Der Durchbruch ist für Juli geplant – Die Bahn-Neubaustrecke Wendlingen–Ulm soll Ende 2022 eröffnet werden

Auf der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm schreiten die Arbeiten voran: Nach den Plänen der Deutschen Bahn sollen im Winter 2022 die ersten ICE-Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde über die neuen Gleise rauschen. Ein wichtiger Teil der Strecke ist der mehr als acht Kilometer lange Albvorlandtunnel, der südlich von Kirchheim gegraben wird. Die zwei Tunnelvortriebsmaschinen, die jeweils in einer Röhre eingesetzt werden, haben insgesamt noch rund 2500 Meter vor sich.
Seit Ende 2017 fressen sich „Sibylle“ und „Wanda“ durch das mehrere Hundertmillionen Jahre alte Gestein. Die letzten 1000 Meter, die jede Maschine dabei zurücklegen muss, hätten es in sich, sagte Jens Hallfeldt, Projektleiter des Abschnitts bei der Bahn, kürzlich bei einer Baustellenbesichtigung. „Dort haben wir eine ganz andere Geologie als auf den 7000 Metern davor“, erklärte er. „Es gibt deutlich mehr Kalk, mehr Verwerfungen und mehr Störzonen, in denen das Material der Maschinen mehr beansprucht wird.“ Diese Schwierigkeiten seien aber bereits vor Baubeginn bekannt gewesen und würden die Arbeiten nicht wesentlich aufhalten. „Wir rechnen im Juli mit dem Durchbruch“, sagte Hallfeldt.
Zwischen den beiden Tunnelröhren, die bis zu 22 Meter voneinander entfernt verlaufen, wird ebenfalls gearbeitet. „Alle 500 Meter gibt es Verbindungen“, so Hallfeldt. 16 solcher Bauwerke wird es geben, durch die auch Rettungskräfte Zugang zu einem eventuellen Unfall im Tunnel haben sollen.
An Spitzentagen wird das abgetragene Material mit 400 bis 600 Lastwagen fortgeschafft. Das sind zwischen 10 000 und 15 000 Tonnen, die untersucht und entsprechend entsorgt beziehungsweise weiterverwendet werden. In der Nordröhre, durch die später die Bahnlinie von Ulm verlaufen soll, laufen derzeit die Betonierungsarbeiten. Jeweils die ersten 400 Meter der Röhren werden mit flüssigem Beton verkleidet. Danach kommen die sogenannten Tübbinge zum Einsatz. Jeweils sieben dieser zehn Tonnen schweren Steine bilden ein ringförmiges Segment in der Tunnelverkleidung. Insgesamt werden in den beiden Röhren 54 000 Tübbinge verarbeitet.
Neben dem Albvorlandtunnel wird zwischen Wendlingen und Aichelberg an verschiedenen Stellen gearbeitet. Eine Herausforderung ist dabei der Höhenunterschied. Von der tiefsten Stelle (271 Meter über Normalnull) steigt das Terrain kontinuierlich an. Zu spüren sei der Höhenunterschied auch bei der Güterzuganbindung, die die bestehende Strecke Plochingen – Tübingen am Ende des Albvorlandtunnels mit der Schnellbahntrasse verbinden soll. Für diese Anbindung ist unter der Autobahn 8 ein weiterer Tunnel gegraben worden.
Die Brücke über den Neckar befindet sich derzeit im Bau. Sie führt in einer Höhe von zehn Metern über den Fluss und ist 136 Meter lang. Später werden die Züge die Brücke innerhalb von zwei Sekunden überqueren. Bis der letzte von drei Brückenbauabschnitten in Angriff genommen werden kann, wird es allerdings noch dauern. „Das können wir erst 2020 beginnen, weil die Kreisstraße 1219 derzeit noch als Umgehungsstraße für die gesperrte Landesstraße benutzt wird“, sagte Hallfeldt. „Solange diese Umleitung besteht, dürfen wir da keine Beschränkung der Fahrbahn einrichten.“ Nahezu fertig ist hingegen die nur 56 Meter lange Brücke über die bestehende Bahnlinie in Wendlingen.
1500 Eidechsen umgesiedelt
Im Laufe dieses Jahres soll es im Albvorland an verschiedenen Stellen noch allerhand sichtbare Veränderungen geben. Auch muss – nachdem die Finanzierung steht – noch die Große Wendlinger Kurve angelegt werden. Mit knapp einem Jahr Verspätung wurde hingegen ein offener Streckenabschnitt vor dem Aichelberg direkt neben der A 8 angepackt: Die Bahn musste in dem Gebiet mehr als 1500 Zauneidechsen umsiedeln. Nun gehe es dort aber voran. Nach den Probefahrten sollen im Dezember 2022 dann die ersten regulären Züge verkehren. Später können Fahrgäste innerhalb von nur einer halben Stunde von Stuttgart nach Ulm fahren. the / Foto: the