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Startschuss für Neckaruferpark

Im Herbst sollen die Arbeiten für den Grünstreifen in Esslingen beginnen – Aber nicht alle Pläne werden umgesetzt

Es ist nur ein schmales grünes Handtuch, das am Esslinger Neckarufer ausgerollt werden soll. Dennoch hat es mehr als zwei Jahrzehnte gedauert, bis der Neckaruferpark zwischen Pliensauturm und Roßneckarkanal in greifbare Nähe rückt. Jetzt sind die Arbeiten für die kleine grüne Oase zwischen Bahngleisen und Neckar vergeben worden – im Herbst soll der Bau beginnen.
Das neue Erholungsgebiet am Fluss soll aus verschiedenen Elementen bestehen. So ist auf Höhe der Bahnhofsunterführung ein sogenannter Stadtbalkon geplant, also eine Art Terrasse, die ein Stück über den Neckar ragt und Platz für Sitzgelegenheiten, Gastronomie oder Veranstaltungen bietet. An einem Naturufer soll der Neckar naturnäher gestaltet und für Besucher erlebbar werden. Von einem Steg aus kann das Ufer dort künftig auch von oben betrachtet werden. Am Hechtkopf, wo der Roßneckarkanal in den Neckar fließt, ist mit einem Kiesstrand ein direkter Zugang zum Fluss geplant.
Vorerst nicht umgesetzt wird hingegen das sogenannte Neckarplateau. Dieses war in der Mitte des Parks geplant. Dort sollten Terrassen entstehen, auf denen gesportelt und gespielt werden könnte. Doch angesichts der Marktlage ist laut der Stadtverwaltung mit erheblichen Kostensteigerungen für die Entsorgung von Altlasten in diesem Bereich zu rechnen.
Um die Vergabe der Arbeiten und damit auch die Zusagen für die Fördergelder nicht zu gefährden, habe man den Bau des Neckarplateaus zurückgestellt. Denn wäre es wie geplant umgesetzt worden, hätte das laut Stadt den Kostenrahmen gesprengt – und ganz generell kaum kalkulierbare finanzielle Risiken mit sich gebracht. Das wäre heikel, schließlich kann sich die Stadt das Projekt ohnehin nur wegen der hohen Zuschüsse leisten. Für das rund 9,5 Millionen Euro teure Vorhaben rechnet man im Rathaus mit Fördergeldern in Höhe von sechs Millionen Euro. Die gibt es aber nur, wenn der Park bis Ende 2025 fertiggestellt ist.
Ganz wegfallen soll das Plateau aber nicht. Die Freitreppe etwa komme auf jeden Fall, betonte Michael Högel, Leiter der für die Planung zuständigen Abteilung im Grünflächenamt. Aber die bisherige Planung müsse überarbeitet werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2024 werde man neue Entwürfe vorstellen. Auch die Umgestaltung des Neckarufers am Pliensauturm muss warten. Dort soll die Erde abgetragen werden, damit der Rad- und Fußweg künftig direkt am Neckar entlangführen kann. Doch das soll erst im Zuge der geplanten Sanierung eines Teils der Brücke in Angriff genommen werden.
Ursprünglich war auch eine Trasse für den Radschnellweg durch den Neckaruferpark vorgesehen. Doch als Ende 2022 klar geworden sei, dass dieser nun südlich des Neckars verlaufen soll, habe man kurzfristig einen regulären Rad- und Fußweg in die Pläne für das Erholungsgebiet eingearbeitet, heißt es aus dem Rathaus. Das begrüßt die SPD-Fraktion im Gemeinderat: „Wir freuen uns, dass es statt des Radschnellwegs einen normalen Rad- und Fußweg im Neckaruferpark geben wird“, betonte SPD-Rätin Heidi Bär im Ausschuss für Technik und Umwelt. Ihr Ratskollege Andreas Fritz (Grüne) zeigte sich zufrieden, dass das Projekt endlich umgesetzt werden soll: „Viele Menschen warten mit Spannung auf dieses kleine, aber feine grüne Handtuch.“
Auch die anderen Ratsfraktionen begrüßten den Startschuss für das langersehnte Projekt. Allerdings zeigten sich einige skeptisch, ob der gemeinsame Fuß- und Radweg die richtige Lösung ist. Zwar soll der Bereich für Fußgänger sowohl farblich als auch vom Material her vom Radweg abgesetzt werden, dennoch hätten sich die Freien Wähler eine getrennte Führung von Fußgängern und Radfahrern gewünscht, um Konflikte zu vermeiden.
Der Neckaruferpark soll vor allem für die Bewohnerinnen und Bewohner der dicht bebauten Weststadt als Erholungsgebiet dienen. Für die Stadt soll es auch ein Projekt mit Blick auf Klimawandel und Artenschutz sein.

