Frischekur für ein Wahrzeichen

Ab kommenden Sommer wird die Plochinger Stadtkirche St. Blasius saniert –   Spendenkampagne gestartet

Dass die  Stadtkirche, zuletzt 1961/1962 renoviert, Sanierungsbedarf hat, ist schon lange klar. Seit 15 Jahren hat  man sich darüber hinter den Kulissen Gedanken gemacht. Allerdings hatte die Evangelische Kirche in Plochingen zunächst einige andere „Baustellen“ mit ihren Kindergärten und dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu bewältigen, wie Pfarrer Gottfried Hengel  sagte. Aber jetzt rückt die Kirchensanierung in den Fokus. Das spätgotische Gotteshaus hat nicht nur für die evangelischen Christen, sondern für die ganze Stadt eine hohe Bedeutung. Weithin sichtbar auf dem Kirchberg stehend, ist es ein Plochinger Wahrzeichen, für zahllose Vorbeifahrende eine Landmarke und für die Plochinger das Signal, dass sie zu Hause angekommen sind. Die Identifikation mit der Stadtkirche sei sehr groß, auch unabhängig von Religion und Konfession, so Hengel.

Eine äußerliche Frischekur, die der Kirche durchaus guttäte, ist vorläufig aber kein Thema. In den kommenden Jahren geht es um den Innenraum, die Orgel und vor allem die Dachkonstruktion. „Im Wesentlichen ist das noch der gotische Dachstuhl von vor 500 Jahren“, berichtete Hengel. Untersuchungen ergaben, dass die Tannenbalken zu großen Teilen in einem guten Zustand sind. Aber einige Schäden haben sie doch. Diese sollen ab Sommer 2022 Stück für Stück behoben werden. Das ist Schritt eins der Sanierung.

Im zweiten Schritt (ab Herbst 2022) soll der Innenraum heller, freundlicher, barrierefrei und flexibler nutzbar werden, erklärte Gerhard Nölle, der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Die Elektrik und die Medien- und Tontechnik müssen ebenso erneuert werden wie die Heizung. Anstelle der Warmluftgebläse ist eine innovative und umweltfreundliche Luft-Wärme-Pumpe mit elektrischer Zusatzheizung geplant. Für Licht und Weite werden dunkle Holztäfelungen durch hellere Wände ersetzt und die Decke aufgehellt. Um einen durchgängigen Raum auf einer Ebene zu erhalten, senkt man den Chorraum ab und entfernt die Podeste der Kirchenbänke. Statt der fest verbauten Bänke unter der Empore gibt es dort künftig eine flexible Bestuhlung – oder Freiraum zum Zusammenkommen, ob bei neuen Gottesdienstformen, beim Ständerling oder beim Kirchencafé.

Bestehen bleiben die Emporen, die Ausrichtung und die Bildgestaltung der Kirche. Ohnehin entsteht all das in enger Abstimmung mit der Landeskirche und dem  Landesamt für Denkmalpflege. Für die Neuanordnung der historisch bedeutenden Elemente Taufstein, Altar und Kanzel wird  sogar ein Künstlerwettbewerb ausgerufen. Die Orgel zeigt schon seit ihrem Einbau einige Schwächen und soll nicht nur überholt, sondern besser an den Kirchenraum angepasst werden. Die Arbeiten ab Sommer 2022 sind auf eineinhalb Jahre veranschlagt, Weihnachten 2023 hofft man, in der Stadtkirche feiern zu können. Die Orgelsanierung dauert aber deutlich länger.

Unterm Strich stehen für die drei Sanierungsschritte Kosten von 1,9 Millionen Euro zu Buche, wovon der Löwenanteil von knapp 1,4 Millionen Euro auf den Innenraum entfällt. Für diesen muss die Kirchengemeinde 540 000 Euro an Spenden auftreiben. Weitere 200 000 Euro braucht es für die Orgel, die komplett aus Spendengeld zu bezahlen ist. Das sind enorme Beträge, aber die Ausgangslage ist dank der langen Vorlaufzeit eher ermutigend. „Seit 15 Jahren sammeln wir schon“, so Nölle. So kamen für die Innenraumsanierung bereits 320 000 Euro zusammen. Da das mehr als 50 Prozent der geforderten Spendensumme sind, dürfen die Arbeiten schon begonnen werden. Ferner greift die Kirchengemeinde auf Rücklagen (470 000 Euro) zurück und bekommt Zuschüsse von der Landeskirche (650 000 Euro) und vom  Landesdenkmalamt (30 000 Euro). Eine große Spendenkampagne soll helfen, das restliche Geld zusammenzubringen. Dafür hat sich die Kirchengemeinde den Fundraiser Julian Feil ins Boot geholt, der nun mit der Öffentlichkeitsarbeit beginnt. 

aia/Foto: Karin Ait Atmane


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