Gute Noten für zwei Badeseen im Kreis – Bewertung des Neckartailfinger Gewässers mal hervorragend, mal ausreichend

In den 1950er-Jahren klang der Ohrwurm noch gut: „Pack die Badehose ein.“ Doch 2023 müsste der Schlager umgeschrieben werden. Um der Gleichberechtigung willen, dürfte nicht nur von Badehosen, sondern müsste zwingend auch von Badeanzügen und Bikinis gesungen werden – und mit dem Einpacken allein ist es heutzutage nicht getan. Denn angesichts von Verschmutzungen kann längst nicht mehr überall sorglos gebadet werden. Die Qualität baden-württembergischer Badeseen wird vom Stuttgarter Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration kontrolliert, untersucht und bewertet. In ihrem jüngsten Bericht zum hygienischen Zustand der Gewässer nimmt die Behörde auch drei Badestellen im Landkreis Esslingen unter die Lupe.
Baden in Baden-Württemberg ist laut dieser Analyse zumeist eine sichere Sache. Von den 312 regelmäßig kontrollierten Badestellen im Land wurden laut Ministerium 303 Seen mit „sehr gut“ oder „gut“ benotet. Doch ein Gewässer aus dem Kreis Esslingen hat schlechtere Zensuren erhalten: Der Aileswasensee in Neckartailfingen sei mit „ausreichend“ bewertet worden, teilt der Sprecher des Ministeriums, Pascal Murmann, mit. Der Baggersee ist damit landesweit einer von nur vier Seen, die in dieser Kategorie gelistet werden. Die beiden anderen überwachten Badegewässer in der Region schneiden laut dem Ministeriumssprecher besser ab: Dem Bürgersee/Untersee in Kirchheim sowie dem Bissinger See in Bissingen werden „ausgezeichnete Qualität“ attestiert.
Die schlechte Bewertung des Aileswasensees kann Christina Gombold nicht nachvollziehen. Derzeit ist die Wasserqualität nach Angaben der stellvertretenden Hauptamtsleiterin in Neckartailfingen nämlich ausgezeichnet. Doch die vom Sozialministerium durchgeführten Untersuchungen würden innerhalb eines Vier-Jahre-Vergleichs von 2019 bis 2022 erfolgen und nicht die derzeitigen Daten wiedergeben. Alle zwei Wochen werde die Wasserqualität in dem Baggersee überprüft, und die Messdaten würden keine Auffälligkeiten aufweisen. Die aktuellen Werte seien hervorragend und es könne uneingeschränkt im Aileswasensee gebadet werden, erklärt auch Andrea Wangner, Sprecherin im Esslinger Landratsamt. Einzelne Ausreißer seien etwa durch Starkregen oder Vogelkot hervorgerufen worden und hätten in den Jahren 2021 und 2022 dazu geführt, dass im vierjährigen Vergleich die Wasserqualität nur als „ausreichend“ bewertet wurde.
Aktuelle Daten werden in dem Bericht des Ministeriums nicht wiedergegeben, bekräftigt Murmann. Vielmehr werde die hygienische Belastung eines Badegewässers in seiner Konzentration und Schwankungsbreite im Vierjahresvergleich untersucht. Während der Badesaison würden in der Regel vom 1. Juni bis 15. September Wasserproben entnommen und analysiert: „Dabei konzentrieren sich die Untersuchungen auf zwei mikrobiologische Parameter, welche auf mögliche fäkale Verunreinigungen des Gewässers hinweisen können.“ Seit Ende der Saison 2011 würden keine Bewertungen anhand einzelner Messwerte mehr durchgeführt. Die Daten würden stattdessen zum Ende einer Badesaison in eine rückblickende Bewertung münden.
Badeseen werden aber dennoch regelmäßig kontrolliert. Proben werden laut Andrea Wangner im 14-tägigen Turnus vom Gesundheitsamt des Landkreises an den vorgeschriebenen Stellen entnommen und vom Landesgesundheitsamt in Stuttgart ausgewertet. Keine der drei überwachten Badestellen im Kreis sei zurzeit zu beanstanden.
Der jeweilige Zustand eines Badegewässers kann laut Pascal Murmann auf der Badegewässerkarte auf der Internetseite des Ministeriums aufgerufen werden. In einem Steckbrief könnten neue Meldungen, allgemeine Informationen zum See sowie die Bewertung der Wasserqualität der vergangenen vier Jahre abgerufen werden. Auch aktuelle Meldungen wie etwa eine kurzfristige Sperrung aufgrund einer Gewässerverunreinigung oder eine Wiederfreigabe nach einer Sperrung würden von den örtlichen Gesundheitsbehörden auf der Internetseite bekannt gegeben.
Meldungen über die Blaualge stehen dort derzeit nicht. „In der laufenden Badesaison wurde für die drei Badegewässer im Landkreis Esslingen kein massiver Anstieg der Population beobachtet“, so der Ministeriumssprecher Murmann. In einem solchen Fall werde vom Baden abgeraten, da Blaualgen für Mensch und Tier schädliche Toxine produzieren könnten. Von den drei überwachten Seen, so ergänzt Andrea Wangner, sei in den vergangenen 20 Jahren nur der Aileswasensee von Blaualgen betroffen gewesen. Gründe für eine Algenblüte seien meist Wärme, Licht, Überdüngung oder Zuflüsse von intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen. Eine Prognose lasse sich nicht erstellen: „Jahrelang trat die Algenblüte im Spätsommer auf, in den letzten Jahren teilweise schon im Juni.“
Info: Details zur Gewässerqualität unter: https://badegewaesserkarte.landbw.de
sw / Foto: Ines Rudel