Seit 2014 wird die Nellinger Realschule saniert – Im Streit mit einer Baufirma zeichnet sich nun eine Lösung ab

Warum geht nichts voran an der Realschule in Nellingen? Beim Blick auf die Bauzäune, die seit Jahren das Bild um das Gebäude im Schulzentrum prägen, wird sich so mancher diese Frage stellen. Eine Firmeninsolvenz, wie gelegentlich gemutmaßt wird, steckt nicht dahinter. Dass sich der Abschluss der Rundumsanierung immer wieder hinauszögert, hat einen anderen Grund: Die Stadt Ostfildern als Auftraggeber liegt über Kreuz mit einem Stahlbau-Unternehmen, das die Arbeiten für die Konstruktion der Fassade, die als Fluchtsteg und zugleich als Sonnenschutz dienen soll, nicht in der Weise ausführt, wie es der Bauplan vorsieht. Es geht um die konkrete Umsetzung der planerischen Vorgaben, aber auch um Fragen der eingesetzten Materialien. Und letztlich natürlich auch um die Kosten.
Anwälte wurden eingeschaltet, unzählige Verhandlungen geführt. Ohne Erfolg. Doch jetzt scheint man einen Weg gefunden zu haben, das Dauerärgernis zu lösen. Wie Peter Heinzmann, Abteilungsleiter für technisches Gebäudemanagement, berichtet, haben beide Seiten eine Vereinbarung getroffen. Diese sieht vor, dass die verbleibenden Arbeiten bis Ende April 2022 erledigt werden. Über die Mehrkosten, die nun für die Stadt anfallen, will Projektleiter Heinzmann keine konkreten Angaben machen. Bisher war immer von gut 13 Millionen Euro die Rede, die die Kommune insgesamt für die Komplett-Erneuerung des Schulgebäudes aufbringen muss. 2012 hatte man mit der Planung begonnen, die ersten Arbeiten erfolgten 2014. Auslöser für die Sanierung war damals der mangelhafte Brandschutz. Um nicht bald wieder modernisieren zu müssen, wurden auch elektrische Anlagen, Lüftung, Heizung, Fenster und viele andere wesentliche Bauteile Zug um Zug erneuert. Letztlich wurde die ganze Schule umgemodelt, um auch den veränderten pädagogischen Anforderungen gerecht zu werden.
Der Bauzeitplan sah ursprünglich eine Fertigstellung im Sommer 2019 vor. Doch gab es immer wieder Streit mit der Baufirma, die den Auftrag für den Rettungssteg erhalten hatte. Dabei ging es um die Konstruktionspläne, wie diese technisch umgesetzt werden sollen und um Veränderungen, auf die die Stadt pocht. Die Westseite der Außenfassade, die in Brandfällen auch als Rettungsweg genutzt werden soll, ist mittlerweile komplett fertig, die Nordseite etwa zur Hälfte. Eine offene Baustelle ist nach wie vor die Südseite. Um in den dort angesiedelten Klassenzimmern überhaupt unterrichten zu können, hat man schon vor längerer Zeit Planen als provisorischen Sonnenschutz aufgehängt. Das Problem: Der eigentliche Sonnenschutz kann erst montiert werden, wenn das Stahlgerüst steht.
Höchst ärgerlich ist die Sache für Oberbürgermeister Christof Bolay. „Die Firma lässt uns hängen“, kritisiert er. Ihm sei bewusst, „dass wir die Geduld vieler arg strapaziert haben“. Wichtig sei bei allem Ärger, dass die Schule funktioniert. Nun sei jedoch ein Ende der Bauarbeiten abzusehen. Für das Stadtoberhaupt ist der Streit mit der Stahlbau-Firma noch längst nicht ausgestanden. Man werde sicher prüfen lassen, ob alles rechtmäßig gelaufen sei.
Realschul-Direktor Markus Fritz hat sich mittlerweile ein dickes Fell zugelegt. „Wir sind Baustellen schon gewohnt und tragen es mit Fassung“, sagt er. Zum Glück seien wenigstens im Inneren fast alle Arbeiten abgeschlossen. Dass die Schule nun über modernste Medien verfügt, habe geholfen, die Corona-Krise gut zu kompensieren. Probleme gebe es, weil es wegen der Dauerbaustelle keine Wegweiser gebe. „Viele finden uns gar nicht.“
Was den Abschluss der Arbeiten an der Realschule angeht, zeigt sich Fritz optimistisch: „Jetzt haben wir zumindest mal einen Zielhorizont.“ Der Beliebtheit der Schule hat die fortwährende Bautätigkeit offenbar nicht geschadet. Der Direktor berichtet von mehr als 90 Neuanmeldungen für das kommende Schuljahr. „Ein weit überdurchschnittliches Ergebnis.“ Im Augenblick besuchen rund 640 Mädchen und Jungen die Nellinger Realschule. hf / Foto: Ines Rudel