Die Waldkindergärten in Aichwald, Lichtenwald und Baltmannsweiler sind fester Bestandteil der Betreuungslandschaft

Der Waldkindergarten „Aichhörnchen“ in Aichwald war der erste seiner Art auf dem Schurwald. Nun wird er 20 Jahre alt und lädt zum Geburtstagsfest ein. Gefeiert wird zudem die Einweihung des neuen Kindergartengeländes und des neuen Bauwagens, der zwar offiziell schon seit Januar in Betrieb ist, aber wegen der Corona-Auflagen vom Frühjahr noch nicht offiziell eingeweiht werden konnte. „Wir wollen unseren Gästen einen Einblick in unsere pädagogische Arbeit geben und was hier im Kindergarten passiert“, sagt Riccarda De Vico vom Trägerverein.
Ihren angestammten Platz mitten im Wald hatten die „Aichhörnchen“ Ende Dezember aus Sicherheitsgründen und wegen geänderter rechtlicher Vorgaben räumen müssen. Bis der neue Platz endlich gefunden war – nur einen Steinwurf vom alten Gelände entfernt und außerhalb des Waldes auf einer privaten Wiese gelegen – hatte es fast zwei Jahre gedauert. Zwischenzeitlich war der sogenannte Gestattungsvertrag mit der Gemeinde Aichwald nur mit teuren Auflagen verlängert worden.
Gefragt, wie der neue Platz bei den Kindern ankomme, runzelt Vereinschefin Melanie Grau etwas die Stirn. Früher sei der Bauwagen Teil des Waldes gewesen, heute sei das anders. Unterm Strich jedoch sind Grau und ihre Mitstreiter sehr zufrieden, vor allem mit der Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der finanziellen Situation. Hatte die Schurwaldgemeinde anfangs 60 Prozent der Betriebskosten getragen, so werden inzwischen 90 Prozent des jährlichen Defizits ausgeglichen.
Als vor 20 Jahren einige Eltern die Idee für einen Waldkindergarten hatten, stieß dieses Ansinnen in Aichwald anfangs nicht nur auf Gegenliebe. Es gab Stimmen, die sorgten sich um das Wohl der Kinder, die sie bei Regen, Eis und Schnee nicht in den Wald schicken wollten. Andere hatten befürchtet, der Waldkindergarten könnte den kommunalen Kindergärten Konkurrenz machen. Heute sind die 20 „Aichhörnchen“-Plätze fester Bestandteil des Kindergartenbedarfsplans der Gemeinde, die selbst drei Kindertagesstätten mit zusätzlich zwei Krippengruppen und eine reine Kinderkrippe betreibt. In den zwölf Kitagruppen gibt es Platz für 285 Kinder, in den sechs Krippengruppen stehen 60 Plätze zur Verfügung.
Aichwalds Hauptamtsleiter Stefan Felchle geht davon aus, dass die Gemeinde ohne den Waldkindergarten in einer ihrer Kindertagesstätten noch eine weitere Gruppe eröffnen müsste. Allerdings kommt Aichwald ein Platz im Waldkindergarten keineswegs billiger. Felchle beziffert die Kosten unter Berücksichtigung der Landeszuschüsse, die einen erheblichen Teil der Einnahmen ausmachen, beim kommunalen Kindergarten auf 1555 Euro pro Kind und Jahr und beim Waldkindergarten auf 3950 Euro.
In Lichtenwald hat – anders als in Aichwald – die Gemeinde die Trägerschaft für den Waldkindergarten „Waldkitz“ übernommen. Er steht seit 2017 gleichberechtigt neben den beiden anderen kommunalen Kindergärten in Hegenlohe und in Thomashardt und bietet in einer Gruppe 20 Kindern Platz und zehn Kindern in einer zweiten Gruppe. Die Nachfrage ist laut Bürgermeister Ferdinand Rentschler jedoch so groß, dass die zweite Gruppe schon bald auch 20 Kinder aufnehmen soll. „Der Waldkindergarten ist für uns nicht einfach ein Lückenbüßer, sondern eine tolle Alternative“, sagt Rentschler.
Sebastian Bauer, der stellvertretende Hauptamtsleiter von Baltmannsweiler, verweist auf die 266 Betreuungsplätze, die sich in der Gemeinde auf drei kommunale Einrichtungen sowie auf das „Spatzennest“ der evangelischen Gesamtkirchenpflege Esslingen und den von einem privaten Verein getragenen Waldkindergarten „Schurwaldspatzen“ verteilen. Bauer unterstreicht verschiedene pädagogische Schwerpunkte und die Vielfalt der Betreuungsangebote. Der Waldkindergarten feiere in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen und habe sich zu einem wichtigen Bestandteil in der Betreuungslandschaft entwickelt.
kai / Foto: Andreas Kaier