Schnelles Internet für zwei Orte

Firma GVG möchte in Altbach und Deizisau ein Glasfasernetz aufbauen – Hürde ist eine Mindestbeteiligung der Haushalte

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Den Gemeinden Altbach und Deizisau flatterte jüngst das Angebot einer norddeutschen Firma zum eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau ins Haus. Der Vorteil: Beiden Kommunen entstehen keine Kosten für das blitzschnelle Internet. „Das ist natürlich sehr positiv“, sagte Altbachs Bürgermeister Martin Funk jüngst im Gemeinderat, als dem Gremium das Konzept der in Kiel ansässigen Firma GVG Glasfaser vorgestellt wurde. Nachdem von der Deutschen Telekom bislang kein Signal in Deizisau angekommen ist, das Glasfasernetz auszubauen, wollen Bürgermeister Thomas Matrohs und der Gemeinderat ebenfalls mit GVG kooperieren. Ziel ist es, bis in drei Jahren 98 Prozent aller Haushalte einen schnellen Internetanschluss anbieten zu können.
Altbach ist wie alle Kommunen in der Region fast ausschließlich durch die Netze der Telekom und durch das Kabelnetz von Vodafone ans Internet angeschlossen. Diese beiden Netze basieren jedoch fast ausschließlich auf dem klassischen Kupferkabel, was sich wohl nicht so schnell ändern wird. Besagte Kupferkabel schränken aber auf den letzten Metern ins Haus die Übertragungsrate spürbar ein – je länger das Kupferkabel bis zum Hausanschluss ist, desto stärker sinkt die Rate. Und die Datenmengen werden immer größer. Die Alternative ist eine Glasfaserleitung bis zum Endverbraucher – dadurch können Daten mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden.
Bislang hat sich in Altbach und in Deizisau kein Telekommunikationsunternehmen mit einer Ausbauplanung für eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur blicken lassen. Bis jetzt. GVG Glasfaser gibt an, dass der Ausbau flächendeckend und für die Kommunen kostenfrei erfolge. Die Erschließung soll in einem Cluster, also gemeinsam in Deizisau und Altbach, erfolgen, sonst lohnt es sich für die GVG nicht. Hierzu müssten die beiden Kommunen einen Kooperationsvertrag schließen.
Voraussetzung für das Angebot ist allerdings, dass bei der Vorvermarktung genügend Haushalte – mindestens 40 Prozent der Bürger und Gewerbetreibenden im gesamten Ausbaugebiet – einen entsprechenden Anschluss bestellen. Die Kosten liegen je nach gewünschter Schnelligkeit des Internets zwischen 30 und 60 Euro im Monat. Das Glasfasernetz der GVG-Marke „teranet“ würde völlig getrennt vom klassischen Telefonnetz aus Kupferleitungen eingerichtet. Während die Straßen zur Verlegung der Kabel aufgegraben werden müssen, sollen für die Hausanschlüsse zwei Schächte ausreichen, zwischen denen die Kabel unterirdisch hindurchgepresst werden.
Alle Haushalte, die sich während der Vermarktungsphase für einen Glasfaseranschluss entscheiden, erhalten laut GVG ihren Hausanschluss kostenfrei – natürlich nur im Fall einer positiven Ausbauentscheidung nach erreichter Vermarktungsquote. Die GVG peilt nach dem Abschluss des Kooperationsvertrag den Vermarktungsstart in der zweiten Jahreshälfte an. Ausgenommen von dem Angebot sind das Gewerbegebiet und die Gewerbetreibenden auf der Neckarinsel, hierfür erhält Altbach eine Förderung von 90 Prozent durch Bund und Land.
Im Norden der Republik gehört das Kieler Unternehmen zu den Topvermarktern, auch in Bayern und in Hessen wurden einige Regionen mit dessen schnellem Netz versorgt. „Hier im Süden wäre Altbach/Deizisau unser Pilotprojekt“, sagte Miguel Gutierrez Prieto von GVG Glasfaser. Für die Versorgung der beiden Kommunen veranschlagt er rund zweieinhalb Jahre– ein halbes Jahr für die Vorvermarktung und zwei Jahre für die Baumaßnahmen. Das gesamte Ausbaugebiet umfasst rund 13 500 Einwohner mit rund 6100 Wohneinheiten.
Auch Infrastrukturmanager Oliver Bauer vom Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Esslingen steht dem Angebot positiv gegenüber. Angesichts der Tatsache, dass sich das Datenvolumen etwa alle eineinhalb Jahre verdopple, sei der Umstieg auf Glasfaser die einzige Lösung: „Wir haben zwar einen Vertrag mit der Telekom, aber ein Exklusivrecht hat die Telekom nicht.“ In beiden Gemeinderäten fand das GVG-Angebot Anklang. Nun gilt es, einen Vertrag auszuarbeiten und den Gremien zur Beschlussfassung vorzulegen.

kd/kai / Foto: dpa


Die Karriere startet – auf der Messe

Fast 50 Unternehmen und Organisationen stellen sich am 8. und 9. April live im Esslinger Neckar Forum und online vor – Umfassender Überblick zu Ausbildungsmöglichkeiten – Virtuelle Ausgabe vom 10. bis 12. April

