„Vier Peh“ hat doch eine Zukunft

Nach monatelanger Hängepartie bekommt die Esslinger Kulturkneipe einen neuen Pachtvertrag – Zunächst wird saniert

Gute Nachrichten für die Freunde der Esslinger Kulturkneipe Vier Peh: Nach monatelangem Tauziehen hat der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vergangene Woche grünes Licht für einen neuen Pachtvertrag gegeben. Ein Gutachter hatte das Gebäude, das in den 1970er-Jahren neben der Hochschule an der Flandernstraße entstanden war, untersucht und eine Mängelliste notiert. Was moniert wird, müssen die Betreiber zunächst erledigen – dann steht der Vertragsunterzeichnung nichts mehr im Wege. Pächterin Uli Kopp und der Fördervereinsvorsitzende Micha Schauer drücken aufs Tempo, damit das „Vier Peh“ rasch wieder durchstarten kann. Die Wiedereröffnung wollen sie möglichst noch im Juni oder spätestens im Juli feiern.
Zum Jahresende hatte vieles darauf hingedeutet, dass die Tage der Kulturkneipe gezählt sind: Die Stadt wollte sich nicht zur Verlängerung des Pachtvertrags entschließen und verwies auf bauliche Mängel, der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hatte die Argumente aus dem Rathaus bereits abgenickt. Doch als die Nachricht vom drohenden Ende des Vier Peh publik wurde, regte sich Widerstand: Langjährige Freunde, Gäste und Künstler des Hauses reagierten mit Unverständnis, viele auch mit unverhohlener Verärgerung, dass die Stadt diese Institution im Esslinger Norden so einfach zur Disposition stellt, ohne sich ernsthaft um eine Lösung zu bemühen. Der OB und die Ratsfraktionen machten sich schließlich selbst ein Bild von der Situation vor Ort und schlugen einen konstruktiven Weg ein.
Mittlerweile wurde das Gebäude des Vier Peh aus allen fachlichen Perspektiven begutachtet, und die Betreiber wissen, was die Stadt geändert haben möchte. Was nicht genehmigungspflichtig ist, wurde bereits weitgehend erledigt – nun warten die Macherinnen und Macher der Kulturkneipe auf eine rasche Baugenehmigung für die grundlegenderen Arbeiten.
Die Bedingungen für den neuen Pachtvertrag sind klar formuliert: Die Pächterin muss kurzfristig Arbeiten in einer Größenordnung von rund 47 000 Euro auf eigene Kosten umsetzen und anschließend vom Gutachter kontrollieren lassen. Danach soll der Eigenbetrieb Städtische Gebäude (SGE) das Pachtverhältnis verlängern. Als Zeithorizont sind zunächst fünf Jahre im Gespräch. Die Konditionen sind auch mit Blick auf das kulturelle Engagement des Vier Peh bewusst günstig, damit die Betreiberin die laufende Instandhaltung leichter finanzieren kann.
Im Verwaltungsausschuss war man sich einig, dass es richtig war, die Entscheidung über die Zukunft des Vier Peh zu überdenken. „Wenn wir kein Interesse gehabt hätten, dass es weitergeht, hätten wir uns nicht so bemüht“, betonte OB Matthias Klopfer. Carmen Tittel (Grüne) hofft, dass die Kneipe an der Flandernstraße rasch wieder durchstarten kann. Andreas Koch (SPD) bedankte sich beim OB und der Verwaltung dafür, dass sie „vom zwischenzeitlichen Aufgeben zum Ermöglichen gekommen sind“. Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler) fand, die Einschaltung eines externen Gutachters habe sich bewährt. Wo ein Wille ist, habe sich auch ein Weg gefunden. Lobend erwähnte sie, dass sich die Freunde des Vier Peh tatkräftig engagiert hätten. Rena Farquhar (FDP) zeigte sich „sehr einverstanden mit dem gefundenen Weg“. Tim Hauser (CDU) blickte zurück auf einen „holprigen Weg“ bis zur Einigung, zeigte sich aber beeindruckt von der großen Solidarität mit dem Vier Peh: „Gut, dass wir diese Lösung gefunden haben.“ Martin Auerbach (Linke) resümierte: „Es ist ein schönes Zeichen, dass sich Beharrlichkeit auszahlt und dass guter Wille viel bewegt.“

adi / Archivfoto: Roberto Bulgrin


Der Himmel darf wieder funkeln

Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause gibt es im August wieder das Feuerwerksfestival „Flammende Sterne“ in Ostfildern

