Vorbildliche Bürgeraktion in Wernau – Würdigung nach 18 Jahren
Nach prächtigen, alten Alleen muss man in Baden-Württemberg suchen. Trotzdem verläuft die „Allee des Jahres 2017“ im Ländle: Sie ist erst 18 Jahre alt und säumt die gut 1,5 Kilometer lange Strecke vom Wernauer Ortsausgang bis zum Weiler Freitagshof. Die Auszeichnung ist der Wernauerin Angelika Vetter-Kurz zu verdanken, die das Siegerfoto zum Wettbewerb „Allee des Jahres“ eingereicht hat. Sie geht aber auch an die Aktiven vom Obst- und Gartenbauverein (OGV), die die 160 Alleebäume vor 18 Jahren gepflanzt haben.
Alljährlich startet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland den bundesweiten Fotowettbewerb zur Allee des Jahres. Oft sind auf den prämierten Bildern grüne Tunnel aus ehrwürdigen Bäumen zu sehen. Im westlichen Deutschland wurde seit den 60er-Jahren vielen Alleen der Garaus gemacht, weil die Bäume als Gefahr für Autofahrer galten. Mittlerweile hat sich das gewandelt, der ökologische Wert der Baumreihen tritt in den Vordergrund: Sie filtern Feinstaub und andere Schadstoffe aus der Luft, nehmen Kohlendioxid auf, sind ein Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere.
Im OGV Wernau kam 1999, anlässlich seines 75-jährigen Jubiläums, die Idee auf, eine Allee zum Freitagshof zu pflanzen. Die Stadt zog mit und stellte jedem von Bürgern gespendeten Baum einen zweiten zur Seite. Die Resonanz übertraf alle Erwartungen, manche Leute oder Vereine hätten gleich fünf oder zehn Bäume gestiftet, erinnert sich Helmut Fritz, einer der beiden heutigen Vorsitzenden. Als die „Milleniums-Allee“ bis zum Freitagshof reichte, habe man die Aktion gestoppt, sonst wären es wahrscheinlich noch ein paar Spitzahorne mehr geworden. Ausgewachsen sind diese übrigens noch nicht, sie werden noch einiges größer werden.
Die „Väter der Allee“, insbesondere Josef Beer und der damalige Vorsitzende Willi Hanninger, legten beim Pflanzen der Baumreihen rechts und links der L 1207 selbst Hand an. „Drei Wochen haben die geschafft“, sagt Helmut Fritz. Das Pflanzloch hob man mit einem kleinen Bagger aus, der damalige Ortsbaumeister setzte die Pflöcke, dann schaufelte man von Hand wieder zu.
Angelika Vetter-Kurz findet die Entstehungsgeschichte der Allee „genial“ – schön wäre es, wenn die Stadt zu ihrem nächstes Jahr anstehenden 50-jährigen Jubiläum etwas Ähnliches anstoßen würde, sagt sie. Denn jedes Stückchen Natur zähle. Die Wernauerin war sonntags mit dem Fahrrad und der Kamera unterwegs, als sie die herbstlich verfärbte Allee ablichtete, ganz ohne den Autoverkehr, der zu den Stoßzeiten unter der Woche manchmal nicht abreißt. Ihr Bild gewann unter 131 Einsendungen den ersten Preis. aia / Foto: Angelika Vetter-Kurz