Beinahe 40 Prozent der Ausbildungsplätze sind im laufenden Lehrjahr in Deutschland unbesetzt geblieben. Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung trifft dieser Umstand vor allem kleine Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden. Die Coronapandemie habe die Situation noch verschlimmert – vor allem, weil es kaum oder keine Berufsorientierung und Praktika gab. Viele Schülerinnen und Schüler haben auch falsche Vorstellungen von Berufsbildern und derzeit wenig Gelegenheit, sich direkt zu informieren, schreiben die Autoren der Studie.
Ein Tag für die Schüler
Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Schüler orientieren können. Und umgekehrt Unternehmen die Möglichkeit erhalten, sich potenziellen Bewerbern zu präsentieren. Genau das geschieht bei der Ausbildungsmesse Karriere 2022 der Eßlinger Zeitung. Am Freitag, 8. April, und am Samstag, 9. April, werden sich fast 50 namhafte Firmen und Organisationen im Neckar Forum in Esslingen vorstellen.
Neu ist in diesem Jahr das Freitagsprogramm, bei dem vor allem Schulklassen von 9 bis 14.30 Uhr die Gelegenheit haben, erste Kontakte zu knüpfen. Die Eßlinger Zeitung organisiert dafür einen kostenlosen Shuttle-Service, der die Schülerinnen und Schüler an der Schule abholt und auch wieder dorthin zurückbringt. Angemeldet sind fast 500 Schülerinnen und Schüler.
Bereits im Vorfeld konnten die Schulklassen einen Orientierungstest machen, der den Jugendlichen zeigt, in welchem Berufsfeld sie vermutlich richtig sind. Entsprechend gibt es eine Tour zu ausgewählten Messeständen. Dafür werden die Aussteller eingeteilt – je nach Ausbildungsangebot in kaufmännische, handwerkliche, kreative, soziale, IT- oder Verwaltungsberufsfelder.
Am Samstag, 9. April, haben schließlich all diejenigen die Möglichkeit, die sich privat über ihre Zukunftschancen informieren wollen. Von 10 bis 16 Uhr sind die Messetore geöffnet.
Online in die Zukunft klicken
Wer weder am Freitag noch am Samstag vorbeikommen kann, verpasst dennoch nichts. Von Sonntag, 10. April, ab 9 Uhr, bis Dienstag, 12. April, schließt sich eine virtuelle Karrieremesse an. Dort kann man sich ohne Registrierung durch die Stände klicken, sich einen Eindruck verschaffen oder sich nochmals gezielt über einen Aussteller informieren, den man vor Ort kennengelernt hat. Online gibt es einen Orientierungstest und die Gruppierung der Aussteller nach Berufsfeldern. Über einen Live-Chat können sich die Messebesucher mit Personalverantwortlichen und Auszubildenden unterhalten.
Sowohl die Präsenzmesse als auch die virtuelle Ausgabe werden von Zusatzangeboten begleitet. So gibt es Vorträge und einen Bewerbungsmappencheck der Agentur für Arbeit. Und wer bei seinem potenziellen künftigen Arbeitgeber mit einem tollen Foto glänzen will, kann bei der Fotobox vorbeischauen.
Die Betriebe geben Einblicke in zahlreiche Ausbildungsberufe. Von Personalverantwortlichen und Auszubildenden gibt es Infos aus erster Hand. Die jungen Mitarbeiter erzählen von ihren ersten Erfahrungen im Beruf und von ihrem Alltag im Betrieb oder der Berufsschule.

Die Messe im Überblick

Wann vor Ort?
Freitag, 8. April, 9 bis 14.30 Uhr
Samstag, 9. April, 9 bis 16 Uhr
Neckar Forum, Esslingen
Eintritt frei

Wer stellt aus?
Fast 50 Firmen aus Industrie,
Handwerk, Pflege und Dienstleistung sowie Bildungseinrichtungen

Zugangs- und Hygieneregeln
• Es gelten die Bedingungen der aktuellen Corona-Verordnung (siehe Messe-Webseite).
• Durch die Messe führt ein Rundweg, damit sich die Besucher nicht in die Quere kommen, trotzdem aber die Gelegenheit haben, an jedem Ausstellungsstand einen Stop einzulegen.
• Im Ein- und Ausgangsbereich wird es Desinfektionsstationen geben.

Wann virtuell?
Sonntag, 10. April, bis Dienstag, 12. April
www.karrieremesse- esslingen.de

Kooperationspartner
• Agentur für Arbeit Göppingen
• IHK Esslingen-Nürtingen
• Landkreis Esslingen
• Kreishandwerkerschaft
Esslingen-Nürtingen dan

dan / Archivfoto: Rainer Hauenschild


Leben und leben lassen in der City

Überarbeitete Gestaltungsrichtlinien für Esslinger Innenstadt räumen mehr Spielräume für Handel und Gastronomie ein

