Nach zweieinhalb Jahren ist die neue Autobahn-Anschlussstelle zwischen Neuhausen und Nellingen fertig

Die alte Anschlussstelle ist komplett weg“, erklärte der zuständige DB-Projektingenieur Sebastian Antritt kurz vor der Freigabe der letzten neuen Straßen in der vergangenen Woche. Dort, wo es einst zur A 8 beziehungsweise runter von der Autobahn ging, ist inzwischen ein großer Haufen Erde, gespickt mit Steinen und Schutt. Im Zuge der Bauarbeiten für die neue Bahnverbindung zwischen Stuttgart und Ulm wurde die nördliche A-8-Anschlussstelle zwischen Nellingen und Neuhausen umfassend neu gestaltet. Auf einem Teil der neuen Straßen konnten Autos bereits geraume Zeit fahren, nun sind alle Wege wieder offen. Zuletzt war noch die Strecke von Nellingen nach Neuhausen über die L 1202 nicht befahrbar.
Der neue Autobahnanschluss liegt etwas weiter im Westen. Er ist bereits seit Juli dieses Jahres in Betrieb. Dorthin führt eine neue Straße, diese ist allerdings ein wenig verschlungen. Die S-förmige Auffahrt führt, vorbei an einem großen Schweinestall, zunächst unter dem Gleisbett hindurch, bevor sie bergauf zur Autobahn Richtung Flughafen geführt wird. An dieser Stelle ist auch die neue Abfahrt. Wer nicht auf die Autobahn möchte, kann über die neue Straße entweder parallel zur Autobahn weiter Richtung Stuttgart-Plieningen oder nach Süden Richtung Bernhausen und Neuhausen sowie in der Gegenrichtung nach Nellingen oder Plieningen fahren. Ebenfalls neu wurden zwei Regenrückhaltebecken und zwei Pumpwerke für Regenwasser neben der neuen Landstraße gebaut.
An dieser Stelle zeigt sich, wie umfassend sich das Projekt S 21 und die neue Schnellbahntrasse nicht allein auf den direkten Bahnverkehr zwischen Stuttgart und Ulm auswirken. Vielmehr krempelt die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zahlreiche Verkehrsadern in der gesamten Region Stuttgart um. So wird sich unter anderem der Verkehr, der sich bislang an der nördlichen Siedlungsgrenze von Neuhausen parallel zur Autobahn entlanggequält hat, verringern. „Die neue Strecke ist viel schneller, wir haben weniger Ampeln“, erklärt der Ingenieur Antritt.
Wer aus Richtung Nellingen über die Körschtalbrücke kommt und ein Ziel in Neuhausen ansteuert, kann aber zukünftig weiter die gewohnten Wege fahren. Aus Richtung Plieningen können Ziele in Denkendorf oder das Körschtal ebenfalls über die neue Umfahrung von Neuhausen angesteuert werden. Die Ab- und Auffahrt von beziehungsweise zur A 8 in Richtung München haben sich nicht verändert. Was entfällt, sind die Ampeln, die es bisher dort gab.
75 Millionen Euro haben Bahn und Regierungspräsidium Stuttgart während einer zweieinhalbjährigen Bauzeit in die neuen Verkehrswege investiert. „Es ist die wirtschaftlichste Lösung“, meint Antritt. Denn ohne den neuen Autobahnanschluss hätte die Bahn ihre neue Brücke für die S-21-Stecke am alten Anschluss 120 statt 60 Meter lang bauen müssen. Insgesamt gibt es auf dem Abschnitt zwischen der alten und der neuen Anschlussstelle drei Bahnbrücken: eine an der alten Anschlussstelle, eine an der neuen und eine für einen Wirtschaftsweg dazwischen.
Noch sind die Bauarbeiten an dieser Stelle aber nicht ganz beendet. Neben den Gleisen wird die Erde noch begrünt. Hinzu kommen die Arbeiten auf dem Gleisbett. Dort werden noch die Oberleitungen errichtet und die Gleise verlegt. Etwas östlich der alten Anschlussstelle führen die Gleise in einem Tunnel bei Denkendorf 768 Meter unter der Autobahn hindurch, bevor sie weiter nach Wendlingen parallel und südlich der Autobahn verlaufen.
Der aktuelle Zeitplan der Bahn sieht vor, dass die Strecke zwischen Wendlingen und Ulm Ende kommenden Jahres fertig ist. Auf der Stecke sollen Züge dann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Kilometern je Stunde fahren können. S 21 und die Gesamtstrecke zwischen Stuttgart und Ulm werden nach derzeitigem Plan allerdings erst Ende 2025 in Betrieb genommen werden.
bra / Foto: Philipp Braitinger