Volksbank Mittlerer Neckar schränkt ab August in zwölf Filialen den Service ein

Die lange Niedrigzinspolitik und immer neue Reglementierungen haben den Banken über viele Jahre die Geschäfte vermasselt. Die Erträge sind deutlich geschmolzen. Deswegen werden mehr und mehr die Strukturen nach Einsparpotenzial durchleuchtet. Zuvorderst das Filialnetz. Die Volksbank Mittlerer Neckar nimmt nun genau dort „Anpassungen“ vor. Weil mittlerweile deutlich weniger Dienstleistungen abgefragt werden, wandelt das Geldinstitut zum 1. August zwölf Filialen in sogenannte Beratungsfilialen um. Das bedeutet: Spontane Besuche sind dort nicht mehr möglich. Für Beratungsgespräche müssen künftig Termine vereinbart werden.
In Esslingen gilt dies für die Filialen Hegensberg, Innere Brücke, Pliensauvorstadt sowie Zell. In Ostfildern ist die Filiale in Kemnat betroffen. Außerdem gilt die Regelung für die Filialen in Bissingen, Ötlingen, Jesingen, Notzingen, Nürtingen-Braike, Neckarhausen und Neckartailfingen.
Immer mehr Kundinnen und Kunden erledigten ihre Bankgeschäfte online, begründet Vorstandssprecher Heinz Fohrer den bereits in der Vertreterversammlung angekündigten Schritt. Seit der Corona-Pandemie habe dieser Trend deutlich zugenommen. In den kleineren Filialen würden Serviceleistungen, für die ein Mitarbeiter benötigt wird, immer weniger nachgefragt. Die Nutzerzahlen bei Online-Banking und Banking-App stiegen rasant. Das Gleiche gelte für mobiles Bezahlen mit dem Smartphone oder bargeldloses Zahlen. Im Supermarkt werde aber auch immer öfter der Bargeldservice an der Kasse genutzt. Einfache Servicetätigkeiten wie Überweisungen, Daueraufträge ändern oder den Kontostand abfragen erledigen die Kunden häufig online oder telefonisch. Beratungen sind laut Fohrer in den genannten Filialen weiterhin von 8 bis 20 Uhr möglich. Auch Fragen wie zum Konto, zur Kreditkarte oder zum Online-Banking beantworten die Mitarbeiter in den Beratungsfilialen.
„Mit unserem neuen Filialkonzept sind wir weiterhin vor Ort und sichern damit die Nähe zu unseren Kunden“, versichert Fohrer. Die Volksbank Mittlerer Neckar betreibt insgesamt 39 Filialen und 14 SB-Standorte. Gleichzeitig trage man aber auch dem geänderten Kundenverhalten Rechnung. Immer mehr Kunden suchten in der komplexer werdenden Finanzwelt intensiven Rat in den Beratungsgesprächen. Für die Post an die Bank gibt es künftig einen einfacheren Service: Mitglieder und Kunden erhalten von der Volksbank frankierte Briefumschläge.
Kritik am neuen Konzept äußerte Hermann Kik, gewählter Vertreter für den Filialbereich Ötlingen/Lindorf. Man nehme zu wenig Rücksicht auf Kunden, die kein Online-Banking betreiben wollen oder können, bemängelt er. Den Trend zur Digitalisierung bezweifle er nicht, „aber es gibt einen gewissen Prozentsatz an Kunden, die nach wie vor ihre Bankgeschäfte auf Papier oder von Angesicht zu Angesicht erledigen wollen“.
Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, das größte Geldinstitut im Landkreis, hat zuletzt Ende 2021 Veränderungen vorgenommen. „In sehr moderater Weise“, wie Sprecher Martin Turetschek sagt. Beispielsweise sind die Filialen in der Esslinger Innenstadt, angepasst an die Öffnungszeiten der Geschäfte, seither von 9.30 und nicht mehr von 9 Uhr an geöffnet. Alle drei bis vier Jahre prüfe man die internen Strukturen, so Turetschek. An der Philosophie der Bank werde sich nichts ändern. Turetschek: „Nähe ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.“ Im Landkreis betreibt die Kreissparkasse 93 Standorte, davon sind 63 mit Personal besetzt. Acht Standorte führe man gemeinsam mit örtlichen Volksbanken.
hf / Foto: Harald Flößer