meb / Foto: Roberto Bulgrin


Großer Bahnhof fürs Denkmal

Der Plochinger Bahnhof war schon bei seiner Erbauung ein prächtiges Gebäude

Wer im Wartesaal des Plochinger Bahnhofes den Blick nach oben hebt, erlebt eine Überraschung. Dunkle Holz­vertäfelungen, mit goldenen Jugendstil-Ornamenten bemalt, schauen aus fünf Metern Höhe herunter und scheinen mitzuteilen: Das ist kein gewöhnlicher Bahnhof! Zu Recht: Plochingen ist nicht nur heute der wichtigste Bahnknotenpunkt im Kreis Esslingen, es hatte schon Ende des 19. Jahrhunderts einen Umsteigebahnhof, in dem täglich mehr als 100 Züge verkehrten. Damit dieser sich angesichts der fortschreitenden Industrialisierung vergrößern konnte, wurde er vom ursprünglichen Standort – ungefähr dort, wo heute die Esslinger in die Neckarstraße einmündet – weiter an den Stadtrand verlegt und mit großzügigem Empfangsgebäude geplant. Dessen imposanter nördlicher Kopfbau erinnere „eher an ein württembergisches Rathaus oder einen herrschaftlichen Bau der frühen Neuzeit als an ein Bahnhofsgebäude“, schreibt Karsten Preßler vom Landesdenkmalamt, der dem bis 2021 sanierten Bahnhof einen Artikel in der Zeitschrift „Denkmalpflege in Baden-Württemberg“ gewidmet hat.
Mit seinen fast 100 Metern Länge ist das Plochinger Bahnhofsgebäude, zusammen mit denen in Bad Cannstatt und Stuttgart, eines der größten in der Region. Das sagt Nikolaus Hebding, regionaler Bahnhofsmanager der Deutschen Bahn und für 93 Bahnhöfe zuständig. Die gilt es zu sanieren, modernisieren oder in Schuss zu halten – eine Aufgabe, die so vielfältig ist wie die Stile und die Funktion der Stationen. In Plochingen war das Kunststück, „moderne Technik und Brandschutz mit dem Denkmalschutz zu kombinieren“. Darauf ist Hebding stolz: einerseits ein modernes, funktionales Gebäude mit WLAN, Zeitschriften- und Buchhandlung, Bäckereicafé, Gaststätte, Imbiss und neuerdings einem kleinen Supermarkt. Nicht zu vergessen der Fotofix-Automat, der auch heute noch eine Attraktion ist. Auf der anderen Seite viele Spuren der alten Pracht, wieder in Szene gesetzt. Zu verdanken ist die hochwertige Sanierung der Coronapandemie: Dank des „Sofortprogramms für attraktive Bahnhöfe“ konnte das Vorhaben angepackt werden.
Das Erscheinungsbild dieses Bahnhofs wurde entscheidend von Theodor Fischer geprägt: Der Architekt und Stadtplaner gilt als geistiger Vater der Stuttgarter Schule, die sich von Historismus und Jugendstil wegbewegte und verstärkt Elemente der regionalen Bautradition einbrachte. Dieser „Heimatschutzstil“ schlug sich in der Gestaltung des Bahnhofsgebäudes nieder. Auch Details wie Sprossenfenster, Klappläden und Natursteingliederung der Fassade stehen in der Handwerkstradition. Die Fassade rückt dank der jetzt helleren, der ursprünglichen nachempfundenen Farbe, wieder in den Blick. Die Sandsteine wurden gereinigt und restauriert, die Klappläden ausgetauscht gegen authentischere, die Dächer neu gedeckt.
Bei den Sprossenfenstern wurde getrickst, um die Optik mit den Brandschutzvorgaben zu versöhnen. Im Gebäudeinneren ist der lange Gang des bahnhofstypischen Pavillonsystems wieder komplett geöffnet. „Da haben wir die Grundstruktur wieder hergestellt“, sagt Nikolaus Hebding über die „Wandelhalle“. Dass Sitzplätze zu finden sind, ist wie die moderne Beleuchtung, ein Kompromiss.
Auch die Überdachungen der Bahnsteige mit ihren genieteten Stahlsäulen und -trägern sind denkmalgeschützt, ebenso die gewölbte Unterführung – eine absolute Seltenheit. Wenn demnächst die Außenanlagen des Bahnhofs barrierefrei umgebaut und modernisiert werden, gilt es wieder, den Spagat zwischen Historischem und aktuellen Anforderungen zu meistern.

