Adenauerbrücke erhält Notstütze

Die marode Neckarquerung ist Esslingens nächste Großbaustelle – Entscheidung über Erneuerung fällt erst später

Vor einigen Tagen ist schweres Gerät in der Eberspächerstraße in Oberesslingen angerückt. Dort wird eine Notunterstützung für die marode Adenauerbrücke gebaut. Damit soll erreicht werden, dass das Bauwerk aus den 1960ern noch acht bis zehn Jahre durchhält, bis der große Neuaufschlag gelungen ist.
Nun erhält die in die Jahre gekommene Adenauerbrücke aber erst mal ihre Krücke. Geplant ist eine Stahlkonstruktion, die im Bereich eines sogenannten Gerbergelenks errichtet wird, an dem zwei Teile der Brücke aufeinandertreffen. Sie soll verhindern, dass die Brücke absackt, sollte das marode Gelenk versagen. Eine so lange Brücke wird unter anderem aus statischen Gründen in der Regel nicht aus einem Guss gebaut. Das Gelenk sei dazu da, dass die Brücke Verformungen vor allem durch Temperaturschwankungen, aber auch Schwingungen durch darüber fahrende Fahrzeuge ausgleichen könne, erklärt der Esslinger Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann. Würde es versagen, würde ein Teil der Brücke absacken – und auf die Stützkonstruktion fallen.
Das besagte Gelenk befindet sich in Oberesslingen im Bereich eines Parkplatzes in der Eberspächerstraße, neben dem Gelände des Autozulieferers Eberspächer. Dort sind vor allem Wohnmobile abgestellt. „Die Arbeiten finden auf dem Parkplatz statt, nicht auf der Straße. Das beeinflusst den Verkehr also gar nicht“, erklärt Heinemann. Der angrenzende Skaterpark sei von den Arbeiten nicht betroffen. Und auch auf der Brücke sind Heinemann zufolge keine Einschränkungen zu erwarten.
Die Sicherung erfolgt mittels zweier Stahltürme. Bevor diese errichtet werden könnten, müssten allerdings erst Fundamente erstellt werden. Dies erfolge mithilfe von Bohrgeräten. Auch für die Montage der Stahltürme sei schweres Gerät erforderlich. Insgesamt rechnen die Planer mit zwei Monaten Bauzeit. Es werden nach Angaben des Tiefbauamtsleiters 400 000 Euro investiert.
Das ist allerdings gar nichts gegen das, was in den Folgejahren ansteht: Die umfassende Instandsetzung oder ein Neubau der Adenauerbrücke wird nach Einschätzung der Stadt, die schon Unsummen für ihre anderen Neckarquerungen ausgegeben hat, wohl alles übersteigen. Von einem dreistelligen Millionenbetrag ging man im Rathaus im vergangenen Herbst aus, als das Thema im Mobilitätsausschuss behandelt wurde. Eine Machbarkeitsstudie soll die verschiedenen Optionen ausloten. Sie reichen von einer Sanierung im Bestand über einen Abriss und Neubau an gleicher Stelle bis zum Neubau unmittelbar neben der bestehenden Brücke.
Die Adenauerbrücke ist eine der wichtigsten und meistbefahrenen Neckarquerungen in Esslingen. Täglich fahren 35 000 Fahrzeuge über das 950 Meter lange Bauwerk, das die Stadtteile Berkheim und Sirnau mit Oberesslingen verbindet und dabei die B 10, den Neckar, die Gleisanlagen der Bahn, die Ulmer Straße, die Eberspächerstraße und die Rennstraße überquert. Seit 2020 wird die zulässige Geschwindigkeit auf der Brücke auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert, weil der Fahrbahnbelag Schäden aufweist.
Zwar beeinträchtigt der Aufbau der Notunterstützung den Verkehrsfluss nicht. Es könnten in den nächsten Jahren aber weitere zeitweise Einschränkungen kommen, weil die alte Brücke bis zum großen Neuaufschlag noch durchhalten und dafür ertüchtigt werden muss. „Wir gehen davon aus, dass wir möglicherweise am Belag und am Brückengeländer etwas machen müssen“, sagt Heinemann. Es werde nun geschaut, was dringend notwendig sei. Mutmaßlich nach der Sommerpause soll es eine Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat geben.

gg / Foto: Roberto Bulgrin


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert