In Denkendorf sollen im Gebiet „Wasserreute“ rund 160 Wohnungen entstehen – Protest bleibt ohne Erfolg

Um der Wohnungsknappheit in Denkendorf zu begegnen, sollen im rund 2,5 Hektar großen Gebiet „Wasserreute“ nördlich des Wohngebiets „Lange Äcker“ rund 160 Wohnungen entstehen. Dazu muss ein Bebauungsplan erstellt werden.
Bisher hat Denkendorf auf die innerörtliche Verdichtung gesetzt. So seien in den vergangenen 20 Jahren keinerlei Flächen im Außenbereich neu versiegelt und erschlossen worden, betonte Bürgermeister Ralf Barth im Gemeinderat. Doch innerhalb der Bebauung gebe es kaum mehr Grundstücke oder klassische Baulücken, um neuen Wohnraum zu schaffen, erklärte Stadtplaner Christoph Paulitschek. Im Gebiet „Wasserreute“, das bisher als Ackerland genutzt wird, soll nun ein Mix aus Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern, aber auch Geschosswohnungsbau mit erschwinglichen Mietwohnungen entstehen.
Das Gebiet ist zweigeteilt. Ein Areal von gut 1,5 Hektar liegt im westlichen Bereich zwischen der Uhlandstraße und der Straße Lange Äcker. Dort sollen 110 Wohneinheiten entstehen – bis zu 35 in Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern sowie etwa 80 Geschosswohnungen. Nach Osten am Rand des Wohngebiets „Lange Äcker“ schließt sich ein Grünstreifen an, in dessen Fortsetzung etwa 50 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gebaut werden sollen. Die beiden Grundstücke sind im Eigentum der Gemeinde. Für sie will man Lösungen für geförderten oder sozialen Wohnungsbau entwickeln. Zugleich soll der Flächenverbrauch so gering wie möglich gehalten werden.
Nicht bei allen Denkendorfern stößt das Vorhaben auf Zustimmung. 400 Unterschriften haben Anlieger gegen die geplante Bebauung gesammelt und an Barth übergeben. Sie wenden sich unter anderem dagegen, dass das Baugebiet in einem beschleunigten Verfahren ermöglicht werden soll. Ein solches sei eigentlich gedacht, den Kommunen zu ermöglichen, im Außenbereich rasch Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen, so die Kritik. Ende des Jahres wird der entsprechende Paragraf 13b im Baugesetz wieder abgeschafft. Jakob Henzler, einer der Initiatoren des Protests, spricht deshalb von einem „Hauruck-Verfahren ohne jegliche Umweltauflagen und Ausgleichsflächen und ohne ein richtiges Verkehrskonzept“. Während Henzler, dessen Familie einen Bioland-Hof betreibt, der rund einen Hektar Pachtfläche verlieren würde, vor allem um die Zukunft der Landwirtschaft besorgt ist, fürchten die meisten Anwohner den zusätzlichen Verkehr in einem Gebiet, das ohnehin schon stark belastet ist.
Auch im Gemeinderat fand das Vorhaben nicht ungeteilte Zustimmung. Manch einer sah noch innerörtliches Potenzial für Wohnungsbau. Die Mehrheit war jedoch der Ansicht, dass es Aufgabe der Kommune sei, den vielen Wohnungssuchenden ein Angebot zu machen. Dass Bedarf an neuen Wohnungen vorhanden ist, zeigt sich laut Barth nicht nur an permanenten Anfragen, sondern auch darin, dass seit der Veröffentlichung des städtebaulichen Entwurfs bereits mehr als 15 Interessenten im Rathaus vorstellig wurden. Der Bürgermeister sicherte aber eine weitere Beteiligung der Öffentlichkeit zu. Zudem versprach Barth, dass die Kommune ein Verkehrskonzept für das Oberdorf erstellt. „Es kann sein, dass wir den Entwurf komplett überarbeiten müssen. Noch ist nichts in Stein gemeißelt.“
Am Ende nutzte der Protest der Bürger nichts: Nach einer engagierten Diskussion stimmte die Mehrheit des Denkendorfer Gemeinderats dafür, einen Bebauungsplan für das Gebiet aufzustellen und die Bebauung im sogenannten „beschleunigten Verfahren“ zu ermöglichen. urh / Foto: urh