aia / Foto: Karin Ait Atmane


Pflücken ist Vertrauenssache

Auf Selbstbedienungsfeldern im Kreis kommt es immer wieder zu Diebstählen – Für Landwirte ist das doppelt ärgerlich

Sie schaffen Abhilfe bei vergessenen Hochzeits- oder Geburtstagen, erfreuen Autofahrerinnen und Autofahrer und eignen sich sogar für einen kleinen Sonntagsausflug: Schnittblumenfelder zum Selbstpflücken. Neu sind sie nicht mehr. Mehr als 25 Jahre sind vergangen, seit die ersten Beete angelegt wurden. Auch im Kreis Esslingen gibt es einige. Weil die Felder außerhalb von Siedlungen liegen und meist unbewacht sind, sind sie aber auch beliebtes Ziel für Diebe. Bereits vor vier Jahren war das Thema in den Schlagzeilen, weil es eine regelrechte Serie an Diebstählen auf Blumenfeldern in der Region gab – unter anderem wurden damals auf den Fildern Verkaufsstellen geplündert. Die Konsequenz: Überwachungskameras. Doch hat sich etwas verändert?
Joachim Mack, der zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn Selbstbedienungsgärten auf der Filderebene betreibt, hat die Überwachung mit Kameras ausprobiert. Doch die haben einen Haken: „Man kann nur erkennen, dass die Leute etwas reinwerfen, aber nicht genau was.“ Ein anderer Landwirt aus der Region berichtet von Hosenknöpfen und ausländischer Währung, die zwei- bis dreimal im Monat in seiner Kasse liegen. Über eine Kamera hat er nachgedacht, sich aber dagegen entschieden, weil er weiter Vertrauen in seine Kundschaft haben möchte.
Pfingstrosen, Flieder, Sonnenblumen, Herbstchrysanthemen und viele Blumenarten mehr blühen auf drei Feldern der Macks – zu Beginn bestellte die Familie noch mehr von den jeweils rund 1500 Quadratmeter großen Äckern. Doch sie mussten Felder aufgeben. Der Grund spiegele die Veränderung der vergangenen Jahre wider, sagt Mack. Seit 1995 bietet er die Blumenbeete an – seitdem habe sich vor allem das Bezahlverhalten der Kunden verändert: „Die Zahlungsmoral nimmt seit der Einführung des Euro ab.“ Dabei sind die selbstgepflückten Blumen durch das Einsparen von Verkaufspersonal oft günstiger als Tulpen und Co. im niedergelassenen Blumenhandel – pro Blume zahlt man direkt vom Feld meist zwischen 50 und 80 Cent.
Auch professionelle Langfinger zieht diese potenzielle Gewinnspanne an: „Es ist besonders dreist, aber manchmal passiert es, dass Wiederverkäuferinnen und -verkäufer ganze Felder leerräumen, sich ohne Bezahlung aus dem Staub machen und Profit für sich rausschlagen“, berichtet Dieter Bär, der 30 Felder im Bodenseeraum besitzt und Interessierte berät, die ins Geschäft einsteigen wollen. Was gegen diese Art von Kriminalität helfe, sei eine gut sichtbare Lage der Felder neben einer größeren Straße und in Stadtnähe.
Ein derart großer Verlust sei auf seinen Feldern nicht vorgekommen, berichtet Mack. Bei einem anderen Landwirt aus der Region ist es vorgekommen, dass die Kasse aufgebrochen und ein hoher Geldbetrag entwendet wurde. Zur Anzeige hat der Landwirt den Vorfall nicht gebracht, weil er damit leben müsse, wie er sagt. Ein Sprecher der Polizei bestätigt dies: „Diese Art von Diebstählen wird selten zur Anzeige gebracht.“
Generell profitiere sein Geschäft davon, dass er die meisten seiner Kundinnen und Kunden persönlich kenne, sagt der Landwirt: „Die möchten mir ja noch in die Augen schauen.“ Außerdem habe er das Gefühl, dass die Leute diesen „unabhängigen Verkauf“ schätzten. Vor allem während der Coronapandemie seien die Leute froh gewesen, kontaktlos frische Blumen zu bekommen. Seit dem Vorfall vor ein paar Jahren leert er die Kasse jeden Abend.
Auch Joachim Mack nimmt jeden Abend den Tagesumsatz mit. Dieser variiere stark: „Manchmal nichts, manchmal bis zu 150 Euro“, sagt er. Damit, dass es Kundinnen und Kunden gebe, die mal ein paar Blumen mitnehmen, ohne Geld in die Kasse zu werfen, müsse man rechnen. Das Geschäft beruhe auf Vertrauen. Für die Anbaubetriebe ist das aber nicht nur wegen der finanziellen Verluste ärgerlich, die Pflanz- und Pflegearbeit für die Blumenacker sei nicht ohne. Auch wenn sich die farbenfrohen Blüten erst in den wärmeren Monaten zeigen, bescheren sie das ganze Jahr über jede Menge Arbeit: Familie Mack arbeitet jede Woche mindestens einen Tag auf ihren Feldern.

