Ende der Platanen steht bevor

Ein Teil der Reichenbacher Hauptstraße wird neu gestaltet – Kranke Bäume sollen durch andere Arten ersetzt werden

Bäume sind wichtig fürs Klima, für gute Luft und für Wohlfühl-Atmosphäre. In Reichenbach empfiehlt ein Baumgutachter dennoch – oder gerade deswegen –, die Platanen in der Hauptstraße zu fällen. Stattdessen sollten andere Baumarten gepflanzt werden.

18 stattliche Bäume fällen, das ist eine harte Entscheidung. Doch Baumsachverständiger Martin Müller hat sich die Platanen genau angeschaut und als nicht gesund eingestuft. Zwar sei der Zustand nicht so kritisch, dass man sie aus Sicherheitsgründen sofort fällen müsste. Aber da die Hauptstraße ohnehin umgestaltet wird, hält er es für sinnvoll, andere Bäume zu pflanzen und für diese bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Müller, Inhaber des Büros „Kompetenz für Bäume“, nannte im Reichenbacher Gemeinderat mehrere Gründe für den unerfreulichen Zustand der Platanen in der Hauptstraße. Auch wenn man diese Bäume von südländischen oder Pariser Plätzen in stark gestutzter Form kennt, sind sie von Natur aus starkwüchsig. Sie mussten deshalb in der Hauptstraße teilweise stark beschnitten werden und haben dabei die charakteristischen „Knubbel“ an den Ästen gebildet.

Diese Stellen seien teilweise zerfurcht und verwachsen, erklärte Müller, und damit ein Angriffspunkt für Feuchtigkeit, Fäulnis und Pilzbefall. Der Gutachter hat auch abgestorbenes Geäst in den Kronen gefunden, was daran liegen könnte, dass den Bäumen zu wenig Wurzelraum und zu wenig Wasser zur Verfügung steht. Zur Zeit der Pflanzung in den 70er-Jahren habe man nach damaligem Kenntnisstand alles richtig gemacht, betonte der Fachmann. Heute sieht man manches anders, und der Klimawandel bringe Bäume zusätzlichen Stress. „Jetzt ticken die Uhren ganz anders“, sagte Müller. „Wir haben jetzt Mitte Februar plötzlich fast 20 Grad.“ Wenn man die Platanen durch andere, geeignetere Bäume ersetze und ihnen bessere Voraussetzungen schaffe, habe man langfristig einen ökologischen Gewinn.

Auf bestimmte Arten wollte sich der Fachmann aber nicht festlegen, denn das kommt auf die einzelnen Standorte an. Die Hauptstraße soll zwischen der Kreuzung mit der Wilhelm-/Karlstraße und dem Rathaus neu gestaltet werden. Das schwebt dem Gemeinderat schon seit einigen Jahren vor; das Gremium möchte eine Verbesserung der Parkplatzsituation erreichen, vor allem aber mehr Komfort für Fußgänger. Der Poryphor-Belag sei für Rollatoren oder Rollstühle nicht geeignet, sind sich die Ratsmitglieder einig, zudem sei die Querung der Straße unübersichtlich. Und auch das Nebeneinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer sei nicht klar definiert – ein Indiz dafür ist, dass häufig von der Reichenbacher „Fußgängerzone“ die Rede ist, obwohl es sich lediglich um einen verkehrsberuhigten Bereich handelt, sagte Bürgermeister Bernhard Richter. Wie die Regelung in Zukunft aussehen wird, ob möglicherweise ein „Shared Space“ in Frage kommt, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind, ist noch offen.

Landschaftsarchitekt Harald Fischer und das Büro Bolz und Partner legten einen Entwurf vor, der die Grundzüge der neuen Planung zeigt: So soll es auf der einen Straßenseite wieder eine Baumreihe geben, gegenüber – im Bereich der Hausnummern 13 bis 17, die etwas zurückgesetzt sind – ist an einen kleinen Platz mit Sitzmöbeln, vielleicht Spielmöglichkeiten für Kinder und Baumquartiere gedacht. Je nachdem könnten dort Hochstämme oder niedrigere Sträucher gepflanzt werden. Die aktuellen Parkplätze in diesem Bereich fallen dann zwar weg, unterm Strich kann man aber die Zahl der Stellplätze nahezu halten.  aia / Foto: aia


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