Großer Sanierungsbedarf am Gymnasium Plochingen – Mehrjährige Bauzeit – Umlandkommunen verweigern Beteiligung

Es ist die größte Sanierung, die die Stadt Plochingen je gestemmt hat: Für 48,2 Millionen Euro muss sie ihr Gymnasium, das zweitgrößte im Land, auf Vordermann bringen. Vom Land erwartet sie dabei eine Förderung über 12,3 Millionen Euro und hofft auf weitere Zuschüsse. Die Nachbarkommunen lehnen eine finanzielle Unterstützung bislang ab.
Im Jahr 1968 – das Gymnasium Plochingen bestand damals schon vier Jahre – wurde der Hauptbau der Schule eingeweiht. Sie wuchs und wuchs, was zu diversen An- und Umbauten führte. An allen Gebäudeteilen besteht nun Sanierungsbedarf, mal größer, mal kleiner. Es geht um Themen wie Brandschutz und Fluchtwege, Barrierefreiheit, Decken und Fassade, Fenster, Beton oder auch die Elektrik. Das Mängelpaket ist beachtlich. Zudem hat das sechszügige Gymnasium Bedarf an weiteren Räumen. Lediglich die große Sporthalle wurde schon vor einigen Jahren saniert und ist ausgenommen.
Der erste Bauabschnitt, der noch in diesem Jahr beginnen soll, betrifft den Kupferbau aus den 70er-Jahren, unter dessen Dach sich Fachräume und Klassenzimmer befinden. Sie sollen kommenden Sommer in den Nebenbau der derzeitigen Realschule umziehen. Die Realschule selbst tauscht im Vorfeld ihr Gebäude mit der Burgschule, die etwas weniger Schülerinnen und Schüler hat – so wird die Interimslösung fürs Gymnasium überhaupt erst möglich.
Parallel zur Sanierung des Kupferbaus von 2020 bis 2022 wird angrenzend an den Hauptbau des Gymnasiums ein Neubau mit zusätzlichen Klassenräumen gebaut. Zuvor muss aber der dort bestehende eingeschossige Sheddachbereich mit seinen Computerräumen abgerissen werden. Ein Aufzug soll später sowohl den Haupt- als auch den vierstöckigen Neubau erschließen. Danach, ab Mitte 2022, geht es an die Kernsanierung des zentralen Hauptgebäudes samt seiner Außenhülle. Und das ist noch nicht alles: Auch der Oberstufenbau an der Tannenstraße, die Hausmeisterwohnung, die Kleinturnhalle und der Unterstufenbau werden generalüberholt. Sie seien im Sanierungsbeschluss schon enthalten, erklärt Kämmerer Michael Hanus, die Details würden aber möglicherweise von dem städtebaulichen Wettbewerb beeinflusst, der für den gesamten Schulcampus ausgelobt wird.
Die Kosten fürs Gesamtpaket waren vergangenen Sommer auf 58,3 Millionen Euro veranschlagt worden. Inzwischen wurden die Kosten um zehn Millionen Euro reduziert, in einem durchaus schmerzhaften Prozess, wie Bürgermeister Frank Buß betont. Aber anders wäre das Projekt für die Stadt Plochingen nicht zu stemmen; sie kommt auch so an ihre Grenzen. Wenn sie keine weiteren Geldquellen erschließen kann, ist eine Neuverschuldung von insgesamt 22 Millionen Euro erforderlich, die sich auf drei bis vier Jahrzehnte jährlich mit 1,55 Millionen Euro im Haushalt niederschlagen wird. Sollten die Steuereinnahmen schrumpfen, könnte das schnell zum Problem werden.
Momentan hofft Plochingen noch auf weitere Zuwendungen vom Land – oder doch von den Nachbarkommunen, deren Jugendliche einen erheblichen Teil der Schülerinnen und Schüler am Gymnasium stellen. Mit diesem Vorstoß wie auch dem zur Gründung eines gemeinsamen Schulverbandes ist die Stadt allerdings bislang gescheitert. Die Nachbarorte setzen sich, teilweise mit Empörung, zur Wehr: Dann könnte man ja bei jeder Einrichtung, die überörtlich genutzt werde, die anderen mitzahlen lassen, so ihr Argument. Der Vorwurf, dass die Sanierung wegen des G9-Modellversuchs in Plochingen so teuer wird, entspricht allerdings nicht den Tatsachen: Das genehmigte Raumprogramm ist auf ein achtjähriges Gymnasium ausgelegt; den zusätzlichen Bedarf aufgrund von G9 muss die Schule organisatorisch selbst lösen. aia / Foto: aia