Ärzte plädieren angesichts der Hitze, sommers auch in Deutschland die Siesta einzuführen. Wollen auch Sie längere Mittagspausen und eine Arbeitszeitverlängerung in den Abend?

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Siesta einführen?
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Ärzte plädieren angesichts der Hitze, sommers auch in Deutschland die Siesta einzuführen. Wollen auch Sie längere Mittagspausen und eine Arbeitszeitverlängerung in den Abend?
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Vom 27. Juli bis 5. August findet in Esslingen das Kino auf der Burg statt – Livemusik, starke Filme und besonderes Ambiente
Die Esslinger Burg wird wieder zum Filmpalast, wenn das Kommunale Kino (Koki) vom 27. Juli bis 5. August Livemusik und angesagte Filme in einzigartigem Ambiente präsentiert. Seit 29 Jahren lockt das Kino auf der Burg Gäste aus der ganzen Region. 2022 wurden fast 20 000 Besucherinnen und Besucher gezählt, und die Veranstalter hätten nichts dagegen, wenn es diesmal noch einige mehr werden würden.
Im Kultursommer 1993 machte das Kommunale Kino die Esslinger Burg erstmals zum Filmtheater unter freiem Himmel. Seither ist das sommerliche Lichtspielspektakel im Esslinger Veranstaltungskalender gesetzt. Das Koki-Team hat von Jahr zu Jahr weiter am Konzept gefeilt, eine ausgeklügelte Illumination rückt die Burg ins rechte Licht, mehr als 140 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sorgen für eine reibungslose Organisation. Und weil auch das gastronomische Angebot stimmt, kommen viele Besucher schon kurz nach Einlassbeginn um 19 Uhr auf die Burg, um sich auf einen schönen Abend einzustimmen, ein Gläschen an der Cinebar zu genießen und danach einer der Livebands zu lauschen, die Musik passend zum jeweiligen Film servieren. Manche bevorzugen einen der rund 1800 Hochlehner-Stühle, andere rollen lieber Decken und Isomatten aus, um es sich auf dem Rasen bequem zu machen.
Die Vorbereitungen für das Festival beginnen schon Monate vorher. „Es ist eine knifflige und verantwortungsvolle Aufgabe, das Programm für die wenigen Termine, die zur Verfügung stehen, zusammenzustellen“, betont Sibylle Tejkl, die mit Stefan Hart die Geschäfte des Kommunalen Kinos führt. „Unser Ziel muss es sein, möglichst viele Gäste anzusprechen, ihnen einen schönen Abend zu bescheren und einen guten Mix aus Arthaus- und Mainstream-Kino zu finden“, erklärt Hart.
Ein 15-köpfiges Team hat sich der Filmauswahl gewidmet, unzählige Filme gesichtet und bewertet. „Dabei ist es nicht immer leicht, persönliche Vorlieben oder Abneigungen zugunsten einer einigermaßen objektiven Einschätzung beiseitezulassen“, weiß Sibylle Tejkl aus Erfahrung. Erst wenn die Hauptfilme feststehen, sucht ein Kurzfilmteam die Vorfilme aus, dann macht sich ein weiteres Team an die Auswahl passender Bands für das Vorprogramm.
Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 27. Juli, mit Sönke Wortmanns Komödie „Der Nachname“ – einer gelungenen Fortsetzung der Erfolgsproduktion „Der Vorname“. Filmfans erinnern sich sicherlich noch gern an die herzerwärmende Komödie „Fisherman’s Friends“, die vor Jahren in den Kinos lief. Demnächst soll die Fortsetzung „Fisherman’s Friends – eine Brise Leben“ starten. Auf der Burg ist dieser Streifen schon einen Monat vor dem offiziellen Kinostart zu sehen (28. Juli). Von der Suche junger Menschen nach ihrer sexuellen Identität erzählen Florian David Fitz und Hüseyin Tabak in „Oskars Kleid“, der am 29. Juli auf der Burg zu sehen ist. Und mit Benito Zambranos „Die Insel der Zitronenblüten“ (30. Juli) und Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“ (2. August) sind zwei bildstarke Verfilmungen von Weltbestsellern zu sehen.