Vor zwei Jahren setzte die Pandemie einer Traditionsveranstaltung in Ostfildern ein vorläufiges Ende: Die für August 2020 vorgesehene 18. Auflage des Feuerwerksfestivals „Flammende Sterne“ musste abgesagt werden. Mittlerweile sind die meisten Corona-Beschränkungen aufgehoben. Großveranstaltungen wie das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen dürfen wieder stattfinden. Das gilt auch für die „Flammenden Sterne“. Im Augenblick steht einem Neubeginn nichts im Wege. Deshalb hat die MCE Ideenschmiede, die das Festival organisiert, bereits mit dem Ticketverkauf begonnen. „Die Lust der Leute auf spektakuläre Inszenierungen ist groß“, sagt Gesellschafter Jürgen Wünsche. „Viele scharren schon mit den Füßen und fragen nach Karten.“ Wie früher wird es wieder drei Feuerwerksabende geben. Und zwar von Freitag, 19. August, bis Sonntag, 21. August.
Vor der Coronakrise hatte es Diskussionen um die Zukunft der Veranstaltung gegeben. Ausgelöst wurden diese, nachdem die Stadt Konstanz als erste deutsche Kommune den Klimanotstand ausgerufen hatte. Wegen der vermeintlich hohen Umweltbelastung durch die Feuerwerkskörper plante man im Rathaus der Bodenseestadt, das Seenachtsfest künftig ohne Feuerwerk über die Bühne gehen zu lassen. Doch kam man von diesem Vorhaben wieder ab. Bei einer Online-Befragung votierte eine große Mehrheit dafür, an der spektakulären Inszenierung am Himmel über dem See festzuhalten.
Auch in und um Ostfildern meldeten sich damals viele Kritiker zu Wort und forderten, aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes auf die „Flammenden Sterne“ zu verzichten. Jürgen Wünsche hatte schon damals darauf verwiesen, dass von den Feuerwerkskörpern an den drei Tagen nur eine verschwindend geringe Belastung durch Feinstaub und Kohlendioxid ausgehe. Das habe sich längst durch Untersuchungen bestätigt, sagt er. Der Verband der Pyrotechniker hätte das Thema von Anfang an viel offensiver angehen sollen.
Im Ostfilderner Rathaus ist von der damaligen Skepsis augenblicklich nichts mehr zu spüren. Weil der bis 2023 laufende Fünf-Jahres-Vertrag mit dem Veranstalter wegen Corona nicht eingehalten werden konnte, habe man im Jahr 2020 einen neuen Kontrakt geschlossen, berichtet Erster Bürgermeister Rainer Lechner. Den dort getroffenen Vereinbarungen für zwei weitere Veranstaltungen komme man nun nach. Wenn die Pandemie den Veranstaltern keinen Strich durch die Rechnung macht, werden diese 2022 und 2023 stattfinden. Lechner selbst steht auch aus einem anderen Grund hinter dem Feuerwerksfestival. Die Veranstaltung habe für Ostfildern einen „besonderen Wert“, sagt er. Die „Flammenden Sterne“ seien ein großer Werbeträger für die Stadt.
Um eine Überfüllung des Geländes zu verhindern, werden die Tickets erstmals an einen bestimmten Veranstaltungstag gebunden sein. Bisher konnte man das individuell entscheiden. Die Folge: An Abenden mit gutem Wetter war der Ansturm wesentlich stärker als an Abenden mit niedrigen Temperaturen und Regen. „Mit der neuen Regelung können wir die Besucherströme selbst besser steuern“, sagt Jürgen Wünsche. Rainer Lechner ist ebenfalls überzeugt, dass diese Neuerung sinnvoll ist. In den vergangenen Jahren habe man das Sicherheitskonzept für die Großveranstaltung stetig verbessert. Ziel sei es, maximal 25 000 Menschen an einem Abend auf die Festwiese am Rande des Scharnhauser Parks zu lassen. „Mit der neuen Regelung bleiben wir sowieso unter dieser Marke“, ist er überzeugt.
In der Vergangenheit pilgerten bei schönem Wetter schon mal 50 000 Gäste und mehr an einem Wochenende zu den „Flammenden Sternen“. Doch die Veranstalter erlebten auch so manche Pleite, wenn das komplette Wochenende verregnet und kühl war.

hf / Foto: Hubert Hartmann


Ein gefährliches Vergnügen

Vor dem Start in die neue Motorradsaison warnt die Polizei vor Selbstüberschätzung