Die Esslinger Innenstadt soll sich so attraktiv wie möglich präsentieren. Doch Geschmäcker sind verschieden – die Frage, was ins Stadtbild passt, kann ganz unterschiedlich beantwortet werden. Damit bei Werbung, Außengastronomie und Stadtmöblierung nichts aus dem Ruder läuft und ein angemessenes Flair gewahrt bleibt, haben Gemeinderat und Verwaltung vor Jahren Gestaltungsrichtlinien formuliert. Die regeln, was bei Möblierung, Schirmen und Markisen, aber auch bei der Bepflanzung und Werbung möglich ist. Doch diese Vorgaben waren nie unumstritten. Händler und Gastronomen haben immer wieder moniert, dass die Gestaltungsrichtlinien oft zu streng ausgelegt und dass ihre Möglichkeiten damit zu stark beschnitten würden. Deshalb hat die Stadt die Vorgaben für „private Sondernutzungen auf öffentlicher Fläche“ überarbeitet. Ziel war es, „die Gestaltungsrichtlinien um weitere Möglichkeiten für moderneres und zeitgemäßes Handeln zu erweitern und dennoch das bewährte Grundgerüst aufrechtzuerhalten“.
Wer durch die Esslinger Innenstadt geht, kann den Wandel allenthalben beobachten. Manches, was bei der Formulierung der Gestaltungsrichtlinien 2008 im Fokus stand, hat an Bedeutung verloren, dafür sind andere Bedürfnisse in den Vordergrund gerückt. Um der Gastronomie angesichts der Einbußen der Coronazeit unter die Arme zu greifen, hatte die Stadt die Regeln für die Außenbewirtschaftung zuletzt großzügiger ausgelegt. Weil sich das nach Einschätzung vieler positiv auf die Belebung der Innenstadt ausgewirkt hatte, haben die Grünen in den Etatberatungen den Stein ins Rollen gebracht und gefordert, die Gestaltungsrichtlinien zu überarbeiten, die Spielregeln weniger eng zu fassen und die großzügigere Außenbestuhlung der Coronasommer 2020 und 2021 beizubehalten. Im Rathaus rannten die Grünen offene Türen ein, zumal sich der Oberbürgermeister Matthias Klopfer dafür ausgesprochen hat, durch eine liberalere Haltung zur Belebung der Innenstadt beizutragen. Sein Motto: „Leben und leben lassen. Es kommt auf den Geist an, mit dem man die Richtlinien lebt.“
Die Ratsfraktionen gaben im Gemeinderat grünes Licht für das überarbeitete Regelwerk. Zahlreiche Details wurden neu formuliert, die Spielräume für Handel und Gastronomie wurden erweitert. So gibt es künftig mit Blick auf Größe und Anzahl der Sitzplätze weitere Optionen zur Erweiterung der sogenannten Sondernutzungsflächen – die alte Regelung, dass die Außengastronomie nicht mehr Sitzplätze haben durfte, als im Innenbereich genehmigt sind, entfällt. Die Bestuhlung vor den Geschäften kann individueller gestellt werden, die Außengastronomie kann besser durch Schirme beschattet werden, außerdem wird mehr Bepflanzung möglich.
Stadtrat Jörg Freitag (Grüne) begrüßt die zusätzlichen Möglichkeiten: „Es ist gut, dass die Stadt künftig mehr auf die individuellen Bedürfnisse eingeht. Die überarbeiteten Regelungen könnten Gastronomie und Einzelhandel stärken und dennoch helfen, ein ästhetisches Stadtbild zu wahren.“ Andreas Koch (SPD) findet die neuen Vorgaben „wirklichkeitsnäher, flexibler und kundenfreundlicher“. Dennoch sieht er weiterhin Korrekturbedarf. Als Beispiele nannte er, dass Bänke weiterhin als Sitzplätze in der Gastronomie nicht zulässig seien, dass die Zahl der Heizpilze nicht mehr reglementiert sei und dass die Vorgaben für Werbebeschriftung viel zu detailliert seien. Freie-Wähler-Fraktionschefin Annette Silberhorn-Hemminger sieht die Kommune mit den großzügigeren Regelungen auf dem richtigen Weg: „Der vergangene Sommer hat gezeigt, dass noch viel mehr möglich ist. Trotz Corona hatten wir ein tolles Leben in der Stadt.“ Brigitte Häfele (FDP) freut sich über „Gestaltungsrichtlinien mit echten Gestaltungsmöglichkeiten“. Tim Hauser (CDU) legt Wert auf eine Entbürokratisierung: „Es geht darum, flexibler zu werden und trotzdem geordnet zu bleiben.“ Martin Auerbach (Linke) fordert, sich nicht nur auf die Gestaltung zu konzentrieren, sondern auch über längere Öffnungszeiten für die Gastronomie nachzudenken.

adi / Foto: Ines Rudel


Weniger Radler verunglückt

Unfall- und Verletztenzahlen auf Straßen im Kreis sind laut Polizeistatistik zurückgegangen – Es gibt auch Grund zur Sorge

Die Zahl der Unfälle auf den Straßen im Landkreis Esslingen ist weiter gesunken. Nach einem deutlichen Rückgang 2020 ist sie im vergangenen Jahr nochmals leicht zurückgegangen. Allerdings verloren sieben Menschen ihr Leben auf den Straßen. Und im Vergleich zu den Nachbarkreisen hat Esslingen eine auffällig hohe Zahl an Unfällen unter Drogeneinfluss zu verzeichnen.

Eckpunkte: Die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Esslingen ist im vergangenen Jahr um 0,9 Prozent auf 12 658 zurückgegangen. Sie liegt damit deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 (15 815). Signifikante Rückgänge gab es vor allem bei Unfällen mit Verletzten und Toten (minus 3,6 Prozent) und mit Sachschäden (minus 4,5 Prozent). Lediglich bei den Kleinst­unfällen gab es einen leichten Anstieg.

Unfallfolgen: Zum wiederholten Mal ist ein Rückgang bei den Schwerverletzten zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr verringerte sich die Zahl um 7,4 Prozent auf 200. Die Zahl der Leichtverletzten betrug 1178 (minus 3,4 Prozent). Nachdem 2020 neun Menschen tödlich verunglückten, waren es im vergangenen Jahr sieben. Drei Pkw-Fahrer, zwei Radfahrer, ein Motorradfahrer und ein Fußgänger verloren 2021 im Kreis Esslingen ihr Leben.

Unfallursachen: In 1209 Fällen krachte es bei Abbiege-, Wende- oder Rückwärtsfahrten. 732 Mal wurden die Vorfahrtsregeln auf der Straße nicht beachtet. Deutlich weniger Unfälle passierten aufgrund von zu geringem Abstand (375). Die Unfälle wegen Geschwindigkeitsübertretungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 31,7 Prozent auf 220. Damit liegt die Zahl allerdings noch unter dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 (255).
Von den 236 Unfällen wegen mangelnder Verkehrstüchtigkeit, nahezu der Stand des Vorjahrs, wurden 168 unter Alkoholeinfluss verursacht – immerhin zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. 71 Personen wurden bei Alkoholfahrten leicht verletzt, das waren 28 mehr als zuvor und vier mehr als durchschnittlich 2017 bis 2019. Sieben Menschen wurden dabei schwer verletzt und zwei Personen starben. Im Vergleich mit den Nachbarlandkreisen gab es außerdem deutlich mehr Unfälle mit Sachschäden und Leichtverletzten, bei denen Drogen eine Rolle gespielt haben: Bei 35 solcher Unfälle wurden 20 Menschen leicht verletzt.