Ruben Östlands rabenschwarze Satire „Triangle Of Sadness“ (31. Juli) hält der Gesellschaft auf unterhaltsam-provokante Weise den Spiegel vor. Auf dem schmalen Grat zwischen Romantik- und Culture-Clash-Komödie bewegt sich stilsicher Shekhar Kapurs „What’s Love Got To Do With It?“ (1. August). Die Tragikomödie „Einfach mal was Schönes“ von Regisseurin Karoline Herfurt läuft am 3. August. Einer der Favoriten der Programmgruppe ist Cédric Klapischs romantische Komödie „Das Leben – ein Tanz“ (4. August). Zum Festivalfinale gibt es großes Kino, am 5. August läuft James Mangolds „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“.
Info: Tickets im Vorverkauf unter www.kinoaufderburg.de sowie bei Provinzbuch in der Küferstraße. Die Abendkasse öffnet jeweils um 19 Uhr. Die Tickets kosten 12,50 Euro, ermäßigt 9,50 Euro. Kassen und Einlassstellen befinden sich beim Trödler zur Burgschenke und an der Burgsteige.
gw/hin / Foto: Roberto Bulgrin
Auftakt der Arbeiten für Verlängerung der S-Bahn von Bernhausen nach Neuhausen – Erst 2027 geht Strecke in Betrieb
Mit einem kleinen Spatenstich haben die Bauarbeiten für den S-Bahnhof in Neuhausen begonnen. „Jetzt ist der Weg für unsere Unterführung zur S-Bahn frei“, sagte Neuhausens Bürgermeister Ingo Hacker. Für 2,6 Millionen Euro baut die Gemeinde den Durchgang vom Ort zu den Gleisen. Eine Arbeitsgruppe mit Kommunalpolitikern hat das Projekt geplant. Lange musste die Fildergemeinde ihre Pläne für den Bahnhof auf Eis legen, weil sich das S-Bahn-Projekt immer wieder verzögert hatte. Zunächst war der Betriebsbeginn 2019 geplant. Derzeit gehen die Planer davon aus, dass die vier Kilometer lange Strecke frühestens Ende 2027 fertig wird.
Die gesamte Strecke wird laut Ingo Hacker 210 Millionen Euro kosten. Diesen Betrag teilen sich die Projektpartner. Neben Filderstadt und Neuhausen sind das der Landkreis Esslingen, der Verband Region Stuttgart und die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Das Verkehrsunternehmen plant voraussichtlich im Herbst noch einen großen Spatenstich, wenn die Arbeiten an der Strecke beginnen.
In Neuhausen sind die städtebaulichen Weichen bereits jetzt gestellt. Für die 2,6 Millionen Euro teure Unterführung bekommt Neuhausen 1,5 Millionen Euro an Zuschüssen. Der Bau des künftigen Bahnhofs eröffnet Hacker zufolge für die auf 13 000 Einwohner wachsende Gemeinde eine große städtebauliche Chance. Rund um das Bahnhofsareal soll eine zweite Ortsmitte entstehen. Neben einem Busbahnhof ist dort ein multimodaler Verkehrsknoten geplant. So möchte die Gemeinde den öffentlichen Nahverkehr und den Radverkehr optimal vernetzen. Unter anderem ist am neuen Bahnhof ein Fahrradturm geplant, damit Pendler ihre teuren Fahrräder tagsüber sicher abstellen können.
Zum Spatenstich kamen auch Thomas Moser, der Vorstandschef der SSB, sowie Thomas Bopp, der Vorsitzende der Regionalversammlung. Der Verband Region Stuttgart ist Aufgabenträger des Projekts. Weil er mit der Deutschen Bahn als Projektträger für die S 60 zwischen Böblingen und Renningen vor Jahren schlechte Erfahrungen wegen stark steigender Kosten gemacht hatte, betraute der Verband die SSB mit dem Projekt. Aber auch deshalb, weil die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen eng mit den SSB-Stadtbahn-Projekten U 5 in Leinfelden und U 6 bis Flughafen/Messe verbunden ist.
Die Hoffnung, dass dieses Projekt schneller fertig wird und dass es im Kostenrahmen bleibt, erfüllte sich jedoch auch jetzt nicht. Wegen zahlreicher Plan- und Gesetzesänderungen – vor allem für den Lärmschutz, aber auch wegen des von der Region gewünschten 15-Minuten-Takts – verteuerte sich das Projekt. Hinzu kommen beträchtliche Mehrkosten wegen der Verzögerung und der stark steigenden Baupreise. Anfangs war man von Kosten von unter 100 Millionen Euro für die vier Kilometer lange Strecke ausgegangen. Ob es bei den nun veranschlagten 210 Millionen Euro bleiben wird, ist fraglich.
