Eingeschränktes Badevergnügen

Der Aileswasensee in Neckartailfingen ist mit Blaualgen belastet – Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen

Die Prognosen für eine ungetrübte Badesaison standen günstig. Die meisten Badeseen im Land waren mit der Note „Ausgezeichnet“, der Aileswasensee in Neckartailfingen mit der Note „Gut“ eingestuft worden. Doch kürzlich hat das Kreisgesundheitsamt Alarm geschlagen. Im Aileswasensee breiten sich Blaualgen aus, die für Menschen eine Gesundheitsgefahr darstellen können.
Aufgefallen ist die Belastung zuerst am Kinderstrand, wo die grünen Schlieren auf der Wasseroberfläche schwimmen. Mittlerweile seien jedoch an allen Uferbereichen abgesunkene Algen festgestellt worden, teilt Andrea Wangner, die Sprecherin der Kreisverwaltung Esslingen mit.
Die Gesundheitsämter der Landkreise untersuchen die Qualität der Badegewässer im Land regelmäßig. Das Ergebnis einer Wasserprobe, die vor rund zwei Wochen im Aileswasensee gezogen worden war, ließ das Kreisgesundheitsamt aufhorchen. Bei der Untersuchung wurde eine Belastung des Gewässers mit den Darmbakterien Escherichia coli und Intestinale Enterokokken festgestellt. Die Konzentration dieser Cyanobakterien liegt zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt im Jahr hoch. Üblicherweise treten Blaualgen erst im Spätsommer auf.
An sich sind sie harmlos und kommen in allen Gewässern vor. Zum Problem werden sie erst, wenn sie sich massenhaft vermehren. Ursache dafür ist ein hoher Nährstoffgehalt im Wasser, vor allem der Phosphatgehalt ist problematisch. Da die angrenzenden Ackerflächen regelmäßig gedüngt werden, besteht für den knapp neun Hektar großen Aileswasensee eine Verschmutzungsgefahr durch den Eintrag von Phosphat des Grundwassers. Wärme und Licht gelten als Wachstumsbeschleuniger. Das frühsommerliche Wetter dürfte also ein wesentlicher Grund für die Ausbreitung sein. Angesichts der hohen Temperaturen in den vergangenen Tagen sei ein weiteres Algenwachstum nicht auszuschließen, heißt es im Landratsamt.
Nachdem die Probenwerte bekannt waren, hatte das Gesundheitsamt die Gemeinde Neckartailfingen angewiesen, eine Warnung zu veröffentlichen. „In sichtbar belasteten Bereichen wird vom Baden abgeraten“, ist nun auf Schildern entlang des Wegs zum See und auch im Internet zu lesen. „Es gibt viele Leute, die trotzdem im See baden. Aber das sollte man wirklich ernst nehmen“, sagt Christina Gombold, der Leiterin des Ordnungsamts der Gemeinde Neckartalfingen. Vor allem sollte darauf geachtet werden, dass Kinder nicht mit den Schlieren spielen oder sie gar verschlucken. Denn Blaualgen produzieren Giftstoffe. Und wenn Badegäste belastetes Wasser schlucken, könnte dies zu Durchfall, Übelkeit und Ausschlägen führen.
Wie stark der Aileswasensee belastet ist, könne nicht eingeschätzt werden. Die Werte aus einer weiteren Wasserprobe liegen laut Gombold erst im Verlauf dieser Woche vor. „Deshalb bleib zunächst einmal alles so, wie es ist. Die Warnung vor dem Baden in sichtlich belasteten Bereichen gilt weiterhin“, sagt Gombold. Der See werde nicht abgesperrt und bleibe zugänglich, auch weil er ein Naherholungsgebiet darstellt. Auch ein Badeverbot stehe nicht an. Allerdings rate die Gemeinde momentan davon ab, ins Wasser zu gehen, da die Grundwasserströmung die Belastung auf weitere Seebereiche verteilen könne. „Wir wollen deshalb zunächst die neuen Werte abwarten“, sagt Gombold. Wer trotz der Warnung im See bade, mache dies auf eigene Verantwortung, erklärt sie.

eh/pst / Foto: Horst Rudel


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