In der Nähe von Kirchen, Kliniken und Altenheimen sowie in mancher Innenstadt gilt zu Silvester ein Feuerwerksverbot

Ein Jahr geht zu Ende, das im Zeichen von Krieg, Pandemie, Energiekrise, Klimawandel und hoher Inflation stand und steht. Derart global betrachtet wird so mancher sagen, es sei eines zum Vergessen gewesen. Um dieses Jahr nun entsprechend zu verabschieden, wird der eine oder andere an Silvester auf Lautstärke und Feuerglanz setzen. Auch, weil es zu den vergangenen beiden Jahreswechseln in Corona-Zeiten Ausgangsbeschränkungen und ein Verkaufsverbot von Feuerwerksartikeln gab. Doch Vorsicht: Nicht überall ist das Böllern erlaubt. Gerade Städte mit historischem Kern wie Esslingen, Tübingen und Kirchheim setzen auf ein Feuerwerksverbot. Es gibt aber auch andere Gründe, um Kracher und Raketen zu verbannen.
Generell gilt: Das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen ist in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen verboten. Dieses Verbot hat der Gesetzgeber im Jahr 2009 auf die Nähe zu besonders brandempfindlichen Gebäuden erweitert. Eine Konsequenz daraus, dass zuvor so manch Fachwerkhaus zu Silvester durch Rakete oder Böller in Brand gesetzt worden war.
Esslingen hat sich daher vor Jahren entschieden, für die Altstadt an Silvester und Neujahr ein vollständiges Abbrennverbot für pyrotechnische Gegenstände auszusprechen. Dieses Verbot gilt auch für die Esslinger Burg, die Stadt sperrt daher „aus Sicherheitsgründen“ den Zutritt zu Kanonenbuckel, Burgstaffel und Seilergang. Maßgebend für den einzuhaltenden Abstand ist laut Mitteilung der Stadt „die Eigenart des jeweiligen pyrotechnischen Artikels“. Für Raketen ist demnach grundsätzlich deren Steighöhe ausschlaggebend, die maximale Steighöhe von in Deutschland zugelassenen Raketen betrage 100 Meter.
Der Plochinger Gemeinderat hat Anfang Dezember auch für die Stadt am Neckarknie ein Feuerwerksverbot an Silvester und Neujahr ausgesprochen; und zwar für die Innenstadt und den „publikumsstarken“ Bahnhofsbereich. Die Verwaltung verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass übermäßiger Alkoholgenuss den leichtfertigen Umgang mit Pyrotechnik fördere.
In Kirchheim ist am 31. Dezember und am 1. Januar das Zünden von Böllern und Raketen innerhalb des Alleenrings und generell in der Nähe von Fachwerkhäusern untersagt. Auch in der Teckstadt gilt es einen reichen Fachwerkschatz zu bewahren. Mit Schildern wird an den Stadteingängen auf das Feuerwerksverbot aufmerksam gemacht. Verstöße gegen das Abbrennverbot können – nicht nur in Kirchheim – mit einer Geldbuße geahndet werden.
Stuttgart hat den Schlossplatz und Bereiche innerhalb des Cityrings erneut zur Sperrzone für Feuerwerkskörper erklärt. Dort war es in der Vergangenheit immer wieder zu Exzessen und Randale gekommen, Personen wurden durch geworfene Kracher verletzt. Das Böllerverbot soll ebenso zur Befriedung beitragen wie ein Unterhaltungsprogramm. In Stuttgart soll es aber auch an anderer Stelle ruhig bleiben. So gelten etwa die Grabkapelle auf dem Württemberg und das Schloss Solitude als beliebte Aussichtspunkte, um das Silvesterfeuerwerk zu beobachten. Um diese historischen Monumente und natürlich auch die Besucher zu schützen, ist auch dort das Zünden von Raketen und Böllern untersagt.
Der Deutsche Tierschutzbund und Landwirte verweisen auf einen anderen Aspekt der Silvesterknallerei: Diese löse bei vielen Tieren Stress, Angst oder sogar Panik aus. Böllerverzicht sei daher angesagt. Haltern wird geraten, den Tieren den Jahreswechsel so angenehm wie möglich zu gestalten.
Zudem lässt sich eine (Selbst-)Gefährdung für den Menschen durch unkontrolliert umherfliegende und zündende Raketen und Kracher nicht von der Hand weisen. Auch die Feinstaubbelastung ist in dieser Nacht besonders hoch. Immer wieder wird daher gefordert, Geld nicht für Feuerwerk auszugeben, sondern für notleidende Menschen zu spenden; der Slogan „Brot statt Böller“ der Evangelischen Kirche steht für dieses Ansinnen exemplarisch.
Und doch wird vielerorts gezündelt werden, wird das Böllern weiter zur Silvestertradition gehören. Schließlich gilt es nach diesem Jahr einiges zu verarbeiten – und das kann mit Wumms durchaus besser gelingen.
hin/Archivfoto: StN