Am „Böblinger Modell“ orientiert

Auch in Esslingen ist im Kampf gegen Corona ein Schnelltestzentrum eröffnet worden –  Teststrategie greift weiter

Jeder Coronatest könnte  potenziell eine Infektionskette unterbrechen.  Zu viel testen könne man deshalb gar nicht, sagte der Erfinder des „Böblinger Modells“, Björn Schittenhelm, vergangene Woche bei der Eröffnung des Schnelltestzentrums  in der Plochinger Straße 91 in Esslingen. Eine ausgedehnte Teststrategie ist neuer Bestandteil des Kampfes gegen das Corona-Virus, auch wenn um deren genaue Ausgestaltung noch  gerungen wird. Neben dem Testenlassen stehen wohl auch bald Möglichkeiten zur Verfügung, damit sich ein jeder selbst testen kann. Derlei soll bald in den Supermarktregalen zu finden sein. Derweil werden schon Schnelltestzentren eingerichtet, neben Esslingen etwa auch in Nürtingen und Kirchheim – und es wird auch andernorts getestet.

Betrieben wird das  Esslinger Testzentrum in der Plochinger Straße von der  Rosenau-Apotheke und dem DRK-Ortsverein. Ebenfalls beteiligt sind daran die Apotheke im Lammgarten, die Apotheke am Theater, die Schelztor-Apotheke sowie die Bären-Apotheke. Auch andere Apotheken und Hausärzte in der Stadt und im Landkreis Esslingen bieten mittlerweile Corona-Schnelltests an. In manchen Schulen und Kitas wird auch direkt vor Ort getestet, hierfür sind mobile Testteams unterwegs.

In der Plochinger Straße allerdings soll im  großen Stil  jeder getestet werden, der keine Krankheitssymptome hat. „Wenn es richtig rund geht, zielen wir auf 120 Tests in der Stunde ab“, sagte Christof Mühlschlegel, der Geschäftsführer der Rosenau-Apotheke. Der Start Anfang vergangener Woche sei noch „verhalten“ gewesen –  was man aber begrüßt habe. So habe man gewisse „Kinderkrankheiten“ im System erkennen und ausbügeln können,  so Mühlschlegel.

Kostenlos sind die Tests für Lehrkräfte und Angestellte in Kindertageseinrichtungen. Bis zum Beginn der Osterferien haben diese Gruppen Anspruch auf zwei Schnelltests pro Woche. „Wir hoffen, dass die Tests gut angenommen werden“, sagt Esslingens Schulamtsleiter Bernd Berroth. Die in Esslingen verwendeten Schnelltests seien nicht mehr so unangenehm wie bisherige Tests. „Wir haben die neue Generation von Tests mit nach Esslingen gebracht, bei der das Stäbchen nicht mehr so tief in den Nasen-Rachen-Raum geschoben werden muss“, sagt Schittenhelm. Die Genauigkeit sei von den herkömmlichen Schnelltests nicht zu unterscheiden.

Termine im Zwei-Minuten-Takt

Auch Menschen, die in Heilberufen oder direkt am Menschen arbeiten, haben Anspruch auf Schnelltests. Sie können  über die Krankenversicherung abgerechnet werden. Darüber hinaus werden auch „anlassbezogene Tests“ – beispielsweise bei berufsbedingten Reisen oder bei einem Coronafall in der Umgebung – durchgeführt. Hierfür werden die Kosten – derzeit 29 Euro –  aber noch nicht übernommen.

Im  Zentrum in der Plochinger Straße soll der Kontakt mit den Besuchern auf das Nötigste beschränkt werden.   So werden Termine im Zwei-Minuten-Takt über  die Webseite www.corona-schnelltest-esslingen.de vergeben. Die Testwilligen bekommen einen Code, mit dem sie das Zentrum aufsuchen und sich  ausweisen können. Dann geht es in eine von drei Kabinen, von wo aus der Test in einem separaten Raum durchgeführt  wird. Das Ergebnis erfährt man  nach 15 Minuten mit einem Klick auf eine   App. Im Notfall kann man aber auch persönlich  in der Bären-Apotheke einen Termin ausmachen.

Oberbürgermeister Jürgen Zieger begrüßt das Angebot des Zentrums, auch weil es  mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sei. Nachdem beschlossen worden war, dass es für Lehr- und Erziehungspersonal kostenlose Tests geben soll, „habe ich alle Apotheker in der Stadt angeschrieben, die Idee aufzunehmen“, so Zieger. Große Resonanz habe es nicht gegeben, aber langsam zeigten mehr Apotheken Interesse.

Beschränkte Öffnungszeiten

Zieger nutzte die Gelegenheit, um die Informationspolitik von Bund und Land zu kritisieren: „Als Oberbürgermeister erfahre ich abends aus der Tagesschau, welche neuen von Bund und Ländern getroffenen Beschlüsse zur Covid-19-Pandemie bereits am nächsten Tag gelten sollen. Und dies, ohne dass dazu die materiellen Inhalte und die Voraussetzungen zur konkreten Umsetzung der Beschlüsse geklärt und erläutert sind.“ Als Stadtoberhaupt müsse er dennoch den Kopf hinhalten, wenn nicht alles sofort umsetzbar sei.

Das Esslinger Schnelltestzentrum wird mit ehrenamtlichen Sanitätern des DRK Esslingen betrieben. Um die Anmeldung kümmern sich Apotheken-Mitarbeiter. Da die DRK-Mitglieder in ihrer Freizeit testen, sind die Öffnungszeiten entsprechend beschränkt. Geöffnet ist montags bis freitags zwischen 17 und 19 Uhr sowie samstags zwischen 10 und 12 Uhr.

In Nürtingen ist in einem leer stehenden Ladenlokal am Obertor ein Schnelltestzentrum eingerichtet worden. Dort werden  dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr sowie  samstags von 10 bis 12 Uhr ohne Voranmeldung Schnelltests angeboten. Ostfildern testet im kleinen Saal im Kubino in Nellingen. Auch in Kirchheim wird die Strategie „Testen, testen, testen“ verfolgt. Dort ist das Schnelltestzentrum auf dem Güterbahnhofsareal mittwochs von 17 bis 20 Uhr geöffnet (Anmeldung: www.kirchheim-teck.de/online-terminvereinbarung).  the/ch / Foto: Robin Rudel


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