sbr / Foto: Ines Rudel


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Das Bundeskabinett hat eine Teillegalisierung von Cannabis beschlossen. Eine gute Wende in der Drogenpolitik oder unterschätzte Gefahr?

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Musizieren gehört zum guten Ton

Musikvereine im Landkreis stark getroffen während Corona – Jetzt gibt es wieder mehr Auftritte

Musizieren macht Laune. Besonderen Spaß macht das Spielen vielen in einem der 52 Vereine des Blasmusikverbands Esslingen, in denen sich die Musizierenden einem breit gefächerten Repertoire von der Klassik über Originalkompositionen für Blasorchester bis hin zur Unterhaltungsmusik widmen. Die Freude wurde durch die Coronapandemie jedoch deutlich getrübt: Wie die Gesangvereine galten auch die Bläser als „Virenschleudern“. Zeitweise wurde das Vereinsleben durch die staatlichen Verordnungen auf null gesetzt, und auch im Zuge der Lockerungen liefen die Aktivitäten nur sehr zögerlich wieder an. Wie hat Corona die Vereine verändert? Mit welchen Nachwirkungen kämpfen die Musikvereine nach dem Abklingen der Pandemie noch heute?
„Die Coronazeit brachte für uns große Herausforderungen“, sagt Marcus Schmidlechner, der Vorsitzende des Musikvereins Berkheim. Zunächst lief wochenlang nichts. „In der Not führten wir dann Online-Proben durch, um unsere Musikerinnen und Musiker bei der Stange zu halten“. Das Konzept hat sich bewährt: Als der Verein später mit den damals gebotenen Abständen erste Open-Air-Proben ansetzte, waren fast alle wieder mit an Bord. Ähnliches berichtet Philip Schulz, der der Stadtkapelle Plochingen vorsteht. „Stamm- und Jugendkapelle haben in der heißen Coronaphase verschiedene Werke übers Internet einstudiert, und so den Kontakt gehalten“. Deshalb waren die beiden Kapellen nach Abklingen der Pandemie schnell wieder spielfähig. Mittlerweile konnten einige Auftritte absolviert werden.
Etwas anders stellt sich die Situation beim Musikverein Denkendorf dar. Schon vor Corona war die Orchesterbesetzung des Fildervereins nicht optimal, und die sich über viele Monate erstreckende proben-lose Zeit brachte weitere Verluste. „Um die musikalischen Aktivitäten wieder zu aktivieren, denken wir über neue Konzepte nach, wie Projektkonzerte oder eine Spezialisierung auf die Unterhaltungsmusik“, sagt Vereinsvorstand Stefan Schlagbauer. Auch im Jugendbereich sei eine intensive Aufbauarbeit notwendig.