Unfallflucht: „Unverändert wie in den vergangenen Jahren ist festzustellen, dass bei jedem fünften Unfall ein Beteiligter – meist der Verursacher – vom Unfallort flieht. Etwa jede dritte dieser Straftaten konnte aufgeklärt werden“, vermeldet die Pressestelle der Polizei Reutlingen. 2847 Beteiligte flohen von der Unfallstelle. In zwei dieser Fälle wurden Menschen schwer verletzt.

Motorräder: Die Zahl der Unfälle mit Rollern und Motorrädern sank um 12,3 Prozent auf 243. Der Statistik zufolge ist hier ein konstanter Rückgang in den vergangenen Jahren zu verzeichnen. Hauptgrund für Unfälle, die durch Biker verursacht wurden, ist nach Angaben eines Polizeisprechers die Geschwindigkeit. Nicht immer handle es sich um Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit, vielmehr spiele oft die „nicht angepasste Geschwindigkeit“ – also eine Fehleinschätzung über das eigene Fahrvermögen, die Straßenverhältnisse oder den Straßenverlauf – eine Rolle.

Fahrradfahrer: Nach einem Höchststand der Unfälle mit Fahrradfahrern 2020, ging die Zahl im vergangenen Jahr um 16,4 Prozent auf 509 zurück. Zwei Radfahrer starben vergangenes Jahr (2020 waren es drei, alle E-Bike-Fahrer). 78 Radfahrer – 20 weniger als im Vorjahr – wurden schwer verletzt. Während die Fahrradunfälle im Jahr 2021 insgesamt zurückgingen, stieg die Zahl der Unfälle mit E-Bikes, auch Pedelecs genannt, um 3,3 Prozent leicht an. Am stärksten stieg in diesem Zusammenhang die Zahl der Leichtverletzten: Um 20,9 Prozent klettert sie auf 110. „Die wachsende Beliebtheit der Pedelecs schlägt sich bereits seit vielen Jahren mit teils massiven Steigerungen in der Unfallbilanz nieder“, teilt die Polizei mit.

Fußgänger: Etwas mehr Fußgänger im Kreis Esslingen als noch im Vorjahr waren 2021 in Unfälle verwickelt. 128 waren es 2020, und 136 im Jahr 2021. Die Zahl der Leichtverletzten stieg entsprechend ebenfalls – um 16 auf 93.

ff / Foto: Roberto Bulgrin


Abgestimmt!

Angesichts steigender Preise hat der Bund auch Neun-Euro-ÖPNV-Tickets für drei Monate beschlossen. Nun werden Forderungen laut, das Monatsticket kostenlos auszugeben. Soll das Gratis-Ticket kommen?

Foto: dpa

Gratis-Ticket für ÖPNV?

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Frühlingserwachen in den Städten

Verkaufsoffene Sonntage am 3. April in Esslingen, Nürtingen, Kirchheim und Plochingen

Am Wochenende 2./3. April gibt es vielerorts Märkte, Feste und verkaufsoffene Sonntage, auch Esslingen, Nürtingen, Kirchheim und Plochingen locken mit besonderen Aktionen und Möglichkeiten des sonntäglichen Einkaufs.

Esslingen
Der Lenz lässt nicht nur die Natur aufblühen, am Wochenende hält er mit dem „Esslinger Frühling“ auch Einzug in die Stadt. Am 2. und 3. April ist mit den Gartentagen, dem Entenrennen, der Mobilitätsschau, dem Spieleparadies und dem verkaufsoffenen Sonntag viel geboten. Die Altstadt erblüht regelrecht.
Die Gartentage laden samstags und sonntags jeweils ab 11 Uhr zum Besuch Esslingens ein. Gartenbetriebe aus der Region und darüber hinaus zeigen Trends, geben Tipps und laden zum entspannten Bummel ein. Auch werden Kunst und Handwerk, Antiquitäten und Osterdekoration präsentiert. Die Stände sind laut Mitteilung des Stadtmarketings über die gesamte Innenstadt verteilt.
Völlig unbeschwert lassen sich diese Tage nicht genießen, das Leid des Kriegs in der Ukraine lässt niemanden unberührt. Die Welle der Hilfsbereitschaft macht auch vor dem „Esslinger Frühling“ nicht halt. Am Postmichelbrunnen werden zugunsten eines Hospitals in Lwiw 1000 blaue und gelbe Frühjahrsblumen verkauft. Zudem gibt es gegen eine Spende Herz-Aufkleber und Blumenkisten.
Auf dem Marktplatz findet sonntags eine Mobilitätsschau statt, mehrere Autohäuser präsentieren Fahrzeuge. Auch Motorräder sind zu sehen, ebenso Fahrräder, E-Bikes und Dreiräder. Organisationen und Vereine präsentieren zudem ihre Ideen und Konzepte für eine menschen-, stadt- und klimafreundliche Mobilität; es geht dabei um Carsharing, Lastenräder, Radwegeplanung und Fußverkehrschecks.
Am verkaufsoffenen Sonntag (3. April) haben die Geschäfte in Esslingen von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Die Händler und Dienstleister haben sich etliche Aktionen einfallen lassen, darunter das Spieleparadies am Hafenmarkt, Modenschauen, Vorführungen und Live-Musik. Natürlich gibt es auch kulinarische Leckerbissen. Im „ES“ haben Kindergärten eine Ostereier-Ausstellung zusammengestellt, am Bahnhofsplatz dreht sich ein Karussell. Zudem startet Round Table Esslingen am 3. April um 12 Uhr wieder ein Entenrennen, tausende gelbe Quietsche-Enten werden von der Maille bis zur Agnesbrücke schwimmen und Spenden sammeln. Enten-Lose gibt es in verschiedenen Geschäften, bei der Stadtinformation und am Samstag in der Fußgängerzone zu kaufen.

