Der kleine Prinz

NSU-Fahrer treffen sich am 2. und 3. Oktober in Linsenhofen – Scuderia NSU Süddeutschland wurde vor 25 Jahren gegründet

Der kleine Prinz

Am Sonntag und Montag, 2. und 3. Oktober, lädt der Verein Scuderia NSU Süddeutschland zum Treffen in Linsenhofen ein. Rund um die Kelter sollen die kleinen Flitzer aus der Neckarsulmer Produktion zusammenkommen.

Helmut Häußler, der Kassier des NSU-Clubs, erwartet wieder rund 60 Fahrzeuge aus dem Raum Süddeutschland und darüber hinaus. So wie vor fünf Jahren, als der Verein sein fünfjähriges Bestehen gefeiert hat. Da standen die kleinen Kisten aus der schwäbischen Autoproduktion um die Kelter herum oder fuhren auf kleinen Ausfahrten durch die Gegend. Prinz 1 bis 4, TT oder TTS, Sportprinz und Wankelspider, auch der RO 80 gehört zur NSU-Familie. Die kleinen Prinzen fuhren luftgekühlt mit Zweizylindermotoren, die späteren TT und TTS sowie die 1100er- und 1200er-Modelle waren mit Vierzylindermotoren ausgestattet. Dieses Jahr glaubt Häußler, könnten es beim Treffen noch mehr Fahrzeuge werden, und er rechnet damit, dass sich auch ein paar Zweiräder aus NSU-Produktion dazu gesellen werden.

„Der NSU war das Auto des kleinen Mannes, der es aber sportlich mochte“, sagt Helmut Häußler, der selbst einen NSU TT aus dem Jahr 1971 fährt. Das weiße Fahrzeug mit der roten Nase wird ebenfalls ausgestellt. Häußler hat mit seinem Vierzylinder früher an Rennen teilgenommen, gefahren wird heute nur noch bei besonderen Gelegenheiten. 7000 Mark hat er Anfang der 70er-Jahre für den Wagen bezahlt. 45 Jahre und 95 000 Kilometer später bescheinigt ihm ein brandneues Gutachten den Wert von 40 000 Euro. „Dieses Auto ist zuverlässig“, bestätigt der 66-Jährige. Und schränkt ein: „Vielleicht nicht ganz so wie ein VW Käfer.“ Wer seinen NSU aber gepflegt und gewartet habe, der konnte sich über ein flottes und modernes Fahrzeug freuen. Das überdies viel Fahrspaß versprach, wie Häußler verrät. Er selbst ist wie viele seiner Altersgenossen mit dem NSU über die Alpen nach Italien an die Adria geheizt. Eine stabile Kurvenlage, eine ordentliche Beschleunigung, leichtes Handling und letztlich das bekannt sportliche Image machen den Reiz des NSU-Fahrens aus.

An der Adria angekommen, fuhren die NSU-Kapitäne den Campingplatz NSU-Lido bei Cavallino nahe Venedig an, wo sie auf Gleichgesinnte trafen und sich über ihr Lieblingsauto austauschten. Dabei wird auch Technisches zur Sprache gekommen sein. „Faszinierend ist, dass die Technik einerseits einfach, aber ihrer Zeit immer voraus war,“ sagt Häußler und zählt auf: Unter der hinteren Haube röhrte ein Leichtmetallmotor, eine oben liegende Nockenwelle steuerte das Ventilspiel und im NSU RO 80 schwang ein Kreiskolbenmotor – ein sogenannter Wankel. Da nahm man in Kauf, dass der Wagen seitenwindempfindlich war, und dass im Winter ein Sandsack vorne im Kofferraum für mehr Stabilität auf rutschigen Fahrbahnen sorgen musste. Dass der Wagen leicht brannte, weil Benzin aus dem Vergaser lief und sich entzündete, wie man oft hört, schiebt Häußler aber auf mangelnde Wartung durch den Besitzer.

Die Firma NSU ist 1873 in Riedlingen an der Donau gegründet worden. Das Unternehmen siedelte sieben Jahre später nach Neckarsulm über. Gefertigt wurden in den ersten 20 Jahren Strickmaschinen, später kam eine Fahrradbauabteilung dazu, ab 1901 die Motorradproduktion, fünf Jahre später der Automobilbau, der jedoch 1929 wieder eingestellt und erst 1958 wieder aufgenommen wurde. 1969 fusionierte die Auto Union GmbH, Ingolstadt, mit der NSU Motorenwerke und nannte sich Audi NSU Auto Union AG. Lange Jahre haben NSU-Fahrzeuge an Rennen teilgenommen, so zum Bespiel in den 60er- und 70er-Jahren beim Neuffener Bergrennen.

Laut Häussler bedeutet NSU nichts weiter als Neckarsulm, und nicht wie häufig behauptet wird, Neckarsulmer Strickmaschinen Union. Der Veranstalter des NSU-Treffens, die Scuderia NSU Süddeutschland, begeht in diesem Jahr auch ihr 25-jähriges Jubiläum. 18 Mitglieder hat der Verein – die meisten kommen aus dem Nürtinger Raum. Andere stammen aus Pforzheim, Karlsruhe und ein Mitglied kommt aus Bayern.

Die ältesten sind um die 60 Jahre alt, die jüngsten 30 Jahre. Alle sind Besitzer von NSU-Fahrzeugen.    bob / Foto: Scuderia NSU

 

Info: mehr zum Verein Scuderia im Internet unter www.scuderia-nsu.de


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