Durchwachsene Bilanz

Landwirte verzeichnen durchschnittliche Erträge im Ackerbau – Obstbauern beklagen bis zu 80 Prozent Ernteeinbußen

Die Landwirte in der Region blicken mit gemischten Gefühlen auf das Anbaujahr 2017. Starker Frost im späten Frühjahr, Hitze im Sommer und anhaltende Niederschläge schmälerten den Ertrag. Während beim Getreide und Gemüse eine durchschnittliche Ernte eingefahren werden konnte, wurden die Obstbauern von den Wetterextremen böse erwischt.

Die Ackerbauern in der Region ziehen mit Blick auf das Erntejahr  eine durchwachsene Bilanz und zeigen sich insgesamt mit den Erträgen zufrieden. „Der Getreideertrag war absolut durchschnittlich, trotz leichter Probleme mit dem Frost im Frühjahr“, beschreibt der Landwirt Willi Seifried vom Waldwiesenhof in Altbach seine Ernteergebnisse. „Dem Mais hat das Wetter sogar sehr gut getan. Der liebt es sehr warm und feucht. Er steht so hoch wie nie und wir erwarten einen Spitzenertrag“, sagt Willi Seifried.

Auch beim Gemüse verzeichnen die Landwirte kaum Einbußen. „Wir hatten einen gewissen Trockenstress im Juni und Juli, aber insgesamt ist es recht gut gelaufen. Es ist ein durchschnittliches Jahr und wir können nicht klagen. Das berichten auch die anderen Kollegen im Umkreis“, erzählt Eugen Traub, der Betreiber des Hopfenhofs in Nürtingen-Oberensingen. Insgesamt könne man beim Gemüse von einer guten Ertragslage sprechen. „Nur für die Tomaten war das Wetter im August und zum Ende des Sommers etwas zu kühl. Da wurde teilweise noch leicht grün geerntet“, sagt Traub.

Dieter Clauss vom Eglisenhof in Esslingen-Sulzgries verzeichnet zwar eine „leicht unterdurchschnittliche Ernte“, ist aber dennoch zufrieden. „Wir dachten zuerst, das Jahr wird schwierig. Aber der Frost hat den Kulturen nicht viel ausgemacht, der Regen ist dem Gemüse zugutegekommen, die Temperaturen waren in Ordnung. Wir sind mit einem blauen Auge durchgekommen“, bilanziert Clauss.

Davon können die Obstbauern im Kreis nicht sprechen. „Im Durchschnitt betrachtet ist das Jahr für den Obstbau ganz schlecht, teilweise sogar katastrophal verlaufen“, sagt Albrecht Schützinger, Kreisfachberater für Obstbau beim Landkreis Esslingen. Aufgrund der milden Temperaturen im März war die Obstblüte drei Wochen eher dran als normal. Dann folgten drei Frostnächte im späten April und die Vorfreude auf eine gute Ernte war dahin. Kirschen, Äpfel und Birnen waren bereits schon weit entwickelt und sind vielfach erfroren. „Abhängig von der Lage und auch der Bodenqualität ging das bis zum Totalausfall. Auf manchen Wiesen, wo man normalerweise neun Tonnen Kirschen bekommt, hat man in diesem Jahr neun Kirschen geerntet“, beschreibt Schützinger.

Auf den Frost folgten bald schon hohe Temperaturen, später starker Regen – „Witterungsextreme, die die Bäume zusätzlich gestresst haben“, sagt Schützinger. Hinzu kommt, dass das Jahr 2016 den Bauern eine reiche Ernte beschert hatte. „Wir haben deshalb in diesem Jahr ein Alternanzjahr, in dem sich die Bäume erholen und sowieso weniger tragen“, erklärt der Fachberater. Insgesamt beziffert er die Einbußen in der Region auf bis zu 80 Prozent. Darunter leiden auch die Betriebe in der Region, die Obst weiterverarbeiten, Saft pressen, Most keltern und Brände erzeugen. „Mancher Betrieb hat da einiges investiert, aber in diesem Jahr schreibt man in den Mostereien und Brennereien kaum Umsätze. Unter dem Strich ist es also für den Obstbau und alles, was daran hängt, ein ganz schlechtes Jahr“, sagt Schützinger.

Joachim Rukwied, der Präsident des Landesbauernverbands Baden-Württemberg (LBV), bestätigt diese Zahlen und spricht auch bei anderen Kulturen von einer „Zitterpartie“. Landesweit betrachtet habe vor allem der Weizen unter der Hitze im Frühsommer gelitten. Dies habe „richtig Ertrag gekostet“, berichtet Rukwied. Der LBV begrüßt daher das Hilfsprogramm, das das Land für von Einbußen betroffene Betriebe aufgelegt hat. Darüber hinaus fordert der Verband jedoch eine Risikoabsicherung, die in anderen EU-Ländern längst Standard ist. „Für alle landwirtschaftlichen Betriebe muss eine steuerlich begünstigte Risikovorsorge möglich werden“, sagt Rukwied.      pst / Foto: bul


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