Trotzdem ist die Freude in Neuhausen groß. Denn nun dürfen die kommunalen Planer loslegen. Zunächst sind diese noch ausgebremst worden, weil Eidechsen umgesiedelt werden mussten. Nun ist die letzte Baracke auf dem Gelände abgerissen, Bagger sind angerückt. Beim Spatenstich dankte Bürgermeister Hacker den alten und neuen Gemeinderäten dafür, „dass sie beim S-Bahn-Projekt drangeblieben sind“. Der lange Atem habe sich gelohnt. „Sie haben immer daran geglaubt, dass wir in Neuhausen wieder eine Schienenverbindung bekommen.“ Hacker lobte zudem ausdrücklich die Zusammenarbeit mit den SSB und den anderen Projektpartnern.
Die Straßenbahn hat in Neuhausen eine lange Geschichte. Ab dem 22. September 1929 war die Fildergemeinde ans Schienennetz angeschlossen. Aus wirtschaftlichen Gründen war der Straßenbahnbetrieb am 28. Februar 1978 vollständig eingestellt worden. Ersatzweise verkehrten ab dem 1. März 1978 drei Omnibuslinien. In seiner kurzen Ansprache vor dem Spatenstich zeigte Bürgermeister Hacker ein altes Straßenbahnschild „Stuttgart – Neuhausen“ und zurück. Das habe er von dem engagierten Bürger Rolf Altenburger bekommen, der seit frühester Kindheit Fan der Straßenbahn ist.
eli / Archivfoto: Ines Rudel
Hagel, Trockenheit und ein schlechter Fruchtansatz haben im Kreis Esslingen vielen Obstbauern das Geschäft verdorben
Nur noch ein paar vertrocknete Exemplare hängen an den Ästen. „Der Fruchtansatz war schlecht, und dann kam auch noch die große Trockenheit“, das habe dieses Jahr in Esslingen zu einer schlechten Kirschernte geführt, berichtet Matthias Scheider. Beim Gang über die Streuobstwiesen der städtischen Kirschenanlage vor einigen Tagen findet der Abteilungsleiter im Esslinger Grünflächenamt zusammen mit Gärtnermeister Dietmar Schmah schließlich doch noch ein paar der begehrten, roten Früchte. „Das ist eine Knorpelkirsche, die hat den kalten Mai besser überstanden. Würmer sind keine drin“, stellt Matthias Scheider fest. Doch mit lediglich einem Kilogramm Früchte pro Baum ist die Kirschensaison in Esslingen enttäuschend ausgefallen. In guten Jahren könne man bis zu 70 Kilogramm von jedem Baum holen, sagt Schmah, selbst im vergangenen Jahr habe es im Schnitt für fast 60 Kilogramm gereicht.
Von einer durchwachsenen Saison spricht Christine Schmid, die mit ihrer Familie in Owen Kirschbaumwiesen bewirtschaftet. Ein Hagelschlag am 22. Mai und die anschließende Trockenheit habe ihre Ernte geschmälert. Das Lenninger Tal gilt genauso als Kirschenhochburg wie die Gemeinde Neidlingen, die sich mit rund 20 000 Bäumen rühmt, eine der größten Kirschenanbaugemeinden im Land zu sein.
Auf dem Schurwald hat Barbara Groner vom Lobenroter Hof bei den Kirschen „eine so kurze Saison wie noch nie“ erlebt. Drei anstelle von acht bis neun Wochen habe die Ernte lediglich gedauert. Und nach dem kalten Mai seien die unterschiedlichen Sorten in der anschließenden Hitzezeit dieses Mal alle gleichzeitig reif geworden. Barbara Groner ist froh, dass ihre Kirschenanlage im Schutz der Bebauung liegt, dadurch sei es dort schon im Frühjahr wärmer als anderswo, und zusätzlich biete das Foliendach Schutz vor Starkregen, der die Kirschen aufplatzen lasse. Ein paar Tage lang hätten Rabenvögel sich in der Anlage satt gefressen, doch die Bussarde hätten dann aufgeräumt, beschreibt die Obstbäuerin das Gleichgewicht der Natur.
Auf Folie setzt auch Guido Henzler in Raidwangen. Der Techniker für Obstbau schätzt den Temperaturunterschied zwischen Folie und Freiland auf zwei bis drei Grad. Das komme den Kirschen bei der Reife entgegen und reduziere den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Und wenn es den Bienen bei unter zehn Grad zu kalt sei, setze er bis zu zehn Hummelvölker für die Bestäubung ein, da Hummeln bereits bei zwei bis sechs Grad unterwegs seien. Und bei großer Trockenheit bewässert Henzler seine Bäume direkt am Stamm, denn Kirschen haben einen hohen Wasserbedarf.