Die Zahl der Unentwegten, die das ganze Jahr über auf ihrem Bike sitzen, ist überschaubar. Doch sobald im Frühjahr die Temperaturen in angenehme Zonen steigen, holen viele ihre Maschinen wieder aus der Garage. Motorradfahren ist Vergnügen, bedeutet aber auch zusätzliche Gefahren auf den Straßen. Vor allem dann, wenn Raser unterwegs sind oder Biker, die ihr Fahrkönnen überschätzen. „Gerade zu Saisonbeginn, wenn die Übung schlicht noch fehlt, besteht ein erhöhtes Unfallrisiko“, sagt Martin Raff, Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen.
Seine Warnung kommt nicht von Ungefähr. In den vier Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalb, die das Präsidium umfasst, gab es 2021 insgesamt 446 Unfälle, an denen Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer beteiligt waren. Sechs ließen dabei ihr Leben, vier mehr als im Jahr zuvor. 108 erlitten schwere Verletzungen, 254 wurden leicht verletzt.
„In 72 Fällen war die Geschwindigkeit die Hauptunfallursache bei den von Motorradfahrern verursachten Unfällen“, berichtet Raff. Bei insgesamt 235 Unfällen dieser Art sei das eine Quote von 30,6 Prozent. Nicht immer sei dabei die zulässige Geschwindigkeit überschritten worden. Oft sei „nicht angepasste Geschwindigkeit“, wie es dann im Polizeibericht heißt, ursächlich gewesen. „Nicht angepasst“ beziehe sich vor allem auf das eigene Fahrvermögen, die Straßenverhältnisse oder den Straßenverlauf.
Bei speziellen Kontrollaktionen auf den beliebten Ausflugsstrecken im Bereich des Polizeipräsidiums wurden in der Motorradsaison 2021 rund 800 Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer kontrolliert. Dabei wurden 500 Verstöße registriert, 290 davon wegen überhöhter Geschwindigkeit. Rund 130 Mal stellten Polizeibeamte technische Mängel an den Maschinen fest.
Gerade zu Beginn der Motorradsaison, wenn man noch nicht wieder richtig vertraut sei mit dem Gefährt und die Übung noch fehle, bestehe ein erhöhtes Unfallrisiko, erklärt Polizeisprecher Raff. Um dieses so weit wie möglich zu reduzieren, müsse man ein paar Dinge beachten.

Routine besonders wichtig
„Ein Motorrad hat keine Knautschzone. Bei Unfällen sind die Fahrerinnen und Fahrer gegenüber Pkw oder Lkw immer im Nachteil.“ Eigentlich eine Binsenweisheit, aber das müsse man sich immer wieder bewusst machen. „Wer mit diesem Bewusstsein unterwegs ist und seine Fahrweise entsprechend anpasst, der trägt viel dazu bei, seine Touren möglichst unfallfrei genießen zu können“, so Raff.
Auch die Beschaffenheit der Straße spiele für Motorradfahrer eine wichtige Rolle. Immerhin beschränke sich der Bodenkontakt der beiden Räder mit dem Asphalt zusammengenommen in der Regel auf ein DIN-A5-Blatt.
Überbleibsel vom Winter wie Salz und Splitt oder vom Frost aufgerissene Schlaglöcher stellten besondere Gefahren dar. Ebenso schattige Kurven, Strecken in Waldstücken oder sonst verunreinigte Straßen, auf denen es schnell glatt werden kann. Um auf solche Straßenverhältnisse möglichst gut vorbereitet zu sein, sei Routine besonders wichtig. Und die müsse nach einer monatelangen Zweirad-Abstinenz zu Beginn der neuen Saison erst wieder neu eingeübt werden. „Das langsame Herantasten an die Geschwindigkeit und die Schräglage sind gerade am Anfang für Bikerinnen und Biker unerlässlich – nicht nur praktisch, sondern auch mental“, erklärt der Polizeisprecher. Sich gedanklich bereits vor Fahrtantritt auf kritische Situationen vorzubereiten, sei ebenso empfehlenswert.
Nicht zuletzt sollte das Bike nach seiner oft halbjährigen Standzeit auf Herz und Nieren überprüft werden. „Der technische Zustand, also unter anderem die Profiltiefe, der Reifendruck, die Bremswirkung oder die Füllstände der Betriebsflüssigkeiten verdienen zwingend besondere Aufmerksamkeit“, erklärt Raff.
Damit die Zahl der Motorradunfälle möglichst gering bleibt, setze das Polizeipräsidium Reutlingen auch in diesem Jahr wieder verstärkt auf Prävention. Im Vordergrund stünden dabei der persönliche Austausch und die Aufklärung.
Ein Aktionstag, wie es ihn schon vor der Coronapandemie regelmäßig gab, ist für den 22. Mai in Hülben geplant. „Wir wissen, dass die überwiegende Mehrheit der Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer überlegt auf den Straßen unterwegs ist und sich an die Verkehrsregeln hält“, betont der Polizeisprecher. Dennoch werde man in den kommenden Monaten wieder zahlreiche Kontrollen ansetzen, vor allem entlang der unter Motorradfahrern besonders beliebten Ausflugsstrecken.

hf / Foto: dpa


Abgestimmt!

Der 1. Mai ist dieses Jahr auf einen Sonntag gefallen. Nun werden in der Politik Stimmen laut, die in solchen Fällen das Nachholen des Feiertags fordern. Eine gute Idee?

 

Foto: dpa

Feiertag gutschreiben?