Geholfen haben den Vereinen in der schwierigen Zeit staatliche Förderprogramme, beispielsweise die vom Bund geförderten Zuschüsse durch den „Bundesmusikverband Chor & Orchester“. Im Rahmen von „Neustart Amateurmusik“ erhielt auch der Musikverein Berkheim vom Dachverband der deutschen Amateurmusik finanzielle Unterstützung. „Aus diesen Geldern konnten wir die Anmietung der Berkheimer Osterfeldhalle finanzieren und dort Proben mit großem Abstand zwischen den Orchestermitgliedern durchführen“, sagt Marcus Schmidlecher. Er war beim Musikverein als Pandemiebeauftragter auch für die Umsetzung der ständig wechselnden staatlichen Vorgaben verantwortlich.
Beim Musikverein Berkheim funktioniert die Jugendausbildung bestens. Mit großem Engagement organisieren die ehrenamtlichen Jugend- und Ausbildungsleiterinnen des Vereins den Unterricht und die Orchesterarbeit der angehenden Blasmusiker.
„Während der heißen Pandemiephase wurde der Musikunterricht durch unsere professionellen Lehrkräfte online durchgeführt“, berichtet Nicole Droxner, die für die Koordination des Ausbildungsbetriebs verantwortlich ist. Doch nach einigen Monaten hätte man eine nachlassende Begeisterung und eine Lustlosigkeit gespürt. Auch die Lehrer waren froh, als sie ihre Schülerinnen und Schüler wieder im Live-Unterricht betreuen konnten. Es gab einen deutlichen Motivationsschub: Das Musizieren machte wieder großen Spaß. Dies sorgte auch in der Jugendkapelle des Musikvereins für frischen Wind, die seit Januar mit dem neuen Dirigenten Leon Zidek einen Aufschwung erlebt. „Wir tun viel, um die Kameradschaft unter den jungen Musikerinnen und Musikern zu fördern“, erzählt Vorstand Schmidlechner. Auf dem Programm der Jugendkapelle stehen – neben regelmäßigen Auftritten und Schülervorspielen – auch Probenwochenenden und Ausflüge. Kürzlich erkundeten die Nachwuchsmusiker den Erlebnispark Tripsdrill und hatten dort großen Spaß auf rasanter Achterbahn-Fahrt oder beim Besuch des Wildparadieses.
„Durch Corona sind unsere Früherziehungskurse und Schnupperstunden leider auf der Strecke geblieben“, bedauert Schmidlechner. Hier will die Jugendleitung ansetzen. „Wir werden die Kurse der musi­kalische Früherziehung reaktivieren, und auch die ‚Youngsters‘, unser Kinder-Ensemble, sind demnächst wieder am Start“, gibt der Vereinschef einen Einblick in die aktuellen Planungen. „Wir haben die Corona-Zeit gut gemeistert und sind auf einem erfolgreichen Weg“.

kell/Foto: Kellmayer


Logistik für die Feuerwerkskunst

Das Festival „Flammende Sterne“ erstrahlt am Wochenende zum 19. Mal über dem Scharnhauser Park

