Lese am Albtrauf läuft noch bis Mitte Oktober – Weniger Oechsle als in den Vorjahren

Die Weinlese läuft im Landkreis Esslingen. In einem Zeitraum, in dem in den Vorjahren die Lese schon eine Weile abgeschlossen war. Vor zwei Wochen hat die Lese begonnen, und sie soll Mitte Oktober beendet sein. „Wir haben ein eher normales Weinjahr“, stellt Christine Anhut, die Geschäftsführerin der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck, fest. „So wie es vor den heißen Jahren war.“
Entsprechend niedrigere Oechsle-Grade erwarten die Weinbauern am Albtrauf von ihren diesjährigen Produkten. „Die Werte werden deutlich unter denen der vergangenen Jahre liegen“, ist Anhut sicher. Es habe in diesem Jahr doch stark an Sonne und Wärme gefehlt. Derzeit hoffen die Winzer noch auf typisches Altweibersommerwetter: sonnige warme Tage und kalte Nächte. „Das gibt zusätzlich Aroma“, sagt Anhut.
Das „schwierige Weinjahr“ ist auch durch Unwetter und durch Schädlinge gekennzeichnet. Die Schätzungen an zu erzielender Menge habe man im Lauf der Saison zurückfahren müssen, erklärt Anhut. „Ein Hagelunwetter im Juni hat viele Trauben zerstört, vor allem bei den frühen Rotweinsorten. Ein Wengerter in Frickenhausen hat so gut wie keinen Ertrag mehr.“
Auch Schädlinge haben den Weingärtnern in diesem Jahr das Leben schwer gemacht. Die Kirschessigfliege habe von der Feuchtigkeit profitiert, auch Peronospora, der Falsche Mehltau, mache den Weinreben zu schaffen, sagt Anhut. Denn auch der Mehltau entstehe in Jahren mit viel Niederschlag. Schädlinge machten Produktion und Lese anspruchsvoll. „An den Reben hängen Trauben unterschiedlicher Reifegrade, sodass man viel verlesen und vereinzeln muss“, wie Anhut erklärt. „Manche Traube würde besser noch etwas länger hängen, aber der Druck durch die Schädlinge ist da.“
Die Wengerter von Hohenneuffen-Teck haben die Lese der frühen Roten wie Acolon, Regent, Dornfelder und Portugieser abgeschlossen und auch schon die weißen Müler-Thurgau-Trauben eingefahren. Die Weißweine sieht Geschäftsführerin Anhut mit ein wenig geringeren Oechsle-Graden ganz gut bedient: „Für die Spritzigkeit der Weißweine ist das ja gar nicht so schlecht.“
Auch an der Limburg, Baden-Württembergs höchstem Weinberg, läuft die Lese – auch etwas früher als in den vergangenen warmen Jahren. Begonnen haben die Mitglieder des Vereins der Weinbergbesitzer am 22. September mit dem Acolon, dann ging es weiter mit den Sorten Müller-Thurgau, Dornfelder und Regent, Portugieser und Schwarzriesling. Am Ende dieser Woche sind dann Spätburgunder und Riesling an der Reihe. Nächste Woche sollen alle Trauben gelesen sein.
Werner Kauderer, der Vorsitzende des Vereins, spricht von einem „schwierigen Weinjahr“. Da sei zum einen die Kirschessigfliege, die den frühen roten Sorten auf den Pelz gerückt ist. Zum anderen hat der Falsche Mehltau Probleme gemacht. Das Zeitfenster fürs Spritzen während der Blütezeit sei sehr klein gewesen, da man bei Regen nicht spritzen kann. Unterm Strich sieht Kauderer aber ein normales, und kein schlechtes Weinjahr – mit guten Weißweinen.
„Die Winzer sind gar nicht böse darum, nach den sehr warmen und trockenen Jahren von 2018 bis 2020 wieder ein normales Jahr zu haben“, sagt auch Ernst Bücher vom Deutschen Weininstitut.
bob / Foto: Genossenschaft Hohenneuffen-Teck