Helmut Glowania verabschiedet sich als Revierförster von Baltmannsweiler in den Ruhestand

Die Schlösslesseen mit ihren Wiesen und dem Wald drum herum sind Helmut Glowanias Lieblingsplatz in Baltmannsweiler. Zum Genießen dieses geschichtsträchtigen Ortes, wo einst ein Jagdschlösschen im königlichen Wildpark stand, hat der Revierförster nun mehr Zeit. Nach 41 Jahren im Dienst des Baltmannsweiler Waldes ist Glowania Ende November in den Ruhestand gegangen und hat die Jahrhundertaufgabe an Nachfolger Tobias Huning übergeben.
„Wir denken hier in großen Zeitspannen“, verdeutlicht Glowania die forstlichen Dimensionen, denn es dauere bis zu 160 Jahre, bevor die Bäume geerntet werden können. In dem gut 1500 Hektar großen Staatswald reiche eine Förstergeneration natürlich nicht aus. „Man übernimmt die Arbeit immer vom Vorgänger“, erklärt der Waldfachmann, der den Beruf von der Pike auf gelernt hat. Mit 15 Jahren meldete sich Glowania für einen Waldarbeiterlehrgang, arbeitete dann in Winterbach, bildetet sich an forstlichen Bildungszentren weiter, bevor er sich für das Studium der Forstwirtschaft an der Hochschule Rottenburg entschied.
Die Arbeit sei interessant und abwechslungsreich gewesen – von Anfang an, bekennt der Revierleiter und erzählt eine Anekdote mit ernstem politischen Hintergrund aus den 1980er-Jahren: Eines Tages stand er ohne Vorwarnung vor dem abgesperrten Revier, weil die amerikanischen Streitkräfte in Baden-Württemberg Baltmannsweiler als vorübergehenden Standort für die mobilen Pershing-II-Raketen ausgewählt hatten. In seinen Wald kam Glowania schließlich doch noch – mit einem Passierschein.
Neben Verantwortung und viel Arbeit bringe der Beruf des Försters viele Freiheiten mit sich. Aber er habe auch zig Reformen erlebt, so gesehen könne ihn nichts mehr schrecken, meint Glowania. Sein Revier sei immer gewachsen, zuletzt 2020, als ihm stattliche Wälder des Hauses Württemberg in Schanbach, Krummhardt und Baach zugeschlagen wurden.
Viel Freude habe ihm der Waldbau, mit dem die Bestände verjüngt werden, und die Ausweisung von Habitatbaumbeständen bereitet. Dabei gehe es immer auch ums Thema Gleichgewicht zwischen Ökologie und Ökonomie. Doch die Forstwirtschaft sei keine leichte Aufgabe in Zeiten, in denen Stürme, Hitze und Dürre dem Wald zusetzen, denn Forstwirtschaft verlange immer auch wirtschaftliches Handeln. Welche Arten vertragen die zunehmend heißen Sommer und welche kommen mit der Staunässe zurecht, die der Waldboden in manchen Lagen des Schurwalds bereithält? „Wir brauchen die Mischung“, sagt Glowania und verweist auf die standorttypischen Buchen, die gemeinsam mit Kiefern, Eichen und Lärchen die bekannte Schurwaldmischung ausmachen. Der hiesige Forst setze auch auf Douglasien, Nussbäume, Edelkastanien und sogar auf Tulpenbäume, die seit den 1960er-Jahren den Schurwald artenreicher machen. Aufgeforstet werde häufig nach Stürmen, von denen Glowania schon viele erlebt hat. Gut erinnern kann er sich noch an „Wibke“, „Vivien“ und vor allem „Lothar“ in den 1990er-Jahren. Letzterer habe am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 immense Schäden hinterlassen.
Seit den 1990er-Jahren habe im Forst Baden-Württemberg daraufhin ein Umdenken stattgefunden. Standort- und Bodenuntersuchungen läuteten die Abkehr von der Fichte ein, die als besonders sturmanfällig gilt. Aber wer auf mehr Edelholz wie Eiche setze, müsse auch den Wildverbiss in den Griff bekommen. So sorgt auch Glowania, wie viele seiner Zunft, in der Freizeit als Jäger für das Gleichgewicht im Wald. Außerdem setzt der Förster vermehrt auf Naturverjüngung durch die natürliche Aussaat. „Da steht der Wald von morgen“, lenkt der Revierleiter den Blick auf die jungen Buchen und Eichen im Unterholz, deren Herbstlaub rund um die Schlösslesseen verheißungsvoll leuchtet. Künftig werde er wieder häufiger mit Hündin Bärbel zum Jagen durchs Revier streifen oder ein gutes Buch lesen, reisen oder mit dem Motorrad übers Land fahren, hofft Glowania.
com/Foto: Roberto Bulgrin