Eine Ära endet

Psychiatrie zieht von Nürtingen nach Kirchheim – Friedhof wird Grünanlage

Die Kisten sind beziehungsweise werden gepackt in der psychia­trischen Abteilung der Kreiskliniken, die neuerdings Medius Kliniken heißen: Mit Sack und Pack ziehen Ärzte wie Patienten nach Kirchheim um, geplant ist der Schritt für den 21. Februar. Damit geht am Standort Stuttgarter Straße in Nürtingen eine lange Geschichte zu Ende.

Bereits im 15. Jahrhundert wurden am Nürtinger Neckarufer im sogenannten Siechenhaus Kranke untergebracht. Im Jahr 1861 richtete die Stadt dort ihr Hospital mit ein. Auch ein Armenhaus war in dem imposanten Gebäude, das im 17. Jahrhundert um drei Etagen aufgestockt worden war, untergebracht. 1950 verkaufte die Stadt das Gelände an den Landkreis, der dort nach dem Neubau des Nürtinger Krankenhauses auf dem Säer die psychiatrische Abteilung der Kreiskliniken untergebracht hat.

Inzwischen genügen die alten Gebäude und Anbauten jedoch nicht mehr den Ansprüchen eines modernen Klinikalltags. Im Rahmen der Umstrukturierungen der Kreiskliniken prüfte und verwarf der Landkreis deshalb etliche Varianten, wie und wo die Psychiatrie künftig untergebracht werden kann. So gab es zwischenzeitlich Überlegungen, das Angebot am Standort Plochingen zu konzentrieren.

Die Entscheidung fiel nach langen Diskussionen schließlich auf den Standort Kirchheim. Dort wird die psychiatrische Abteilung der Medius Kliniken im Februar einen Neubau beziehen. Rund 17,9 Millionen Euro hat das viergeschossige Gebäude gekostet. Ein Festakt zur Einweihung des Psychiatrie-Baus wird am Abend des 18. Januar stattfinden. Kirchheim avanciert damit zum bettenreichsten Krankenhaus im Landkreis.

Das Gelände am Nürtinger Neckar hingegen sieht einer neuen Zukunft entgegen: Der Landkreis veräußerte das Areal an die BPD Immobilienentwicklung, die dort ein neues Wohnquartier errichten will. Rund 140 Wohnungen sollen entstehen. Ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren ist bereits angestoßen.

Für die Neuordnung des Areals wird ein Großteil der ehemaligen Klinikgebäude abgerissen. Davon ausgenommen sind das ehemalige Siechenhaus und die dazugehörige Kapelle. „Sie stehen unter Denkmalschutz“, teilt die Pressestelle der Stadt Nürtingen mit. Der ehemalige Friedhof, auf dem sich sowohl Gedenkstätten für die Opfer der beiden Weltkriege als auch alte Grabstellen Nürtinger Familien befinden, wird den Bürgern künftig als Grünanlage offenstehen. Die Entwidmung sei zum 31. Dezember 2016 rechtskräftig geworden, so der Sprecher der Stadt, Clint Metzger. Die Stadt hat den Nachkommen angeboten, ihnen die Pflege der Gräber zu übertragen.      mo / Foto: mo


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