Alte Einrichtungen in Baltmannsweiler und Hohengehren sollen lebendige neue Quartiere werden

Zwei Baustellen werden die Menschen in Baltmannsweiler in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen: Denn sobald Feuerwehr und DRK in den Neubau, der gerade an der Landesstraße entsteht, umgezogen sind, können die beiden bisherigen Feuerwehrareale neu überplant werden. Lebendige Quartiere sollen dort entstehen. Das Land fördert die angestrebte Neuordnung, die nun Schritt für Schritt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden soll. Der Gemeinderat hat jetzt grünes Licht gegeben, damit die Verwaltung ein Beratungsbüro suchen kann.
Die zwei Flächen in zentraler Lage, die neu bebaut werden sollen, stellen das Schurwalddorf vor große Herausforderungen, denn dort geht es nicht um irgendein Neubaugebiet am Rande des Ortes. Stattdessen liegt der Baugrund jeweils mitten im Ort. In Baltmannsweiler befindet sich das 800 Quadratmeter große Areal in Nachbarschaft zur Aegidiuskirche aus dem 15. Jahrhundert, in Hohengehren liegt die Feuerwehr direkt hinter dem Rathaus aus den 1960er-Jahren. Hier sind die Möglichkeiten besonders groß, da immerhin 2000 Quadratmeter überplant werden sollen.
Alle Flächen befinden sich im kommunalen Besitz, sagt Bürgermeister Simon Schmid: „Das ist die große Chance.“ Da drängt sich das Thema Innenentwicklung und Lückenschluss auf, zwei Themenfelder, die sich auch die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg auf die Fahnen geschrieben und für die Baltmannsweiler im vergangenen Oktober einen Förderbescheid bekommen hat. Dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen gefiel, dass mitten in der 5600-Einwohner-Kommune zwei lebendige Quartiere mit am Gemeinwohl orientiertem Wohnraum geschaffen werden sollen.
Von einem enormen und einmaligen Entwicklungspotenzial in Hohengehren spricht Carlo Schlienz. Dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat ist es wichtig, dort Mehrgenerationenwohnen möglich zu machen; auch Pflegebedürftige sollen dort einen Platz haben. Auf dem Wunschzettel stehen ferner Dienstleistungen wie eine Kinderarzt- oder Rehapraxis. Zu den Vorschlägen zählt außerdem ein Lebensmittelgeschäft, um dem „weiteren Ausbluten der Einzelhändler in der Ortsmitte von Hohengehren entgegenzuwirken“.
Gemeinderat und Verwaltung ist es wichtig, bei der Fülle an Fragen und Möglichkeiten die Bürgerschaft zu beteiligen. Dafür sollen die 2022 beschlossenen Leitlinien zur Bürgerbeteiligung angewendet werden, erklärt Schlienz. Außerdem solle der gesamte Prozess wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Herauskommen soll ein Instrumentenkasten, der auch auf andere Kommunen angewandt werden könne.
Der Entwicklungsprozess ist komplex. Deshalb wurden mehrere Aufgabenpakete geschnürt, die als Phasen bezeichnet werden. In der ersten Phase geht es um die Bedarfserhebung sowie ein Betreiber- und Nutzerkonzept. Das Beratungsbüro, das jetzt gesucht wird, soll die zentralen Projektbüros der ersten Aufgabenphase in Absprache mit der Verwaltung und dem Gemeinderat auswählen. Dabei geht es um Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sowie um eine Machbarkeitsstudie mit Blick auf die städtebaulichen Herausforderungen.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse wird danach der Investorenwettbewerb ausgeschrieben. Der Ablauf soll von einem ganzheitlichen Blick auf die Gemeindeentwicklung begleitet werden. Vorgesehen sei ein integrierter Prozess, heißt es in der Vorlage des Gemeinderats. Es sei gut möglich, dass diese konzeptionelle Grundlage in der Umsetzung für die Beantragung weitere Fördermittel genutzt werden kann.
Das Motto der Wohnraumoffensive des Landes lautet „Lücken nutzen“, berichtet Schmid. „Mit den Mitteln und der Unterstützung des Landes haben wir nun auch als kleinere Kommune die Möglichkeiten, das Thema der Nachnutzung und gemeinwohlorientierten Wohnraumschaffung ganzheitlich anzugehen.“ Außerdem sollen Themenfelder wie Verkehr und Mobilität, Kultur, Freizeit und Nahversorgung verzahnt werden. Das Projekt wird vom Land mit bis zu 370 000 Euro gefördert, wobei die tatsächliche Fördersumme erst später festgelegt wird.
com / Foto: Roberto Bulgrin