Die Fils führt ein Schattendasein

Die Stadt Plochingen und das Land wollen den Fluss ökologisch aufwerten und besser erlebbar machen

Auf dem Plochinger Marktbrunnen sind der Neckar und die Fils, als Fisch-Mann und Fisch-Frau personifiziert, dargestellt. Doch während der Neckar seit der Landesgartenschau im Jahr 1998 wieder eng mit der Stadt verbunden ist, führt die Fils weiter ein Schattendasein. Auf ihrem Weg bis zur Mündung in den Neckar, durch das Gewerbegebiet im Osten der Stadt, gleicht sie eher einem Kanal als einem natürlichen Gewässer.
Doch jetzt stehen die Chancen gut, dass sich das ändert, denn hier treffen zwei ähnlich gelagerte Projekte zusammen: Auf der einen Seite möchte die Stadt im Zuge des Sanierungsgebiets Fils nicht nur Flächen neu ordnen, sondern auch den kleinen Fluss besser zugänglich und erlebbar machen. Gleichzeitig plant das Land im Zug der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Fils zwischen Süßen und der Mündung in den Neckar ökologisch aufzuwerten.
Dem Abschnitt auf Plochinger Markung, direkt vor der Einmündung, kommt dabei besondere Bedeutung zu, wie Christian Pichler-Scheder von dem österreichischen Büro Blattfisch kürzlich im Ausschuss für Bauen, Technik und Umwelt erklärte. Das Büro erarbeitet im Auftrag des Landes die Studie „Gewässerökologie“ und macht Verbesserungsvorschläge.
Tatsächlich habe der Neckar „alle Fische, die in der Fils benötigt werden“, sagte der Fachmann. Aber nur die Barbe schaffe es, in den kleineren Fluss einzuwandern, und auch das nicht stabil. Die Fils habe zwar mittlerweile eine gute Wasserqualität, nachweisbar an entsprechenden Insektenlarven. Bei den Fischen sehe es aber nicht so gut aus, die Struktur des begradigten Flusses mit abgeschrägter Böschung rechts und links sei für sie ungünstig: Es fehle an Laichplätzen und flachen Uferzonen für die Entwicklung von Jungfischen und ebenso an tieferen Bereichen für großwüchsige Wanderfische. Das sei „eher ein Wasserkanal als ein Gewässerlebensraum“, sagte Pichler-Scheder.
Das Land möchte gemäß dem Konzept des österreichischen Büros auf Plochinger Markung drei Bereiche der Fils verändern: Die größte Veränderung betrifft das Ufer bei der jetzigen Kleintierzüchteranlage. Dort soll so abgegraben werden, dass ein Nebenarm des Flusses entsteht und das bestehende Ufer als Inselstreifen erhalten bleibt. An anderer Stelle soll durch die Umgestaltung die Dynamik des Gewässers angeregt werden, was wiederum dazu führen soll, dass sich Kiesbänke anlagern. Tiefe Rinnen und flache Zonen sollen entstehen sowie Aussichtsplattformen und große Stufen zum Wasser hin.
Das sei eine Win-win-Situation für Stadt und Land, urteilte der Bürgermeister Frank Buß. Erfreulich ist für Plochingen überdies, dass der ökologische Ausbau bei „Gewässern 1. Ordnung“ wie der Fils eine Aufgabe des Landes ist. Somit werde sie auch vom Land finanziert, bestätigte Eva de Haas vom Stuttgarter Regierungspräsidium, Referat Hochwasserschutz und Gewässerökologie. Auch der spätere Unterhalt liege beim Land, sagte sie. Joachim Hahn (SPD) verwies darauf, dass der für die Gartenschau angelegte Neckar-Altarm mittlerweile komplett verlandet sei. „Unser ureigenes Interesse ist, dass es nicht verlandet.“
Dennoch stelle die Fils die Planer vor große Herausforderungen, das sieht sowohl das Regierungspräsidium als auch das Büro Blattfisch so – ist doch das Filstal beengt und dicht bebaut, zudem verläuft der geplante Schnellradweg durch diesen Bereich.
Für die Stadt Plochingen ergibt sich ein weiterer Knackpunkt: Im Zuge der geplanten Vorhaben müssten die Kleintierzüchter ihr Gelände räumen. Ob sie jetzt einfach „weggebügelt“ würden, fragte der Einzelstadtrat Klaus Hink. Er habe bereits an den Vorsitzenden der Kleintierzüchter geschrieben, sagte Buß, und werde auch zu einem Gespräch einladen.
Auch aus Sicht des Landes sei eine Grundvoraussetzung, hier eine tragfähige Lösung zu finden, betonte de Haas: „Sonst müssen wir uns von dem Projekt verabschieden.“ Gerade der Bereich bei den Kleintierzüchtern sei die Schlüsselstelle der Planung. Mit dem Biber, der sich bereits im Bereich des Neckarknies angesiedelt hat, haben die Planer dagegen kein Problem, der werde einbezogen und sei in Sachen Gewässerökologie „sozusagen ein ehrenamtlicher Mitarbeiter“.

aia / Foto: Karin Ait Atmane


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