Abgestimmt!

Am Wochenende startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In den vergangenen zwei Spielzeiten hat der VfB Stuttgart nur knapp den Klassenverbleib geschafft. Bleibt der VfB auch dieses Mal drin?

Foto: dpa

Bleibt der VfB drin?

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Lebensstil verschlingt Flächen

Projekt Weltacker zeigt, wie viel Fläche nötig ist, um uns zu ernähren, zu kleiden und Energie zu erzeugen

Nicht jeder Mensch nutzt die gleiche Fläche, um sich zu ernähren, zu kleiden und seinen Energiebedarf zu decken. Wo viele tierische Produkte auf den Tisch kommen, wird mehr Fläche benötigt. Das Projekt Weltacker der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) möchte den Zusammenhang von Konsumverhalten und Flächenverbrauch verdeutlichen und zeigen, wie groß die Fläche ist, die im Durchschnitt weltweit pro Mensch zur Verfügung steht. Auf dem Hofgut Tachenhausen in Oberboihingen kann man beispielhaft diese Fläche besichtigen.
Ein Gefühl für das eigene Konsumverhalten vermitteln möchte die Professorin für Agrarökologie Maria Müller-Lindenlauf, die mit ihrem Team den Weltacker umgesetzt hat. Der Flächenverbrauch in Deutschland ist mit 4300 Quadratmetern pro Person deutlich größer, heißt es in der Projektbeschreibung, die folgert: „Wir nutzen also pro Kopf etwa doppelt so viel Fläche, wie uns im Durchschnitt zustünde.“
Berechnet wurde dies auf der Basis von acht Milliarden Menschen weltweit (Stand November 2022). Da sich die Weltbevölkerung laut HfWU etwa 1,5 Milliarden Hektar Ackerland teilt, stehen jedem Menschen rechnerisch 1850 Quadratmeter Ackerfläche zur Verfügung.
An diesem Abend steht Müller-Lindenlaufs wissenschaftliche Mitarbeiterin Hannah Weinläder auf dem Feld und erklärt, dass Getreide als wichtigster Kohlenhydratlieferant für die menschliche Ernährung den größten Flächenanteil auf dem Weltacker in Tachenhausen einnimmt.
Die drei wichtigsten Arten Weizen, Reis und Mais benötigen etwa 40 Prozent der Fläche, wobei Reis hier nicht angebaut wird. Etwa 91 Prozent der weltweiten Ernte stammt aus China, Indien und Südostasien, erklärt Weinläder. Die HfWU habe von 2017 an drei Jahre lang zwar Reis in Tachenhausen angebaut, aber trotz Bewässerung sei der Reis nicht reif geworden.
Von der globalen Getreideproduktion wird nur die Hälfte direkt für die menschliche Ernährung verwendet. Weitere 40 Prozent dienen als Viehfutter und etwa 10 Prozent werden für industrielle Nutzungen, vorwiegend als Biotreibstoffe, eingesetzt.
Konzipiert von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft werden in Tachenhausen maßstabsgetreu 40 Kulturen angebaut, die pro Erdenbewohner benötigt werden. Dazu gehören Getreide zum Brotbacken, der Kaffee, den wir zum Frühstück trinken, aber auch die Baumwolle für Kleidung und der Raps für Biodiesel oder technische Öle. Dauergrünland sowie Nahrung aus Jagd und Fischfang sind auf dem Weltacker allerdings nicht abgebildet.
Während die Besucher das Getreide, Gemüse und die Ölpflanzen begutachten und sich über die Probleme rund ums Gießen austauschen, reicht Weinläder Abbildungen herum. Eine Darstellung beeindruckt besonders, wonach für einen Liter Hafermilch 0,8 Quadratmeter Fläche gebraucht werden – für einen Liter Kuhmilch dagegen das Zehnfache.
Der Weltacker macht deutlich, dass die Einteilung dieser Fläche von den Verbrauchs- und Ernährungsgewohnheiten abhängt. „Mit jedem Einkauf erteilen wir Landwirten den Auftrag, ein Stück Acker zu bestellen. Was wir zu welchem Preis kaufen, bestimmt, wie der Acker bestellt wird“, steht in der Beschreibung. Und nicht nur der Mensch brauche diese Ackerfläche zum Leben, sondern auch eine Vielzahl weiterer Organismen. Wie die Flächen bewirtschaftet werden, bestimme, welche Arten dort leben können. Und auch der Bezug zur Artenvielfalt wird deutlich, denn mehr Ackerfläche bedeute weniger Wiesen, Wälder und andere Biotope – alles Flächen, die solche Arten, die nicht vorwiegend auf Ackerflächen vorkommen, zum Leben brauchen. In der Beschreibung zum Weltacker ist auch zu lesen, dass die Hälfte des Ackerfußabdrucks von Deutschland mit dem Konsum tierischer Produkte zusammenhängt, ein Viertel mit dem Konsum pflanzlicher Nahrungsmittel und das letzte Viertel mit Nichtnahrungsmitteln, die für Kleidung und Energie benötigt werden.
„Welche Fläche dürfen wir eigentlich verbrauchen, und wie müssten wir unser Ess- und Konsumverhalten ändern, damit die Flächen für alle ausreichen?“ Diese Fragen wurden auch während der Besichtigung immer wieder im Zwiegespräch diskutiert. Auch das Thema Klimawandel spielte an dem Abend eine Rolle. Und egal ob Dürre oder Überschwemmungen – die Wetterkapriolen setzten den Landwirten mächtig zu, sagte die Landwirtin.