Mit Feuerwerkskunst aus Belgien, den USA und Griechenland geht das Feuerwerksfestival „Flammende Sterne“ in die 19. Runde. Nachdem der Ostfilderner Gemeinderat am 26. Juli mit großer Mehrheit entschieden hatte, dass die Großveranstaltung auf dem ehemaligen Gartenschaugelände zumindest noch bis 2025 stattfinden wird, war die Erleichterung bei Carina Speidel, Geschäftsführerin des Veranstalters MCE Ideenschmiede, groß, auch weil es in diesem Jahr genügend Personal gebe.
Die Vereine aus der Nachbargemeinde Neuhausen und ein Team der Narrenzunft Köngen übernehmen Thekendienste. Auch für den Einlass meldeten sich genügend Kräfte. Das ist nach Speidels Worten nicht selbstverständlich. Froh ist die Veranstalterin auch, dass es in den vergangenen Wochen immer wieder geregnet hat. Trockenheit und Brandgefahr seien daher „nicht in dem Maße ein Thema wie im vergangenen Jahr.“ Dennoch sind die Veranstalter im ständigen Kontakt mit den Brandschutzexperten der Feuerwehr Ostfildern. Alle Akteure seien „bestens aufeinander eingespielt“.
Der Bauhof der Stadt Ostfildern und das Ordnungsamt sind seit langem intensiv damit beschäftigt, das Festival nicht nur logistisch vorzubereiten. Auch die Sicherheit steht im Fokus. „Dieses Jahr stellen wir die Parkverbotsschilder früher auf, damit sich die Anwohner besser vorbereiten und ihre Autos an anderer Stelle parken können“, sagt Daniel Blank, der das Amt für Kultur und Bewegung leitet. Für sie sei die Großveranstaltung mit Einschränkungen verbunden. 2500 Parkplätze stellen die Veranstalter zusätzlich zur Verfügung. Dafür mieten sie Flächen von der Landwirtschaft an. „Dennoch wird es immer knapp“, sagt Speidel. Und gerade die Ausfahrt sei für die Autofahrer mit langen Wartezeiten verbunden. Deshalb ist sie froh, dass der Verkehrsverbund Stuttgart wieder ein Kombiticket anbietet. Die Eintrittskarte gilt zugleich im VVS. „An den drei Festivaltagen setzen die Stuttgarter Straßenbahnen ihre Bauarbeiten zwischen Heumaden und der Ruhbank aus“, sagt Daniel Blank. Mit Schienenersatzverkehr und dem ausgedünnten Fahrplan, die zurzeit auf der Strecke zwischen Nellingen und Stuttgart angeboten werden, ließen sich die Massen kaum bewältigen.
Der Wettbewerb zwischen den drei teilnehmenden Feuerwerksfirmen wird am Sonntag entschieden. „Alle drei haben Chancen auf den Titel“, findet Joachim Berner. Der deutsche Pyrotechniker stellt die Technik und setzt die Feuerwerkskunst mit den internationalen Gästen um. Die gesetzlichen Vorgaben für Feuerwerke seien in Deutschland streng und in jedem Land anders. Deshalb reisen die Teams bereits morgen an, um mit den deutschen Kollegen alles vorzubereiten. Bis die Feuerwerke beginnen, gibt es eine Lasershow. Dann stellen sich die Teams vor, bevor ihre Feuerwerkskunst den Himmel erleuchtet.

Programm und Wettbewerb

Das Programm beginnt vom 25. bis 27. August jeweils um 18 Uhr. Neben einem Markt und Fahrgeschäften gibt es ein Kulturprogramm mit Bands und Musiker aus der Region.
Am Freitag treten „The Racoons“ und der Sänger und Gitarrist John Noville auf. „Mørts Plan B“ und die „H-Rocks“ aus Wolfschlugen bringen am Samstag Rocksound auf die Bühne. Den Abschluss machen am Sonntag die Rock-Coverband „Squeezed“ und die „Crazy Crocodile Band“. Feuerartisten und die Trommler von „Rapicando“ sind auf den Traumfeldern unterwegs. Für Kinder gibt es Bastel- und Mitmachaktionen.

Wettbewerbsteilnehmer „Dewico“ aus Belgien hat schon Shows von Lady Gaga, Robby Williams, 50 Cent, Imagine Dragons oder Limp Bizkit pyrotechnisch in Szene gesetzt. „Fireworks & Stage FX America“ aus Kalifornien setzt auf temporeiche Choreografien und bringt 30 Jahre Erfahrung in Sachen Pyrotechnik mit. Eine Feuerwerkschoreografie für den Frieden haben die griechischen Feuerwerker von „Nanos Fireworks“ für Ostfildern entwickelt. Sie waren 2011 bereits Teilnehmer des Festivals im Scharnhauser Park. eli/red

www.flammende-sterne.de

eli/Foto: Bulgrin


Eine Heimat für die Ortsgeschichte

Seit Juli hat der Deizisauer Heimatverein in einem alten Bauernhaus ein Dorfmuseum eingerichtet