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Büchereiplaner gehen in die Tiefe

Esslinger Bibliothek im Bebenhäuser Pfleghof wird modernisiert und erweitert – Probebohrungen in der Webergasse

Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer hat im Wahlkampf oft betont, die Stadtbücherei sei „der zentrale Bildungs- und Kulturstandort“ der Stadt. Doch die Bibliothek stößt immer deutlicher an ihre Grenzen, der Sanierungsstau zeigt Wirkung. Seit den 90er-Jahren wird über eine Erweiterung und Modernisierung diskutiert – nun sollen den vielfachen Bekundungen Taten folgen. Ein architektonisches Konzept wurde bereits vor zwei Jahren ausgewählt und kann seither öffentlich in der Stadtbücherei begutachtet werden. Hinter den Kulissen laufen derweil die nächsten Planungsschritte auf dem Weg zur Bibliothek der Zukunft. Dazu gehört auch, dass die Gebäudesubstanz und der Baugrund genauer untersucht werden müssen. Im Inneren der Bücherei wurde schon einiges untersucht – demnächst stehen einige Bohrungen entlang der Webergasse an. Welche Arbeiten geplant sind, hat die Stadtverwaltung nun in einer Informationsveranstaltung für die Anwohner erläutert.
Der Architekturwettbewerb zur neuen Bibliothek liegt bereits zwei Jahre zurück, und Oliver Wannek, der technische Betriebsleiter des Eigenbetriebs Städtische Gebäude Esslingen (SGE), betont: „Wir waren seither nicht untätig.“ Aktuell sei man dabei, den preisgekrönten und einhellig gelobten Siegerentwurf weiterzuentwickeln, das Raumprogramm zu optimieren und die Planungen voranzutreiben. Parallel dazu läuft eine Bürgerbeteiligung, die sicherstellen soll, dass die Wünsche und Erwartungen des Publikums in der neuen Bibliothek erfüllt werden und dass sich auch neue Nutzerinnen und Nutzer von den Angeboten überzeugen lassen. Die Bibliothek der Zukunft soll „kein Büchertempel sein, sondern ein Ort, an dem sich ganz unterschiedliche Menschen gerne aufhalten“, erklärt SGE-Projektleiter Philipp Kopper. Geplant ist der viel zitierte „dritte Ort“ der Identifikation neben Wohnung und Arbeitsplatz, der unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden und möglichst viele Esslingerinnen und Esslinger ansprechen soll.
Philipp Kopper nahm die Anwohnerinnen und Anwohner in der Informationsveranstaltung im Saal des CVJM-Hauses mit auf einen virtuellen Spaziergang durch die verschiedenen Geschosse der geplanten neuen Bibliothek. Er zeigte, wie sich das Gebäude in die historische Altstadt einfügen soll und wie die einzelnen Bereiche innerhalb des Gebäudekomplexes zwischen Heu- und Webergasse, zu dem künftig auch das Nachbarhaus Heugasse 11 gehören wird, angeordnet werden. Auf Nachfragen zu Gebäudehöhen und -abständen verwiesen Wannek und Kopper darauf, dass man sich noch in einem frühen Planungsstadium befinde und dass noch vieles im Fluss sei. Außerdem hätten die Anwohner im Zuge des Genehmigungsverfahrens ausgiebig Gelegenheit, Stellung zu beziehen. Die Stadt will weiterhin regelmäßig über den Planungsstand berichten. Aktuell befindet man sich in der Vorentwurfsphase, danach soll die eigentliche Entwurfsphase beginnen.
Während hinter den Kulissen die Pläne für die neue Bücherei im Bebenhäuser Pfleghof weiterentwickelt werden, sind vorbereitende Arbeiten demnächst auch nach außen hin sichtbar. Voraussichtlich wird es vom 18. bis 20. Mai oder vom 23. bis 25. Mai einige Probebohrungen entlang der Webergasse geben. So wird die Beschaffenheit des Baugrunds im Bereich der nicht denkmalgeschützten Nanzhalle, die einem Neubau weichen soll, genauer un­tersucht. Da die Arbeiten mit einem sogenannten Kleinbohrgerät mit Geräuschen verbunden und kurzzeitige Verkehrsbehinderungen in der Webergasse zu erwarten seien, wollte die Stadt rechtzeitig informieren. Philipp Kopper geht jedoch davon aus, dass sich die Auswirkungen der Baugrunduntersuchung für die Anwohner in Grenzen halten werden.

adi / Foto: Roberto Bulgrin


Nach 22 Jahren wieder erstklassig

Die Trampolinturner des TB Ruit melden sich nach mehr als zwei Jahrzehnten zurück in der Bundesliga – Junges Team

