S-Bahn-Verlängerung von Filderstadt nach Neuhausen kommt frühestens im Mai 2027 – Umsiedlung von Mauereidechsen

Die seit Jahrzehnten geplante Fortsetzung der S-Bahn über Filderstadt-Bernhausen hinaus nach Neuhausen verzögert sich um weitere acht Monate. Das wurde vor Kurzem dem Verwaltungs-und Finanzausschuss des Esslinger Kreistags mitgeteilt. Die Pläne müssen noch einmal neu ausgelegt werden, weil sich auf dem Baugelände am künftigen Neuhausener Endbahnhof eine Population von Mauereidechsen niedergelassen hat.
Bevor dort der erste Stein bewegt wird, müssen die streng geschützten Tiere erst umgesiedelt werden. Das soll, um den Biorhythmus der Tiere nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, im kommenden Frühjahr geschehen.
Ursprünglich gilt das Gelände als Tummelplatz für Zauneidechsen. Die ursprüngliche Heimat der ebenfalls geschützten Mauereidechse ist im Mittelmeerraum. „Wir vermuten, dass die Eidechsen in den vergangenen Jahren durch Erdtransporte eingeschleppt worden sind“, sagt Volker Christiani, der Chefplaner der federführenden Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) AG, als er der Ratsrunde die schlechte Nachricht überbrachte.
Um es zu keinen weiteren Verzögerungen kommen zu lassen, hat der Ausschuss beschlossen, im Vorgriff auf den Planfeststellungsbeschluss und die als sicher geltende Baufreigabe schon mit der Vergabe der Gebäude-Abrissarbeiten zu beginnen. Parallel dazu soll das Baufeld so weit vorbereitet werden, dass die Bagger dann unverzüglich mit ihrer Arbeit beginnen können.
Immerhin hat das Regierungspräsidium Stuttgart als Genehmigungsbehörde laut Christiani signalisiert, dass der Planfeststellungsbeschluss für die S-2-Fortführung noch vor Jahresende 2021 erlassen werden könnte Mit dem Baubeschluss wird dann nach dem aktuellen Stand der Dinge im April des kommenden Jahres gerechnet. Wenn Christianis Rechnung aufgeht, könnten die eigentlichen Bauarbeiten Anfang des kommenden Jahres in Angriff genommen werden. „Das ist immer noch ein ehrgeiziger Zeitplan. Bis dahin müssen schließlich noch weit mehr als 100 Vereinbarungen mit betroffenen Eigentümern abgeschlossen werden“, sagt der Chefplaner. Eine Bauzeit von rund vier Jahren vorausgesetzt, könnte der erste S-Bahnzug zum „kleinen Fahrplanwechsel“ im Mai 2027 im Bahnhof von Neuhausen einlaufen.
„Könnte, dürfte, müsste, sollte . . . “ – der häufig verwendete Konjunktiv hat bei den Sprechern der Fraktionen angesichts eines Planungszeitraums von mehr als 20 Jahren alles andere als Begeisterung ausgelöst. „Das ist ein Trauerspiel“, befand der CDU-Rat Sieghart Friz und erntete dafür kollektives Kopfnicken im Sitzungssaal. Schließlich handele es sich um einen Schienenstrang von lediglich vier Kilometern Länge, der zudem noch auf einer Bestandstrasse verläuft. „So kommen wir in Deutschland mit der Verkehrswende nicht voran“, stellte Friz unwidersprochen fest.
„Mit Groll“ stimmte auch der SPD-Sprecher Steffen Weigel dem Verwaltungsantrag zu, mit den Abbrucharbeiten schon vor dem Baubeschluss zu beginnen. Allerdings warnte er vor einer einseitigen Schuldzuweisung an die Eidechsen oder den Naturschutz, sondern rief dazu auf, die Rahmenbedingungen für derartige Planungen insgesamt zu hinterfragen.
Die Kosten für die S-2-Verlängerung – bisher sind 209 Millionen Euro im Gespräch – werden von den Anliegern Neuhausen und Filderstadt, dem Landkreis Esslingen, der Region Stuttgart, dem Land und dem Bund nach einem ausgeklügelten Kostenschlüssel anteilig getragen. Aufschluss darüber, welche Summe im Frühjahr 2027 wirklich unterm Strich stehen wird, wird von der parallel zum Baubeschluss vorgenommenen Kostenfortschreibung erwartet. adt / Foto: Ines Rudel