com / Foto: Ines Rudel


Kicken mit Römerschädeln

Auf dem Areal der ehemaligen Lindenturnhalle in Köngen läuft eine archäologische Voruntersuchung

Praktisch immer, wenn in Köngen irgendwo gebaut wird, sind zunächst die Archäologen am Zug. Die Vergangenheit der Kommune reicht bis in die Jungsteinzeit – die begann etwa 10 000 vor Christus und wird als die Epoche definiert, in der sich der Übergang von Jägern und Sammlern zu Hirten und Bauern vollzogen hat. Bekannt ist Köngen indes hauptsächlich aufgrund seiner römischen Vergangenheit – schon die Besatzer aus dem Süden schätzten die exponierte Lage über dem Neckartal und bauten um das Jahr 90 nach Christus ein Kastell.
Seit Mitte Juli steht das Areal der ehemaligen Lindenturnhalle am Ortseingang in Richtung Denkendorf im Fokus der Archäologen, denn dort soll ein Gebäude für Betreutes Wohnen entstehen. Die Grabung ziehe zahlreiche Neugierige an, sagt der Grabungsleiter Michael Wagschal von Archäo BW – das private Unternehmen gräbt im Auftrag des Bauherrn und des Landesamts für Denkmalpflege. Vor allem die betagteren Köngener haben dabei viele Geschichten parat. „Einige von den älteren Herrschaften können sich noch gut daran erinnern, dass in den 1950er-Jahren, als der Festplatz neu gestaltet wurde, zahlreiche Skelette gefunden wurden – sie erzählen, dass die Dorfjugend damals mit den alten Schädeln gekickt hätte“, sagt Wagschal. Jörg Bofinger, zuständiger Referatsleiter im Landesamt für Denkmalpflege und einer von den beiden obersten Archäologen des Landes, muss bei dieser Geschichte trocken schlucken. Es wird wohl ein Geheimnis bleiben, was damals alles verloren ging. Denn die heutige Adolf-Ehmann-Straße entspricht dem Verlauf der einstigen Römerstraße nach Cannstatt. „Und die Römer haben ihre Grabstätten gerne entlang von Straßen errichtet“, erklärt Bofinger. Berühmtestes Beispiel dafür ist die Via Appia bei Rom, die in der Antike von Grabmälern, Gutshöfen und Thermen gesäumt war.
Insofern war sich Bofinger eigentlich sicher, dass auch auf dem Areal der 2022 abgerissenen Lindenturnhalle, das direkt an den asphaltierten Festplatz angrenzt, römische Befunde zu erwarten sind. Mitnichten. Allerdings traten nach gut zwei Wochen aus dem etwa 50 mal 60 Meter großen Untersuchungsgebiet Spuren zweier sogenannter Schlitzgruben zutage, die die Archäologen auf das Jahr 6000 vor Christus datieren. Solche Schlitzgruben werden oft im Umfeld von jungsteinzeitlichen Siedlungen gefunden, in ihnen wurden wohl Tierfelle in diversen Flüssigkeiten wie etwa Urin gegerbt. Passen würde das – Bofinger begründet das mit Hinweisen einer jungsteinzeitlichen Behausung in der Oberen Neuen Straße nur einige hundert Meter entfernt. Der Grund für die Distanz ist einfach: Im Umfeld einer Gerberei stinkt es gewaltig.
Für den Laien spannender sind allerdings die neuzeitlichen Befunde: So wurde neben zwei Pfennigmünzen aus den Jahren 1899 und 1894 auch ein Limonadendeckel aus Porzellan gefunden. Beschriftet mit „R. Weis Köngen“: Das R steht für Richard, die Familie Weis ist seit über 100 Jahren in Köngen ansässig. Sie betreibt bis heute einen Getränkehandel, der sich direkt gegenüber des Lindenturnhallenareals befindet. „Mein Großvater hat auch Limonaden in den Geschmacksrichtungen Zitrone, Orange und Waldmeister abgefüllt und verkauft“, sagt Getränkehändler Gerhard Weis. Er datiert den von den Archäologen gefundenen Limodeckel auf die Zwischenkriegszeit. Vielleicht hat sich also einer der Arbeiter beim Bau der Lindenturnhalle, die 1928 eingeweiht wurde, mit einem einheimischen Getränk von gegenüber erfrischt. Der Limodeckel aber wird ins Zentrale Fundarchiv des Landes in Rastatt wandern.
„Die Lindenturnhalle war unterkellert“, erklärt Bofinger, auch deshalb sei nicht viel gefunden worden – die Eingriffe in den Boden in der Vergangenheit waren zu stark. Der Archäologe rechnet allerdings damit, dass die Befunddichte der beiden noch ausstehenden Areale, also der Festplatz und der Ortseingang in Richtung Denkendorf, um einiges höher sein wird. „Da wird sicherlich das eine oder andere Grab im Boden sein“, vermutet Bofinger.

