Nach zwei Jahren Zwangspause findet der Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt wieder statt

In Esslingen gehört die Adventszeit wieder den Gauklern und Feuerspuckern, den Händlern und Stelzenläufern, den Handwerkern, Musikanten und Wirtsleuten – und den rund eine Million Besucherinnen und Besuchern, die hier leben, die die S-Bahn am Bahnhof ausspuckt oder die aus den Überlandbussen quellen. Nach dem Lockdown im ersten Coronajahr und der Absage in letzter Minute 2021 ist Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer zuversichtlich, am Dienstag, 22. November, um 17 Uhr, den Mittelalter- und Weihnachtsmarkt tatsächlich eröffnen zu können.
„Damit können wir wieder die historische Qualität unserer Stadt in Szene setzen“, betont Michael Metzler, als Chef des Stadtmarketings und der Esslingen Markt und Event für das Großereignis verantwortlich. Dabei geht es nicht nur um die Außenwahrnehmung der Stadt. Zwei Jahre lang hat dem Handel und Gewerbe in der Innenstadt ein wichtiger vorweihnachtlicher Wirtschaftsfaktor gefehlt. Im Vorjahr mussten Metzler und Klopfer das Marktvölkchen einen Tag vor Eröffnung wieder nach Hause schicken, obwohl man intensiv an Pandemiekonzepten gebastelt hatte. „Das war bitter“, bewerten die beiden noch im Nachhinein die Absage.
Dabei hatten die Verantwortlichen an einem Entwurf nach dem anderen gestrickt, wie Markt-Architekt Jörg Schall berichtet. Der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt 2022 wird zwar nicht ganz so luftig, wie das Event 2021 geworden wäre – hätte es stattgefunden. Aber einzelne Bausteine des Konzepts vom vergangenen Jahr finden sich in der Buden- und Zeltlandschaft 2022 durchaus wieder. So verschafft beispielsweise die Einbeziehung des Straßenraums vor der Stadtkirche dem Weihnachtsmarkt mehr Platz. Auch auf dem Rathausplatz und hinunter zum Hafenmarkt soll es nicht mehr so eng zugehen. Insgesamt kommt Markt-Architekt Schall auf zehn Prozent mehr Fläche bei zehn Prozent weniger Ständen. Denn nicht alle Händler und Gaukler haben die Pandemie und die Absage im Vorjahr überstanden. „Vor allem für die Mittelalterleute, die für ihre Waren teils Kredite aufgenommen hatten, war es schwierig. Denn noch im September hatte es geheißen, dass man alle Märkte betreiben könne“, erinnert sich Metzler. Zudem haben einige aufgehört, etwa ein Großgastronom aus Leipzig.
Insgesamt werden die Weihnachtsmarkt-Beschicker zwischen Kielmeyerhaus und St. Dionys 70 Stände aufbauen. Das Mittelaltervolk wird am Alten Rathaus und auf dem Hafenmarkt 68 Zelte und Bretterbuden aufschlagen. „Wir haben zwölf Stände weniger als vor der Pandemie“, rechnet Metzler vor. Das tue der Qualität keinen Abbruch, betont Marktchefin Petra Pfeiffer und verweist auf das ausgewogene Verhältnis zwischen Gastro- und Verkaufsbuden. Neben Klassikern wie Spielmann Bijan oder den Stelzen- und Feuerkünstlern Marco und Lidia treten neue Künstler wie die tschechische Musikgruppe Braagas beim täglichen Programm auf.
Während das Märchenzelt aus Pandemiegründen sicherheitshalber nicht aufgeschlagen wird, freut sich die Betreiberin des Badezubers auf dem Hafenmarkt über eine große Nachfrage nach Terminen. Über Social Media soll der Markt etwa nach Singapur und Japan getragen werden. Auch mit analogen Gästen aus ganz Deutschland und der Schweiz wird gerechnet.
Flankiert wird der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt von gut 30 Ständen, die Organisator Til Maehr an den Adventswochenenden in die Ritterstraße holt. Zudem gibt es die Weihnachtsinsel rund um den Postmichel – mit Lebendiger Krippe und Glühweinausschank für den guten Zweck. Das Sicherheitskonzept für das Markttreiben ist ausgefeilt. Ordnungsamtsleiter Jochen Schilling rät allen Gästen dringend, mit Bussen und Bahnen anzureisen. „Es wird rigoros abgeschleppt“, droht er Falschparkern.
Info: Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt vom 22. November bis 22. Dezember, geöffnet Sonntag bis Donnerstag 11 bis 20.30 Uhr, Freitag bis Samstag 11 bis 21.30 Uhr.
biz / Foto: Ines Rudel