Fitnesskur fürs Krankenhaus

Das Klinikum Esslingen wird in den nächsten Jahren für 270 Millio­nen Euro modernisiert – Ausweich-Bau macht den Anfang

Die Stadt Esslingen und ihr Klinikum machen Ernst mit ihren ehrgeizigen Zukunftsplänen: Rund 270 Millionen Euro will die Kommune in den kommenden 15 Jahren investieren, um auch auf lange Sicht eine vorzügliche medizinische Versorgung zu garantieren. Anfang 2021 hatten das Sozialministerium und der Esslinger Gemeinderat ein umfassendes Neubaukonzept abgesegnet. Dieser „Masterplan“ sieht den Neubau aller wesentlichen Klinikfunktionen und eine Sanierung der verbleibenden Gebäude in mehreren Bauabschnitten vor.
In einem ersten Schritt soll nun bis Mai 2023 ein vierstöckiges Modul-Gebäude entstehen, das die nötigen Ausweichflächen bietet, damit bestehende Gebäude nach und nach durch Neubauten ersetzt oder grundlegend modernisiert werden können. Mit einem symbolischen Spatenstich im Patientengarten des Klinikums gaben Vertreter von Stadtverwaltung, Geschäftsführung und Projektpartnern vor wenigen Tagen den Startschuss zu diesem Zukunftsprojekt.
Trotz knapper Kassen und der von ihm wiederholt beklagten Kostenexplosion gerade in der Baubranche ist OB Matthias Klopfer überzeugt, dass die Stadt mit dem größten Neubauvorhaben der kommenden 15 Jahre auf dem richtigen Weg ist: „Dieses Projekt ist ganz zentral für die Gesundheitsversorgung in unserer Stadt und auch darüber hinaus. Mit der Umsetzung der Masterplanung werden die räumlichen Voraussetzungen geschaffen, damit das Klinikum auch in Zukunft moderne, innovative Medizin und patientenorientierte Pflege so erfolgreich umsetzen kann wie bisher.“ Außerdem biete die Aufwertung der Infrastruktur dem Klinikum die Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu profilieren und damit bei den dringend gesuchten Fachkräften zu punkten.
Insgesamt gilt es, bis in die 2030er-Jahre mehr als 30 000 Quadratmeter Nutzfläche neu zu bauen oder grundlegend zu modernisieren. In einem ersten Schritt wird nun das vierstöckige Modul-Gebäude entstehen, das sich später „Haus 0“ nennen soll und auf rund 4600 Quadratmetern Platz für 150 Betten bieten wird. So wird Platz geschaffen, damit die nötigen Kapazitäten auch während der Neu- und Umbauzeit zur Verfügung stehen. „Vom neuen Gebäude werden Patienten und Mitarbeitende gleichermaßen profitieren“, ist Klinikums-Geschäftsführer Matthias Ziegler sicher. „Die Arbeitsplätze werden allesamt modern und voll digital ausgestattet, und die Patientenzimmer bieten eine sehr ansprechende Unterbringung mit einer zeitgemäßen Ausstattung. Wenn das Modul-Gebäude steht, wird es keine Dreibettzimmer ohne eigene Nasszelle mehr geben.“
Die Patienten werden weitgehend in Zweibettzimmern untergebracht, ebenso sind behindertengerechte Zimmer vorgesehen und Zimmer, die mit Schleuse neuesten Hygienestandards entsprechen. Untergebracht werden in dem neuen Gebäude unter anderem die Geriatrische Station und die Neurologie mit Schlaganfalleinheit. Und Haus 0 soll auch aus energetischer Sicht eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Gebäude soll den Standard der Energieeffizienzgebäude 55 erfüllen und 45 Prozent weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Gebäude.
Dass Bauprojekte dieser Größe aktuell mit manchen Unwägbarkeiten behaftet sind, wissen OB und Klinik-Chef nur zu gut. So mussten die kalkulierten Kosten für das Modul-Gebäude bereits von zunächst rund 20 auf knapp 25 Millionen Euro nach oben korrigiert werden.
Damit das neue Gebäude möglichst rasch zur Verfügung steht, haben sich Stadtverwaltung und Klinikum auf eine sogenannte Modul-Bauweise verständigt: Wie in einem riesengroßen Baukasten werden im kommenden Herbst 140 komplett vorgefertigte Module angeliefert und auf dem Gelände des Klinikums zu einem hochmodernen Gebäude verschmolzen. Klappt alles wie geplant, sollen die neuen Räume bereits im Mai 2023 in Betrieb gehen. „Das Klinikum bleibt während der gesamten Bauphase vollumfänglich für die Patientenversorgung geöffnet“, versichert die Klinikleitung.

adi / Fotograf: Roberto Bulgrin


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