kd / Foto: Kerstin Dannath


Fairteiler im Scharnhauser Park

Der Verein Schapanesen möchte zu einem bewussten Umgang mit Lebensmitteln beitragen

In Deutschland werden jedes Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt. Neben Ungenießbarem werden aber auch essbare Lebensmittel weggeworfen. Weltweit werden bis zu 40 Prozent der produzierten Lebensmittel nie gegessen.
Neben der Überproduktion von Lebensmitteln entstehen bei der energieintensiven Herstellung zudem jede Menge Treibhausgase. Genau hier will auch der Verein Schapanesen ansetzen und einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln schaffen. Anfang August wurde der neue Fairtailer im Scharnhauser Park eröffnet.
Resonanz von Anfang an groß
Hier können künftig Bürgerinnen und Bürger gerettete Lebensmittel umliegender Supermärkte, Bauernhöfe und Bäckereien kostenlos mitnehmen. „Es ist toll zu sehen, wie viele Menschen sich einbringen. Es ist in der Stadt ein Bewusstsein da, sich untereinander zu helfen. Es möge deshalb lange gelingen, das tolle Projekt aufrecht zu erhalten“, lobte Oberbürgermeister Christof Bolay anlässlich der Eröffnung des neuen Fairteilers. Auch Friedemann Joestel, der Leiter des Bürgertreffs Scharnhauser Park, freute sich über die bereit jetzt große Resonanz: „Von Anfang an, als die Idee aufgekommen ist, auch im Scharnhauser Park einen Fairteiler zu eröffnen, war die Beteiligung unglaublich. Angefangen von der Projektgruppe bis hin zum Bau des Fairteilers selbst.“
Hartmut Weber von den Schapanesen sagte: „Wir sind im Mai 2023 mit 216 Personen gestartet und mittlerweile sind es 400 Personen, die sich für das Projekt interessieren. Circa 40 Personen engagieren sich aktiv. Auch Privatleute können sich engagieren und Lebensmittel mitbringen.“ Die vorbeigebrachten und geretteten Lebensmittel werden im Fairteiler auf Qualität geprüft, nach aktuellen Vorschriften gelagert und ausgestellt. Ausgenommen sind tiefgefrorene Lebensmittel, da durch die Unterbrechung der Kühlkette, die Genießbarkeit nicht gewährleistet ist.
Lebensmittel im Fairteiler unterscheiden sich nicht wirklich von denen, die im Supermarkt erhältlich sind. Sie sind entweder leicht lädiert, haben nicht die perfekte Form. Oder das Mindesthaltbarkeitsdatum ist bald erreicht und sie dürfen daher nicht mehr im Einzelhandel verkauft werden.
Die Lebensmittel werden von sogenannten Foodsavern, wie es Lukasz Majchrzak von Foodsharing Deutschland ist, in den Fairteiler gebracht. Er hat mittlerweile schon einige Tonnen Lebensmittel vor dem Verfall gerettet.
Viele Beteiligte und Förderer
D
as Projekt wurde in Kooperation mit Schapanesen, Reset, Evangelische Kirchengemeinde Nellingen, Parksiedlung und Scharnhauser Park, Foodsharing, Bürgertreff Scharnhauser Park sowie mit Spenden in Höhe von 1000 Euro durch die Eßlinger Zeitung und mit einem Zuschuss von 5000 Euro durch die Stadt Ostfildern realisiert. Weitere 5000 Euro fließen in einen weiteren Standort in der Uhlandstraße in Nellingen, der voraussichtlich bis spätestens Ende des Jahres eröffnet.

Info: Wer Interesse hat, kann sich über einen QR-Code direkt am Fairteiler beim Gemeindezentrum Sophie-Scholl-Haus im Scharnhauser Park, beteiligen.

red / Foto: Osterholzer