Deutlich abgespeckte Pläne für die Esslinger Stadtbücherei finden bei den meisten Gemeinderatsfraktionen Zustimmung

Der Countdown läuft: Bis Jahresende wollen Gemeinderat und Stadtverwaltung Klarheit, wie es mit der Esslinger Stadtbücherei weitergeht. Angesichts der Finanzlage und einer von 25 auf 61 Millionen Euro korrigierten Kostenschätzung will der Oberbürgermeister Matthias Klopfer nur noch eine „kleine, feine Sanierung“ – die geplante Erweiterung soll es nicht geben. In einer intensiven gemeinsamen Sitzung von Verwaltungs- und Kulturausschuss wurden die Pläne vergangene Woche konkretisiert – und die Zuhörerplätze im Ratssaal knapp.
Unerlässlich sind „Mindestmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Büchereibetriebs“. Hinzukommen könnten „weitere Sanierungsbausteine zur Verbesserung der Raum- und Aufenthaltsqualität“ sowie der „konzeptionellen Verbesserung der Bibliotheksarbeit“. Bis auf die Linken ließ keine Fraktion erkennen, dass sie mehr tun will als die Verwaltung.
Klopfer verwies auf das hohe Ansehen der Bücherei. Man biete „eine sehr gute Lösung“, über die Details werde man mit den Bürgern und der künftigen Büchereileitung diskutieren. Mehr als maximal 15 Millionen Euro, verteilt auf die Jahre 2023 bis 2029, seien nicht machbar. Der Baubürgermeister Hans-Georg Sigel sprach von einer „komplexen Planung“. Die Kostensteigerung sei nicht nur der Baupreisentwicklung geschuldet. Gegenüber dem Wettbewerbsentwurf hat die Stadt zusätzliche 840 Quadratmeter Fläche eingeplant, die mit 27,7 Millionen Euro kalkuliert sind. Die Stadt wolle Sanierungsbedarf, konzeptionelle Anforderungen und finanzielle Möglichkeiten in Einklang bringen. Der Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar glaubt, dass die „kleine, feine Sanierung“ die Situation der Bücherei deutlich verbessern wird. Auch ohne zusätzliche Flächen wolle man mehr Barrierefreiheit, eine Stärkung der Familienbibliothek und der Möglichkeiten als Lernort sowie eine bessere Aufenthaltsqualität. Die Bürgerschaft solle mitreden, was innerhalb des Finanzrahmens sinnvoll und nötig sei.
Oliver Wannek, der Chef der Städtischen Gebäude, versicherte, die Kostenschätzung der Stadt sei „plausibel und nicht schlechtgerechnet“. Die geplanten Maßnahmen wurden in drei Kategorien eingeteilt: In Kategorie eins ist aufgelistet, was teils seit Jahren im Argen liegt und was „zum weiteren Betrieb der Bücherei zwingend und vollständig umgesetzt werden muss“. Dafür sind 7,6 Millionen Euro eingeplant. Maximal weitere 7,4 Millionen sollen zur Aufwertung der Raum- und Aufenthaltsqualität etwa durch einen barrierefreien Eingang von der Webergasse (Kategorie zwei) und in die qualifizierte Bibliotheksarbeit (Kategorie drei) investiert werden.
Tim Hauser (CDU) und Sven Kobbelt (FDP) hatten indes festgestellt, dass die Addition aller Punkte deutlich weniger als 15 Millionen Euro ergibt. „In unserer Vorlage sind noch nicht alle Bausteine enthalten“, räumte Finanzbürgermeister Ingo Rust ein. Und Oliver Wannek unterstrich: „Nur das erste Sanierungspaket von 7,6 Millionen Euro ist nicht zu streichen. Alles Weitere ist jederzeit zu stoppen.“
Carmen Tittel (Grüne) sprach von einem „atmenden Modell“ und fand es „sehr gut, wie die Verwaltung das Thema aufgearbeitet hat“. Ulrike Gräter (SPD) findet ein Baukastensystem „angemessen“ und legt Wert auf Barrierefreiheit und Familienfreundlichkeit. Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler) möchte Synergien nutzen und fragte mit Blick auf den Zeitraum von 2023 bis 2029, ob manches nicht schneller gehe. Sven Kobbelt signalisierte Zustimmung zu den unverzichtbaren Punkten. Vom Nachbarhaus Heugasse 11, das für die Erweiterung vorgesehen war, könne sich die Stadt „zeitnah trennen“. Tim Hauser vermisste in den Plänen einen roten Faden. Martin Auerbach (Linke) forderte „eine zeitgemäße und für die Größe unserer Stadt angemessene Bibliothek“. Für einen „dritten Ort“ der Identifikation – neben Wohnung und Arbeitsplatz – sei die Heugasse 11 unverzichtbar.
adi / Foto: Roberto Bulgrin