Zum ersten Mal seit fast 22 Jahren sind die Trampolinturner des TB Ruit wieder in der Bundesliga vertreten. Zwar ist das Ruiter Team noch sehr jung und unerfahren, aber „alle Athleten haben extreme Lust auf die Runde“, erklärt Thorsten Scheibler, der sportliche Leiter der TBR-Trampolinturner. Große Ziele haben sich die Turner noch nicht gesteckt, denn für sie geht es jetzt erst einmal darum, sich in dieser neuen Klasse zurechtzufinden. Scheibler rät dem Team zudem: „Genießt es!“
Beim Bundesliga-Debüt am vergangenen Samstag in Bad Kreuznach trafen die Ruiter auf die Gastgeber vom MTV Bad Kreuznach und auf den TV Weingarten, das TBR-Team reiste bei erzielten 564.01 Punkten mit einem Sieg gegen Weingarten und einer Niederlage gegen Bad Kreuznach zurück auf die Filder.
Im Jahr 2000 hatte der TBR zuletzt ein Bundesligateam. Scheibler war damals ein Teil der Mannschaft und weiß aus eigener Erfahrung, was auf die jungen Sportlerinnen und Sportler nun zukommt. Zwar ist Trampolinturnen eine Randsportart, es sei also um ein Vielfaches leichter, in diese Klasse aufzusteigen als beispielsweise im Fuß- oder Handball, erklärt der sportliche Leiter. Doch das Niveau ist trotzdem sehr hoch: „Wir springen gegen die besten Vereine Deutschlands.“ Für die Turner sei es deshalb eine wertvolle Erfahrung, nun in der höchsten Liga der Republik zu springen.
Diese ist unterteilt in eine Nord/Ost- und eine Süd/West-Staffel, insgesamt treten darin elf Teams gegeneinander an. Die Ruiter mischen in der Süd/West-Gruppe mit. Auch wenn die Konkurrenz teilweise mehr Ligaerfahrung mitbringt, will sich das TBR-Team nicht unter Wert verkaufen. „Wir gehen auf jeden Fall mit einem gewissen Anspruch in die Saison“, erklärt Scheibler. Anders als in vielen Sportarten gibt es in der Trampolin-Bundesliga keine Hin- und Rückrunde. Wer den Meistertitel gewinnt, wird in wenigen Wettkampftagen ausgefochten. In jeder Gruppe tritt zunächst jeder gegen jeden an. Die besten Teams treffen dann in einem Finale aufeinander.
Um nach langer Zeit wieder in der Bundesliga vertreten zu sein, wurden in dem Ostfilderner Verein einige Hebel in Gang gesetzt. Anfangs war zum Beispiel nicht sicher, ob dieses Vorhaben aus finanzieller Sicht möglich ist. Zudem mussten die Verantwortlichen genug Athleten finden, um auf die nötige Mannschaftsgröße zu kommen. Viele der Jugendlichen und jungen Erwachsenen befinden sich derzeit im Studium oder in der Ausbildung, mit ihnen kann somit nicht an jedem Wettkampftag gerechnet werden, erklärt Scheibler. Deshalb bedurfte es eines breiten Kaders, der auch kurzfristige Ausfälle, beispielsweise durch Corona-Erkrankungen, kompensieren kann. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben, ein Team zusammenzustellen“, sagt Scheibler.
Nun besteht das Team aus elf Athleten im Alter zwischen 13 und 20 Jahren. Neben den Eigengewächsen Lucienne Bergann, Simon Hofmann, Magdalena Roos, Nadine Schwartz sowie den Talenten Jannick Scheibler und Valeria Limonova hat sich das Team mit Athleten des Stützpunktes verstärkt: Michael Gladjuk, Janis-Luca Braun und Manuel Rösler. Außerdem tritt nun Nina Pape aus der Nähe von Wolfsburg für die Ruiter an. Leistungsträger sind Hofmann und Gladjuk, die im vergangenen Jahr den deutschen Meistertitel im Einzel gewonnen haben. Aber auch Rösler, Schwartz und Bergann haben nationale Titel vorzuweisen. 

Info: Die Gegner des TB Ruit in der Trampolin-Bundesliga-Gruppe Süd/West sind MTV Bad Kreuznach, TV Weingarten, TV Sulzberg, Eintracht Frankfurt und TG Dietzenbach.

dcb/hin / Foto: TB Ruit


Fieser Betrug über Whats-App

Betrüger haben eine neue Masche – Über Messengerdienste wird das Vertrauen der Opfer erschlichen – Polizei warnt

