Trend auf dem Markt: Gesellschaftsspiele für die ganze Familie – Teamplayer gefragt – Rollenspiele entführen in fremde Welten
Zusammensitzen, spielen und jede Menge Spaß haben hat eine lange Tradition. Gesellschaftsspiele existieren bereits seit mehr als 4000 Jahren und sind auch heute noch auf der Party oder bei der Familienfeier ein ebenso beliebter Zeitvertreib wie bei einem gemütlichen Abend mit den Kindern.
In diesem Jahr ist der Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“ 100 Jahre alt geworden. Die Freude am Gesellschaftsspiel ist ungebrochen. Das hat auch wieder die Spiele-Messe in Stuttgart gezeigt, bei der man die meisten Spiele auch gleich testen konnte.
Die Vielfalt ist riesig: Es gibt nicht nur Spiele, die von Glück oder vom Zufall entschieden werden, ausschlaggebend sind viel öfter analytisches Vorgehen, Wissen und taktisches Geschick. Ein kleiner Überblick über die Spielelandschaft.
Ganz häufig übernehmen Spiele Themen aus dem echten Leben, zum Beispiel Kanban – Automotive Revolution. Bei diesem Spiel aus dem Schwerkraft-Verlag bewegen sich die Spieler in einer modernen Automobilfabrik. Es geht darum, die Fabrikmanagerin zu beeindrucken, um die Karriere voranzubringen. Dazu müssen die Spieler Design und Produktion entwickeln, auch mal selbst am Band stehen, die Logistik im Griff haben oder sich weiterbilden. Kanban – das Wort kommt aus dem Japanischen und bedeutet Fertigungsstraße – wird als anspruchsvolles Strategiespiel bezeichnet. Es richtet sich an Spieler ab einem Alter von zwölf Jahren.
Terra heißt das neue Spiel aus dem Verlag Huch & Friends, der auch schon das Spiel Fauna herausgebracht hat. Bei Terra ist Wissen rund um die Erde, über Länder, Ozeane, Kontinente und erdgeschichtliche Abläufe gefragt. Wer weiß, wie lang der Amazonas wirklich ist oder wo die steilste Straße der Welt liegt? „Punkten kann man mit der richtigen Antwort auf Fragen, die auf Karten stehen, aber auch damit, nicht ganz falsch gelegen zu haben“, erklärt Steffi Schulz am Stand des Verlags. Außerdem könne man je nach Mitspielern unter verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen, weshalb Terra schon ab zehn Jahren gespielt werden kann.
Wissen kann man auch erwerben, wenn man Nanuuk (Bambus-Verlag) spielt. In dem taktischen Familienspiel für Spieler ab acht Jahren lernt man viel über das Leben der Inuit. Die Maori wiederum sind Thema im taktischen Brettspiel Moeraki-Kemu des Kiehly-Verlags.
Wer das Imperium retten will, ist mit Starwars X Wing aus dem Heidelberger Spieleverlag gut bedient. Allerdings wird für die Spielplane, die ja schließlich das Universum darstellen soll, ein richtig großer Tisch benötigt. Man spielt zu zweit gegen einander oder in zwei Teams. Chewbaka, Han Solo, Luke Skywalker und Darth Vader sind mit Waffen und Ausrüstungen dabei – zum Beispiel mit dem Millenium-Falken. Aktionen und Entscheidungen werden ausgewürfelt. Geeignet ist das Spiel für Star-Wars-Begeisterte ab 14 Jahren.
Ein Partyknüller will Tic Tack Bumm aus dem Verlag Piatnik sein. Es gilt Begriffe zu finden – und das möglichst schnell, denn es tickt eine Bombe, die unter lautem Knallen losgeht. Spieler ab zwölf Jahren amüsieren sich damit.
Geschicklichkeit und räumliches Vorstellungsvermögen ist bei Tantrix aus dem Quecke-Verlag gefragt. Bei der aus Neuseeland stammenden Spielidee muss aus 56 sechseckigen Plättchen die längste Linie oder der größte Ring in einer ausgewählten Farbe gelegt werden. Der Gegner wird das verhindern wollen. Tantrix lässt sich als Gesellschafts- und Strategiespiel mit zwei bis vier Personen spielen. Tantrix gibt es als Indoor- und Outdoor-Version.
Gewürfelt, geknobelt, gezockt und gespielt wird auch beim Verein zur Förderung spielerischer Freizeitaktivitäten aus Böblingen. Vereinssprecher Markus Lange spricht von einem klaren Trend zu Kooperationsspielen. „Die Leute spielen dabei nicht gegeneinander, sondern sie versuchen gemeinsam Rätsel zu lösen, Aufgaben zu meistern und Abenteuer zu bestehen“, sagt Lange.
Das Spiel Tac aus dem gleichnamigen Verlag lebt von der Kooperation. Es gilt in der Kombination aus Brett- und Kartenspiel die eigenen Kugeln ins „Haus“ zu bringen. Aber dazu braucht man Mitstreiter.
Fantasie ist bei Rollenspielen gefragt. Sven Thomä, der Vorsitzende des Rollenspielvereins Celtic Circle in Nürtingen, spricht von einem „sozialen Netzwerk außerhalb der digitalen Welt.“ Jeder Spieler in einer Spielrunde, die unter Fans Cons genannt wird, übernimmt einen Charakter. Ein Spielleiter bestimmt und kontrolliert den Ablauf der Handlungen. Spielentscheidende Fragen werden ausgewürfelt. In Nürtingen findet man Cons unter der Internetadresse www.celticcircle.bentleysilberschatten.de, in Esslingen bei Würfelzwerg in der Landolinsgasse 10 (www.wuerfelzwerg.de). Dort kann man auch Rollenspiel-Geschichten kaufen. Man spielt und trägt die Ergebnisse in die Heftchen ein. bob / Foto: bob