgungsfirma Scherrieble und der Firma E. Bayer Baustoffwerke. 80 000 Tonnen Steinkohle könnten gelagert werden, das reicht früheren Angaben zufolge für etwa 20 Tage unter Volllast. Die Fläche gehört in Teilen der Firma Bayer, der Gemeinde Altbach und der Stadt Esslingen.
Von den ersten beiden waren zustimmende Signale gekommen, zuletzt hat der Esslinger Gemeinderatsausschuss bei einer Gegenstimme (Johanna Renz, Linke) grundsätzlich grünes Licht zur Fortführung der weiteren Planung erteilt.
Transnet BW kalkuliert mit Kosten von 1 bis 1,5 Millionen Euro. Nach etwa vier Jahren soll das Lager wieder rückgebaut werden. Für Bau und Betrieb will man die Expertise der Firma Bayer nutzen. Die Kohle soll per Schiff über den Neckar zum Anleger von Scherrieble und von Bayer zum Lager gebracht werden. Wird sie benötigt, erfolgt der Transport zum Kraftwerk Altbach, nach Heilbronn oder Walheim per Schiff. Nach Angaben von Dütsch hat Transnet BW auch Alternativstandorte geprüft, etwa in Gaisburg oder flussaufwärts. Sie kamen wegen fehlender Infrastruktur oder fehlender Genehmigungen für den Schiffsumschlag nicht infrage. Zumal in Altbach der größte Kohlebedarf bestehe.
„Wir haben sehr starken Druck“, erklärte Dütsch. Man schaue auf den nächsten Winter, der mit Blick auf die Temperaturen womöglich nicht so glimpflich verlaufe wie der vergangene.
Demnächst möchten die Bauherren den Genehmigungsantrag beim Landratsamt stellen. Dieses ist für das immissionsschutzrechtliche Verfahren zuständig. Die Stadt Esslingen wird im weiteren Verlauf auch in baurechtlichen, städtebaulichen und weiteren Fragen miteinbezogen. Transnet BW hofft, dass möglichst im September der Bau starten kann.

gg / Archivfoto: Philipp Braitinger


„Zeitkapsel“ einbetoniert

Für den 143,4 Millionen Euro teuren Neubau des Landratsamtes ist der Grundstein gelegt – Einzug ist 2026 geplant

Nur wenige Monate nach dem Abriss des mehr als 40 Jahre alten Verwaltungsgebäudes wurde auf der Baustelle in den Esslinger Pulverwiesen nun feierlich der Grundstein für den Neubau gelegt. Landrat Heinz Eininger, Stephan von der Heyde, Vorstandsmitglied des mit dem Bau beauftragten Generalunternehmers Züblin, und Esslingens Erster Bürgermeister Ingo Rust versenkten symbolträchtig eine mit zeitgeschichtlichen Dokumenten gefüllte „Zeitkapsel“ im Fundament. Es bedürfe schon einer ausgefeilten Falttechnik, um da alles reinzubekommen, scherzte Eininger. Das Kupfergefäß hat schließlich einen Durchmesser von gerade mal zehn Zentimetern und ist nur knapp 50 Zentimeter lang. Dennoch fanden darin neben Beschlüssen des Kreistages, Plänen und Informationen zum Projekt und einer aktuellen Tageszeitung auch ein ausgemustertes Mobiltelefon, aktuelle Münzen und die Urkunde zur Grundsteinlegung Platz.

Infos für künftige Generationen
Zudem wurde auf einem Zettel nach alter Sitte festgehalten, wie viel derzeit ein Doppelzentner Weizen kostet (24 Euro), ein Hektoliter guten Esslinger Weines (950 Euro) sowie eine Facharbeiterstunde (50 Euro). Damit wolle man „Generationen in ferner Zukunft Aufschluss über unsere Beweggründe zum Bau, zum Gebäude selbst sowie zu unserem gegenwärtigen gesellschaftlichen Leben geben“, sagte der Landrat.
Er erinnerte an eine fast zwölf Jahre währende, lebhaft geführte Debatte und betonte: „Mit dem Neubau wird ein Meilenstein in der Neuordnung der Kreisverwaltung gesetzt.“ Obwohl die Baukosten jüngst um 13,7 Millionen Euro auf nunmehr 143,4 Millionen Euro stiegen und darüber hinaus weitere Kosten für die Interimsunterbringung der Ämter und Dienststellen sowie für die Möblierung des Neubaus in Höhe von 14,3 Millionen Euro anfallen, ist der Landrat überzeugt: „In der Gesamtbetrachtung war ein Neubau im Vergleich zum Erhalt, der Sanierung und Erweiterung des Bestandsgebäudes günstiger.“ Mit Baukosten von 3990 Euro pro Quadratmeter Grundfläche liegt man laut Eininger „deutlich unter den Baukosten vergleichbarer Projekte“.

Ressourcenschonender Bau
Am Ufer des Neckars entsteht ein Verwaltungsgebäude mit 675 Arbeitsplätzen, das den benachbarten Erweiterungsbau ergänzt. Der Entwurf stammt vom Architektenbüro BFK. Durch die Grundform einer liegenden Acht mit einem zentralen Knotenpunkt biete das Gebäude „einen Ort, der Mitarbeitende und Besucher freundlich empfängt und auf kurzen Wegen zum Ziel führt“, erläuterte BFK-Geschäftsführer Reiner Hahn.
Das Stuttgarter Unternehmen Züblin als Generalunternehmer errichtet den Neubau schlüsselfertig – die Übergabe an den Landkreis soll im September 2025 erfolgen. Nach dem Einrichten werden die Mitarbeiter Anfang 2026 die modernen Büros beziehen können. Bislang liegen die Arbeiten im Zeitplan.
Für Züblin sei der Neubau „ein Leuchtturmprojekt für das ressourcenschonende und nachhaltige Planen und Bauen von morgen“, hob Vorstand von der Heyde hervor. Mehr als 90 Prozent der beim Abriss des Altbaus gewonnenen Materialien wurden wiederverwertet, für den Neubau werden Recycling-Baustoffe verwendet. Mit Photovoltaikanlage und Wärmepumpe erfüllt das neue Esslinger Landratsamt den KfW-Effizienzhausstandard 40.

eh / Foto: Roberto Bulgrin