Das Miteinander funktioniert

Der TSV Denkendorf wird 125 Jahre alt und blickt auf eine interessante Geschichte zurück

Die Geburtsstunde des TSV Denkendorf schlug im Gasthaus „Lamm“. Rund 30 Bürger trafen sich dort am 20. August 1896, um einen Turnverein aus der Taufe zu heben. „Der Verein wurde als Arbeitersportverein gegründet“, erinnert sich der frühere Denkendorfer Bürgermeister Walter Dieterich in der Jubiläumschronik. Anfangs wurde vor allem Handball gespielt und geturnt – auf primitiven, selbst gebauten Geräten aus Holz. Geturnt wurde ab 1911 im Winter im Saal des Gasthauses „Krone“, im Sommer wurde der Garten der „Germania“ genutzt, weiß Peter Nester, der heutige TSV-Vorsitzende. Gefeiert wird das Jubiläum voraussichtlich erst im kommenden Jahr.

Dem Fußballboom nach dem Ersten Weltkrieg trug 1922 die Gründung eines zweiten Sportvereins in Denkendorf Rechnung. Im selben Jahr wurde eine Leichtathletikabteilung gegründet. Der SV Denkendorf war laut Dieterich eher bürgerlich geprägt, Vorsitzender war Gottlieb Krinn. Der Verein hatte einen Sportplatz mit selbst gebauter Vereinshütte im „Klingen­äckerle“.

Als 1933 die Arbeiterturnvereine und damit auch der TV von den Nazis verboten wurden, spielte man im SV auch Handball und turnte. Zwar konnte man im Zweiten Weltkrieg fast bis zuletzt Sport treiben. „Der Sportplatz war allerdings im letzten Kriegsjahr zu Ackerland umgepflügt worden“, so Nester. Mit Hilfe des Bauunternehmers Gottlob Müller wurde das Sportgelände nach dem Krieg wieder hergerichtet: „Er war ein Glücksfall für den Verein. Er hatte die Kenntnisse vom Bau und die Geräte.“

Der Wunsch nach angemessenen Sportstätten wurde in den 50er-Jahren laut. Gottlob Müller habe den Bau eines Stadions mit Fußballfeldern und Leichtathletikanlagen angeregt, erinnert sich Dieterich: „Für mich war klar, dass nur ein gemeinsamer Weg der Vereine den Wunsch nach einem Stadion erfüllen könnte.“ Im Juni 1956 erfolgte im Saal der „Krone“ der offizielle Zusammenschluss von TV und SV zum TSV Denkendorf. Zum Vorsitzenden wurde Gottlieb Krinn  gewählt. Stellvertreter wurde der TV-Vorsitzende Wilhelm Oßwald.

 Die Gemeinde war dann bereit, für ein Stadion tief in die Tasche zu greifen. Gottlob Müller übernahm kostenlos die Erdarbeiten und den Rohbau des Vereinsheims. Dort gab es später zeitweise am Samstagabend sogar ein Tanzcafé. Die Vereinsmitglieder erbrachten unzählige Arbeitsstunden. 1960 wurde das Stadion als eines der ersten im Kreis Esslingen eingeweiht. 1971 wurde die Tennisabteilung gegründet, und im Laufe der Jahre wurden sieben Tennisplätze angelegt. 1984 folgte die Tennishalle. Die Gemeinde baute zwei große Sporthallen. „Heute verfügen wir in Denkendorf über tolle Sportstätten“, sagt Christine Schäfer, zweite Vorsitzende und Leiterin der TSV-Geschäftsstelle.

Kontinuierlich wurde das Sportangebot für alle Altersklassen auf heute zehn Abteilungen ausgebaut, die Mitgliederzahl wuchs stetig. Das Ehrenamt steht weiter hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr wurde die Tennisanlage mit tatkräftiger Hilfe der Mitglieder saniert. „Wir haben keine Nachwuchssorgen“, freut sich Nester. Viele seien bereit, Verantwortung zu übernehmen. Dazu trage bei, dass die Geschäftsstelle mit Schäfer als hauptamtlicher Kraft den Ehrenamtlichen viel Administratives abnimmt. Damit das Miteinander der verschiedenen Abteilungen gut funktioniert, hat man vor einiger Zeit Klausurtagungen eingeführt. Auch wenn die Verbundenheit vielleicht nicht mehr so groß sei wie in den Anfangsjahrzehnten: Dass Mitglieder und Übungsleiter ihrem Verein auch während der Corona-Pandemie treu blieben, wertet Schäfer als klares Bekenntnis zum TSV.

Der TSV bringt sich auf vielfältige Weise ins Gemeindeleben ein. Und er versteht sich als Verein des Breitensports. Dennoch ist Nester stolz, dass der Verein unter anderem deutsche Meister in der Leichtathletik oder Weltmeister der Kegler hervorgebracht hat. 

urh / Foto: Ulrike Rapp-Hirrlinger


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