Nürtingen
In Nürtingen bildet der Osternestlesmarkt den Anlass zum sonntäglichen Einkaufen am 3. April. Melanie Wägner, die Geschäftsführerin des Citymarketings, freut sich auf Leben in der Stadt: „So kann Nürtingen am besten zeigen, wieso sich ein Besuch bei uns das ganze Jahr über lohnt“.
„So fühlt sich Frühling an“, sagt Frank Schweizer, Vorsitzender des Citymarketings Nürtingen. Der Shopping-Sonntag soll der Saisonauftakt nach all den Einschränkungen der vergangenen Monate sein. Frank Schweizer hat es bildlich vor sich: „Die Menschen genießen das bunte Treiben und die vielen Frühlingsblumen, flanieren in der österlich geschmückten Stadt und genießen einen perfekten Frühlingstag.“ Die Ladentüren sind von 13 bis 18 Uhr geöffnet, ein attraktives Rahmenprogramm sorgt in der ganzen Innenstadt für eine fröhlich bunte Atmosphäre. Die Stände des Osternestlesmarkts werden ihren angestammten Platz rund um das Hölderlinhaus, das derzeit Baustelle ist, verlassen und sich mit dem notwendigen Abstand in den Altstadtgassen verteilen.
Auf dem Osternestlesmarkt gibt es ab 11 Uhr viel zu entdecken. Reich verziertes Kunsthandwerk, bemalte Ostereier, Osterdekorationen und Selbstgebasteltes: Österlich dekorierte Gassen laden zum Verweilen ein. Mit Essen und Getränken an verschiedenen Ständen können sich die Bummler stärken.
Für die Kinder haben die Einzelhändler des Nürtinger Citymarketings wieder ein Karussell und eine Kindereisenbahn in der Innenstadt organisiert. Es gibt eine Osterbastelaktion für Kinder, auch werden Luftballons verteilt.
Verschiedene Geschäfte bieten Wein- und andere Verkostungen an. Besucher der Stadtbücherei Nürtingen in der Marktstraße 7 winkt ein Schnupperausweis für ein dreimonatiges kostenloses Ausleihen. Ab 11 Uhr ist Kinderbuchautor Martin Klein zu Gast.
Die Alte Seegrasspinnerei in der Plochinger Straße 14 mit dem Pächter Trägerverein Freies Kinderhaus nutzt den 3. April zu einem Tag der offenen Tür. Alle Abteilungen des Trägervereins Freies Kinderhaus stellen sich vor – von der Kinderbetreuung und Jugendberufshilfe bis zur psychosozialen Beratung für Geflüchtete. Ein Blick lohnt sich auch auf die neue Nachbarin der Seegrasspinnerei, der Bodelschwigh-Schule, die ebenfalls ein zeitlich begrenztes Angebot macht. Das Programm auf der Bühne und im Innnenhof, auf dem Hartplatz und in der Kinder-Kultur-Werkstatt soll zum Mitmachen einladen. Ab 16 Uhr wird Clown Klikusch auftreten.

Kirchheim
Der traditionelle Märzenmarkt mit Vergnügungspark und verkaufsoffenem Sonntag findet in Kirchheim in diesem Jahr vom 1. bis einschließlich 4. April statt. 
Das Märzenmarkt-Wochenende startet am Freitag, 1. April, mit dem Vergnügungspark auf dem Ziegelwasen. Neben den Rundfahrgeschäften „Disco Fieber“ und „Music Shop“ sorgen auch eine Geisterbahn und andere Fahrgeschäfte und Attraktionen für Spaß und Nervenkitzel bei den Gästen. „Star Flyer“, das 80 Meter hohe Kettenkarussell, bekannt vom Cannstatter Wasen, ist zum ersten Mal in Kirchheim zu erleben. Imbiss- und Süßwarenständen runden das Angebot ab.
Am Montag, 4. April, kommt ein Stück Tradition zurück in die Stadt: Von 8 bis 18 Uhr wird der Krämermarkt in der Kirchheimer Innenstadt abgehalten. Am Marktbrunnen und auf dem Marktplatz bieten verschiedene Händler eine abwechslungsreiche Produktpalette an: Vom Allesschneider für den Haushalt über Herren- und Damenbekleidung bis hin zu allerlei Kuriosem gibt es viel zu entdecken.
Passend zum Angebot des Märzenmarktes erwartet die Besucherinnen und Besucher auch kulinarische Qualität: zum Beispiel frisch gebrannte Mandeln, verschiedene Grillwürste, Flammkuchen und Crêpes. Die Wochenmarkthändler runden mit frischem Obst und Gemüse aus teilweise biologischem Anbau, vielerlei Käse, mediterranen Spezialitäten sowie Blumengestecken und Arrangements das umfangreiche Angebot ab. Den Abschluss bildet das große Feuerwerk am Montagabend, 4. April.
Für den ersten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr öffnen die Geschäfte in der Kirchheimer Kernstadt und in den Ortsteilen am Sonntag, 3. April, von 12.30 bis 17.30 Uhr ihre Türen. Für die Organisation des Shopping-Sonntags engagieren sich die Kirchheimer Einzelhändler des City Rings. Sie sorgen dafür, dass es neben den aktuellen Modekollektionen für das Frühjahr und den Sommer allerlei Neues zu entdecken und probieren gibt.
„Uns liegt der gute Ruf Kirchheims als Einkaufsstadt mit hervorragendem Service in den Einzelhandelsgeschäften sehr am Herzen. Der verkaufsoffene Sonntag und die anderen Veranstaltungen des City Rings im Jahr sind ausgezeichnete Möglichkeiten, dies unseren Kunden immer wieder zu bestätigen“, erklärt Karl-Michael Bantlin, der Vorsitzender des City Rings.
Im Rahmen der Aktion „Kostenloses Stadtticket“ ist am 3. April in Kirchheim die Nutzung von Bus und Bahn auch ohne Ticket möglich. Dies gilt für Kirchheim inklusive der Ortsteile Jesingen, Lindorf, Nabern und Ötlingen sowie für Dettingen. 