„Hallo Mama. Ich benutze jetzt mein altes Handy mit einer neuen Nummer. Bitte lösche die alte Nummer. Das hier ist meine neue.“ So oder so ähnlich beginnen die harmlos wirkenden Whats-App-Nachrichten, versandt von einer unbekannten Nummer. Der Gedanke an die eigene Tochter oder den Sohn lässt viele der Angeschriebenen umgehend antworten – und damit geraten sie in die Fänge von dreisten Betrügern. Das Polizeipräsidium Reutlingen, das auch für den Landkreis Esslingen zuständig ist, warnt eindringlich vor einer altbekannten Masche in neuem Gewand, die derzeit verstärkt zu verzeichnen ist: der „Enkeltrick 2.0“.
Den klassischen Enkeltrick gibt es schon seit Jahren: Die Gauner suchen im Telefonbuch nach Vornamen, die auf eine ältere Person schließen lassen. Dann rufen Sie bei ihr an, geben sich als Enkelsohn oder Enkeltochter aus und wollen Geld. Oft werden eine Notsituation vorgespielt und psychischer Druck auf die Senioren ausgeübt. Nun hat sich der Betrug vom Telefon auf Messenger-Dienste verlagert, denn auch immer mehr Ältere nutzten Whats-App, um mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben. Bei der Suche nach potenziellen Opfern wenden sich die Betrüger aber nicht mehr nur an die Großeltern, sondern sprechen jetzt die Eltern an.
Die Masche läuft immer gleich ab: Eine unbekannte Nummer schickt eine harmlose Nachricht und gibt vor, Sohn, Tochter oder Enkel zu sein, deren Handy leider defekt sei. Nach der vertraut klingenden Begrüßung mit Herzchen und Kuss-Smileys bitten sie, die neue Nummer zu speichern. Dann kommen die Betrüger rasch zur Sache. Mit einer vermeintlichen Notlage wollen sie ihren Opfern Geld abluchsen. Die erfundenen Szenarien variieren. Mal behaupten die Absender der Nachricht, dass auf dem neuen Handy kein Online-Banking möglich sei. Mal heißt es: „Ich muss heute noch Rechnungen überweisen, komm aber nicht an meine Daten. Kannst du das für mich übernehmen? Morgen kriegst du das Geld zurück.“ Die Lage wird immer äußerst dringlich dargestellt.
Wer die erfundene Geschichte glaubt und den geforderten Betrag – aufgrund der „zeitlichen Dringlichkeit“ per Blitzüberweisung – bei einer Onlinebank einzahlt, sieht sein Geld nie wieder. Es landet auf einem Konto, das die Betrüger eigens eingerichtet haben und rasch leerräumen. Da die Opfer meist aufgefordert werden, die vermeintlich nicht mehr gültige Telefonnummer gleich zu löschen, um zu verhindern, dass sie Kontakt zu ihren Familienangehörigen aufnehmen, fliegt der Schwindel oft viel zu spät auf.

Eine hohe Dunkelziffer
So ist es jüngst einer Seniorin aus Plochingen ergangen, die gutgläubig eine vierstellige Summe überwies, wie die Polizei berichtete. Bei einem Mann aus Deizisau scheiterte der Betrug – als die Kriminellen mehr Geld in Form von weiteren Überweisungen forderten, wurde er misstrauisch und erstattete Anzeige. Wenige Tage später wurde eine 68-jährige Frau aus Esslingen reingelegt. Gutgläubig hatte sie einen vierstelligen Geldbetrag überwiesen, nachdem ein vermeintlicher Angehöriger Geld zur Begleichung angeblich dringender Rechnungen forderte. Der Betrug flog erst auf, als die Frau Kontakt zu dem tatsächlichen Angehörigen aufnahm, nachdem sich der Unbekannte nicht mehr gemeldet hatte.
Im zuständigen Polizeipräsidium Reutlingen kennt man solche Fälle: „In den vergangenen Tagen waren mehrmals Betrüger im Messenger Dienst Whats-App aktiv“, teilt eine Polizeisprecherin mit. Konkrete Zahlen könne man nicht liefern, mittels einer Stichwortrecherche („die unter Umständen mit Unschärfen verbunden sein kann“) seien jedoch allein im Monat März im Landkreis Esslingen mehrere Dutzend Fälle zur Anzeige gebracht worden. „In mehr als drei Viertel dieser Fälle kam es nicht zu einem Schadenseintritt.“ Allerdings geht die Polizei von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betrugsversuche vermutlich nicht angezeigt würden.

Rasante Veränderungen
Hinter den Enkeltrickbetrügern stecken häufig Kriminelle aus dem Ausland. Im Zuge der fortschreitenden Vernetzung und Digitalisierung würden sich die Tatbegehungsweisen speziell im Bereich der Vermögensdelikte rasant verändern, heißt es in der jüngst vorgelegten polizeilichen Kriminalstatistik für das vergangene Jahr. Viele der Straftaten seien aufgrund des unklaren Handlungs- oder Aufenthaltsorts der Tatverdächtigen in einer Auslandsstatistik aufgeführt – und die weist, im Gegensatz zur Inlandsstatistik, deutlich mehr Fälle auf.
Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Esslingen 2417 Betrugsfälle und damit insgesamt 931 weniger als 2020 erfasst (3348). Auf der anderen Seite bearbeiteten die Organisationseinheiten im Kreis weitere 4088 Betrugsfälle, die in der separaten Auslandstatistik registriert wurden. Das waren 1057 Fälle mehr als 2020 (3031). Bei diesen 4088 Betrugsverfahren wurden insgesamt 8671 Geschädigte und ein Gesamtschaden in Höhe von über 11,9 Millionen Euro registriert. „Aus diesem Grund kann – bei ganzheitlicher Betrachtung – von einem Rückgang der Betrugsdelikte nicht die Rede sein“, lautet das Fazit.

eh / Foto: Elke Hauptmann


Abgestimmt!