Zurück nach Esslingen, wo die Kommune am Stöckenbergweg in Kimmichsweiler einen alten Kirschenversuchsgarten unterhält. Als die Versorgungslage der Esslinger im Zweiten Weltkrieg immer schlechter wurde, legte die Stadt 1942 diese Obstbaumwiese an. Die Sorten Esslinger Schecke, Hedelfinger, Schwarze von Lobenrot und Frühe Braune finden sich dort genauso wie Große Prinzessin, Werdersche und Mödinger. Bis zu 40 Kirschensorten sind fein säuberlich auf dem Pflanzplan von 1994 verzeichnet.
Früher war das Obst begehrt, berichtet Dietmar Schmah, und die Leute bezahlten für die Kirschen. Wer heute einen Baum kostenlos abernten möchte, kann sich im Frühjahr bei ihm melden und einen Baum auf dem Areal reservieren.
Neue Kunden stehen Schmah zufolge manchmal reichlich hilflos vor den Bäumen, denn vielen sei nicht klar, wie groß ein Hochstamm ist. Viele würden nur die Buschbäume oder Halbstämme aus den Plantagen kennen, wirft Scheider ein – und entsprechend lange Leitern und die Möglichkeit, diese zu transportieren, hätten heute sowieso immer weniger Interessierte. Bis 2004 galt die Anlage als Lehrbetrieb, erinnert sich Schmah, der als Lehrling noch das Kirschwasser abgefüllt hat, das die Kommune von eigenen Streliskirschen hatte brennen lassen. Immerhin haben die Birnbäume am Rande der Anlage zur Freude der Fachmänner schön angesetzt. Die beiden loben das wertvolle Biotop Streuobstwiese, wo manch morscher Baum Fledermäusen, Vögeln und vielen anderen Tierarten als Rückzugsort diene.
com / Foto: Roberto Bulgrin
Das Ehegattensplitting kann die Steuerlast reduzieren. Kritiker sagen, es belohne Ehepaare, bei dem ein Teil nicht oder weniger arbeitet. Ist das Ehegattensplitting noch zeitgemäß?
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Noch zeitgemäß?
Ein Immobilienmakler bereitet ein Angebot für das ehemalige Jagdschloss in Altbach vor – Umfassende Sanierung nötig
Es ist beschlossen: Das Hohengehrener Jagdschloss im Altbacher Ortskern soll verkauft werden. Dafür wurde vor Kurzem das Maklerbüro Denk-Mal aus Beuren beauftragt, das sich auf historische und denkmalgeschützte Immobilien spezialisiert hat. Der Geschäftsführer Tobias Eric Ott ist zuversichtlich, dass trotz der notwendigen und umfangreichen Sanierung ein Käufer für das geschichtsträchtige Gebäude gefunden wird. Vorstellbar sei beispielsweise eine gewerbliche Nutzung für Anbieter von Gesundheitsleistungen. Auch eine reine Büronutzung, etwa durch eine Anwaltskanzlei oder eine Beratungsfirma, sei denkbar.
Das kleine Schloss, das 1816 gebaut wurde und heute unter Denkmalschutz steht, hat eine im wahrsten Sinn des Wortes wechselvolle Geschichte: Einst diente es dem König als Jagdschloss im Wildpark Hohengehren. Als Wilhelm I. den Wildpark auflöste, wurde das Gebäude im Jahr 1839 für 6049 Gulden an die Gemeinde Altbach verkauft. Die ließ es abtragen und als Rathaus an seinen heutigen Standort versetzen.
Den Entschluss zum Verkauf hat der Gemeinderat daher nicht leichtfertig gefällt. Lange wurde überlegt, was aus dem kleinen Schloss gemacht werden könnte. Die zündende Idee ist aber ausgeblieben. „Wir haben keinen Nutzen für das Gebäude“, lautet das Fazit des Bürgermeisters Martin Funk. Und die Sanierung hätte viel Geld gekostet: Auf rund 1,5 Millionen Euro kam die jüngste Berechnung. „Wir haben den finanziellen Spielraum nicht“, erklärt Funk. Die Gemeinde habe derzeit einige kostspielige Themen vor der Brust. Die Sanierung und Aufstockung des Feuerwehrgebäudes zählen ebenso dazu wie der Umbau des alten Schulhauses zu einem Kindergarten. Vor diesem Hintergrund habe sich der Gemeinderat gegen die Sanierung des Schlosses entschieden. Wichtig sei aber, dass es als ortsbildprägendes Gebäude erhalten bleibe. Und sollte sich kein passender Käufer finden, könne man noch einmal neu überlegen.