Plochingen
Den Frühling fühlen, gleichzeitig nach Herzenslust bummeln, und dann auch noch Gemeinschaft genießen: Was in Lockdown- und Corona-Zeiten in dieser Kombination kaum möglich war, lässt die Herzen nun wieder höher schlagen. Auch am Neckarknie: Am Sonntag, 3. April, findet der Plochinger Frühling statt – mit verkaufsoffenem Sonntag, Ostermarkt und abwechslungsreichem Programm.
Von 13 bis 18 Uhr am Sonntag öffnen die Plochinger Einzelhändler und Gewerbetreibenden (nicht nur) im Stadtzentrum ihre Türen, vielerorts sind besondere Aktionen vorgesehen. Die ganze Stadt läute gemeinsam den Frühling ein, heißt es in einer Pressemitteilung des Plochinger Stadtmarketings. Von der Fabrikstraße bis zum Marktplatz, im Kulturpark Dettinger, auch auf dem Teckplatz auf dem Stumpenhof wird vieles geboten.
Auf dem Marktplatz und in der Marktstraße präsentieren Kunsthandwerker, Vereine und Kindergärten österliche Dekorationen. Die Landfrauen haben den Osterbrunnen in der Mitte des Marktplatzes mit viel Engagement geschmückt. Auch kulinarisch wird einiges geboten. An der Ottilienkapelle gibt es wie gewohnt ein „Schauschmieden“. Weitere Attraktionen für Kinder sind ein Karussell und Sportaktionen in der Marktstraße sowie der Osterhase, der vor der Plochingen-Info in der Marktstraße kleine Leckereien verteilt.
Weiter unten in der Marktstraße und am Fischbrunnen finden die Besucherinnen und Besucher Infostände und weitere Attraktionen. So gibt es etwa eine Autoschau zu bestaunen, Tanzeinlagen (14, 15 und 16 Uhr) werden als „mitreißend“ angekündigt. Das „Kreissparkassenzügle“ verbindet wieder die Attraktionen in der Fabrikstraße mit der Innenstadt. So könne man bequem dort parken und mit dem „Zügle“ in die Stadtmitte fahren, heißt es in der Mitteilung. Ein Besuch lohnt sich auch im Kulturpark Dettinger. Dort erfreuen die Harmonikafreunde Plochingen mit Musik und Bewirtung.

Nachdem am 2. April in Baden-Württemberg die Corona-Übergangsregelungen auslaufen, treten am 3. April die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes in Kraft – mit entsprechenden Freiheiten. Und doch ist es angeraten, zum Nächsten ausreichend Abstand zu wahren und auch eine Maske zu tragen.

hin/bob / Foto: Roberto Bulgrin


Eine Saison voller Genüsse

Am 3. April öffnet das Freilichtmuseum Beuren seine Türen – Umfangreiches Programm bis Anfang November

Am Sonntag, 3. April, öffnet das Freilichtmuseum Beuren, das Museum des Landkreises Esslingen für ländliche Kultur, wieder seine Türen. Trotz nach wie vor hoher Inzidenzzahlen steht einer Eröffnung nichts im Weg. Zum 2. April laufen in Baden-Württemberg die Corona-Übergangsregeln aus, die beim Museumsbesuch 3G vorgeben. Am 3. April tritt das Infektionsschutzgesetz in Kraft – mit entsprechenden Freiheiten. Landrat Heinz Eininger verwies bei der Vorstellung des Programms Mitte März darauf, dass es in Beuren bei elf Hektar Museumsfläche auf jeden Fall genügend Platz gebe, um Abstandsregeln einhalten zu können.
„Wir gehen mit einem attraktiven Angebot an den Start, das Bewährtes weiterentwickelt und Neues aufnimmt“, betont Eininger. „Das Museumsteam hat in den zurückliegenden Monaten intensiv gearbeitet, um in der Saison 2022 spannende Themen zu präsentieren, die nicht beim musealen Blick in die Geschichte verharren, sondern wichtige Fragen der Gegenwart aufgreifen und Impulse für die Zukunft setzen.“ Und der Landrat hat eine weitere gute Nachricht: „Die Eintrittspreise bleiben stabil.“

75 000 Gäste in normalen Zeiten
Museumsleiterin Steffi Cornelius und ihr Team hoffen auf ein Stück Normalität – nach zwei Jahren mit pandemiebedingt eingeschränktem Betrieb und reduziertem Programm. 2020 und 2021 hatte das Museumsdorf nur jeweils fünf Monate öffnen dürfen, in denen jeweils 30 000 Besucher begrüßt wurden. Das sind laut Eininger deutlich weniger als sonst, um die 75 000 Gäste pro Saison seien im Freilichtmuseum Beuren üblich.
In diesem Jahr wollen die Museumsmacher „wieder richtig durchstarten“, kündigt Cornelius an. Das dünne Faltblatt, in einer Auflage von 50 000 Stück gedruckt, würde täuschen – es gebe ein sehr umfangreiches Programm mit weit über 100 Aktionen. „Wir haben uns jedoch bewusst gegen die übliche 36-seitige Veranstaltungsbroschüre entschieden“, erläutert die Museumschefin. In Pandemiezeiten habe man gute Erfahrungen damit gemacht, dass sich sehr viele Menschen im Internet informieren. Und so sei nun auf der Homepage des Freilichtmuseums das komplette Programmangebot aufgeführt, darüber hinaus gebe es dort themenorientierte Hintergrundinformationen für die gesamte Saison.