Es scheint, als ob die Zeit stehen geblieben sei. Alte grobschlächtige Landmaschinen lassen vermuten, wie schwer das bäuerliche Leben früher einmal gewesen sein muss. Vergilbte Bilder an den Wänden und alltägliche Gegenstände wie Bügeleisen, Kochtöpfe und Werkzeuge erinnern an die Menschen früherer Zeiten und an ihren täglichen Kampf ums Überleben. Im liebevoll hergerichteten Schweinestall grunzt es aus kleinen Lautsprechern und im Kuhstall muht es. Wer das neue Dorfmuseum an der Neckarstraße 1 in Deizisau besucht, erfährt viel über die vergangenen Zeiten.
Am 1. Juli hat das von Mitgliedern des Deizisauer Heimatvereins in den vergangenen drei Jahren konzipierte und weitgehend in Eigenleistung aufgebaute Dorfmuseum offiziell für Besucher seine Pforten geöffnet. Ab September kann das Museum dann einmal im Monat immer sonntags besichtigt werden – für Gruppen auch nach Absprache.
Feierlich eröffnet wurde das Museum von Franz Bingel, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, und von Bürgermeister Thomas Matrohs. „Ich bin begeistert von dem, was Franz Bingel und sein Team geleistet haben“, zeigte sich Matrohs von dem neuen Museum sehr angetan. Das letzte im Ort erhaltene Bauernhaus gehörte bis vor kurzem noch der betagten Deizisauerin Martha Clauß. Die hatte vor einigen Jahren der Gemeinde ihr 1891 erbautes und danach immer wieder erweitertes Elternhaus nebst Scheunen und großem Garten an der Neckarstraße 1 zum Kauf angeboten mit der Bedingung, dass in Deizisau ein Heimatverein gegründet und in ihrem Wohnhaus an das bäuerliche Leben im Ort erinnert wird. Alles wurde notariell abgemacht. Als Martha Clauß, die zuletzt im benachbarten Quartiershaus Palmscher Garten lebte, im Sommer 2022 im Alter von 94 Jahren starb, nutzte die Gemeinde das Vorkaufsrecht und erwarb das Anwesen. Ihr Einverständnis für das Dorfmuseum hatte sie schon früher, nach der Gründung des Deizisauer Heimatvereins im Jahr 2020, gegeben.
In dem neuen Dorfmuseum stecken auch viele Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder, wie Bingel betont. Dort, wo etwas nicht selbst gemacht werden konnte, sprangen befreundete Fachleute ein, etwa beim Herrichten des geschotterten Innenhofs, wo die Besucher bei schönem Wetter auf Bierbänken Kaffee und Kuchen oder erfrischende Getränke genießen können.
Eine zentrale Rolle spielen in der Ausstellung die rund 1000 historischen Objekte, die der Heimatverein in den vergangenen Jahren von Deizisauern als Spende erhalten hat. Viele stammen laut Bingel aus dem 18. Jahrhundert. Ein Großteil davon ist in der Dauerausstellung zu sehen.
Im Hinblick auf die nähere Zukunft haben Vereinschef Bingel und sein Stellvertreter Horst Hermann klare Vorstellungen. Als nächstes wollen sie sich mit ihrem Team um die Gestaltung des Gartens kümmern und die beiden Scheunen im Außenbereich sanieren.

kai/Foto: Kaier


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Am Wochenende startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In den vergangenen zwei Spielzeiten hat der VfB Stuttgart nur knapp den Klassenverbleib geschafft. Bleibt der VfB auch dieses Mal drin?

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Lebensstil verschlingt Flächen

Projekt Weltacker zeigt, wie viel Fläche nötig ist, um uns zu ernähren, zu kleiden und Energie zu erzeugen

