Im Esslinger Klinikum werden mehr Patienten eingeliefert, die unter 40 Jahre alt und schwer an Covid-19 erkrankt sind

Eindringlich wirbt Henning Wege, der Chefarzt der Inneren Medizin am Klinikum Esslingen, für die Impfung gegen Covid-19. „Nur so bekommen wir die Corona-Pandemie in den Griff“, sagt der Mediziner. Mitte der vergangenen Woche wurden zehn Patienten wegen der Viruserkrankung im Esslinger Krankenhaus behandelt. „40 Prozent von ihnen sind unter 40 Jahre alt und ungeimpft“, sagt der Professor. Dass diese vergleichsweise jungen Leute erkranken, das hätte aus seiner Sicht vermieden werden können.
Dass die Inzidenzzahlen auch im Kreis Esslingen stetig steigen, spürt das Klinikum. Im Sommer habe man lediglich zwei Patienten behandelt, sagt Wege. Vergangene Woche lagen zwei seiner Patienten auf der Intensivstation und waren „sauerstoffpflichtig“. Die anderen an Covid-19 Erkrankten werden in separaten Krankenzimmern behandelt. 40 Prozent der Patienten sind mehr als 80 Jahre alt. Sie seien zwar geimpft, sagt Wege, aber sie hätten schwere Vorerkrankungen. Da könne so ein Virus gefährlich werden, auch bei einem vermeintlich leichten Verlauf. Dennoch ist nach seinen Worten davon auszugehen, dass auch diesen Seniorinnen und Senioren ein schwerer Verlauf in aller Regel erspart bleibt.
Die Impfbusse sind unterwegs
Das größte Problem sieht Wege in den Impfgegnern und in jenen, die abwarten wollen. „Sie gehen das Risiko ein, schwer zu erkranken.“ In den vorherigen Wellen hat er beobachtet, dass das auch bei jungen Menschen ohne nennenswerte Vorerkrankung passieren kann. Deshalb sein Appell: „Die Impfbusse sind noch unterwegs. Wer möchte, kann sich sofort impfen lassen.“ Das tue man auch für seine Mitmenschen.
Unterdessen rief der Esslinger Landrat Heinz Eininger dazu auf, auch Jugendliche impfen zu lassen. „Die Impfzentren haben bis zum 30. September geöffnet, dort muss man auch nicht mehr auf einen Termin warten“, sagte Eininger und verwies darauf, mit der Impfung am besten nicht bis zum Schulanfang zu warten.
Er erinnerte daran, dass die Impfung der Kinder letztlich in der Verantwortung der Eltern liege und nicht in der der Schulen. „Impfen ist eine moralische Bürgerpflicht, weil ich mich und andere damit schütze“, unterstrich Eininger seinen Impfappell. Die Ferien in Baden-Württemberg enden am 12. September. Die Ständige Impfkommission empfahl im August auch Zwölf- bis 17-Jährigen eine Covid-19-Schutzimpfung.
Ähnlich äußerte sich Uwe Lahl, Amtschef im Sozial- und Gesundheitsministerium des Landes: „Überall, wo in Baden-Württemberg geimpft wird, können sich Zwölf- bis 17-Jährige bereits jetzt impfen lassen.“ Auch Lahl verwies darauf, von dieser Möglichkeit noch vor Schulbeginn Gebrauch zu machen.
Noch können sich Ungeimpfte in den beiden Kreisimpfzentren (KIZ) gegen Covid-19 immunisieren lassen. In der Zeppelinstraße 112 in Oberesslingen und in der Halle 9 der Landesmesse wird der Anti-Corona-Piks verabreichet. Doch die Zeit drängt. Zum Monatsende werden die Zentren geschlossen, und auch der Impfbus wird seine Touren einstellen.
KIZ schließen Ende September
Laut Sarah Panten vom Landratsamt hat das Land Baden-Württemberg alle Stadt- und Landkreise, also auch den Kreis Esslingen, nur damit beauftragt, die Kreisimpfzentren bis Mittwoch, 30. September, zu betreiben: „Dem kommen wir gerne und aus Überzeugung nach. Denn zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind Impfungen eine der tragenden Säulen.“ Wie geht es nach dem 30. September weiter? Da hält sich die Behörde bedeckt: „Es obliegt der Landesregierung, hier die ideale Infrastruktur und einen Übergang in die Regelsysteme zu schaffen – gerade auch im Hinblick auf die Übernahme der Impfungen durch die niedergelassenen Ärzte.“ Daher verweist Sarah Panten auf die auslaufende Chance: „Das Angebot, die Kreisimpfzentren oder alternativ den Impfbus zu nutzen und sich ohne vorherige Terminvereinbarung impfen zu lassen, besteht ja noch für den ganzen Monat. Die Kapazitäten sind entsprechend vorhanden.“ jmf/eli/sw/Foto: dpa