Was genau an dem Haus gemacht werden müsse, hänge stark von der künftigen Nutzung ab, erklärte der Makler Ott. Es gibt aber auch einige Sanierungsbereiche, die in jedem Fall angegangen werden müssten, etwa die Fassade. Die Bausubstanz sei aber gut, betont der Makler. Der Einbau einer Heizung sei hingegen unumgänglich. Ebenfalls geklärt werden müssen Fragen des Brandschutzes. Und bei allem muss die enge Abstimmung mit dem Denkmalamt gesucht werden. Ott hofft, beim Denkmalschutz auf keine großen Hürden zu stoßen: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Das Denkmalamt habe ebenfalls ein Interesse daran, dass das Schloss saniert werde, ergänzt Funk: „Wenn man weiter nichts macht, verfällt es.“
Eine Einschränkung für die künftige Nutzung könnte das Fehlen eigener Parkplätze sein. Vielleicht wäre es aber möglich, einige öffentliche Stellplätze in der näheren Umgebung dem Gebäude zuzuordnen, meint Funk. Darüber hinaus sei das Gebäude auch gut an den Nahverkehr angeschlossen. Kaum realisierbar dürfte indes Gastronomie sein, vermuten Funk und Ott. Der Aufwand für einen Umbau wäre vermutlich zu groß, eine Küche gibt es im Schloss nicht. Ähnlich wäre es bei der Einrichtung von Wohnungen. Auch dafür sei das Gebäude eher nicht geeignet, meint der Immobilienmakler.
Was es dafür gibt, sind zwei voll nutzbare Etagen und ein Dachstuhl, der noch ausgebaut werden könnte. Ein besonderer Hingucker ist der große Saal im Obergeschoss, wo einst der Gemeinderat tagte. „Es ist ein sehr repräsentatives Gebäude“, schwärmt Ott. Nach der Sommerpause sollen nun Interessenten gefunden werden. Bevor ein Käufer den Zuschlag erhält, muss er seine Ideen für die Zukunft des Jagdschlosses im Gemeinderat vorstellen. Die Kosten für das Gebäude sind mit 400 000 Euro zunächst nicht besonders hoch. Man habe sich am Bodenrichtwert orientiert, sagt Funk. Die Hauptinvestition werde die Sanierung sein, ergänzt Ott. Ein Neubau wäre günstiger, schätzt er.
bra / Foto: Philipp Braitinger
Das alternative Verkehrsmittel könnte die Lücke im Schienennetz zwischen den Fildern und dem Neckartal schließen
Fährt bald schon eine Magnetschwebebahn zwischen den Fildern und dem Neckartal? Grundsätzlich wäre das denkbar, sagt Stefan Tritschler vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart. Wie er im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Esslinger Kreistags berichtete, hat das Transportsystem TSB der Firma Max Bögl Vorteile gegenüber der bisher untersuchten S-Bahn-Varianten für den Ringschluss. Eine Realisierung erscheint derzeit dennoch utopisch.
Die Verlängerung der S-Bahn-Strecke von Bernhausen nach Neuhausen ist in trockenen Tüchern. Wie es ins Neckartal weitergehen soll, dafür gibt es Vorschläge, die zum Teil mit Hemmnissen, etwa des Natur-, Landschafts- und Lärmschutzes, verbunden sind. Auch immense Kosten lassen den Grad der Wirtschaftlichkeit gemessen an zu erwartenden Fahrgastzahlen weit unter den geforderten Schwellenwert sinken.
So hatte die CDU-Kreistagsfraktion die Idee einer Magnetschwebebahn ins Spiel gebracht. Die Planungszeiträume beim S-Bahn-Bau seien zu lang, kritisiert Fraktionschef Sieghart Friz. „Das muss deutlich schneller gehen als bisher, wenn die Verkehrswende als Teil der Klimawende wirksam werden soll.“
Doch kommt eine Magnetschwebebahn im Kreis Esslingen überhaupt infrage? Das haben die Stuttgarter Verkehrswissenschaftler anhand von fünf in bisherigen S-Bahn-Projekten untersuchten Korridoren geprüft: vom Flughafen nach Altbach/Plochingen, von Neuhausen nach Altbach/Plochingen, von Neuhausen über Denkendorf nach Wendlingen, von Neuhausen entlang der A 8 nach Wendlingen und von Bernhausen nach Nürtingen.
