Preissteigerungen machen Sanierung des Plochinger Gymnasiums teurer – Umzugstermine werden nicht eingehalten

Dass es bei der Sanierung und Erweiterung des Plochinger Gymnasiums nicht rund läuft, ist bereits vor wenigen Wochen bei der öffentlichen Kritik des Projektsteuerers an der Bauleitung deutlich geworden. Der aktuelle Bericht zum Baufortschritt, der in der Vorlage für den Gemeinderat zusammengestellt war, fasste die Belastungen für das auf mehrere Jahre angelegte Großprojekt zusammen: Wegen Pandemie und Ukrainekrieg kam es zu massiven Problemen in der Personal- und Materialverfügbarkeit, zu Lieferengpässen und Preissteigerungen. Die Verzögerungen brachten den Bauablauf durcheinander. Zudem verließen der Gesamtprojektleiter sowie der Projektleiter für das Gewerk Sanitär das koordinierende Unternehmen, dem Bodenleger wurde gekündigt, die Montagetermine für die Fachräume wurden verschoben.
Weil die Arbeiten am Hauptbau von der Fertigstellung des Kupfer- und Neubaus abhängig sind, wurden auch diese bereits mehrmals zurückgestellt. Dazu kommen teils strittige Nachträge aus „fehlerhaften Ausschreibungen, Messfehlern, Preissteigerungen, Terminzwängen“. Hohe Nachträge in den Roh-, Stahl- und Trockenbauarbeiten ließen die Planansätze überschreiten.
Weil sich die Stadt Plochingen teilweise im Zahlungsverzug befindet, war der Gemeinderat gefragt. Zudem musste dieser die Arbeiten für den Rohbau sowie für die Baustelleneinrichtung des Hauptbaus vergeben. Aufgrund der davongaloppierenden Kosten beantragte die CDU-Fraktion ein „Projekt-Reset“, weil sie den finanziellen Handlungsspielraum der Stadt gefährdet sieht. Zudem bemängelt sie eine unzureichende Förderung durch das Land.
Bürgermeister Frank Buß betonte, dass die Schwierigkeiten beim größten Bauprojekt in der Geschichte der Stadt in den komplexen, ineinandergreifenden Arbeiten liegen. Er habe Ende Juli ein Gespräch mit dem Architekturbüro geführt, das ihm „spürbare Verbesserungen“ und eine personelle Verstärkung zugesagt habe. Um das Projekt enger zu begleiten, hat er nun einen „Steuerungskreis Gymnasium“ ins Leben gerufen. Vorgesehen war, dass der Kupfer- und Erweiterungsbau im Sommer 2022 hätte fertiggestellt sein sollen. Buß: „Wir planen jetzt mit einem Umzug im März 2023.“
Was die Kosten anbelangt, sei man ursprünglich von 3,5 Prozent Steigerung ausgegangen, doch „die Welt hat sich verändert“, so Buß. Der Baupreisindex stieg 2021 wegen der Pandemie bereits um circa sechs, 2022 wegen des Ukrainekrieges um etwa 19 Prozent. Die neue Prognose der Architekten gehe von Mehrkosten von rund 9,7 Millionen Euro aus. Die Gesamtkosten beliefen sich dann auf 58 Millionen Euro. Das werde auch die Fortschreibung des Investitionsplans 2030 der Stadt beeinträchtigen, worauf reagiert werden müsse, so der Plochinger Rathauschef.
Reiner Nußbaum (CDU) forderte, den Fertigstellungstermin verbindlich festzuschreiben. In Bezug auf förderfähige Leistungen, die teils bis Ende 2023 abgerechnet werden müssen, gehe die CDU davon aus, „dass die Stadtverwaltung diese Problematik im Griff hat“. Und: Das Land könne kein sechszügiges Gymnasium vorschreiben und sich mit nicht einmal 25 Prozent der Kosten beteiligen. Thomas Fischle (SPD) befürchtet, dass Prozesse auf die Stadt zukommen. Er betonte, die Schulleitung rechtzeitig zum Umzugstermin zu informieren, in dieser Zeit fänden Prüfungen und das Abitur statt. „Der Sachstand erschreckt“, meinte Lorenz Moser (OGL). Doch aufkündigen wäre noch schlechter, „wir wollen auch keine Bauruine haben“. Harald Schmidt (ULP) befürchtet, dass die 60 Millionen Euro „nicht das Ende vom Lied“ sein werden.
„Obwohl wir Bauchweh haben“, so Buß, empfehle die Stadtverwaltung die Vergabe weiterer Gewerke, wie die Rohbauarbeiten am Hauptbau im Umfang von rund 932 000 Euro sowie der Baustelleneinrichtung in Höhe von circa 217 000 Euro. Bis auf Schmidt stimmten alle Stadträte zu. „Wir haben keine bessere Alternative“, sagte Buß.
mdr / Foto: Matthias Drißner