Auf den Spuren von Macht und Pracht

Tag des offenen Denkmals am 10. September – In Nürtingen startet eine Radtour mit Lesungen zu Denkmälern 

Am Sonntag 10. September, öffnen in ganz Deutschland rund 7500 historische Baudenkmale, Parks oder archäologische Stätten ihre Türen. Zum Tag des offenen Denkmals laden Städte und Gemeinden im Landkreis ein, ihre Kleinodien, Raritäten und Sehenswürdigkeit zu besuchen. Führungen sollen die Gebäude und ihre Geschichte den Besuchern näherbringen. Das Motto des Tages lautet „Macht und Pracht“.

Das Motto bezieht sich auf Denkmale, die weltliche und religiöse Machtverhältnisse abbilden: prächtige Schlösser, mächtige Kirchen, Patrizierhäuser mit aufwendigem Bauschmuck oder große historische Fabrikhallen. Es öffnen aber auch Denkmale ihre Türen, an denen sich Machtmissbrauch erklären lässt und solche, die an die Armut und Ohnmacht ihrer Zeit und Bewohner erinnern. Im Landkreis Esslingen  stehen Kirchen im Fokus. Aber auch Klöster, wo sich Machtbesitz und Machtkampf widerspiegeln. Oder Fabrikgebäude, wo sich Macht in der Möglichkeit industrieller Produktion zeigte.

Die Stadt Nürtingen und die Gemeinden der Umgebung laden zu etlichen Führungen durch Kirchen  ein. An ihrer baulichen Entwicklung lässt sich auch die Veränderung des klerikalen Machtbegriffs in den Zeiten der Reformation nachvollziehen. Die Stadtführung entlang der ehemaligen Stadtbefestigung und der Stadttore vollzieht nach, wie sich Städte im Mittelalter schützten und so ihre Macht sicherten. Auch der im 14. Jahrhundert erbaute Blockturm, durch den der Heimatbund führt, steht auf dem Programm in Nürtingen: Zunächst Stadtbefestigung und Gefängnis, dienen die Räume heute der Ausstellung des Schwäbischen Heimatbunds über Otto Zondler, der Künstler und Kunsterzieher in Nürtingen war.

Eine besondere Führung legt der ADFC auf. Tourenleiter Sven Wolf führt über den literarische Radweg Nummer 8 über Nürtingen, Grötzingen, Wolfschlugen, Denkendorf, Köngen, Hardt und Oberensingen. Entlang des Wegs finden sich verschiedene Denkmale wie beispielsweise Kirchen. Die Tour startet um 11 Uhr am Stadtmuseum mit einer kurzen Lesung des Schauspielers Michael Stülpnagel.

Danach geht es auf dem Zweirad über Aichtal und Wolfschlugen nach Denkendorf zur nächsten Lesung am neu gestalteten Klostersee. Die nächste Etappe führt nach Köngen, wo an der Kirche eine weitere Lesung die Pause verkürzt. Über die Oberensinger Höhe und Hardt geht es zurück nach Nürtingen. Nach Besichtigung der Turmbibliothek erwartet die Teilnehmer zum Abschluss der Rundblick vom Turm der Stadtkirche St. Laurentius.

Ein Beispiel für die veränderte Nutzung historischer Gebäude liefert das Bauwerk Hauptstraße 6 in Beuren. Es gehört zu den ältesten Gebäuden im Ort. 1422 wurde es errichtet und mehrmals umgebaut und erweitert. Es diente als Bürgermeisterhaus und als Schulhaus. In Kürze sollen dort neue Wohnungen  entstehen.

Kirchheim widmet sich der Zeit, in der Herzogin Henriette gelebt hat. Man könne ihr nachsagen, sie habe Macht und Pracht in die Stadt gebracht. Ruth Mößner erklärt die Details in einem Rundgang. Wie die Industrie Machtverhältnisse verändert hat, wird in der Ausstellung  „Macht der Dampftechnik“ in der Kirchheimer Technikmeile in der Henriettenstraße deutlich. Dort  stellen die Historische Dampftechnik, die Max-Eyth-Schule und das Feuerwehrmuseum Kirchheim gemeinsam sehenswerte Objekte aus.

Besuche in den Villen und Werkstätten Kirchheimer Industrieller  und Handwerker beleuchten die Entwicklung von Arbeit und Handel. Am diesjährigen Denkmaltag sind auch in Lenningen zwei Baudenkmale geöffnet: Das Schlössle in Oberlenningen und die Johanneskirche in Schopfloch. Die Johanneskirche feiert die Fertigstellung ihrer drei Jahre dauernden Renovierung.

Das Schlössle in Oberlenningen kann von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden. Erbaut wurde der Fachwerkbau 1593 bis 1596. Er blieb als charakteristischer Ortsadelssitz des späten Mittelalters fast unverändert erhalten. Das Schlössle wurde in den 1990er-Jahren grundlegend restauriert und saniert. Am Denkmaltag ist im Schlössle in den Räumen der Gemeindebücherei und des Museums für Papier- und Buchkunst eine Auswahl an Scheufelen-Kalendern aus den Jahren 1990 bis jetzt zu sehen. Führungen werden durch die Mitglieder des Förderkreises Schlössle angeboten.

Die evangelische Kirchengemeinde in Neuffen bietet Führungen durch die Martinskirche, eine dreischiffige Basilika aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, an.

Die meisten Veranstaltungen im Kreis – 58 Programmpunkte – bietet Esslingen. Der erstmals unter der Federführung des Baurechtsamts konzipierte Esslinger Denkmaltag will zeigen, wie Machtdarstellung und Prachtentfaltung in Architektur und Stadtplanung eingeflossen sind. Die Stadt Ostfildern stellt die Sehenswürdigkeit Kemnats vor. In Aichwald stehen die bemerkenswerten mittelalterlichen Kirchen im Zentrum.              bob / Foto: pst

 

Info: Unter www.tag-des-offenen-denkmals.de kann man das jeweilige örtliche Programm abrufen.


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