Tritschlers gute Nachricht lautet: Das von Bögl entwickelte Konzept einer eingleisig aufgeständerten Schwebebahn wäre geeignet. Es sei technisch machbar und „aktuell bestehende Nachteile hinsichtlich Förderfähigkeit und Rechtslage können mit entsprechendem politischen Willen zu weiten Teilen aufgelöst werden“.
Wesentliche Vorteile der Magnetschwebebahn gegenüber einer S-Bahn-Lösung bestehen laut Tritschler bezüglich einer flexiblen Trassierung in Lage und Höhe sowie einer besser angepassten Fahrzeuggröße. Auch der fahrerlose und kostengünstige Betrieb sowie geringe Schallemissionen würden dafür sprechen.
Die schlechte Nachricht: „Ein erheblicher Nachteil liegt in der fehlenden Möglichkeit, die bestehende Schieneninfrastruktur mitzubenutzen.“ Für die Magnetschwebebahn müssten die Trasse, die Stationen und sonstige Betriebsanlagen neu gebaut werden. Zwar würden die Investitionskosten gegenüber dem S-Bahn-Bau deutlich geringer sein, weil der Bau aufwendiger Tunnel und Brücken entfiele, doch müssten Fahrgäste Umstiege an zentralen Knotenpunkten in Kauf nehmen. Das schrecke ab. Es werde ein deutlicher Rückgang gegenüber den S-Bahn-Varianten erwartet, so Tritschler. In der Gesamtbetrachtung kommt er zum Schluss: „Die Einsparungen lassen ein besseres Bewertungsergebnis als bei den S-Bahn-Varianten erwarten. Dieser Effekt ist aber voraussichtlich zu gering, um einen Kosten-Nutzen-Indikator größer eins zu erreichen.“
Der TSB-Produktmanager Andreas Rau betont: „Wir sind davon überzeugt, dass die Magnetschwebebahn den zukünftigen Nahverkehr revolutioniert. Es ist ein emissionsarmes und nachhaltiges Transportsystem.“ Flächenverbrauch und Versiegelung seien gering. Die vorgefertigten Betonstützen ließen sich schnell aufbauen.
Auch wenn sich die Kreistagsfraktionen von der Idee der Schwebebahn angetan zeigen, schnell umsetzbar ist sie nicht. Um die Realisierungschancen einschätzen zu können, wären vertiefende Untersuchungen erforderlich. Einer Machbarkeitsstudie, die eine konkrete Trassenführung beinhaltet, müsste der Kreistag zustimmen.
eh / Foto: Firmengruppe Max Bögl
Dekan Paul Magino verabschiedet sich in den Ruhestand – Der Katholischen Kirche will er verbunden bleiben
Auf dem oberen Rand seiner Kaffeetasse steht in roten Lettern „katholikentag.de“. Paul Magino bleibt bei seinen Wurzeln. Doch in welche Richtungen sie wachsen, entscheidet der 72-Jährige selbst. Zum 1. August geht der Seelsorger nach 29 Jahren Dienst als Pfarrer im Raum Wendlingen und 13 Jahren Einsatz als Dekan von Esslingen-Nürtingen in den Ruhestand.
Noch steht sein Name „Paul Magino“ neben der Klingel am Pfarrhaus bei der St.-Kolumban-Kirche in Wendlingen. Doch bald wird er das Schild abmontieren. Denn im Ruhestand möchte sich der Pfarrer eine andere Wohnung im Großraum Stuttgart nehmen. Wenn seine Dienste benötigt werden, sagt er, werde er gerne seelsorgerisch aushelfen. Doch er gehe jetzt bewusst in Rente. Einmal, weil in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ab 70 Jahren ein Eintritt in den Ruhestand möglich ist. Und dann, weil er sich noch fit genug fühlt für seine Hobbys – Kultur, Kunst, Musik. Die Rockband Jethro Tull hat ihn früher fasziniert. Heute sind es eher Opern. Die kann er bald öfters besuchen. In ein Rentnerloch mit zu viel freier Zeit werde er nicht fallen. In eine Alters-WG wolle er auch nicht ziehen, und das beruflich bedingte Fehlen einer eigenen Familie oder einer Partnerschaft bedauere er nicht.