Vor 70 Jahren wurde Baden-Württemberg gegründet – eine Erfolgsgeschichte mit nach wie vor selbstbewussten Landsmannschaften. Erkennen Sie ein einig Bundesland?

Foto: dpa

Einig Bundesland?

  • Nein! (67% )
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Kammermusik, Tanz und Salons

Das Podium-Festival bietet in Esslingen vom 28. April bis 7. Mai wieder außergewöhnliche Konzerterlebnisse

Das Festival hat sich längst einen Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus erspielt, auf Grundlage eines erfrischenden Konzepts, außergewöhnlicher Präsentation klassischer Musik und mit musikalischer Finesse. Im Jahr 2022 wird das Podium-Festival unter dem Motto „Laut die Zukunft träumen“ veranstaltet. Vom 28. April bis 7. Mai werden 17 sogenannte Hauptkonzerte präsentiert, dazu zahlreiche kleinere Veranstaltungen – dargeboten von 80 jungen Künstlerinnen und Künstlern an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt. Als Höhepunkte werden das Eröffnungskonzert „Ewigkeit“ in der Stadtkirche St. Dionys, eine besondere Aufführung der 7. Sinfonie von Bruckner in der Frauenkirche und das Finale zwischen Klassik und Pop („Die Supergroup“) in der Druckerei Bechtle angekündigt. Darüber hinaus reicht die Bandbreite des Programms von einer Tanzperformance über einen spektakulär inszenierten „Maskenball“ bis zur Aufführung bewegender Stücke von Komponisten durch die Jahrhunderte („Das Lied der Nacht“). Neben den Konzerten gibt es zahlreiche Veranstaltungen mit freiem Eintritt: das neue Format „Podium Salon“ etwa oder eine Jam-Session.
Der thematische Bogen des Podium-Festivals spannt sich von politisch Aktuellem wie Globalisierung, Klimakrise und Korruption über die Rolle von Heldinnen als Vorbild bis hin zu existenziellen Fragen menschlichen Lebens. „Wir wollen mit unseren Konzerten Geschichten erzählen, die Menschen bewegen und sie generationsübergreifend zum Dialog anregen“, sagt der Künstlerische Leiter Joosten Ellée. Es ist die erste Podium-Ausgabe unter der Leitung des 29-jährigen Musikers, Komponisten und Ensemblegründers. Diversität, politische Verantwortung und Partizipation werden als Schwerpunktthemen im Programm definiert. Überwiegend werden Werke von Frauen aufgeführt. „Wir spielen die Werke von Frauen nicht, weil sie von Frauen stammen, sondern weil es einfach gute Musik ist. Es ist ein großer Skandal, dass es nach wie vor so wenig Werke von Frauen auf die aktuellen Spielpläne schaffen“, sagt Joosten Ellée.
Die künstlerische Zusammenarbeit mit Laienensembles ist für Ellée eine Herzensangelegenheit: „Ich bin sehr froh, dass wir mit den Streichern des Jugendsinfonieorchesters Filderstadt an der Filum-Musikschule eine so wunderbare Kooperation für das Eröffnungskonzert realisieren können und die Kantorei der Esslinger Stadtkirche unter ihrem Leiter Uwe Schüssler bei unserem Projekt ‚Lied der Nacht’ so aktiv und engagiert mitwirkt.“ Starke partizipative Elemente fließen auch in das Werkstattkonzert „#bechange” ein.
Weiterhin hat die Zusammenarbeit mit professionellen Ensembles und mit anderen Kulturveranstaltern aber eine zentrale Bedeutung im Rahmen des Festivals. Das von Joosten Ellée und der neuen Podium-Geschäftsführerin, Selma Brauns, mit gegründete Ensemble Reflektor spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Ensemble wirkt nicht nur beim Eröffnungskonzert mit, sondern auch bei der ambitionierten Konzertproduktion „Fuel”.
Kostenlose Konzerte für Kitas und im öffentlichen Raum gehören wie die Club-Konzerte im Jugendhaus Komma schon länger zu den Bestandteilen des Festival-Programms. Für die Kita-Konzerte ist in diesem Jahr unter der Überschrift „Heldinnen” ein besonderes musikalisch-szenisches Programm mit der Komponistin Emilie Mayer im Zentrum vorgesehen. Die „Salons“ mit Minikonzerten bei freiem Eintritt sollen die Öffnung des Festivals zur Stadt herausarbeiten.

