Fluglärmkommission gibt Gutachten zur Lärmbelastung in Auftrag – Entscheidung soll im März fallen

Zu der möglichen neuen Flugroute über den Fildern soll es ein Lärmschutzgutachten geben. Darauf hat sich die Fluglärmkommission geeinigt. Zudem soll die alternative Route in einer Simulation durchgespielt werden. Dabei könnten verschiedene Wetterbedingungen nachgestellt werden, sagte der Vorsitzende der Fluglärmkommission, der Ostfilderner OB Christof Bolay. Erwartungsgemäß sprach die Fluglärmkommission keine Empfehlung zur Flugroute aus. Wegen des Widerstands betroffener Kommunen sowie einiger Bürgerinitiativen wurde die Entscheidung verschoben.
Kritiker der neuen Routen drängen darauf, Antworten auf ungeklärte Fragen zu bekommen. Vor zwei Wochen gab es dazu ein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Hermann moderiertes Gespräch, bei dem sich die Parteien einigten, offene Punkte vor einer Empfehlung der Fluglärmkommission zu klären. Die Entscheidung verbleibt aber bei dem Gremium, das im März 2022 erneut tagen soll. „Bis dahin sollte nicht nur das Gutachten vorliegen, sondern auch Zeit sein, um die Ergebnisse interpretieren zu können“, sagte Bolay.
Das Gutachten soll Aufschluss geben, wie sich der Dauerschallpegel bei unterschiedlichen Routen verändert. Die Vorbereitung des Gutachtens will das Verkehrsministerium begleiten, indem es eine Arbeitsgruppe einrichtet, der betroffene Kommunen angehören.
Die vergangene Sitzung wurde von den Beteiligten unterschiedlich bewertet. Unterstützung bekam Bolay, der sich mehrfach für die neue Flugroute ausgesprochen hatte, vom neuen Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer. „Verkehr löst sich ja nicht in Luft auf“, sagte Klopfer. „Es wird immer Gewinner und Verlierer geben. So ist nun mal Politik.“ Es gehe darum abzuwägen. Wenn mehr Menschen durch die neuen Routen entlastet würden als belastet, seien sie zu befürworten. „Aber natürlich gibt es immer Benachteiligte“, sagte Klopfer. Am Ende werde es wohl einen Kompromiss geben.
Für Esslingen würde die neue Route eher eine Entlastung bedeuten, insbesondere für die Bevölkerung in Berkheim, Oberesslingen, Sirnau und Zell. Mit Baubürgermeister Hans-Georg Sigel sitzt auch ein Vertreter Esslingens in der Fluglärmkommission.
Dass mit dem vereinbarten Vorgehen die öffentliche Debatte „nun wieder sachlich geführt werden kann“, begrüßte Frank Buß, der Bürgermeister Plochingens. Behauptungen zu Sicherheitsbedenken oder zusätzlichen Flugbewegungen sind aus seiner Sicht von der Deutschen Flugsicherung „eindeutig und plausibel widerlegt“.
Die Auswirkungen auf die lärmgeplagte Bevölkerung soll durch das gemeinsame Fluglärmgutachten bewertet werden. „Weil die Gesamtlärmbelastung weiter hoch sein wird, muss im hoch belasteten Neckartal jede Chance für eine Lärmpause ergriffen werden“, bekräftigte Buß.
Dass ein Lärmgutachten kommt, begrüßte auch der Nürtinger OB Johannes Fridrich, der sich mit weiteren Kollegen gegen die Route ausgesprochen hatte: „Ich finde es positiv, dass nun ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben wird und auch die Flugrouten in Flugsimulatoren getestet werden.“ Er habe immer für ein Gesamtfluglärmgutachten plädiert: „Alle Lärmquellen zu erfassen – so wünschenswert das wäre – sprengt die Aufgaben der Fluglärmkommission.“ Er sei gespannt, was das Ergebnis des Gutachtens sein werde, „ob etwa, wie von den Befürworten behauptet, die Entlastung von 90 000 Menschen den Tatsachen entspricht.“
Für den Nürtinger Rathauschef sind weiterhin viele Fragen offen: „Die Frage, ob die neue Route im Einklang mit dem Planfeststellungsverfahren steht, ist offen und wird von Nürtingen anwaltlich untersucht. Sollte aufgrund neuer Routen ein Planfeststellungsänderungsverfahren notwendig werden, wäre das angedachte Verfahren gestorben.“ Unklar sei, ob damals Abwägungen hinsichtlich einer neuen Flugroute getroffen worden seien.
jmf/eli / Foto: Roberto Bulgrin