Denn sein Lebensweg zeichnete sich schon früh ab. Das christlich geprägte Elternhaus im oberschwäbischen Mengen gab die Richtung vor, kirchlich geführte Internate bestätigten den Kurs, das Theologiestudium in Tübingen war ein weiterer Wegweiser. Doch die endgültige Entscheidung kam mit zwei Auslandsemestern in Wien. In der schönen Donaustadt sei ihm klar geworden, dass er katholischer Pfarrer werden wolle – mit allen Konsequenzen. Aber auch nach seinen eigenen Vorstellungen. Bei dem streitbaren Hans Küng, sagt Paul Magino, habe er als Theologiestudent eine Prüfung abgelegt. Als die katholische Kirche dem Professor die Lehrerlaubnis wegen seiner Zweifel etwa an der Unfehlbarkeit des Papstes entzog, habe er mit zu den Unterzeichnern einer Protestnote gehört. Genützt hat es nichts.
Dennoch: Was Paul Magino als junger Mann beschlossen hat, kann er als reifer Mann kurz vor dem Ruhestand noch immer gutheißen. Die geistliche Laufbahn habe ihn stets erfüllt. Der Zölibat sei für ihn die richtige Lebensform gewesen. Doch er geht nicht so weit, seine eigenen Erfahrungen anderen aufzwingen zu wollen. Er könne sich verheiratete Kollegen und Kolleginnen im Pfarramt vorstellen. Die Ehelosigkeit katholischer Pfarrer solle freiwillig sein und nicht vorgegeben werden. Einsam mache der Zölibat aber nicht, versichert Paul Magino und verweist auf seinen großen Freundeskreis.
Er ist ein lebensnaher Geistlicher, der die Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen kennengelernt hat. Nach seinem Studium und dem Vikariat war er als Jugend- und als Gefängnispfarrer im oberschwäbischen Raum tätig. Die Insassen der Justizvollzugsanstalt kamen auch zu ihm, sagt er, weil er bereit war, die Zigaretten in seiner Tasche mit ihnen zu teilen.
Magino schaut auf die Uhr. Später hat er noch eine Trauung, danach eine Beerdigung, und er kommt gerade von einer von ihm geleiteten Fortbildung. Ein langsames Hinübergleiten in den Ruhestand ist Magino nicht vergönnt. Er ist auch nicht der Typ dafür. Der Geistliche ist auf beruhigende Art umtriebig. Die Ökumene sei ihm wichtig: „Wir haben einen gemeinsamen Stamm, auch wenn die Äste in verschiedene Richtungen wachsen. Konfessionelle Vielfalt empfinde ich als bereichernd.“ Ein Kanzeltausch mit den evangelischen Kollegen gehört für ihn zum Job.
Er sieht sich als Seelsorger für „die ganze Bandbreite an Familiengeschichten“. Die Diözese habe eine unabhängige Stelle für transsexuelle und queere Menschen eingerichtet. Die Deutsche Bischofskonferenz habe eine Segensform für gleichgeschlechtliche Paare geschaffen. Es bleibe aber jedem Bischof überlassen, ob er sie in seinem Zuständigkeitsbereich einsetze. Die Austrittswelle aus der Katholischen Kirche empfindet Paul Magino als „bedrohlich“. Sie sei aber auch eine Folge der mangelhaften Aufarbeitung der Missbrauchsskandale: „Die Menschen suchen weiter nach einem Sinn im Leben, aber sie suchen sich die Formen ihrer Sinnsuche selbst. Kirche ist nicht mehr die alleinige Antwortgeberin.“ Die vom synodalen Weg geforderten Änderungen seien seiner Ansicht nach richtig. Doch man sei eben auch auf Rom angewiesen, und Veränderungen würden nicht von heute auf morgen gehen. Das Verbot des Pfarramts für Frauen sei mit der Bibel nicht zu erklären, es fuße auf der Tradition der Katholischen Kirche.
Dann stellt er die Tasse mit der Aufschrift „katholikentag.de“ auf den Tisch. Er wird sie wohl in den Ruhestand mitnehmen. Denn Paul Magino ist Katholik mit Haut und Haaren – und mit einem eigenen Kopf.
sw / Foto: Roberto Bulgrin
Abiturprüfungen sind bundesweit unterschiedlich schwierig, Abinoten bestimmen aber den Zugang zum Studium. Ist das Abi gerecht?
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Ist das Abi gerecht?