Zahlreiche Kooperationspartner
Doch so gut die digitale Wissensvermittlung auch sei, ein Museumsbesuch vor Ort sei doch etwas anderes als im Netz, davon sind Cornelius und Eininger überzeugt. „Uns ist der persönliche Kontakt wichtig.“ Das Freilichtmuseum bietet daher eine Reihe von Führungen für Gruppen und Familien an, es gibt Sonderausstellungen in einzelnen Häusern, exklusive Blicke hinter die Kulissen und auch wieder die beliebten Tierfütterungen. Das Tante-Helene-Lädle ist geöffnet, Besucher können Handwerkern über die Schulter schauen und die kurzen Inszenierungen in der neuen Reihe „Gespielte Geschichte“ laden zu einer Zeitreise ein. „Hier ist immer etwas los“, sagt Cornelius stolz. „Es wird sechs Tage die Woche Programm geben.“
Möglich wird dies vor allem durch die Arbeit des Fördervereins Freilichtmuseum Beuren und seiner zehn ehrenamtlichen Teams. Aber auch dank zahlreicher Kooperationspartner, „die uns trotz der beiden schwierigen Corona-Jahre die Treue gehalten haben“, fügt Eininger hinzu. So unterstützt die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen laut ihrem Vorstandsvorsitzenden Burkhard Wittmacher das Museum im nunmehr 17. Jahr. „Wir haben insgesamt bereits 2,1 Millionen Euro gespendet.“
Thematisch dreht sich in diesem Jahr im Freilichtmuseum Beuren alles um die Ernährung. Die Ausstellung „Mahlzeit, Deutschland“ informiert rund um Herstellung, Haltbarmachung und Verzehr von Lebensmitteln. In der neuen Schauküche des „Erlebnis.Genuss.Zentrums“ – das kaum eingeweiht, coronabedingt bislang nicht genutzt werden konnte – sind Kochvorführungen geplant, zudem Vorträge, Erzählcafés und Mitmachaktionen.
Wieder ein Oldtimertreffen
Sechs Schwerpunktveranstaltungen werden stattfinden. Den Auftakt machen die Schäfertage mit Schäfermarkt (23./24. April). Beim „Garten.Genuss.Markt“ (15. Mai) dreht sich alles um alte Obst- und Gemüsesorten. Beim Oldtimertreffen (20. und 21. August) fahren Traktoren, Autos und Motorräder bis Baujahr 1969 vor. Das Aktionswochenende zum Tag des Handwerks (17./18. September) stellt moderne Handwerksberufe vor. Um Genuss mit regionalen Produkten geht es beim Markt „Arche des guten Geschmacks“ (25. September) und beim Mostfest (9. Oktober).

eh/hin / Foto: Ines Rudel


Reichenbach setzt auf Tempo 30

Gemeinderat will mit einem Lärmaktionsplan die Lebensqualität erhöhen – Neuer Kreisverkehr und Blitzer im Gespräch

Der Lärmaktionsplan für Reichenbach ist beschlossene Sache. Die Gemeinde hofft, auf dieser Basis Tempolimits und vielleicht auch einen weiteren Kreisverkehr genehmigt zu bekommen. Im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat bereits die Entwurfsfassung für den Lärmaktionsplan beschlossen. Inzwischen wurde diese öffentlich ausgelegt, Träger öffentlicher Belange haben sich geäußert, eine Informationsveranstaltung fand statt. Vor Kurzem fasste nun der Gemeinderat den Satzungsbeschluss, in der Hoffnung, dass der Plan kein „Papiertiger“ bleiben möge. Denn mit ihm sind noch keine Maßnahmen beschlossen – sie müssen zunächst beantragt, genehmigt und finanziert werden. Geht es um Straßen, die von weniger als drei Millionen Fahrzeugen im Jahr beziehungsweise 8200 Fahrzeugen pro Tag befahren werden, kann die Straßenverkehrsbehörde nach Ermessen entscheiden.
Das betrifft einen Teil der Maßnahmen, die in Reichenbach zur Debatte stehen. Mehr Verkehr hat zwar die B 10, dort wurden aber bereits ein lärmmindernder Belag aufgebracht und eine Lärmschutzwand installiert. Dennoch haben die Bürgermeister von Reichenbach, Plochingen und Ebersbach kürzlich gefordert, dass auf der Bundesstraße im Bereich ihrer Gemeinden nur noch mit Tempo 80 gefahren werden darf.
Auf mehr als 8200 Fahrzeuge täglich kommt außerdem die Ortsdurchfahrt Stuttgarter Straße. Auch Ulmer und Blumenstraße erreichen in einigen Abschnitten solche Zahlen. Insgesamt sind in Reichenbach mehrere Hundert Einwohner von Lärmpegeln betroffen, die als Gesundheitsrisiko gesehen werden.
Der Lärmaktionsplan schlägt auf verschiedenen Abschnitten der Stuttgarter und der Ulmer Straße sowie der Schiller- und der Blumenstraße ganztägig Tempo 30 vor. Aufsummiert geht es dabei um mehr als zwei Kilometer Strecke. Die Voraussetzungen für Tempo 30 seien zumindest auf einigen Streckenabschnitten gegeben, meinte Dominik Wörn vom beauftragten Büro BS Ingenieure. Mit dem Tempolimit erreiche man eine Lärmreduzierung um zwei bis drei Dezibel, so der Fachmann, das werde ähnlich empfunden wie eine Halbierung des Verkehrs. Der Busverkehr werde davon nur unwesentlich ausgebremst. Damit es tatsächlich eingehalten wird, setzt sich die Gemeinde zudem für verstärkte Verkehrskontrollen ein.
Wo ohnehin Straßenbaumaßnahmen stattfinden, soll geprüft werden, ob ein lärmmindernder Asphalt in Frage kommt. Außerdem hätte die Gemeinde gern einen Mini-Kreisverkehr an Ulmer Straße/Blumenstraße. Davon erhofft man sich einen besseren Verkehrsfluss. Das Regierungspräsidium sieht das anders: es könne sogar zusätzlicher Lärm entstehen, wenn etwa Lastwagen den Innenbereich eines Mini-Kreisels überfahren.
Der Lärmaktionsplan fordert auch stärkere Verkehrskontrollen im Ort. Bisher sind in Reichenbach regelmäßig mobile Tafeln, die das Tempo anzeigen, im Einsatz; Blitzersäulen befindet sich außerdem in der Schorndorfer Straße und der Paulinenstraße. Nun soll eine weitere stationäre Anlage im Bereich des Albrecht-Teichmann-Stifts dazukommen.