Nicht jeder Mensch nutzt die gleiche Fläche, um sich zu ernähren, zu kleiden und seinen Energiebedarf zu decken. Wo viele tierische Produkte auf den Tisch kommen, wird mehr Fläche benötigt. Das Projekt Weltacker der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) möchte den Zusammenhang von Konsumverhalten und Flächenverbrauch verdeutlichen und zeigen, wie groß die Fläche ist, die im Durchschnitt weltweit pro Mensch zur Verfügung steht. Auf dem Hofgut Tachenhausen in Oberboihingen kann man beispielhaft diese Fläche besichtigen.
Ein Gefühl für das eigene Konsumverhalten vermitteln möchte die Professorin für Agrarökologie Maria Müller-Lindenlauf, die mit ihrem Team den Weltacker umgesetzt hat. Der Flächenverbrauch in Deutschland ist mit 4300 Quadratmetern pro Person deutlich größer, heißt es in der Projektbeschreibung, die folgert: „Wir nutzen also pro Kopf etwa doppelt so viel Fläche, wie uns im Durchschnitt zustünde.“
Berechnet wurde dies auf der Basis von acht Milliarden Menschen weltweit (Stand November 2022). Da sich die Weltbevölkerung laut HfWU etwa 1,5 Milliarden Hektar Ackerland teilt, stehen jedem Menschen rechnerisch 1850 Quadratmeter Ackerfläche zur Verfügung.
An diesem Abend steht Müller-Lindenlaufs wissenschaftliche Mitarbeiterin Hannah Weinläder auf dem Feld und erklärt, dass Getreide als wichtigster Kohlenhydratlieferant für die menschliche Ernährung den größten Flächenanteil auf dem Weltacker in Tachenhausen einnimmt.
Die drei wichtigsten Arten Weizen, Reis und Mais benötigen etwa 40 Prozent der Fläche, wobei Reis hier nicht angebaut wird. Etwa 91 Prozent der weltweiten Ernte stammt aus China, Indien und Südostasien, erklärt Weinläder. Die HfWU habe von 2017 an drei Jahre lang zwar Reis in Tachenhausen angebaut, aber trotz Bewässerung sei der Reis nicht reif geworden.
Von der globalen Getreideproduktion wird nur die Hälfte direkt für die menschliche Ernährung verwendet. Weitere 40 Prozent dienen als Viehfutter und etwa 10 Prozent werden für industrielle Nutzungen, vorwiegend als Biotreibstoffe, eingesetzt.
Konzipiert von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft werden in Tachenhausen maßstabsgetreu 40 Kulturen angebaut, die pro Erdenbewohner benötigt werden. Dazu gehören Getreide zum Brotbacken, der Kaffee, den wir zum Frühstück trinken, aber auch die Baumwolle für Kleidung und der Raps für Biodiesel oder technische Öle. Dauergrünland sowie Nahrung aus Jagd und Fischfang sind auf dem Weltacker allerdings nicht abgebildet.
Während die Besucher das Getreide, Gemüse und die Ölpflanzen begutachten und sich über die Probleme rund ums Gießen austauschen, reicht Weinläder Abbildungen herum. Eine Darstellung beeindruckt besonders, wonach für einen Liter Hafermilch 0,8 Quadratmeter Fläche gebraucht werden – für einen Liter Kuhmilch dagegen das Zehnfache.
Der Weltacker macht deutlich, dass die Einteilung dieser Fläche von den Verbrauchs- und Ernährungsgewohnheiten abhängt. „Mit jedem Einkauf erteilen wir Landwirten den Auftrag, ein Stück Acker zu bestellen. Was wir zu welchem Preis kaufen, bestimmt, wie der Acker bestellt wird“, steht in der Beschreibung. Und nicht nur der Mensch brauche diese Ackerfläche zum Leben, sondern auch eine Vielzahl weiterer Organismen. Wie die Flächen bewirtschaftet werden, bestimme, welche Arten dort leben können. Und auch der Bezug zur Artenvielfalt wird deutlich, denn mehr Ackerfläche bedeute weniger Wiesen, Wälder und andere Biotope – alles Flächen, die solche Arten, die nicht vorwiegend auf Ackerflächen vorkommen, zum Leben brauchen. In der Beschreibung zum Weltacker ist auch zu lesen, dass die Hälfte des Ackerfußabdrucks von Deutschland mit dem Konsum tierischer Produkte zusammenhängt, ein Viertel mit dem Konsum pflanzlicher Nahrungsmittel und das letzte Viertel mit Nichtnahrungsmitteln, die für Kleidung und Energie benötigt werden.
„Welche Fläche dürfen wir eigentlich verbrauchen, und wie müssten wir unser Ess- und Konsumverhalten ändern, damit die Flächen für alle ausreichen?“ Diese Fragen wurden auch während der Besichtigung immer wieder im Zwiegespräch diskutiert. Auch das Thema Klimawandel spielte an dem Abend eine Rolle. Und egal ob Dürre oder Überschwemmungen – die Wetterkapriolen setzten den Landwirten mächtig zu, sagte die Landwirtin.

com / Foto: Ines Rudel