Es ist besiegelt, dass der wichtige Verkehrsknoten in Plochingen modernisiert wird – Bahnsteige werden angehoben
Dass der Plochinger Bahnhof die Modernisierung dringend nötig hat, ist unumstritten. Außer an Gleis 1 und an den S-Bahn-Gleisen 7 und 8 gibt es bislang keinen Aufzug. Die meisten Nah- und die wenigen verbliebenen Fernverkehrszüge sind folglich nur über Treppen zu erreichen. Fahrrad, Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen müssen getragen werden. Dabei ist der Bahnhof nach wie vor ein wichtiger Knotenpunkt. Rund 13 000 Reisende steigen hier täglich ein, aus oder um. Deshalb war der Umbau des Plochinger Bahnhofs schon im Zuge des Modernisierungsprogramms I vorgesehen, das von 2009 bis 2019 lief. Das scheiterte jedoch, weil die Stadt die geforderte finanzielle Beteiligung ablehnte.
Die Bahn ist zwar Eigentümerin der Anlagen, erwartet aber von den jeweiligen Gemeinden grundsätzlich eine 20-prozentige Beteiligung an den Kosten. Gerade für Plochingen, wo der Bahnhof viel größer und bedeutender ist, als die Einwohnerzahl vermuten ließe, war das „deutlich zu hoch“, wie Michael Groh, Regionalleiter Südwest bei DB Station & Service, kürzlich selbst einräumte. Diese Einsicht habe dazu geführt, dass die Bahn für die zweite Auflage des Modernisierungsprogramms eine Härtefallregelung einführte, die den kommunalen Zuschuss auf 80 Euro pro Einwohner deckelt. Damit sinkt die Kostenbeteiligung von Plochingen auf 1,2 Millionen Euro, was der Stadt immer noch zu viel war. Nur, weil der Landkreis nach einem knappen Beschluss – Freie Wähler, CDU und Die Linke stimmten dafür, die Grünen, SPD, FDP und AfD dagegen – die Hälfte des Betrags übernimmt, stimmte auch der Plochinger Gemeinderat zu. Damit sind die nächsten Schritte möglich. Würde man die 20-Prozent-Regel anlegen, müsste die Stadt sogar 3,4 Millionen Euro einbringen. Denn die jüngste Schätzung für den Bahnhofsumbau ging von Gesamtkosten in Höhe von 17,3 Millionen Euro aus – und sie stammt aus 2020, könnte also bereits überholt sein. „Ich bin froh, dass wir jetzt so weit sind“, sagte Bürgermeister Frank Buß, als er mit Michael Groh im Alten Rathaus die Unterschrift unter den Finanzierungsvertrag setzte. Es sei ein langer und schwieriger Weg gewesen, mit harten, aber vertrauensvollen Verhandlungen. Ebenfalls ein langer Weg wird noch zurückzulegen sein, bis aus dem Vertrag und den Plänen Realität geworden ist. Jetzt geht es an die Vorentwurfsplanung, die die Bahn bis Ende 2024 abschließen möchte. Für weitere Planungen, Genehmigungen und Ausschreibungen werden ebenfalls Jahre ins Land gehen. Unter den aktuellen Bedingungen könne man mit einem Baubeginn im Jahr 2029 rechnen, schätzt Groh. Der Umbau selbst erfolgt abschnittweise im laufenden Betrieb und wird wohl etwa zwei Jahre dauern. Somit wäre die Modernisierung ungefähr im Jahr 2031 abgeschlossen.
Momentan seien die Verfahren sehr langwierig, stellte Groh fest. Man suche ständig nach möglichen Beschleunigungen, auch im eigenen Interesse – schließlich steigen mit der Dauer meistens die Kosten. Der kommunale Anteil bleibt aber dank der Pauschalberechnung bei der Härtefallregelung gleich.
In Plochingen konkret vorgesehen ist, die Bahnsteige 1, 2 und 3 neu zu bauen und dabei auf eine einheitliche Höhe von 76 Zentimetern zu gehen, womit der barrierefreie Einstieg in Züge in der Regel gewährleistet ist. Bahnsteig 2 und 3, die die Gleise 3/4 sowie 5/6 bedienen, sollen außerdem Aufzüge erhalten, und zwar so dimensioniert, dass auch ein Fahrrad gut hineinpasst. Zur neuen Ausstattung der Station zählen auch Schilder in Brailleschrift und ein Bodenleitsystem für Menschen mit Sehbehinderung, außerdem neue Tontechnik, neue Beleuchtung und neue Fahrgastanzeigen. Letztere könnten eventuell sogar schon vor dem großen Umbau kommen, stellte Grohe den Plochingern in Aussicht.
aia / Foto: Karin Ait Atmane