Text/Foto: Karin Ait Atmane


Abgestimmt!

Trotz weitreichender Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs bezieht Europa nach wie vor russisches Gas. Soll Deutschland auf Russland-Gas verzichten, obwohl kalte Wohnungen und Wirtschaftseinbrüche drohen?

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Stau im Bürgeramt hält weiter an

Nach wie vor teils monatelange Wartezeiten beim Esslinger Bürgerservice – Mit Reisewelle droht Verschärfung

Es ist eine geradezu unendliche Geschichte. Immer wieder hat die Esslinger Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten beteuert, wirksame Änderungen auf den Weg gebracht zu haben, die für schnellere Abläufe im Bürgeramt sorgen würden. Dennoch müssen die Bürgerinnen und Bürger nach wie vor wochen- oder sogar monatelang auf einen Termin warten. Angesichts der nahenden Reisezeit, für die vermutlich viele noch neue Ausweispapiere beantragen müssen, ist mit einer raschen Entspannung wohl nicht zu rechnen. Zumal der Bürgerservice immer noch eine Bugwelle unbearbeiteter Anfragen vor sich herschiebt.
Eine Statistik aus dem für das Bürgeramt zuständigen Ordnungsamt zeigt zudem, dass man längst noch nicht bei der Schlagzahl der Vor-Corona-Zeit angekommen ist. So wurden im Jahr 2019 meist um die 4000 Anträge pro Monat bearbeitet, manchmal mehr als 4500 oder sogar 4600. Seit Beginn der Pandemie sind es oft nur noch knapp 3000, in manchen Monaten nicht einmal 2000. Und das, obwohl die Stadt betont, alles getan zu haben, um im Bürgeramt wieder Volllast fahren zu können.
Ordnungsamtsleiter Jochen Schilling zeigt sich selbst unzufrieden mit der Situation. „Ich weiß nicht, warum wir noch nicht bei der Höchstleistung sind“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses. Schließlich nutze man alle vorhandenen Kapazitäten und habe alle Prozesse möglichst effizient organisiert. In den vergangenen Monaten seien zahlreiche Maßnahmen umgesetzt worden, die eigentlich zu spürbaren Verbesserungen führen sollten. Doch bei einem internen Praxistest, bei dem seit Anfang des Jahres jeden Donnerstag überprüft wurde, wie viel Wartezeit für bestimmte Leistungen anfällt, hätten sich kaum Veränderungen gezeigt. So betrug die Wartezeit für eine Anmeldung in Esslingen Anfang Januar 115 Tage (ohne Sonn- und Feiertage) und damit fast fünf Monate. Am 10. März waren es sogar 118 Tage. Ähnlich sieht es bei Anträgen für einen Reisepass oder Personalausweis aus. Lediglich auf einen Termin für den Antrag auf ein Führungszeugnis musste man zuletzt deutlich weniger lang warten: nur noch einen Tag statt rund drei Monate.
Das dürfte allerdings wohl darauf zurückzuführen sein, dass die Stadt den Anträgen auf Führungszeugnisse jetzt Priorität eingeräumt hat. Zudem schaltet man pro Woche rund 140 Notfalltermine frei für dringende Anliegen. „Wir können jedem, der das braucht und begründet, einen früheren Termin anbieten“, so Schilling. Darüber hinaus öffne man inzwischen zwei weitere Schalter mit bis zu 120 zusätzlichen Terminen pro Woche, zudem seien am Samstag jetzt vier statt bislang zwei Schalter geöffnet. Angesichts der sich abzeichnenden Fernreisewelle wurde ein separater Schalter für die Beantragung von Ausweispapieren eingerichtet, außerdem ein extra Schalter zum Abholen derselben. Man habe die im System hinterlegte Bearbeitungszeit reduziert und die Schalterzeit der Mitarbeiter von 50 auf 64 Prozent erhöht, um noch mehr Termine anzubieten, berichtet Schilling. Doch bislang fruchtet das nicht wie gewünscht. Zumal das Onlinesystem zur Terminbuchung seine Tücken hat: Die durchaus nicht seltenen Mehrfachbuchungen müssen nach Rücksprache mit dem jeweiligen Kunden manuell gelöscht werden – ein Zeitfresser.
Die immer noch andauernden Probleme sorgten im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats für Unzufriedenheit – auch wenn man sich einig war, dass es langsam in die richtige Richtung gehe. „Es heißt, das Personal sei da, die IT sei so gut wie nie, die Prozesse passten: Woran hakt es dann?“, fragte etwa Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler. CDU-Rat Tim Hauser betonte: „Hier muss man besser werden. Punkt.“ Schließlich sei das Bürgeramt das Gesicht der Stadtverwaltung. Ordnungsdezernent Yalcin Bayraktar sah das zwar ähnlich, gab aber zu bedenken: „Wir sind erst seit Januar so aufgestellt wie jetzt, das muss erst noch wirken.“

meb / Foto: Roberto Bulgrin