Schutz kostet Deizisau mindestens 1,6 Millionen Euro – Am Berghof braucht man verpachtete Flächen wieder

Als das Wasser im vergangenen Sommer nach einem Starkregen an einigen Stellen in Deizisau Keller und Garagen überflutet hatte, war für Verwaltung und Gemeinderat klar: Es muss etwas getan werden. Kurz darauf legte die Ratsrunde erste Maßnahmen fest. Nun hat sich das Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler und Partner mit dem Thema beschäftigt und untersucht, wo das Risiko am größten ist. Zudem unterfütterten die Ingenieure die elf Einzelvorschläge mit einer Kostenschätzung und einem Zeitplan. Voraussichtlich muss die Gemeinde in den nächsten Jahren mehr als 1,6 Millionen Euro in ihr Starkregenrisikomanagement stecken. Die Deiziauer Gemeinderäte beauftragten die Stuttgarter Ingenieure mit weiteren Planungen.
Ein großes Risiko für Überschwemmungen nach starken Regenfällen sehen die Ingenieure an drei von elf Stellen in Deizisau. Auch am Gsaidweg beim Kinderhaus Arche Noah, wo geplant ist, die Schachteinläufe und den dortigen Graben zu optimieren und möglicherweise kaskadenartig kleine Rückhaltebecken anzulegen. Die Experten gehen davon aus, dass die Gemeinde allein für dieses Projekt, das noch 2022 umgesetzt werden soll, bis zu 110 000 Euro ausgeben muss. Um sofort etwas gegen mögliche Überschwemmungen zu tun, wurden dort bereits wie auch in der Kirchstraße einige normale Schachteinläufe gegen leistungsstärkere, sogenannte Bergeinläufe, ersetzt und oberhalb des Nelkenwegs ein kleiner, etwa 50 Zentimeter hoher Damm aufgeschüttet.
Weil nach starken Regenfällen das Wasser an der Kreuzung der Köngener Straße mit der Hohenstaufenstraße ungehindert in den Ort schießen kann, müssen auch dort die Einläufe in die Kanalisation optimiert und möglicherweise eine Abflussrinne quer über die Straße gezogen werden – Kosten: 70 000 Euro. „Das Problem ist, dass die Straße an dieser Stelle sowohl von Autos, als auch von Radfahrern und Fußgängern genutzt wird“, beschreibt Deizisaus Bürgermeister Thomas Matrohs die Aufgabe, die ebenfalls in diesem Jahr gelöst werden soll.
Einen großen Nutzen im Kampf gegen mögliche Überflutungen verspricht sich der Deiziauer Verwaltungschef auch vom bereits geänderten Einlauf des Gsaidbachs in seine Verdolung, dort wo der Bachwiesenweg in die Kirchstraße einmündet. Im vergangenen Sommer hatte sich der Schmutzfangrechen am Einlauf derart schnell zugesetzt, dass das Wasser ungehindert in die Kirchstraße und die Gutenbergstraße schoss und dort Keller überflutete. Inzwischen wurde der Rechen vergrößert, wodurch er sich nicht mehr so schnell zusetzt. Zusätzlich sind entlang des Gsaidbachs Rückhalteflächen angedacht.
Nicht ganz unproblematisch ist die sogenannte Maßnahme Berghof, für die sich eine Kostenschätzung auf 615 000 Euro beläuft. Zwar stehen genauere Untersuchungen des Ingenieurbüros aus, doch könnten entlang des Betonwegs zwischen Achalmstraße und Köngener Straße ein kleiner Damm oder andere Schutzvorkehrungen notwendig werden. Das Problem: Das dafür benötigte Gelände – ein 15 Meter breiter Streifen entlang des Betonwegs – gehört der Gemeinde, doch hat sie die Flächen an Eigentümer der angrenzenden Wohnhäuser verpachtet.
Obwohl es der Pachtvertrag laut Matrohs untersagt, wurden die Gärten zum Betonweg hin mit Zäunen, Hecken und anderen Pflanzen abgegrenzt, die nun womöglich weg müssen. „Früher war dort die Südumfahrung Deizisaus angedacht“, erklärt Matrohs, weshalb die Grundstücke der Gemeinde gehören. „Die entsprechenden Pläne sind längst in Schubladen verschwunden und werden wohl nie wieder herausgeholt.“ Deshalb müsse der Gemeinderat abwägen, ob und wie die notwendigen Eingriffe finanziell ausgeglichen werden. „In jedem Fall steht der Hochwasserschutz für uns im Vordergrund“, betont der Bürgermeister. Auf die Pächter möchte die Verwaltung dann zugehen, wenn konkretere Planungen für den Hochwasserschutz vorliegen.
kai / Foto: Andreas Kaier