Info: Karten gibt es an Reservix-Vorverkaufsstellen sowie unter www.podium-esslingen.de. Unter www.podium-esslingen. de sind auch die genauen Programminformationen ersichtlich.

hin / Foto: Christoph Püschner/Zeitenspiegel


Projekt auf wackeligen Beinen

Verwaltungsgerichtshof hat den Bebauungsplan „Parksiedlung Nord-Ost“ erneut gekippt – Die Hofkammer baut weiter

Weil der Lärmschutz nur unzureichend berücksichtigt wurde, erklärte der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof (VGH) den Bebauungsplan „Parksiedlung Nord-Ost“ im Jahr 2017 für ungültig. Das gleiche Malheur passierte der Stadt Ostfildern nun mit der nachgebesserten Variante des Bebauungsplans für das Siedlungsprojekt am Hang zum Neckartal. Im Rahmen eines Normenkontrollverfahrens entzogen die Richter des 8. Senats in Mannheim dem Vorhaben ein zweites Mal die Rechtskraft. Eine Revision ist nicht zugelassen.
Trotz dieses Urteils wird auf dem Gelände, auf dem rund 120 Wohneinheiten entstehen sollen, erst einmal weiter gebaut. Es gebe eine gültige Baugenehmigung, heißt es aus dem Rathaus der Filderkommune. Ob und in welcher Weise man auf das VGH-Urteil reagieren werde, könne man erst entscheiden, wenn die Begründung des Gerichts vorliegt, sagt Baubürgermeisterin Monika Bader.
Ansonsten gibt man sich im Rathaus angesichts der erneuten Niederlage vor Gericht schmallippig. An Spekulationen, welche Folgen das Urteil für das Siedlungsprojekt haben könne, will sich Bader nicht beteiligen: „Wir brauchen Geduld.“ Es handle sich hier um zweierlei Rechtsverfahren. Deswegen dürfe die Hofkammer Projektentwicklung GmbH ihre Bautätigkeit fortsetzen.
Auf Klägerseite ist die Freude über den Prozessausgang groß. „Das ist eine Oberklatsche für die Stadt“, sagt Götz Dittmar, der sich als maßgeblicher Initiator der Anwohnerklagen bezeichnet. Zum zweiten Mal sei die Kommune mit ihrem Vorhaben „grandios gescheitert“. In der gut vier Stunden langen Verhandlung, bei der er selbst zugegen war, habe sich an vielen Punkten herausgestellt, dass auch die nachgebesserte Version des Bebauungsplans „handwerklich unheimlich schlecht gemacht“ sei. Nach Dittmars Einschätzung ist mit der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs, den Bebauungsplan für ungültig zu erklären, „die Grundlage für die Baugenehmigung weggefallen. Die Stadt tut deshalb gut daran, die Baugenehmigung für die Hofkammer zurückzunehmen“. Wie etliche andere Anwohner der Parksiedlung werde er nun bei der Stadt Widerspruch gegen die Baugenehmigung einlegen, kündigt Dittmar an.
Ähnlich sieht es Muhamed Kilicaslan, ein weiterer Kläger und Betreiber einer Shishabar, die sich am Rand des geplanten neuen Baugebiets befindet. „Die Stadt hat sich da völlig verplant“, sagt Kilicaslan. Die „Trickserei“, mit der die Stadt beispielsweise bei den Lärmwerten gearbeitet habe, indem es das Baugebiet als Mischgebiet ausgewiesen habe, sei aufgeflogen. Auch was ihm selbst für den gastronomischen Betrieb auferlegt wurde, hält er für nicht akzeptabel. Er sei nicht bereit, 450 000 Euro für die Herstellung von Parkplätzen entlang der Breslauer Straße an die Hofkammer zu bezahlen und zudem die Pflege des Ortseingangs zu übernehmen, wie es von ihm verlangt werde, so Kilicaslan. Ebenso lehne er es ab, die Parkplätze nach Auslaufen des Erbbaurechtsvertrags kostenlos an die Hofkammer zu übergeben. Wie Götz Dittmar betont er, dass er nicht generell gegen eine Bebauung sei. „Aber wir hoffen immer noch auf eine vernünftige Lösung.“
Bei der Hofkammer Projektentwicklung, die Ende vorigen Jahres damit begonnen hatte, das Siedlungsprojekt zu realisieren, sieht man nach dem Mannheimer Urteil keinen Anlass, die Bautätigkeit einzustellen. „Wir bauen ganz normal weiter“, sagt Geschäftsführer Achim Geisbauer und verweist auf seine gültige Baugenehmigung. Eilanträge von Anliegern, die darauf abzielten, einen Baustopp zu erwirken, seien zweitinstanzlich abgelehnt worden, mit der Begründung, dass keine nachbarschützende Rechte verletzt würden.
Welche Konsequenzen das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs haben könnte, darüber mag Geisbauer nicht spekulieren. Die Arbeiten auf dem Hanggelände sind schon recht weit gediehen. Die Bohrpfähle, die im Erdreich für die Standfestigkeit der fünf bis zu 17 Meter hohen Wohngebäude sorgen sollen, sind gesetzt. Am hinteren Gebäude seien bereits die ersten Wände geschalt, berichtet Geisbauer.

hf / Foto: Ines Rudel