Nürtingen pflegt Partnerschaften in Frankreich, Wales, Ungarn und Sachsen-Anhalt – Schulen und Vereine in engem Austausch
Die Stadt Nürtingen ist mit den Kommunen Oullins in Frankreich, Rhondda Cynon Taff in Wales, Soroksár in Ungarn und Zerbst in Sachsen-Anhalt partnerschaftlich verbunden. Neben den offiziellen Kontakten zu den Verwaltungen leben die Partnerschaften vor allem durch enge Beziehungen auf der Ebene der Vereine, durch Schulpartnerschaften und intensiven Schüleraustausch sowie einen regen Kulturaustausch. Überdies besteht seit dem Jahr 1982 in Nürtingen ein Städtepartnerschaftsverein, der die Stadt bei der Organisation des Austauschs unterstützt.
Die Stadt Oullins liegt im Departement Rhône-Alpes, wenige Kilometer südlich von Lyon, und hat rund 28 000 Einwohner. Bereits im Jahr 1962, und damit noch in der Frühzeit der deutsch-französischen Freundschaft, unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Karl Gonser aus Nürtingen und Paul Jordery aus Oullins die Partnerschaftsurkunde. Im Jahr 1966 verlieh der Nürtinger Gemeinderat Jordery die Ehrenbürgerwürde, eine Stele mit seinem Konterfei bei der Kreuzkirche erinnert an den 1983 verstorbenen Vorreiter der deutsch-französischen Aussöhnung. Bereits damals zeichnete sich ein reger Austausch auf Vereinsebene ab, der bis zur Gegenwart anhält. Die Partnerschaft der Städte wurde wesentlich intensiviert durch eine Schulpartnerschaft zwischen dem Nürtinger Hölderlin-Gymnasium und dem Centre Scolaire St. Thomas d’Aquin in Oullins im Jahr 1981. Auch das Max-Planck-Gymnasium hat bereits früh Kontakte nach Oullins aufgebaut und pflegt einen engen Austausch mit dem Lycée Parc Chabrières und dem Collège Pierre Brosollette. „Über diesen Austausch haben sich im Lauf der Jahre Tausende Schüler aus Oullins und Nürtingen kennengelernt“, sagt Clint Metzger, der Sprecher der Stadt Nürtingen.
Im Jahr 1968 folgte die Partnerschaft mit der Stadt Pontypridd nahe der walisischen Hauptstadt Cardiff, die nach einer Gebietsreform im Jahr 1998 in das Borough Rhondda Cynon Taff eingegliedert wurde. Die Verbindungen mit Wales sind ebenfalls wesentlich durch den Austausch der Vereine geprägt.
Die Kontakte zu der ungarischen Stadt Soroksár wurden im Jahr 1988 offiziell besiegelt, reichen aber weiter zurück. Zahlreiche Nürtinger haben in der Stadt mit rund 21 000 Einwohnern ihre Wurzeln, die den 23. Verwaltungsbezirk der ungarischen Hauptstadt Budapest bildet. Auch mit Soroksár besteht ein reger Schüler- und Kulturaustausch.
Wie Metzger berichtet, können Jugendliche aus Nürtingen und den Partnerstädten die beim Schüleraustausch geknüpften europäischen Kontakte vertiefen und Praktika in der Verwaltung einer der Partnerstädte absolvieren.
Die Partnerschaft mit der Stadt Zerbst nahe Dessau in Sachsen-Anhalt geht auf die Initiative einiger Gemeinderatsmitglieder zurück, die im Jahr 1990 auf privater Basis dort zu Besuch waren. Noch im gleichen Jahr folgte eine offizielle Delegation aus Nürtingen, im Jahr 1992 wurde die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Auch diese Partnerschaft ist laut Metzger durch einen intensiven Austausch auf kultureller und Vereinsebene gekennzeichnet, Nürtinger Künstler stellten in Zerbst aus, Zerbster Musiker traten in Nürtingen auf.
Wesentlichen Anteil an der Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Städten hat der Städtepartnerschaftsverein Nürtingen. Im Jahr 1982 gegründet, hat der Verein, der derzeit knapp 90 Mitglieder zählt, über viele Jahre hinweg den Schüleraustausch gefördert und, organisiert durch die frühere Vereinsvorsitzende Sonnegard Leopold, Reisen in die Partnerstädte angeboten. Wie Karin Langbein-Euchner, die Schriftführerin des Vereins, berichtet, war Leopold auch die Antriebsfeder für die Schulpartnerschaft des Hölderlin-Gymnasiums. Zuletzt hat der Verein im vergangenen Jahr für eine größere Gruppe Nürtinger Bürger eine Kulturfahrt nach Zerbst organisiert. Während des Besuchs fand ein gemeinsames Grillfest mit Zerbster Bürgern statt, an dem auch der dortige Bürgermeister Andreas Dittmann teilnahm. „Diese Begegnungen auf bürgerschaftlicher Ebene machen den Sinn einer Städtepartnerschaft aus“, wurde Dittmann damals in der Presse zitiert. pst / Foto: pst